Uckermärker gedenken jener, die Deutschland vom Hitlerfaschismus befreit haben
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8. Mai 1945

Uckermärker gedenken jener, die Deutschland vom Hitlerfaschismus befreit haben

Uckermark / Lesedauer: 3 min

Auf eindrückliche Weise wurde in der Region der Befreiung vom Nationalsozialismus und der Menschen, die dabei ihr Leben gaben, gedacht. Mit sorgenvollem Blick in die Gegenwart.
Veröffentlicht:08.05.2024, 19:00

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Am 8. Mai vor 79 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Deutschland wurde vom Nationalsozialismus und Hitler-Faschismus befreit. In den Städten Templin, Prenzlau, Angermünde und Schwedt wurden der Ereignisse im Mai 1945, aber auch jener Entwicklungen, die zum Zweiten Weltkrieg führten, auf vielfältige Weise und von verschiedenen Akteuren gedacht. In Angermünde hatten Bürgermeister Frederik Bewer und Wolfgang Rall vom "Bürgerbündnis für eine gewaltfreie, tolerante und weltoffene Stadt" gemeinsam zu einer Veranstaltung an den beiden Mahnmalen im dortigen Friedenspark aufgerufen. Am Abend wurde im "Haus Uckermark" der Antikriegsfilm "Die Brücke" des Regisseurs Bernhard Wicki gezeigt und diskutiert. 

Anlässlich des Tages der Befreiung am 8. Mai 1945 gedachten am VVN-Denkmal in Templin rund 50 Menschen der Opfer des Naziregimes.
Anlässlich des Tages der Befreiung am 8. Mai 1945 gedachten am VVN-Denkmal in Templin rund 50 Menschen der Opfer des Naziregimes. (Foto: Horst Skoupy)

"Kundgebung gegen Rechts"

In Templin hatte die Gruppe "UMdenken" in Kooperation mit der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) Uckermark/Barnim zum Gedenken an die Opfer des NS-Regimes am dortigen VVN-Denkmal und anschließend zu einer "Kundgebung gegen Rechts" auf dem Marktplatz aufgerufen. Unter anderem anhand von Tonbandaufnahmen mit Stimmen von Überlebenden erinnerten die Initiatoren daran, dass Menschen während des nationalsozialistischen Regimes zwischen 1933 und 1945 aufgrund ihrer Ethnie, ihrer politischen Einstellung, ihrer Widerständigkeit und ihres Menschseins verfolgt worden sind. "Leider ist die Gefahr eines neuen Faschismus in Deutschland so groß wie lange nicht mehr. Die AfD, die ihren Rechtsaußen-Kurs schon lange nicht mehr verschweigt, liegt in Umfragewerten vorn", erklärte Ilona Frank von "UMdenken".

Doch auch unter der derzeitigen Bundes- sowie Landesregierung würden „Gesetzesverschärfungen durchgesetzt und menschenrechtsverletzende Abschiebungen“ durchgeführt: „Anstatt die Probleme jahrzehntelanger verfehlter Politik an der Wurzel zu packen, werden sie auf den Rücken der Schwächsten ausgetragen.“

"Es gibt nie einen guten Krieg ..."

"Es gibt nie einen guten Krieg oder einen schlechten Frieden" zitierte der zweite Prenzlauer Beigeordnete Dr. Andreas Heinrich (parteilos) am Ehrenmal der Sowjetarmee im Stadtpark Benjamin Franklin, dem Gründungsvater der Vereinigten Staaten. Die Marienkirche und die Heiliggeist-Kapelle in der Kreisstadt würden die heute Lebenden stets daran erinnern, dass die Zerstörung einer Stadt in wenigen Stunden oder Tagen erfolgen könne, ihr Wiederaufbau aber Jahrzehnte und Jahrhunderte dauere.

Deutlicher Bezug zu aktuellen Geschehnissen

"Schon allein das ist ein überaus deutlicher Bezug zu den aktuellen Geschehnissen in Europa und der Welt", betonte Heinrich. Er dankte allen vier Alliierten, dass sie dem grausamen Krieg vor 79 Jahren ein Ende setzten. Heute befinde man sich im dritten Kriegsjahr des Überfalls Russlands auf die Ukraine.

Zu den Teilnehmern an der Gedenkveranstaltung im Prenzlauer Stadtpark gehörte neben Bürgern und Kommunalpolitikern auch Oliver Breithaupt, Geschäftsführer des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Landesverband Brandenburg.
Zu den Teilnehmern an der Gedenkveranstaltung im Prenzlauer Stadtpark gehörte neben Bürgern und Kommunalpolitikern auch Oliver Breithaupt, Geschäftsführer des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Landesverband Brandenburg. (Foto: Heiko Schulze)

"Dennoch sollte diese Situation nicht dazu verleiten, sowjetische Denkmale wie dieses hier abzubauen oder zu schleifen", nahm er Bezug zu wiederholten Schmierereien an diesem Denkmal, das zugleich letzte Ruhestätte von Soldaten ist, die ihr Leben im Kampf gegen Hitler-Deutschland gegeben haben: "Wir lassen es nicht zu, dass für tagespolitische Ansichten Tote herhalten sollen."

Sinnloser Angriff auf Erinnerung

Die Herabwürdigung von Gräbern stelle einen sinnlosen Angriff auf die Erinnerung und das Gedenken an Menschen dar. "Wer Tote und ihre Gräber für die Probleme der Gegenwart benutzt, ist nicht nur feige. Er vergreift sich an einer von ihm nicht erlebten Vergangenheit der Toten, um diese für seine eigene Dummheit ein zweites Mal sterben zu lassen." Jene, denen man gedenke, seien einfache Menschen und Soldaten gewesen, die "für das Jahrtausende währendes Unvermögen dieser Spezies Mensch, ihre politischen, religiösen oder sonstige Konflikte nicht mit dem Instrument 'Mord' lösen zu wollen", mit ihrem Leben bezahlen mussten.

"Politiker an die Front"

Anhand von Zitaten verschiedener Persönlichkeiten zu politischen Konflikten begründete Heinrich, warum im Leben nichts nur schwarz oder weiß sei: "Die Bekenntnisse zum Frieden sind so vielschichtig wie die Menschen. Bekenntnisse zum Krieg haben dagegen immer etwas Schlichtes, Unmenschliches." Gleichzeitig zitierte Heinrich in seiner Rede auch diese Volksweisheit: "Politiker an die Front - dann gibt es keine Kriege mehr."

Vertreter des "Friedensbündnisses Norddeutschland" nahmen ebenfalls an der Gedenkveranstaltung am Prenzlauer Ehrenmal, der zugleich ein Friedhof für gefallene Sowjetsoldaten ist, teil.
Vertreter des "Friedensbündnisses Norddeutschland" nahmen ebenfalls an der Gedenkveranstaltung am Prenzlauer Ehrenmal, der zugleich ein Friedhof für gefallene Sowjetsoldaten ist, teil. (Foto: Heiko Schulze)

An der Gedenkveranstaltung in Prenzlau nahmen auch Vertreter des Friedensbündnisses Norddeutschland aus der Uckermark und Neubrandenburg teil, die unter anderem ein Transparent "Dank Euch, Ihr Sowjetsoldaten" mit sich führten. "Es gibt keinen Krieg ohne Vorgeschichte", betonte Helga Hobohm und Antje Acksel, die zu dieser Abordnung gehörten. Sie plädierten für Verhandlungslösungen, "damit das Sterben in dieser Welt" aufhöre.