Eklat im Trump-Prozess: Richter greift zu drastischer Maßnahme
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Eklat im Trump-Prozess: Richter greift zu drastischer Maßnahme

Donald Trump mit seinen Anwälten im Gerichtssaal.
Als sich der vom Trump-Lager in den Zeugenstand gerufene Anwalt Robert Costello wiederholt daneben benommen hatte, platzte dem Richter der Kragen. © Andrew Kelly/Imago

Wegen des respektlosen Verhaltens eines Zeugen ließ Richter Juan Merchan im Trump-Prozess den Saal räumen. Der Ex-Präsident fand danach deutliche Worte.

Dortmund/New York – Nicht ohne Grund hat ein anwesender Reporter das Gerichtsverfahren gegen den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump als die beste Reality-Show aller Zeiten bezeichnet: Der Prozess zur möglichen Vertuschung von Schweigegeldzahlungen an die Pornodarstellerin Stormy Daniels sorgte nun für spektakuläre Szenen im Gerichtssaal 1530 in Downtown Manhattan.

Eklat im Trump-Prozess: Richter greift zu drastischer Maßnahme

Richter Juan Merchan musste den Saal vorübergehend räumen, da er sich von einem Trump-nahen Zeugen respektlos behandelt fühlte. Nach der Aussage von Cohen als letztem Zeugen der Staatsanwaltschaft wurde Robert Costello von der Verteidigung aufgerufen. Costello, selbst Anwalt und einstiger Berater Cohens, sollte dessen ohnehin schon angeknackste Glaubwürdigkeit untergraben.

Durch sein Verhalten könnte Costello jedoch eher Schaden angerichtet haben. Wiederholt antwortete er auf Fragen, bei denen Merchan Einsprüche der Staatsanwaltschaft zugelassen hatte. Das machte ihn zur Zielscheibe des Richters (mehr Politik-News bei RUHR24).

Trump News: Richter Juan Merchan lässt wegen Costellos Verhalten den Saal räumen

Nachdem Costello auf einen Einspruch mit einem abfälligen „Jeesh“ (zu Deutsch in etwa: „Meine Güte“) reagiert hatte, ließ Merchan zunächst die Geschworenen aus dem Saal bringen. Er forderte Costello auf, keinen Kommentar zu seinen Entscheidungen abzugeben und ihn nicht respektlos anzusehen.

„Ich möchte in meinem Gerichtssaal über den richtigen Anstand sprechen“, sagte der Richter. Er verbitte sich Kommentare zu seinen Entscheidungen und forderte Costello auf, ihm keinen Seitenblick mehr zu geben und nicht mehr die Augen zu verdrehen.

Trump-Prozess: Richter Merchan platzt der Kragen: „Starren Sie mich nieder?“

Costellos anhaltend finsterer Blick brachte den Richter schließlich in Rage. „Starren Sie mich nieder?“, fragte er den Zeugen. Merchan ließ daraufhin den kompletten Saal räumen und drohte dem Anwalt, ihn aus dem Zeugenstand zu entfernen, berichtete die ARD unter Berufung auf das Gerichtsprotokoll.

Die lauten Anweisungen des Personals beim Räumen des Saals sollen sogar dafür gesorgt haben, dass sich Trump umdrehte und das Geschehen beobachtete. Der Prozess wurde nach wenigen Minuten fortgesetzt, nachdem die Leute wieder zurück in den Saal kehren durften. US-Medien beschrieben den Eklat als den „verrücktesten Moment“ des Prozesses.

Trump News: Ex-Präsident nutzt Schweigegeld-Prozess für seinen Wahlkampf gegen Joe Biden

Der Prozess hat auch Auswirkungen auf den aktuellen Wahlkampf. Trump versucht, die Anschuldigungen zu seinem Vorteil zu nutzen und seine Anhänger zu mobilisieren, indem er sich als Opfer politisch motivierter Justiz darstellt. Amtsinhaber Joe Biden scheint bislang nicht von dem Prozess zu profitieren, berichtet die Deutsche Presseagentur (DPA).

Donald Trump (Republikaner)

Donald Trump kandidiert erneut für das Amt des US-Präsidenten.
Donald Trump kandidiert erneut für das Amt des US-Präsidenten. © Shealah Craighead/White House

Name: Donald John Trump
Alter: 77 (14. Juni 1946)
Geburtsort: Queens, New York City, USA
Partei: Republikanische Partei

Und das trotz der höchst intimen Aussagen von Stormy Daniels. Sie beschrieb detailliert ihren angeblichen One-Night-Stand mit Trump im Jahr 2006. Daniels erzählte, wie Trump um sie geworben habe und den Hinweis auf seine Ehefrau Melania abgetan habe.

Schweigegeld-Prozess Trump: Stormy Daniels und Michael Cohen sorgten für Aufsehen

In Trumps Hotel-Suite habe sie während des Geschlechtsverkehrs an die Decke gestarrt und sich gefragt, wie sie in diese Situation geraten sei. Nach dem Sex habe sie so gezittert, dass sie sich kaum anziehen konnte.

Auch Cohens Aussagen waren denkwürdig. Er beschrieb, wie er als Trumps „Pitbull“ rechtliche Probleme aus dem Weg räumte und öffentliche Berichte über Trumps Sexskandale unterdrückte, um den Wahlsieg 2016 zu sichern. Der Prozess erinnert die amerikanische Öffentlichkeit an diese spektakuläre Phase des Wahlkampfs 2016.

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Trump News: Republikaner bezeichnet Richter Merchan nach Eklat als „Tyrann“

Trump, der für seinen mutmaßlichen Sekundenschlaf bei vergangenen Prozess-Tagen jüngst eine kuriose Erklärung lieferte, erschien wie üblich im dunkelblauen Anzug und brachte seine größte Entourage an politischen Unterstützern mit. Darunter befand sich der verurteilte Rocker Chuck Zito, ein Mitbegründer der New Yorker Hells Angels. Zito verbrachte über fünf Jahre wegen Drogendelikten im Gefängnis.

Trotz der Spannungen im Gerichtssaal lobte Trump Costello als „hoch angesehenen Anwalt“ und bezeichnete Richter Merchan als „Tyrann“. Der Prozess neigt sich dem Ende zu. Die Schlussplädoyers werden für kommenden Dienstag erwartet, danach werden die Geschworenen über das Urteil beraten.

Trump-Prozess: Ex-Präsident plädierte in Schweigegeld-Prozess auf „nicht schuldig“

Der Staatsanwaltschaft zufolge soll Trump versucht haben, durch die Zahlung von 130.000 Dollar an Pornodarstellerin Stormy Daniels seine Chancen bei der Präsidentschaftswahl 2016 zu verbessern. Obwohl die Zahlung selbst legal war, wird Trump vorgeworfen, die Rückerstattung an seinen damaligen Anwalt Michael Cohen falsch verbucht zu haben, um den wahren Zweck zu verschleiern.

Dies wird als illegale Wahlkampffinanzierung betrachtet. Trump, der erneut Präsident werden will und im Wahlkampf nach einer Biden-Parodie jüngst eine klare Ansage von seiner Frau Melania bekommen hat, plädiert auf „nicht schuldig“.

Mit DPA-Material/Julian Kaiser

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