Bad Reichenhall: Qualität mit Brief und Siegel
Bildtext einblenden
Mit diesem Siegel wurde das Staatsbad gegründet.

Qualität mit Brief und Siegel

Bad Reichenhall – Es war ein Dezembertag im Jahr 1898, als die Stadt Reichenhall ein Schreiben des bayerischen Finanzministeriums erhielt: Man teilte mit, die Verwaltung des Bades werde ab dem 1. Januar 1899 direkt dem Ministerium unterstellt, Reichenhall sei somit fortan »Königlich bayerisches Bad«. Ab 1918 wurde es »Bayerisches Staatsbad« genannt.


»Es war ein verwaltungsrechtlicher Akt, der recht unspektakulär über die Bühne ging und nicht mal in den Zeitungen einen Niederschlag fand. Dabei war er für die Zukunft der Stadt als Kurort wegweisend«, weiß Bad Reichenhalls Stadtheimatpfleger Dr. Johannes Lang.

Finanzielle Last ging an den Staat

Denn damals trug noch die Stadt Reichenhall die finanzielle Hauptlast sämtlicher Kureinrichtungen und von allem, was den Kurgästen diente. Die Haushaltskasse wurde immer klammer, während die Kurgastzahlen stetig anstiegen. Reichenhall schloss zu den großen Bädern Europas auf und gleichzeitig war absehbar, dass der Ort die Kosten irgendwann nicht mehr würde stemmen können. Erschwerend hinzu kam ein immer lauter werdender Ruf nach einem Kurhaus – ähnlich wie dem in Bad Kissingen –, um dem wachsenden Unterhaltungsanspruch der Kurgäste gerecht zu werden.

»Damals sprach man von einem ›Conversationshaus‹, wo sich die Gäste treffen können. Aber die Stadt fuhr bereits auf Anschlag. Sie musste beispielsweise nicht nur Kurgarten und Gradierhaus instand halten, sondern auch Pacht an den Staat zahlen, da sich beides nicht auf städtischem Grund befindet. Darüber hinaus auch noch den Bau eines Conversations- beziehungsweise Kurhauses zu realisieren, schien unmöglich. Bis die Nachricht des Finanzministeriums kam. Mit der Ernennung zum ›Königlich bayerischen Bad‹ ging nämlich sämtliche Finanzlast an den Staat, auch kostenintensive Investitionen«, erklärt Stadtheimatpfleger und Historiker Dr. Lang. Allein zwischen 1900 und 1928 entstanden neben dem Königlichen Kurhaus auch der Musikpavillon, das neue Gradierhaus, die Wandelhalle mit Rotunde und das Kurmittelhaus der Moderne.

Die Gesundheitsreform

Bis heute gibt es fünf Bayerische Staatsbäder: Bad Kissingen und Bad Reichenhall, Bad Brückenau, Bad Steben und Bad Bocklet. Bis zur Krise im Kurwesen und der Gesundheitsreform in den 1990er-Jahren liefen sie alle ausschließlich unter staatlicher Verwaltung.

Als absehbar wurde, dass sich der Freistaat zunehmend aus der Finanzierung seiner Staatsbäder zurückziehen würde, erfolgten allerorts Umstrukturierungen. In Bad Reichenhall wurde deshalb 1996 die »Bayerische Staatsbad Bad Reichenhall, Kur GmbH Bad Reichenhall/Bayerisch Gmain GmbH« gegründet. »Der Staat war nicht mehr länger hundertprozentiger Träger des Bades und der Kuranlagen, die Stadt Bad Reichenhall und die Gemeinde Bayerisch Gmain übernahmen als Gesellschafter ebenfalls Anteile. Während das Kurgastzentrum 1988 noch ausschließlich durch den Freistaat Bayern finanziert wurde, waren beim Neubau der RupertusTherme bereits Stadt und Kommune beteiligt«, so Dr. Lang.

Mit Januar 2023 wurde die umgangssprachlich nur als Kur GmbH genannte Staatsbadverwaltung in »Bayer. Staatsbad Bad Reichenhall/Bayer. Gmain GmbH« (Staatsbad GmbH) umfirmiert. Hauptaufgabe ist bis heute der Betrieb und Pflege der vom Freistaat und der Gemeinde Bayerisch Gmain gepachteten Liegenschaften und Anlagen, wie beispielsweise das Königliche Kurhaus mit Kurgarten und Konzertrotunde, das Theater im Kurgastzentrum oder das Haus des Gastes in Bayerisch Gmain. Die Staatsbad GmbH ist Eigentümer der RupertusTherme und betreibt diese seit 2005.

Viel Augenmerk wird auf stets gepflegte Grünanlagen durch den Betriebshof /Gärtnerei des Liegenschaftsservice gelegt sowie auf eine konsequente gesundheits- und wellnessorientierte Weiterentwicklung des touristischen Leuchtturms RupertusTherme.

Rund 220 Mitarbeitende

Die Staatsbad GmbH agiert ebenfalls als Serviceanbieter für Anmietungen von Tagungs- und Veranstaltungsstätten, Dienstleister und Förderer des Kur- und Tourismuswesens, ist Veranstalter sämtlicher Kurkonzerte und bietet eigene Veranstaltungen wie »hall.erleuchtet« oder den Oster- und Adventsmarkt an. Zur Erfüllung sämtlicher Aufgaben beschäftigt die Bayer. Staatsbad Bad Reichenhall/Bayer. Gmain GmbH rund 220 Mitarbeitende und Auszubildende in den verschiedensten Tätigkeitsfeldern.

Dirk Sasse leitete seit 2009 gemeinsam mit der ehemaligen Kurdirektorin Gabriella Squarra die Geschicke der damaligen Kur GmbH und ist seit der Umfirmierung 2022 alleiniger Geschäftsführer der Staatsbad GmbH.

Oberbürgermeister Dr. Christoph Lung würdigt als aktueller Vorsitzender der Gesellschafterversammlung die Bedeutung des Jubiläums für die Stadt: »125 Jahre Staatsbad Bad Reichenhall bedeuten eine lange Geschichte von Kur, Erholung und Prävention in unserer Stadt. Ohne die Erhebung zum Staatsbad hätte es viele Einrichtungen nicht gegeben, die für unseren Ort heute prägend sind. Wir sind dankbar für das langjährige, dauerhafte Engagement des Freistaates Bayern in Bad Reichenhall und wollen daher das Jubiläum auch würdig mit einem Festakt begehen. 125 Jahre Staatsbad Bad Reichenhall bedeuten 125 Jahre Qualität mit Brief und Siegel.« fb