"Es ist das falsche Zeichen": Darum hagelt es wieder Kritik an der IAA in München | Abendzeitung München

Kritik an der IAA 2025 in München: "Es ist das falsche Zeichen"

Keine reine Auto-Show – das war der Wunsch des Rathauses. Doch jetzt spart München ausgerechnet an nachhaltigen Formaten rund um die Automesse IAA. Die Kritik ist groß.
| Christina Hertel
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Die IAA macht sich in München auf den großen Plätzen breit – etwa vor der Staatsoper. Gleichzeitig will die Stadt während der Messe aber nur kleinere Projekte zur Verkehrswende fördern. Das sehen Umweltverbände kritisch.
Die IAA macht sich in München auf den großen Plätzen breit – etwa vor der Staatsoper. Gleichzeitig will die Stadt während der Messe aber nur kleinere Projekte zur Verkehrswende fördern. Das sehen Umweltverbände kritisch. © imago

München - Innovativ und nachhaltig – so stellten sich die Grünen den Mobilitätskongress vor, als sie ihn 2020 beantragten. Er sollte parallel zur Internationalen Automobilausstellung IAA stattfinden. Alles sollte sich dort um ökologische und innovative Mobilitätskonzepte drehen, damit die Messe eben keine reine Werbeveranstaltung für die Autobranche wird.

Zweimal hielt die Stadt den Mobilitätskongress bisher ab. Eine weitere Wiederholung bei der nächsten IAA 2025 wird es allerdings nicht geben. Vergangene Woche haben Grüne und SPD den Mobilitätskongress gestrichen. Gleichzeitig haben sie sich auch von einem bislang noch nicht näher definierten Großprojekt, das im Rahmen der IAA stattfinden sollte, verabschiedet. Grund für die Kürzungen ist die desolate Finanzlage der Stadt. Die Kritik von Umweltorganisationen ist groß. "Es ist das falsche Zeichen", sagt Katharina Horn, die Chefin es Bund Naturschutz in München. Zwar findet sie, dass der Kongress Potenzial für Verbesserungen gehabt hätte. Doch jetzt bleibt aus ihrer Sicht der Eindruck: Die Autobranche darf sich ausbreiten, an der Verkehrswende wird gespart. Zumal: "Die Grünen stimmten damals nur zu, dass die IAA nach München kommen darf, wenn es den Mobilitätskongress gibt."

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1,4 Millionen Euro für das ökologische Nebenprogramm zur IAA in München?

Alleine die Organisation und die Öffentlichkeitsarbeit für den Kongress sollte 550.000 Euro kosten. Außerdem unterstützte die Stadt während der IAA bürgerschaftliche Projekte. Dafür plante das Mobilitätsreferat zunächst noch einmal 850.000 Euro ein. Macht also 1,4 Millionen Euro für das ökologische Nebenprogramm zur IAA.

Grüne und SPD setzten den Rotstift an: Kein Mobilitätskongress mehr und auch kein Großprojekt zur Verkehrswende, das ursprünglich mit 300.000 Euro veranschlagt war. Übrig bleiben 400.000 Euro  für kleinere Projekte, plus 120.000 Projektunterstützung durch die Verwaltung und 50.000 Euro für Öffentlichkeitsarbeit. Damit könne vielleicht das "nächste Parklett" finanziert werden, ätzt Horn. Sprich: Paletten-Möbel auf Parkplätze. Doch Horn ist skeptisch, dass München mit solchen Projekten in puncto Verkehrswende weiterkommt.

Mit den 300.000 für ein großes Projekt hätte München zum Beispiel so etwas Ähnliches organisieren können wie die Summer Streets in New York, sagt Horn. An mehreren Wochenenden hintereinander ist da eine Strecke von zwölf Kilometern in Manhattan für den Autoverkehr gesperrt. Radfahrer, Skateboarder und Fußgänger können sich dann ausbreiten.

Ulrike Bührlen, die Chefin des Vereins Isarlust, der schon lange dafür kämpft, die Isarparallele von Autoverkehr zu befreien, nennt die Entscheidung des Stadtrats eine "verpasste Chance für die zukunftsfähige Mobilität". Sie hätte sich mit ihrem Verein wohl auf das Großprojekt beworben: "Wir haben geträumt von fahrradfahrenden Kindern auf der Isarparallele und entspanntem Flanieren in der Zweibrückenstraße."

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Grünen-Stadträtin Gudrun Lux, die sich eigentlich immer besonders für die Umverteilung von öffentlichem Raum engagiert, erklärt die Entscheidung so: "Angesichts der Haushaltslage müssen wir Prioritäten setzen." In diesem Fall sei die Abwägung "wirklich schmerzlich" gewesen – schließlich sei der Mobilitätskongress ein grün initiiertes Projekt und er sei zweimal sehr erfolgreich gelaufen. Allerdings: "Dass wir ihn 2025 aussetzen, zeigt, dass wir bereit sind, auch da zu sparen, wo es uns wehtut", so Lux. Sie betont, dass die Stadt die bürgerschaftlichen Projekte weiter unterstütze, "die vor Ort konkrete Verbesserungen zeigen".

Ähnlich äußert sich Andreas Schuster, der Rad-Experte der SPD. Auf dem Mobilitätskongress habe sich vor allem "Fachpublikum" getroffen. Menschen, die noch keine Experten in Sachen Verkehrswende sind, hat es laut Schuster eher nicht dorthin verschlagen. Gleichzeitig habe der Kongress nicht nur viel Geld, sondern auch viel Arbeitskraft im Mobilitätsreferat gebunden.

Auch ihm sind kleinere, dezentrale Projekte lieber – als ein großes Projekt. "Vielleicht bewerten wir die Sache für die IAA 2027 ja auch wieder anders", meint Schuster. Katharina Horn ist trotzdem unzufrieden. "In den Städten, wo die Verkehrswende klappt, steht der OB dahinter und muss nicht immer mit Kleinstprojekten rumfummeln." Sie hätte andere Ideen, wo man sparen könnte: Zum Beispiel beim Tunnel für BMW, den die Stadt im Münchner Norden bauen will.

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  • OnkelHotte am 15.05.2024 07:43 Uhr / Bewertung:

    Toll, was irgendwelche Verbände fordern und wo aktuell wenig Geld in Muc da ist. Das steckt halt in den bunten Radwegen (ironie) und Baustellen.
    Die Vereine können ja gerne selber zu einer Bank gehen, sich einen Kredit für ihr Projekt selber besorgen. Aber Das (selber Schulden aufnehmen) wollen se auch nicht, die Schulden soll wohl schön die Stadt, die Allgemeinheit tragen. Willkommen in der Realität

  • ClimateEmergency am 15.05.2024 10:43 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von OnkelHotte

    Aber Gefälligkeiten wie den milliardenschweren Tunnel für BMW ohne jegliche Aussicht auf einen Return of Jnvestment, dafür is Geld da.

    Das stinkt doch zum Himmel.

  • Leberkas am 15.05.2024 12:37 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von ClimateEmergency

    YES!! Da ist er wieder. Der, zu was für einem Thema auch immer, abgegebene Kommentar zu Ihrem BMW-Tunnel. 🤭
    Übrigens schreibt man "Investment" mit "I" und nicht mit "J". 🙄