Johnny Cashs Album „Songwriter“: Dokument einer Transformation

Popkultur

Johnny Cashs neues Album „Songwriter“: Ein Dokument der popkulturellen Transformation einer Legende

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Johnny Cash in seinem Heimstudio
Foto: Beth Gwinn/Redferns/Getty Images

Am 28. Juni 2024 erscheint mit Songwriter ein brandneues, posthumes Studioalbum der Country-Ikone Johnny Cash. Songwriter ist aber viel mehr als nur ein Album mit Studio-Leftovers. Vielmehr ist es ein Zeitzeugnis eines wichtigen Übergangs in der Karriere von Johnny Cash – einer, der ihn nach einer Phase des kulturellen Leerlaufs relevanter denn je machen sollte.

von Markus Brandstetter

Tauche mit unserer Playlist in Johnny Cashs Spätwerk ein:

Die Stücke, die letztendlich auf Songwriter landeten, schrieb Johnny Cash in verschiedenen Jahrzehnten. Manche gehen bis in die 1970er-Jahre zurück, manche haben ihren Ursprung in den 1990er-Jahren. Ins Studio ging der „Man in Black“ mit den Songs und Band im Jahr 1993. Eigentlich wäre es ja bereits ein quasi fertiges Album gewesen – allerdings kam dann der Lauf der Geschichte dazwischen.

Amerikanische Legende mit Leerlauf

Wir erinnern uns: Johnny Cash galt zwar als US-amerikanische Legende, hatte aber auch eine Zeit, in der es mit seiner Karriere nicht besonders lief. Für viele galt Cash eher als Star von gestern, als einer, der vom Ruhm vergangener Tage zehrte. Cash, das wusste er selbst am besten, brauchte etwas, das ihn wieder nach vorne katapultierte. Dorthin, wo er stets hingehörte. Etwas, das ihn aus diesem popkulturellen Leerlauf wieder rausholte. Die Geschichte wollte es, dass dies Produzent Rick Rubin sein würde. Kurz nach der Songwriter-Aufnahmesessions trafen nämlich Cash und Rubin aufeinander – und beschlossen, gemeinsam an den American Recordings zu arbeiten, jenen Studioalben, auf denen Cash im ganz reduzierten Akustikrahmen die Songs anderer Künstler*innen coverte und zu seinen eigenen machte.

Der Grund, warum die Sessions nie veröffentlicht wurde

Weil es schnell klar war, dass Cash und Rubin hier einer großen Sache auf der Spur waren, die Johnny Cashs Karriere nicht nur wiederbeleben, sondern auf ein neues Level hieven würde, beschloss Cash, die Sessions nicht zu veröffentlichen und sich auf die Arbeiten mit Rubin zu konzentrieren. Die Bänder verschwanden also in irgendeiner Schublade – und wurden nicht mehr gesehen.

Ein paar Jahrzehnte später entdeckte Cashs Sohn John Carter die Aufnahmen aber wieder und beschloss, sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zuvor galt es aber noch, die Bandtracks neu einzuspielen. Dafür tat er sich mit Cashs langjährigem Engineer Fergie zusammen. Die ursprüngliche Klangqualität, so Carter, sei einfach nicht gut und zeitlos genug gewesen. Es wurde eine neue Band zusammengestellt, die die Tracks neu einspielte. Zentrale Rollen spielten Gitarrist Marty Stuart und der verstorbene Kontrabassist Dave Roe, beides langjährige Wegstreiter von Cash.


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Songwriter legt den Fokus auf Cash als Songwriter

Songwriter legt den Fokus auf Johnny Cash als Liedautor. Auf den American Recordings sang Cash in erster Linie die Lieder anderer. Seinem Sohn John Carter war es deshalb umso wichtiger, historisch einzuzementieren, wie groß sein Vater als Songwriter war. „Ich wollte, dass es Songs sind, die die meisten Leute noch nicht gehört haben, und die der Person, die er als Songwriter war, und der amerikanischen Stimme, die er war, besondere Aufmerksamkeit schenken“, erklärt Carter. „Einer meiner wichtigsten Schwerpunkte in den letzten zehn Jahren war es, dafür zu sorgen, dass die Geschichte, so gut es mir möglich ist, die Gelegenheit bekommt, ihn als den großen Songwriter wahrzunehmen, der er ist. Bob Dylan sagt, er sei einer der größten Songwriter der gesamten amerikanischen Musik, und ich stimme ihm zu. Das möchte ich in den Vordergrund stellen.“

Was würde Johnny Cash tun?

Musikalisch habe man beschlossen, so rudimentär wie möglich zur Sache zu gehen. Man sei zu den Wurzeln zurückgekehrt und habe versucht, nichts künstlich zu erhöhen. „Wir haben den Sound so gebaut, als ob mein Vater im Raum wäre. Wir beide, Fergie und ich, haben tausende von Stunden mit Dad im Aufnahmestudio verbracht, also haben wir einfach versucht, so zu tun, als ob er da wäre: WWJCD?“ [What would Johnny Cash do?]

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