Er spielte mit den ganz Großen: Ehemaliger Wintershall-Chef gestorben
  1. Startseite
  2. Kassel

Ein Pionier der Energie geht: Ehemaliger Wintershall-Chef Reinier Zwitserloot ist tot

KommentareDrucken

Als Chef des Energieunternehmens Wintershall prägte Reinier Zwitserloot eine Ära in Kassel. Nun ist er mit 74 Jahren gestorben. Ein Nachruf.

Kassel – Bevor Reinier Zwitserloot als Chef von Wintershall nach Nordhessen kam, wirkte er in den Weltstädten New York und London, aber auch über seine Wahlheimat in der Provinz redete er in den höchsten Tönen. „Kassel ist eine Kulturstadt schlechthin“, sagte der Niederländer einmal. Zudem sei das grüne Nordhessen „sagenhaft“ für sein Hobby Nordic Walking.

Neun Jahre stand Zwitserloot an der Spitze des Erdöl- und Erdgas-Unternehmens. Unter seiner Führung fuhr Wintershall Rekordgewinne ein. Kassel profitierte aber nicht nur, weil hier viele Menschen Arbeit fanden, und durch Gewerbesteuereinnahmen, sondern auch weil Zwitserloot die Kultur förderte.

Reinier Zwisterloot stirbt nach längerer Krankheit

Dank der Unterstützung von Wintershall wurde das Kulturzelt zu einem „hessischen Montreux“, er machte exklusive Ausstellungen wie über „König Lustik“, Napoleons Bruder Jérôme Bonaparte, möglich.

Ende April ist Zwitserloot nach längerer Krankheit mit 74 Jahren gestorben. Anlässlich seines Todes denkt man unweigerlich noch einmal an die goldenen Zeiten der BASF-Tochter, die gerade vom britischen Konzern Harbour Energy verkauft wurde. Die Zentrale im Vorderen Westen wird aufgegeben.

Zwitserloot arbeitete zuvor bei Esso und Exxon, bevor er nach Nordhessen kam

Kurz nach seinem Amtsantritt in Kassel hatte Zwitserloot 2001 angekündigt, dass es nicht anmaßend sei, in zehn Jahren um 50 Prozent zu wachsen. „Wir spielen mit den großen Jungs“, sagte er und meinte Weltkonzerne wie Shell.

Bei den anderen Riesen Esso und Exxon hatte er einst selbst gearbeitet, bevor er nach Nordhessen wechselte, wo er mit seiner Frau in Baunatal lebte.

Galt als Mann der Rekorde: Reinier Zwitserloot war neun Jahre Wintershall-Chef.
Galt als Mann der Rekorde: Reinier Zwitserloot war neun Jahre Wintershall-Chef. © Heiko Meyer

Kasseler OB hat nur Worte des Lobes für Zwitserloot

Aufgewachsen war Zwitserloot als jüngstes von neun Kindern in Nijmegen. Er hatte gleich sieben Schwestern, weshalb Zwitserloot scherzte, er habe acht Mütter gehabt. An der Technischen Universität in Eindhoven ließ er sich zum Chemie-Ingenieur ausbilden. Anschließend begann seine steile Karriere.

Hans Eichel, ehemaliger Bundesfinanzminister, hessischer Ministerpräsident und Kasseler Oberbürgermeister, beschreibt Zwitserloot als „sehr bodenständigen Menschen und sehr fordernden Chef, der sich immer um die Probleme seiner Mitarbeiter gekümmert habe“.

Zwitserloot war vor seinem Tod auch im Aufsichtsrat von Tennet

In die Politik hatte Zwitserloot enge Kontakte. So begleitete der Manager etwa Bundeskanzler Gerhard Schröder auf Auslandsreisen.

Nach dem Abschied aus Kassel 2010 zog es den Vater zweier erwachsener Kinder mit seiner Frau nach Konstanz an den Bodensee. „Das ist zentral in Europa, denn wir werden internationale Menschen bleiben“, sagte er in seinem Abschiedsinterview mit der HNA.

Zudem lebte das Paar in Den Haag. Unter anderem war Zwitserloot Mitglied im Aufsichtsrat des deutsch-niederländischen Netzbetreibers Tennet.

Zwitserloot war ein vorausdenkender Mensch

Die Zukunftsperspektiven von Erdöl- und Erdgasunternehmen wie Wintershall, die wegen der Klimakrise und des Krieges in der Ukraine gewaltige Umbrüche vollziehen müssen, schätzte er schon vor Jahren realistisch ein.

In einem Vortrag sagte er: „Das Ende des Steinzeitalters ist auch nicht aus Mangel an Steinen gekommen.“ (Matthias Lohr)

Auch interessant

Kommentare