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Industriedenkmal wird Wahllokal

Im Malakoff-Turm wird am 9. Juni erstmals gewählt

Carolin Pakuda (v.l.), Emilio Pintea, Alexander Berner, Bernd Tischler und Pascal Gniffke stellen den Malakoff-Turm als Wahllokal vor.© Stadt Bottrop

Mit dem Malakoffturm bietet Bottrop eines des schönsten Wahllokale in der Metropole Ruhr. Erstmals werden in dem Baudenkmal Wahlurnen aufgestellt. „Es ist wichtig, die Demokratie zu stärken“, sagt Oberbürgermeister Bernd Tischler bei der Vorstellung des ungewöhnlichen Wahlraums. Bereits in den vergangenen Wochen hat er an zahlreichen Aktionen teilgenommen, die auf die anstehende Wahl des Europäischen Parlaments aufmerksam machen. „Insbesondere bei Erstwählern stößt dies auf positive Resonanz“, so Tischler. Für die Wahl am 9. Juni zum EU-Parlaments wurde das Wahlalter auf 16 Jahren gesenkt.

Als Wahlleiter ist der Erste Beigeordnete Emilio Pintea mit dem Auftakt der Wahl zufrieden. „Bislang wurde bereits über 10.000 Briefwahlunterlagen angefordert. Das sind rund zwölf Prozent der Wahlberechtigten“, sagt er. Mit dem Versenden der Wahlbenachrichtigung in der vergangenen Woche wird üblicher Weise ein Peak bei den Briefwahlanträgen erreicht. Ein Trend lässt sich daraus allerdings noch nicht ablesen. Bei der Wahl vor fünf Jahren lag die Beteiligung am Ende bei insgesamt gut 59 Prozent.

Einrichtung des Wahllokals auf Prosper II wurde möglich durch die Zusage der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur. Alexander Berner, Stiftungs-Bereichsleitung für Geschichtskultur, erinnert daran, dass der Malakoff-Turm bereits für Trauungen genutzt werden kann. Dass das historische Industriegebäude nun auch für Wahlen genutzt und so der Öffentlichkeit präsentiert werde, freue ihn. „Es ist eine immens wichtige Wahl“, sagt Berner. Auf europäischer Ebene werde schließlich über die Verteilung von Fördergeldern entschieden, auf die auch seine Stiftung angewiesen sei. Berner ist überzeugt, dass andere Kommunen dem Beispiel Bottrops folgen werden. Er rechnet künftig vermehrt mit Anfragen, Wahllokale in Industriedenkmäler einzurichten.

Für die Europawahl ist Bottrop in insgesamt 69 Wahlbezirke aufgeteilt. Jedem Wahlbezirk ist ein Wahlraum zugeteilt. Damit wird die Vorgabe erfüllt, nicht mehr als 2.500 Einwohner je Wahlbezirk zu zuweisen. Aus Sicht der städtischen Abteilung Wahlen und Bürgerbeteiligung wird die Suche nach geeigneten Wahlräumen zu einer wachsenden Herausforderung. Der Großteil ist in stadteigenen Gebäuden untergerbacht. Zusätzlich benötigte Wahlräume werden durch Organisationen und Privatpersonen bereitgestellt.

Neben dem Malakoffturm an der Zeche Prosper II, Wahlbezirk 52, bieten auch andere Wahlräume Besonderheiten. Auf dem Schulhof der Schule Grafenwald, Wahlbezirke 57 und 58, können die Kinder die Spielgeräte nutzen, während die Eltern ihre Stimmen abgeben. Um die Sicherheit der Kinder zu gewährleisten, bleibt der Schulhof für den Fahrzeugverkehr gesperrt. Den Wahlberechtigten des Wahlbezirks 37 ist bei der Europawahl das Foyer der Lohnhalle Arenberg-Fortsetzung als Wahlraum und den Wahlberechtigten des Wahlbezirks 35 das BGT Zentrum als Wahlraum zugeteilt. Beide Wahlräume befinden sich in einem Gebäude, haben jedoch unterschiedliche Eingänge. Wobei lediglich der Zugang zum BGT Zentrum barrierefrei ist. Die weit überwiegende Anzahl der Wahlräume ist barrierefrei. Lediglich bei fünf Räume ließ sich dies nicht ermöglichen.

Wahlaufruf von Oberbürgermeister Bernd Tischler

Industriedenkmal mit Geschichte

Der Malakoffturm über Schacht 2 der Zeche Prosper II ist in Kombination mit dem später in den Turm eingezogenen Fördergerüst eine technikhistorische Besonderheit. Im Ruhrgebiet handelt es sichum das einzig erhaltene Beispiel eines bergbaulichen Ensembles, bestehend aus Malakoffturm und Fördergerüst. Das 30 Meter hohe, imposante Bauwerk wurde im Stil des Historismus gebaut und weist eine reich gegliederte Fassaden-Architektur auf. Das einstrebige Fördergerüst ist in Vollwandbauweise errichtet.

Der Malakoffturm und das Fördergerüst wurden 1988 als ein Baudenkmal unter Denkmalschutz gestellt und 2004 in das Eigentum der Industriedenkmalstiftung eingebracht. Seit 2014 ist das Fördergerüstmit einer Aussichtsplattform ausgestattet; im Rahmen von Führungen der Industriedenkmalstiftung können Besucher den Malakoffturm besichtigten und das Fördergerüst besteigen. Seit 2017 ist der Malakoffturm ein standesamtlicher Trauort der Stadt Bottrop. Das Denkmal beherbergt zudem eine Kletteranlage des Bottroper Sportbundes.

Schon 1856 begannen östlich von Bottrop in Batenbrock die Abteufarbeiten von Schacht 1 der Schachtanlage Prosper I. 1863 konnte dort die Förderung aufgenommen werden. Über dem im Jahr 1871 abgeteuften Schacht 2 der späteren Schachtanlage Prosper II wurde zwischen 1871 und 1875 ein Malakoffturm errichtet. Im Jahr 1875 begann die Förderung. 1896 wurde ein stählernes Fördergerüst in den Malakoffturm eingebaut, das man 1933/34 durch ein Gerüst inVollwandbauweise ersetzte. 1974 ging aus dem Verbund der Schachtanlagen Prosper, Jacobi und Haniel das Bergwerk Prosper-Haniel hervor. Noch im gleichen Jahr wurde der Abbau auf Prosper II eingestellt. 1987 erfolgte die Verfüllung des Schachtes 2. Der Malakoffturmund das Fördergerüst wurden im gleichen Jahr unter Denkmalschutz gestellt.

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