Zukunft des Fünf-Seen-Filmfestivals: Helwig plant seinen Abschied
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Zukunft des Fünf-Seen-Filmfestivals: Helwig plant seinen Abschied

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Vor Beginn des Infoabends im Gautinger Breitwand-Kino (v.l.): Wilhelm Rodrian aus Gauting, die Starnberger Stadträtin Anke Henniger, Landtagsabgeordneter Johannes Becher, Bezirks- und Kreisrätin Martina Neubauer, Kino-Betreiber und Festival-Leiter Matthias Helwig und Sebastian Hofmüller, Kulturbeauftragter der Gemeinde Gauting.
Vor Beginn des Infoabends im Gautinger Breitwand-Kino (v.l.): Wilhelm Rodrian aus Gauting, die Starnberger Stadträtin Anke Henniger, Landtagsabgeordneter Johannes Becher, Bezirks- und Kreisrätin Martina Neubauer, Kino-Betreiber und Festival-Leiter Matthias Helwig und Sebastian Hofmüller, Kulturbeauftragter der Gemeinde Gauting. © Andrea Jaksch

Matthias Helwig, Gründer und Leiter des Fünf-Seen-Filmfestivals (FSFF), meint es ernst: Wenn sich an den Strukturen nichts ändert, ist das Festival 2024 das letzte. An einem Infoabend zur Zukunft des Festivals nahmen am Dienstagabend in Gauting knapp 100 Interessierte teil, einige signalisierten ihre Bereitschaft, aktiv mitarbeiten zu wollen.

Gauting – Am Mittwoch, dem Tag danach, sprach Matthias Helwig vom „Anfang eines langen Weges“. Eine Handvoll Bürger war am Schluss des Informationsabends zur Zukunft des Fünf-Seen-Filmfestivals (FSFF) am Dienstag im Gautinger Breitwand-Kino aufgestanden und hatte so die Bereitschaft signalisiert, aktiv an der Zukunft des Festivals mitarbeiten zu wollen. Darüber hinaus seien auch ein paar E-Mails dazu eingegangen, sagte FSFF-Gründer und -Leiter Helwig am Mittwoch auf Anfrage des Starnberger Merkur. Innerhalb der nächsten zwei Wochen wolle er ein Treffen arrangieren, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

Fünf-Seen-Filmfestival 2024 könnte bereits das letzte sein

Das dürfte die wichtigste Neuigkeit für alle Festival-Liebhaber und Kino-Freunde im Landkreis sein. Denn zuvor hatte Helwig vor knapp 100 Interessierten im Saal 1 des Gautinger Kinos unmissverständlich klar gemacht, dass er höchstens noch am Festival für 2025 mitarbeiten wolle – aber auch nur dann, wenn sich im Lauf der nächsten Wochen und Monate Menschen bereit erklärten, eine neue Struktur für das Festival zu schaffen. „Wenn sich nichts tut, werde ich im kommenden Herbst keine Anträge auf Förderung mehr abgeben, und dann war’s das“, betonte der mittlerweile 64 Jahre alte Helwig. Dann wäre die 18. Auflage des Festivals heuer vom 3. bis 12. September die letzte.

Die Eröffnung des Fünf-Seen-Filmfestivals open air im Starnberger Seebad findet aus Kostengründen dieses Jahr nicht mehr statt.
Die Eröffnung des Fünf-Seen-Filmfestivals open air im Starnberger Seebad findet aus Kostengründen dieses Jahr nicht mehr statt. © FSFF/Pavel Broz

In der Vergangenheit, wenn seitens der öffentlichen Hand über Zuschüsse diskutiert wurde, hatte Helwig immer mal wieder mit einem Rückzug oder Einschränkungen des Programms kokettiert, diesmal meint er es ernst. „So, wie das Festival bisher gelaufen ist und erfolgreich war, hat es keine Zukunft mehr“, sagte er. Zu unsicher ist beispielsweise die Finanzierung durch die Kommunen. So hat beispielsweise die Stadt Starnberg für heuer statt der beantragten 43 700 Euro 23 000 Euro plus die kostenlose Überlassung der Schlossberghalle genehmigt, was weiteren 5500 Euro entspricht – und was noch deutlich mehr ist als die 5000 Euro der Gemeinde Gauting.

Berlinale und Münchner Filmfest stark von öffentlicher Hand unterstützt

Das Budget des FSFF beträgt in diesem Jahr 360 000 Euro. Veranstalter ist die Fünf Seen Filmfestival GmbH, deren alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer Helwig ist – eine Struktur, auf die andernorts „niemand auf die Idee kommen würde“, so Helwig. Die Berlinale beispielsweise wird von der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH veranstaltet, das Münchner Filmfest von der Internationalen Münchner Filmwochen GmbH, deren Gesellschafter der Freistaat Bayern, die Landeshauptstadt München, die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft und der Bayerische Rundfunk sind. Dort engagiert sich die öffentliche Hand also von Haus aus. Veranstalter der Internationalen Hofer Filmtage ist ein eingetragener Verein.

Was Helwig neben der finanziellen Unterstützung vor allem vermisst, ist die Wertschätzung seitens der Politik. „Künstler sind empfindliche Seelen“, sagte er. „Sie brauchen auch ein bisschen Anerkennung.“ In dem Zusammenhang lobte er Altlandrat Karl Roth, der von Anfang an an das Festival geglaubt habe, und die Gautinger Altbürgermeisterin Brigitte Servatius, ohne die es das Kino in Gauting nicht geben würde, als Visionäre. „Es gab Menschen, die gespürt haben, dass hier etwas wächst“, sagte Helwig.

Auch die traditionsreiche Dampferfahrt beim Fünf-Seen-Filmfestival (FSFF) ist dieses Jahr gestrichen.
Auch die traditionsreiche Dampferfahrt beim Fünf-Seen-Filmfestival (FSFF) ist dieses Jahr gestrichen. © FSFF/Pavel Broz

Mittlerweile glaubten aber viele, dass Unterstützung nicht mehr nötig sei. „Sobald es in Richtung Kultur geht, geht man davon aus, dass die Leute eh Zeit haben und sich alles von alleine aufstellt.“ Das sei eine Mär, die sich seit Jahren immer mehr durchsetze. Es brauche stattdessen aber einen künstlerischen Leiter, ein Team mit Fachleuten, ein Budget, Räume und vieles mehr. Mit einer anderen Legende räumte Moderator Thomas Lochte auf. „Das Märchen, Matthias Helwig betreibt das Festival, weil er Geschäftsmann ist und Gewinn machen möchte, ist nicht totzukriegen“, sagte er.

Wie es nun weiter geht? Helwig kann sich eine neue GmbH vorstellen, die die Verantwortung für das Filmfestival übernimmt. Stadt und Landkreis hätten signalisiert, in dem Fall möglicherweise beizutreten. Starnbergs Dritte Bürgermeisterin Christiane Falk brachte eine gemeinnützige Gesellschaft ins Spiel. Auch die Gründung eines Vereins wurde vorgeschlagen, worauf Helwig jedoch eher zurückhaltend reagierte. Juristischer Sachverstand sei wichtig, sagte die Grünen-Bezirks- und -Kreisrätin Martina Neubauer.

Auch Freundeskreis des Fünf-Seen-Filmfestivals in Vorbereitung

Der Starnberger Architekt Nicolai Baehr hofft auf Mäzene. Der Gautinger Filmpfarrer Eckart Bruchner machte Mut: „Wir dürfen nicht aufgeben“, sagte er. Der Grünen-Landtagsabgeordnete Johannes Becher aus Moosburg an der Isar sprach vom FSFF als einem „Kulturjuwel von bayernweiter Ausstrahlung“ und betonte: „Es braucht eine Gruppe von vier, fünf, sechs Leuten, die für sich sagen, wir setzen uns den Hut auf. Ich bin überzeugt davon, ihr werdet Erfolg haben.“

Ganz unabhängig davon ist auch die Gründung eines Freundeskreises des Fünf-Seen-Filmfestivals in Vorbereitung. Wer dabei mitmachen oder sich anderweitig engagieren möchte, schreibt eine E-Mail an die Adresse organisation@fsff.de.

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