Intrigant oder Intrige?
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Grüne Europa-Kandidatin in Österreich unter Druck: Intrigant oder Intrige?

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Spitzenkandidatin Lena Schilling.
Spitzenkandidatin Lena Schilling. © IMAGO/Andreas Stroh

Die österreichische Europa-Spitzenkandidatin der Grünen steht schwer unter Druck.

Im Januar waren Österreichs Grüne voller Stolz, glaubten sie doch, einen ganz großen Fisch an Land gezogen zu haben. Lena Schilling, so verkündeten sie, werde die Partei als Spitzenkandidatin im Europa-Wahlkampf anführen. In der Alpenrepublik kennt fast jeder die 23-Jährige als Gesicht von „Fridays for Future“.

Schilling galt als Ausnahmetalent, ebenso empathisch wie klug, leidenschaftlich und radikal konsequent in ihrer Mission. Bis in der vergangenen Woche ein Artikel erschien, in dem viel Recherche steckte. Die seriöse Zeitung „Der Standard“ schrieb in vorsichtiger Wortwahl, dass viele unterschiedliche Personen aus Schillings Umfeld ihr „manipulatives Verhalten“ und ein „problematisches Verhältnis zur Wahrheit“ vorwerfen.

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Seitdem kocht es in Wien, einige Behauptungen sind sehr hart. Stimmen sie, steht Schilling als intrigante und systematische Lügnerin da. So habe sie über eine – ehemals – sehr gute Freundin behauptet, diese sei von ihrem Ehemann massiv geschlagen worden und habe deshalb eine Fehlgeburt erlitten. Dem Ehepaars zufolge ist nichts davon wahr. Sie erwirkten, dass Schilling im April eine Unterlassungserklärung unterzeichnet und sich verpflichtet hat, die Behauptung nicht zu wiederholen, bewährt mit 20 000 Euro Strafe fällig.

Ein anderer Fall: Gegenüber einem grünen Abgeordneten im Nationalrat soll Schilling bei einer Feier beklagt haben, dass sie von einem Journalisten sexuell belästigt werde. Dies ging so weit, dass der Parlamentarier auf den Journalisten losging und sie sich prügelten. Der Abgeordnete trat danach zurück, der Arbeitgeber des Journalisten veranlasste eine Untersuchung. Ergebnis: keine Anzeichen für Belästigung. Weiter soll Schilling diverse Behauptungen über intime Verhältnisse politischer Persönlichkeiten gemacht haben.

Die Vorwürfe, die am wenigsten klar sind, betreffen Schillings Engagement bei „Fridays“. Innerhalb der Gruppe soll sie sich manipulativ verhalten haben.

Was sagen die Grünen und Schilling selbst dazu? Beide reagieren auf Anfragen dieser Zeitung nicht. In öffentlichen Auftritten wurden die Vorwürfe heruntergespielt und als bösartige Inszenierung kritisiert. Auf die konkreten Vorwürfen geht von grüner Seite niemand ein. Schilling beansprucht ein „Recht auf Privatleben“, um die Freundin habe sie sich Sorgen gemacht.

Der „Standard“ erklärte, Grundlage der Veröffentlichung seien Gespräche mit 50 Personen gewesen. Deren Identität gab die Zeitung nicht preis, in der Diskussion werden sie aber teils öffentlich. Der in die Prügelei involvierte Ex-Abgeordnete Clemens Stammler erklärte, seine Gewalttätigkeit sei ein großer Fehler gewesen, die Fraktionsspitze habe aber verheimlicht, was der Auslöser dafür war.

Und auch Veronika Bohrn-Mena, die angeblich unter häuslicher Gewalt leidende Frau, und ihr Ehemann gingen an die Öffentlichkeit. Sie postete entsetzt, Schilling habe anderen „in sehr blumiger Ausführung“ von der angeblichen Gewalt erzählt. Der beschuldigte Ehemann bekundete „schockiert“ zu sein, sich aber auch „große Sorgen“ um Schilling zu machen.

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