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Du hast Lust, Gelände zu bauen, aber weißt nicht, wie du anfangen sollst? Du bist gern kreativ und möchtest dich inspirieren lassen? Du suchst nach einem Medium, das du schnell zur Hand nehmen und auf dem Basteltisch liegen lassen kannst? Dann ist Miniaturgelände bauen Vol. 1 vielleicht etwas für dich.

Das Internet ist voll von Bauanleitungen und Tutorials rund um das Thema Geländebau. Auf Videoplattformen gibt es diese genauso wie über kostenpflichtige Abosysteme oder auch auf Social-Media. Philipp und Maria Preiser haben in unserer schnelllebigen Zeit einen anderen Weg gewählt und mit Miniaturgelände bauen Vol. 1 ein Buch herausgebracht, welches als Anleitung, aber auch als Anregung dient. Nach erfolgreicher Finanzierung über Crowdfunding ist das Buch nun auch im Handel erhältlich und wir haben es uns für euch angesehen.

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Der erste Eindruck

Miniaturgelände bauen Vol. 1 ist ein Hardcover-Buch und umfasst 230 Seiten in Vollfarbe. Der Einband ist ansprechend gestaltet und macht sofort Lust darauf, im Buch zu stöbern. Als erstes fällt angenehm auf, dass das Buch problemlos aufgeschlagen liegengelassen werden kann, ohne dass es Gefahr läuft, zuzuschlagen oder zu verblättern. Ein Einsatz direkt am Basteltisch ist also gut möglich. Das Papier fühlt sich wertig an, ist dabei aber dünn genug, um sich problemlos umblättern zu lassen. Das Inhaltsverzeichnis ist übersichtlich gestaltet, sodass man sich gut zurechtfindet. Einen Index gibt es nicht, dieser ist aber auch nicht notwendig.

Das ganze Buch ist umfangreich bebildert und die Fotos sind von hoher Qualität. Besonders bei der Präsentation der fertigen Geländestücke wurde sich hier viel Mühe gegeben. Allerdings wirken diese zum Teil etwas düster und durch starken Schattenwurf kommt zwar eine gute Atmosphäre auf, doch bleiben einige Details so verborgen.

Der Aufbau

In einer kurzen Einleitung werden zunächst die Themen vorgestellt und es gibt Tipps und Hinweise zur Nutzung des Buches.

Das Buch ist in vier Themengebiete für Gelände unterteilt, welche wiederum in bis zu vier Kategorien unterteilt sind. Eine Bastelanleitung ist ein gut bebilderter Schritt-für-Schritt-Vorgang, welcher den Bau eines Geländestückes detailliert erklärt. Bei Bemalung und Begrünung dreht sich alles um die farbliche Gestaltung und das Finalisieren der gebauten Geländestücke. Hier wird das Vorgehen am Beispiel erklärt, was sich dann aber auf verschiedene Modelle anwenden lässt. Steckbriefe erweitern das Repertoire um spezielle Techniken, welche wieder anschaulich erklärt werden. Bei den Intermezzos handelt es sich um kleine Projekte, die wiederum als Basis für eigene Ideen dienen können.

Zusätzlich sind an einigen Stellen Hobbytipps in Kästen untergebracht, die für weiteren Input sorgen, und Querverweise mit Seitenangabe führen die Lesenden schnell an die Stellen, wo besondere Techniken erklärt werden.

Das Wilde Land

In diesem Abschnitt wird der Bau von Geländestücken erklärt, welche sich am besten im Fantasy-Bereich nutzen lassen. Aber auch für Science-Fiction-Spiele können sie gegebenenfalls mit leichter Variation eingesetzt werden. Wie der Name schon sagt, geht es hier vor allem um Wälder und Gebäude, Objekte oder Ruinen, die in solch einer Umgebung stehen könnten.

Dracheneier

Den Anfang machen die Dracheneier aus Styropor, welche als Bastelanleitung vorliegen. Zu Beginn werden alle benötigten Materialien und Werkzeuge aufgelistet, wobei hier zum Teil auch mögliche Alternativen vorgeschlagen werden. Besonders erfreulich ist, dass hier nichts benutzt wird, was schwer aufzutreiben ist. Auch auf teure Spezialwerkzeuge wird verzichtet. Weiter zeigt sich, dass das Buch einen aufbauenden Charakter hat. Es werden also sich wiederholende Techniken erklärt, welche bei anderen Projekten auch wieder zum Einsatz kommen. Hier wurde sicherlich nicht zufällig ein recht simples, aber dennoch sehr ansehnliches Geländestück für den Anfang gewählt.

Der Tote Wald

Weiter geht es mit einer Bastelanleitung für einen toten Wald. Auch hier wird wieder Schritt für Schritt erklärt, wobei das Gezeigte auf verschiedene Weisen angewandt werden kann. Es muss sich als nicht sklavisch an die Beispielvorlage gehalten werden. Man kann sich also frei mit Styropor, Feinspachtel, Zweigen und allerlei Streumaterial austoben, um eigene Welten zu kreieren.

Farbtafeln helfen bei der Bemalung.

Um die so entstandenen Geländestücke abzuschließen, wird im Abschnitt Die Farbe des Waldes erklärt, wie ihnen mit Farbe, Streu und Tufts Leben eingehaucht werden kann. Besonders hilfreich sind hier kleine Farbtafeln, auf welchen neben dem Namen der verwendeten Farbtöne auch die Farbe selbst abgebildet ist, um so eine Referenz zu haben. So können problemlos Farben verschiedener Hersteller verwendet oder die Farbtöne selbst gemischt werden. Wie schon bei den Bastelanleitungen wird auch hier Schritt für Schritt vorgegangen und Bilder veranschaulichen den Ablauf.

Dauword’Rode

Einen ganzen Weiler aus Nurdachhäusern kann man mit der Bastelanleitung für Dauword’Rode bauen. Bei dieser Anleitung kommen zum ersten Mal Templates, also Schablonen, zum Einsatz. Diese finden sich als Kopiervorlage am Ende des Buches. Die Templates sind so aufgebaut, dass sie von einer Vorlage für verschiedene Gebäude genutzt werden können. Das spart Platz im Buch. Wer nicht umständlich aus dem Buch kopieren möchte, kann sich aber auch eine PDF per E-Mail anfordern. Mit den Templates werden die Grundformen auf Wellpappe übertragen, welche dann ausgeschnitten wird. Eisstiele, Holzreste und Zweige sorgen für ein stimmiges, schratiges Aussehen.

Gebäude mit verschiedenen Materialien

Als nächstes folgen im Buch drei Steckbriefe, welche den Bau von Gebäuden aus verschiedenen Materialien thematisieren.

Die Kapelle Unlannen wird mit Hilfe von Templates und Schaumpappe gebaut. Hier werden das Prägen von Schaumstoff und die Grenzen dieser Technik erklärt. Als Alternative werden die Applikation von Teilen aus Karton und Hartschaum aufgezeigt.

Das Mausoleum wird, wie schon Dauword’Rode, aus Wellpappe gebaut. Aber wie im vorherigen Abschnitt erklärt, kommen auch hier Applikationen für mehr Tiefe zum Einsatz.

Verschiedene Materialien kommen zur Anwendung.

Die Ruinen von Moorstedt machen einen Ausflug in die Verwendung von Gussformen aus Silikon. Die Formen für dieses Modell können über Etsy erworben werden und machen somit eine weitere Investition notwendig. Es werden hier aber grundlegende Vorgehensweisen erklärt und auch gezeigt, wie die Originale für den Abguss vorbereitet wurden. Nur das Erstellen eigener Formen wird an dieser Stelle nicht erläutert, sondern nur kurz erwähnt.

Als kleines Intermezzo bildet der Bau eines Schädeltotems aus Balsaholz den Abschluss des wilden Landes. Hier wird auf zwei Seiten knackig erklärt, wie kleine Deko-Objekte einfach hergestellt werden können.

Keller von Eisenstein

Im nächsten Abschnitt von Miniaturgelände bauen Vol. 1 dreht sich alles um das Erstellen von modularen Dungeons. Mit jeweils einer Bastelanleitung werden hier die Verwendung von Hartschaum und Pappe beziehungswiese Schaumpappe als Baustoff erläutert. Natürlich kommen auch hier die bereits erklärte Technik des Prägens und Applikationen vor. Am Ende des Buches sind die für den Bau der Dungeons benötigten Kopiervorlagen für die Templates zu finden. So kann man mit ein wenig Fleiß die nächste Runde Dungeons & Dragons im selbstgestalteten Kerker bestreiten.

Auch die Keller von Eisenstein erhalten eine eigene Anleitung zum Bemalen, bei der wieder die praktischen Farbtafeln genutzt werden. Neben der Grundbemalung kommen auch einfache Weathering-Effekte zum Einsatz, die dem Dungeon mehr Leben einhauchen.

Es gibt viele Wege, um Felsen darzustellen.

Michael Martin vom Tabletop Workshop hat einen Gastartikel beigetragen. Der Autor mehrerer Bücher und Hersteller des Modular Dungeon aus Stewalin erklärt seine Herangehensweise an Geländebau-Projekte. Dieser Artikel nimmt allerdings keinen Bezug auf die vorher behandelten modularen Dungeons und ist somit losgelöst davon zu betrachten.

Auch das nächste Intermezzo hat nichts mehr mit Dungeons zu tun. Dafür wird hier wieder kurz gezeigt, wie mit verschiedenen Materialien einfache Modellfelsen gebaut werden können.

Lostria

Ab in den Dschungel.

In diesem Abschnitt wird der Bau von Dschungel-Gelände thematisiert, welches sich vielseitig einsetzen lässt – egal, ob es um einen Seraphon-Spieltisch für Age of Sigmar, eine Catachaner-Platte für Warhammer 40.000 oder ein Piraten-Gelände für Freebooter‘s Fate geht.

Die Säbelzahnklippen

Dieses einfache Geländestück wird grob aus Styropor geschnitzt und mit einer Mischung aus Farbe, Feinspachtel und Holzleim verputzt. Nach der Bemalung und Begrünung erhält man ein sehr stimmungsvolles Streugeländestück. Mehrere davon kombiniert oder auch ein großer Felsen auf einer entsprechenden Base können gut als Sichtblocker und Deckung genutzt werden.

Schädelfelsen aus Ton

Wir schnitzen uns einen Schädel.

In einem kurzen Intermezzo wird hier gezeigt, wie man mit lufthärtendem Ton auf einem Kern aus Hartschaum einen Schädelfelsen modellieren kann. Hierbei wird erst die grobe Grundform modelliert und geprägt. Nach dem Trocknen wird mit einem Bastelmesser die Struktur noch etwas kantiger gemacht. Das fertig begrünte Geländestück macht wirklich etwas her.

Das Piratenversteck

In diesem Steckbrief wird das bisher größte und aufwendigste Geländestück hergestellt. Hierbei handelt es sich weniger um eine direkte Schritt-für-Schritt-Anleitung, sondern eher um einen Projektleitfaden, in welchem trotzdem neue Techniken erläutert werden. So wird erläutert, wie ein Projekt zunächst skizziert und geplant wird. Dann werden mehrere Komponenten, bei welchen zum Teil als Kopiervorlage enthaltene Templates eingesetzt werden, gebaut und schließlich zu einem großen Geländestück zusammengefügt. Dieses Projekt richtet sich eher an erfahrene Bastler*innen, beziehungsweise sollten Leser*innen des Buches im Vorfeld ein paar der anderen Geländestücke gebaut haben, bevor sie sich an das Piratenversteck wagen.

Die Grüne Hölle

Beeindruckende Effekte mit einfachen Mitteln.

Im Bemal- und Begrünungsteil dieses Buchabschnittes erhält man eine große Menge an Gestaltungsideen. Mit den schon bekannten Farbtafeln wird gezeigt, wie Dschungelpflanzen aus Kunststoff durch eine zusätzliche Bemalung aufgewertet werden können. Besonders gefallen haben uns die Techniken, um aus Kokosfasern oder Fäden in Kombination mit Klebstoff und Schaumstoffgranulat Lianen und anderer rankender Bewuchs dargestellt werden kann. Mit dem Rezept für eine Vegetationspaste lässt sich weiterer dichter Bewuchs darstellen.

Die Stufenpyramide

Den Abschluss des Lostria-Abschnittes bildet ein Intermezzo zum Bau einer Stufenpyramide. Hier wird wieder auf mehrere um Vorfeld gezeigte Techniken zurückgegriffen. Den Kern der Pyramide bilden dabei mehrere zurechtgeschnittene Platten aus Hartschaum. Die Wanddetails und weitere Objekte werden mit Hilfe von in Silikonformen gegossenem Stewalin angefertigt. Dieses Intermezzo kann wohl am ehesten als Anregung betrachtet werden. Das Geländestück selbst ist zu komplex, um es ohne weitere Recherche oder Vorkenntnisse so nachzubauen.

Sector XII13CX

Der Sector XII13CX führt uns in die dystopische Zukunft und Spieler*innen von Warhammer 40.000 oder Grimdark Future werden hiermit ihre Freude haben.

Ruinenschlachtfeld

Mit der Bastelanleitung für das Ruinenschlachtfeld können gotische Ruinen für die düstere Zukunft gebaut werden. Mit Schaum- oder Wellpappe und Templates können diese in einem Baukastenprinzip kombiniert werden. Die Wandsegmente sind hierbei immer vollständig, sodass Zerstörungen selbst eingearbeitet werden müssen. Dies sorgt aber auch dafür, dass keine Ruine identisch ist. Auch hier wird wieder Schritt für Schritt erklärt, wie die Teile ausgeschnitten und zusammengefügt werden. So lassen sich problemlos auch mehrstöckige Gebäude erstellen. Neben den Grundwänden und Stützpfeilern sind auch Templates für Applikationen und Bodenfliesen vorhanden, was den Modellen mehr Struktur verleiht.

Der Geschützturm

Wie der Geschützturm gebaut wird, erklärt ein Steckbrief. Im Grunde erfolgt der Zusammenbau wie auch bei den Ruinen mit Templates, welche auf Schaum- oder Wellpappe übertragen werden. Für das Geschütz wird ein Panzerturm eines Fahrzeugs verwendet. Diesen muss man allerdings natürlich zur Verfügung haben. Findige Bastler*innen werden aber sicher auch hier einen Weg finden, sich einen Turm zu bauen, der nicht von einem gerade nicht benötigten Panzer stammt.

Panzertür

Diese Bastelanleitung ist kurz und knackig. Fast drängt sich ein wenig das Gefühl auf, dass sie auch überflüssig ist. Der Bau der Panzertür mit Hilfe von Templates ist sehr simpel und greift im Grunde auf die bereits verwendeten Techniken zurück. Dies hätte wohl auch in eine andere Anleitung integriert werden können.

Außenposten der Orks

Mit dem Steckbrief zum Bau eines Außenpostens der Orks schließt Miniaturgelände bauen Vol. 1 ab. Anders als bei den anderen Gebäuden gibt es hier keine Templates. Stattdessen werden die Umrisse direkt auf Wellpappe übertragen. Da ein Ork-Gebäude kein architektonisches Meisterwerk ist, kommt es hier auch nicht auf den Millimeter an. Nachdem die Wände zusammengeklebt sind, wird das Gebäude mit Feinspachtel grob verputzt und mit allerlei Teilen aus der Bits-Box, Holz, Gussrahmenresten und Plastikkarton beklebt. Dies führt zu einem orkigen Flair.

Die harten Fakten:

  • Autor*innen: Philipp Preiser, Maria Preiser
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Sprache: Deutsch
  • Preis: 49 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel

 

Fazit

Mit Miniaturgelände bauen Vol. 1, welches initial in einem Kickstarter realisiert wurde, erhält man ein gut strukturiertes Hardcover-Buch mit jeder Menge schöner Bilder und gut erklärten Bauanleitungen. Für Gebäude sind Kopiervorlagen enthalten, mit denen Schablonen für die Übertragung auf Well- oder Schaumpappe erstellt werden können. Darüber hinaus gibt es viele Anregungen und Ideen, um eigen Projekte umzusetzen und auch praktische Tipps und Hinweise rund um den Geländebau sind enthalten. Die gezeigten Geländestücke decken mehrere Themengebiete ab und somit sollte fast jede*r auch etwas Passendes für sich finden. Das Buch lässt sich problemlos am Basteltisch aufschlagen und bleibt dann genau so liegen, wie man es platziert hat. Dadurch lässt es sich auch während des Bastelns verwenden und man muss nicht gesondert nachschlagen.

Einige werden sich sicherlich fragen, ob in den Zeiten von Videoplattformen und Social Media ein Buch noch zeitgemäß ist. Wir zumindest können dies mit einem klaren Ja beantworten. Wer aber kein Freund von Büchern ist, sollte sich die 49 EUR vielleicht sparen. Alle anderen bekommen für ihr Geld aber ein nützliches Hilfsmittel, welches sich sowohl für Anfänger*innen als auch für Fortgeschrittene eignet. Doch das Buch ist auch eine schöne Lektüre, um die eigene Kreativität zu fördern.

  • Schritt-für-Schritt-Anleitungen
  • Für Anfänger*innen und Fortgeschrittene geeignet
  • Tolle Bilder

 

  • Manche Bilder sind etwas düster


Artikelbilder: © Philipp Preiser, Maria Preiser

Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Alexa Kasparek
Fotografien: Dennis Rexin

Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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