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Golf Alexandra Försterling

Das „German Wunderkind“ kämpft mit Siegen gegen den Schmerz

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Alexandra Försterling ist die derzeit erfolgreichste deutsche Golferin. Auf ihrem Weg an die Spitze musste die 24 Jahre alte Berlinerin allerdings schwere Schicksalsschläge wegstecken. Es ist eine Geschichte von großem Schmerz und tiefer Trauer.

Alexandra Försterling überlegt kurz. „Sechsmal“, sagt sie dann. An sechs Tagen in der Woche fährt die 24-Jährige in den Golf- und Landclub Berlin-Wannsee und trainiert. „Ich komme eigentlich nur zum Schlafen nach Hause.“ Mehr Zeit als im Bett verbringt sie auf dem Golfplatz.

Nach drei Turniersiegen seit September 2023 steht sie aktuell auf Platz acht der europäischen Rangliste, kürzlich lag sie sogar auf Platz zwei. Doch schon jetzt arbeitet sie an der Erfüllung ihres Lebenstraums: Sie möchte auf die Profi-Tour in den USA wechseln. Eine eingeschränkte Spielberechtigung hat sie bereits für die Turnierserie, auf der die stärksten Spielerinnen der Welt spielen und auf der es auch am meisten Geld zu verdienen gibt. Und so nimmt sie schon heute jede Möglichkeit wahr, in die USA zu reisen, um dort die Schläger zu schwingen. Dafür fallen dann Turniere in Europa aus.

Ab diesem Donnerstag aber wird sie wieder in ihrer Heimat zu sehen sein. Das Amundi German Masters wird zum dritten Mal im brandenburgischen Michendorf südwestlich von Berlin ausgetragen, im Stream bei WELT wird das Turnier live und in voller Länge übertragen. 132 Golferinnen starten auf dem anspruchsvollen Par-72-Südkurs des Golf- und Country Clubs Seddiner See. Das Turnier der Ladies European Tour (LET) ist mit 300.000 Euro dotiert und endet am Sonntag. Eine der Stars ist Alexandra Försterling.

Ihr Leben spielt sich ab zwischen dem elterlichen Haus im Süden Berlins und Los Angeles oder New Jersey oder Florida. Ab dem 16. Mai allerdings macht sie eine Ausnahme und wird beim Amundi German Masters im Golf- und Country Club Seddiner See, rund 25 Minuten entfernt vom Berliner Kurfürstendamm, antreten. Dort ist sie die Lokalmatadorin und zieht auf dem Platz schon jetzt die meisten Zuschauer an, wie ihr Start im vergangenen Jahr bei dieser Veranstaltung bereits zeigte.

Alexandra Försterling hat ein rotes Poloshirt an diesem sonnigen Tag angezogen und damit die Farbe gewählt, die auch Tiger Woods bevorzugt, allerdings traditionell stets in der letzten von vier Turnierrunden. Der Amerikaner trägt dazu eine schwarze Hose, Försterling bevorzugt einen weißen Rock. Auf ihrem Heimatplatz in Wannsee tritt sie so selbstbewusst an den ersten Abschlag, dass erst gar keine Zweifel daran aufkommen, warum sie zurzeit als „German Wunderkind“ gilt. Erst seit 2022 spielt sie professionell Golf und verdient mit ihrem Sport ihren Lebensunterhalt. Leicht ist das nicht, doch Försterling lässt alles, was sie anfasst, leicht aussehen. Und das betrifft nicht allein ihre Golfschläge.

Trauer hat heute eine andere Bedeutung für sie

Nach dem Abitur 2018 auf einem Berliner Sportgymnasium wechselte sie auf die Arizona State University, um dort Film- und Medienproduktion zu studieren und dort ihr Golfspiel zu verbessern. Es war der erste harte Einschnitt in ihrem Leben, aber wie sich sehr bald herausstellen sollte, noch der am einfachsten zu bewältigende. Fortan verlief ihr Leben, ihr Alltag, nach den strengen Regeln der amerikanischen Hochschule. Trainiert wurde täglich, und zwar nicht nur auf dem Golfplatz, sondern auch im Fitnessraum. Dazu fanden Vorlesungen und Prüfungen statt. Nichts war mehr so, wie sie es aus Berlin gewohnt war: „Mein Leben war durchgetaktet, es blieben mittags gerade einmal 30 Minuten zum Essen.“

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Obwohl sie auf sich allein gestellt war und sich in den ersten sechs Wochen in Arizona kaum traute, jemanden anzusprechen, gewöhnte sie sich daran. Im Jahr darauf allerdings passierte dann etwas, womit niemand rechnen konnte, sagt sie: „Es war wie der Zusammenbruch der Welt.“ Völlig unvermittelt starb ihr Vater im Alter von 62 Jahren im Anschluss an eine Urlaubsreise. Als dann auch noch ihre Großeltern starben und kurz darauf die Corona-Zeit begann, in der nichts mehr ging, auch kein Training auf dem Platz, „war das schon sehr schwer für mich“, sagt Försterling.

Drei Menschen zu verlieren, die einem sehr nahestehen, war mehr als sie und ihre Mutter verkraften konnten. Es folgten Tage und Monate, „durch die ich heute vieles anders bewerte als vor dieser Zeit“, sagt sie. Niemand habe an ihrer Uni gewusst, was passiert war, niemand habe ihre Situation verstehen können. Auch ihrer Mutter Simone ist heute noch die Trauer und der tiefe Schmerz über den plötzlichen Verlust ihres Mannes anzusehen. Sie und ihr Mann waren die großen Förderer der Tochter, die mit zwei Jahren im Urlaub der Eltern in Florida unbedingt ein paar Golfschläger haben wollte – und natürlich bekam.

„Ich habe nach dem Tod meines Mannes wieder angefangen zu arbeiten, sonst hätte ich diese Zeit nicht überstanden“, sagt Alexandras Mutter auf der Terrasse des Golfklubs. Mutter und Tochter hat die gemeinsame Trauer noch enger verbunden. Alexandra Försterling sagt: „Nie wieder werde ich traurig sein, wenn ich mal schlecht Golf spiele.“ Trauer hat heute eine andere Bedeutung im Hause Försterling. Eine, die sehr tief geht und sehr persönlich ist.

Die Mutter war als Caddie beim großen Sieg dabei

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Die schweren Zeiten der Vergangenheit haben aber heute positive Folgen. Die 24-Jährige hat schnell in ihrer jungen Karriere geschafft, was vielen Proetten nie oder selten vergönnt ist: Sie hat binnen weniger Wochen drei Turniere gewonnen – erst in der Schweiz, dann auf Mallorca und schließlich in Tampa/Florida. Dreimal hat sie sich unter größtem Druck in entscheidenden Phasen durchsetzen können. „Beim ersten Sieg war ich in der Schlussrunde noch sehr aufgeregt. Mein Herz fing an zu rasen, die Hände wurden feucht.“ Försterling überstand die kritischen Momente und feierte mit ihrer Mutter, die bei dem Turnier in der Schweiz als Caddie mit dabei war, ihren ersten großen Sieg auf der europäischen Ladies Tour. „Das war der Moment“, erinnert sich Simone Försterling, „in dem ich wusste: Sie schafft es auch ohne mich“. Sie konnte loslassen.

Die Dame im roten Tiger-Woods-Shirt spielt auf ihrem Golfplatz jeden Schlag mit der gewünschten Rechts-Links-Kurve. „Mit meinen Abschlägen bin ich sehr zufrieden“, hat sie einmal gesagt, als sie ihre Stärken beschreiben sollte. Beobachtet man sie aus der Nähe, glaubt man das gern. Ein winziger Fehler unterläuft der jungen Profispielerin an Loch 17, einem Par 3 mit einem extrem schweren Grün, sonst kontrolliert sie jeden Moment auf dem Platz souverän.

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Was so spielerisch leicht aussieht, ist das vorläufige Ende einer langen Entwicklung, erklärt ihre Mutter. Was mit Golfurlauben in den USA begann, führte zu einer Talentsichtung im Golf- und Landclub Wannsee. Und von der Klubmannschaft schaffte sie schließlich den Sprung in die Nationalmannschaft und an die Uni in den USA. Eine Karriere, wie sie sich der Deutsche Golf-Verband wünscht, der sie bis heute unterstützt.

Doch entscheidend für Alexandra Försterling ist der familiäre Rückhalt durch ihre Mutter: „Ohne die wüsste ich nicht, was ich machen sollte“, sagt Försterling. Und auch der Vater spielt immer noch eine große Rolle. Als bei einem ihrer Siege ein entscheidender Putt zum Birdie mit der letzten Umdrehung gerade noch ins Loch plumpste, „da hat Alex‘ Vater von oben dafür gesorgt, dass der Ball gefallen ist“, sagt Simone Försterling. Die Familie bleibt zusammen, auch wenn eine entscheidende Person fehlt.

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