Ian McEwan, was ist ein gelungenes Leben? | Sternstunde Philosophie | SRF Kultur

Ian McEwan, was ist ein gelungenes Leben? | Sternstunde Philosophie | SRF Kultur

er ist ein Superstar der Literatur und wollte ich all seine Werke und Preise aufzählen wäre die Sendung fast schon vorbei i Magen schreibt Romane wie Abbitte oder Kindeswohl die zum Kinohit taugen und die tief in die menschlichen Abgründe blicken in Schuld und Versäumnisse aber auch in die zartesten Regungen der Liebe sprechen wir also übers Leben und über die Lasten die es uns aufbüen kann [Musik] herzlich willkommen i danke ich freue mich hier zu sein sie haben 17 Romane geschrieben ist ihnen einer dieser Romane ganz besonders lieb am meisten am Herzen liegt mir der Roman an dem ich gerade schreibe tatsächlich aber schien der Roman Lektionen der unter den seltsamen Bedingungen des lockdowns entstand mit mehr Leichtigkeit zu fließen als andere Rom ich erinnere mich mit großer Wärme an das Schreiben selbst das Buch an dem ich jetzt arbeite ist schwierig ich möchte es gerne hinter mir haben verraten Sie uns etwas über den Stoff nun es ist Science Fiction aber ohne science ohne die Wissenschaft ich wollte ein Gespräch darüber anstoßen wie sich Ideen in den Geisteswissenschaften der Philosophie und der Geschichte in der Zukunft weiterentwickeln ein Teil spielt in der Gegenwart und ein Teil im 25 jahrhundert aus dem jemand zurückblickt und versucht zu verstehen wie es war jetzt zu leben volle Entsetzen über all das wichtige das wir versäumt haben aber auch volle Nostalgie für die intellektuelle Energie und Verrücktheit dieser Zeit weil das 25 jahrhundert ja langweilig ist die Fehler der Vergangenheit haben die Menschen sehr vorsichtig gemacht er ist also tief gespalten was das 21 Jahrhundert angeht die C ich bin schon gespannt auf das Buch sie schreiben schon seit sie in ihren 20ern waren sie bekommen einen Preis an dem anderen schreiben ist ihre große Passion fühlen Sie einen inneren Drang zu schreiben oder könnten sie auch sagen ich höre Morgen damit auf fertig ich ma was ganz anderes manchmal spiele ich mit dem Gedanken aufzuhören ich schaue dem großen ungeheuer des Alters ins Maul dem 80 geburtstag es ist natürlich alles relativ aber der Ideenreichtum nimmt zwangsläufig ab Philip Roth z.B hat beschlossen mit 80 aufzuhören aber was soll ich dann den ganzen Tag tun das schreiben ist für mich mehr als ein Job es ist eine Art im Leben zu stehen sie haben gesagt das sei sozusagen das Leben in Freiheit für Sie Schriftsteller zu sein Generation sah eine Anstellung immer kritisch ich wollte nie einen Job haben die geistige Freiheit beim Schreiben war für mich das Paradies wenn ich morgen sterben würde wäre ich in meinen letzten bewussten Minuten wohl sehr sehr dankbar dafür dass ich vom Schreiben leben konnte es war mein Traum als ich 20 war und ich bin froh ihn immer noch zu leben und zu dem Traum gehört natürlich auch dass er sich insofern erfühlt hat dass sie Erfolg reich sind man kann natürlich auch Schriftsteller werden und es kommt nicht viel dabei raus dann wäre vielleicht auch viel bedauernd da ja dann würde ich wohl an einem schrecklichen College freudlose Studenten unterrichten sie sind ja auch mit deer Schriftstellerin verheiratet anelena MfE wie muss ich mir das vorstellen im Haushalt bei Ihnen zu Hause wenn jemand von Ihnen beiden eine Schreibblockade hat klopft man dann an der Tür und weint sich aus oder geht da jeder seinen Weg das ist eine sehr gute Frage es ist überhaupt kein Problem viele Leute ziehen im Alter in ein kleineres Haus wir haben uns vergrößert wir haben unser Haus in London gegen ein großes Haus auf dem Land eingetauscht weil unsere Söhne Heiratspläne hatten und wir auf Enkelkinder hoffen durften wir wünschten uns viel Platz und Bewegungsfreiheit für Sie wir treffen uns zu den Mahlzeiten annelina ist in ihrem Arbeitszimmer im ersten Stock und ich in einer umgebauten Scheune an der haussseite wir haben eine Telefonleitung sodass ich nicht ständig Treppen steigen muss ich nehme einfach den Hörer ab und wähle 35 und frage sie was es z Mittagessen gibt oder umgekehrt dank dieser räumlichen Trennung geht das ganz gut ist eine Frage wenn sie 35 wählen was gibt es zum Abendessen oder wer kocht wir kochen gemeinsam es gibt nichts schöneres nach einem Arbeitstag als sich ein Glas Rotwein einzuschenken eine Tomate auf ein Brett zu legen und ein sehr scharfes Messer anzusetzen es ist 7:30 uh im Hintergrund läuft Bach oder Jazz diese kleinen Dinge machen das Leben perfekt über diese kleinen Dinge möchte ich dann mit ihnen noch sprechen aber gehen wir zuerst noch mal aufs ganz große viele ihrer Romane wurden ja verfilmt äußerst erfolgreich z.B Abbitte da war Kira nightley in der Hauptrolle zu sehen dann auch undter Himmel steht still mit Anthony Hopkins und Isabella Rossellini in der Hauptrolle da haben sie auch das Drehbuch selbst geschrieben auch für Kindeswohl haben sie das Drehbuch verfasst Emma Thomson in der Hauptrolle ein großartiger Film oder am Strand auch da Drehbuch selbst geschrieben mit Emily Watson in einer der Rollen wie ist das für sie wissen Sie beim Schreiben schon daraus könnte ein Kinofilm werden nein ein solcher Ansatz ist nicht hilfreich nichts ist visueller als ein Roman davon gehe ich aus um eine emoale Szene auf den Punkt muss man die wesentlichen visuellen Elemente herausarbeiten und dabei weniger wichtiges aussparen die Leserinnen und Leser werden durch dieses Gefühl der visuellen Präsenz abgeholt alles andere ergibt sich darum herum ein Film ist davon eine bloße Erweiterung beim Schreiben eines Drehbuchs wird mir bewusst dass ich nicht länger Gott bin sondern ein kleiner Engel oder Teufel in einer Armee entspräche dies einer Degradierung vom General zum Gefreiten Filme sind sehr arbeitsteilig und die Konvention besagt dass der Regisseur das Sagen hat als ich jung war habe ich mich eine Weile dagegen gewehrt ich dachte es braucht nicht mehr als einen Kameramann und den Autor der Regisseur darf die Schauspiel aus dem Wohnwagen holen aber ich habe gegen Windmühlen gekämpft der Gedanke an eine Verfilmung hilft mir also nicht das visuelle ist von Anfang an mitgedacht und das ist so interessant weil bei allen Büchern die ich gelesen habe habe ich nachher wirklich den Eindruck da trinkt ein Film in mich ein obwohl ich den Film nicht gesehen habe ich meine jetzt die Bücher ich habe Mama den Eindruck ich könnte erzählen wie die Tischdecke aussieht oder die Tapete oder das Treppengeländer obwohl sie glaube ich manchmal nicht einmal die Tapete beschrieben haben aber es entsteht eine Szene wie sie sagen ein ganzes Setting und diese Bilder verfolgen mich dann und die Figuren leben mit mir und wenn das Buch zu Ende ist frage ich mich noch Tage oder Wochen später was ist mit diesen Menschen los und ich möchte sie wiedersehen aber das Buch ist zu Ende das zu hören freut mich Barbara ich denke es liegt an meiner Aufmerksamkeit für diese visuellen Elemente aber nicht im Hinblick auf eine mögliche Verfilmung 35% unseres Gehirns befassen sich mit den neuronalen severarbeitung unser seevermögen ist ein Wunder manchmal bleibe ich einfach stehen und betrachte den Raum oder schaue in den Garten anders als auf einem Bildschirm erlebe ich die Realität die mich umgibt in außergewöhnlicher Tiefe und mit erstaunlich im Farbreichtum es wäre die größtmögliche Tragödie mein Zimmer 101 meine persönliche Folterkammer zu erblinden mit der Erfahrung eines sehenden Bilder entfalten ihre Kraft bereits in den Anfängen der Geschichte des Romans etwa in den Werken von Henry Fielding Jane auston oder lawence STM damals hat noch niemand an Filme gedacht mich freut dass sie die visuellen Elemente aufnehmen und sich daraus so viel anderes ergbt und die Frage ist ja auch immer was ist die Aufgabe von Literatur eine Aufgabe kann sein diese großartigen Welten zu erschaffen uns zu unterhalten aber uns auch die Abgründe des Lebens zu zeigen und sie beherrschen diese Klaviatur hervorragend eine Frage ist aber auch wie politisch soll Literatur sein wie engagiert Literatur sein und das ist das Thema ihres neuesten Buches der Bauch des Wahls da setzen sie sich auseinander mit einem Text von George Orwell das ist der Autor von Animal Farm und 1984 z.B und George Orwell sagt in diesem Essay eigentlich sei das Wichtige im Schreiben dass wir die alltäglichen Dinge beschreiben dass wir gar nicht so sehr versuchen politisch zu sein und er orientiert sich dabei auch an dem Schreiben von Henry Miller oder von James Joyce und er kommt auf ein wunderbares Bild zu sprechen nämlich auf den Bauch des Wahs und deswegen heißt das Buch auch so er sagt im Grunde genommen geht es darum als Schriftsteller im Bauch des Wahs zu sitzen so wie Jona der vom wah verschluckt worden ist und in dieserch Fettschicht begraben im geborgenen im Dunkeln zu schreiben abgewandt von der Welt ist das ein Ideal was sie auch haben well als erstes muss gesagt werden dass Orwells Essay eine generöse Referenz an Henry Miller darstellt einen Schriftsteller der heutzutage kaum noch gelesen wird als ich jung war l ich ihn leidenschaftlich gernell schrieb mit der Farm der Tiere und 1984 die beiden maßgeblichen politischen Bücher des 20 Jahrhunderts er war weit außerhalb des Wahs gleichzeitig lebt 1984 vor allem durch den Blick ins Innere den Geruch von Kohl im Treppenhaus die Düsternis und Schäbigkeit des Lebens er hätte durchaus die Sowjetunion im Jahr 1955 beschreiben könnenell nimmt eine außergewöhnliche Position ein weil ihr nie bloß im Bauch des Wahs ist er schrieb über britische Politik und pflegte gleichzeitig seinen Garten er führte einen kleinen Lebensmittelladen er wusste wie man Ziegen füttert und melkt er hatte ein gutes Gespür dafür wie Dinge schmecken und wie sie sich anfühlen er war sehr praktisch veranlagt Hammer Meißel Säge Dinge die den meisten Schriftstellern fremd sind waren ihm sehr vertraut als ihr bereits an Tuberkulose erkrankt auf der Insel Jura vor der schottischen Küste 1984 schrieb legte er einen Garten an und erledigte tausend kleine praktische Dinge und half das Dach zu flicken es fiel ihm leicht diese Welten zu verbinden er führte gleichzeitig zwei Tagebücher in einem spricht er über die Politik und erwähnt z.B die Kriegserklärung die Premierminister chamberlin im Radio Verlass am selben Tag redet ihr darüber wie enttäuscht er von seinen Kartoffeln ist er ist zurück im Wahl und außerhalb des Wahs mich faszinieren die esss weil darin zum Ausdruck kommt dass wir überall sein müssen wir können nicht nur im Bauch des Wahs Leben aber sie sagen auch und das hat mich so berührt diese Sehnsucht im wah zu sein vielleicht jedem Schriftsteller jeder in eigen aber sie sagen leider ist das vorbei denn auch im Innern des Wahs gibt es heute schnelles Internet im Inneren des Wahls gibt es schnelles Internet aber wir haben auch eine Klimakrise gestrandete Wahle sterben und verrotten an der Küste im Innern des Wahs ist man umgeben vom Geruch des verrotteten Fleischs man kann sich der Tatsache nicht entziehen dass die Politik global geworden kleinsten Winkel unseres Lebens eingedrungen ist der wah ist bedroht vergessen wir aber nicht dass die Wale dank der fantastischen Arbeit von Naturschützern erhalten blieben nur Japan und Norwegen stehen hier schändlicherweise abseits viele wahlpopulationen haben sich erholt dazu brauchte es die Politik haben sieesehen ja von einem Boot aus vielleicht ein kom entfernt sich ein Gefühl ein privilegiert zu sein man möchte sich bedanken endlich habe ich einen wah gesehen ich glaube ich hätte Angst das Tier ist so groß ich glaube sie würden Dankbarkeit empfinden für die Ehre die ihnen wiederfahren ist es liegt ein Gefühl der Ehrfurcht im schieren Staunen darüber dass wir einen Planeten mit so verschiedenen Lebewesen teilen und doch sind wir alle miteinander verwandt mich interessiert das so sehr mich hat dieser dieser Essay unglaublich begeistert weil sie genau wie sie das Aufzeigen so schön schildern dass wir eigentlich fast nicht mehr im Innern des Wahs bleiben können der Wahl ist angespült er der Bauch platzt auf wir leben in einer Zeit wo wir konstant umgeben sind von Tragödien von Kriegen von der Klimakrise Verschwörungstheorien und vielen wird diese Welt ja zu viel das heißt ich glaube die meisten Menschen haben eine tiefe Sehnsucht in den Wahl reinkriechen zu können und es gibt bei George Orwell diesen wunderbaren Satz in diesem Essay überlass dich dem Weltgeschehen und hör auf dagegen zu kämpfen oder so zu tun als könntest du es beeinflussen und ich habe mich gefragt haben wir heute dieses Recht noch zu sagen ich will das nicht beeinflussen ich will damit nichts zu tun haben ich will im Wahl drin bleiben lass mich in Ruhe weil diese Sehnsucht haben ja heute ganz viele Menschen ich denke ganz entschieden dass alle Autoren ihren eigenen Weg gehen müssen mir sind Schriftsteller zu wieder die wollen dass Ihnen alle anderen folgen sollen Schreiben im Innern des Wahs würde bedeuten über Liebesaffären zu schreiben über Ehen die zerbrechen oder gekittet werden oder über Kinderbetreuung es gibt also Welten die man als den Bauch des Wahs bezeichnen könnte meine Meinung dazu lass tausend Blumen blühen ich persönlich möchte beides tun gerade deshalb interessiert mich Orwells Liebe für die kleine Welt und die Weltpolitik ich stimme mit Ihnen üin Barbara dass wir in den schlimmsten aller Zeiten leben aber wie im chinesischen Fluch ist es eben auch die interessanteste aller Zeiten warum ist die Interesse Zeit weil die Dinge so schlecht laufen wie Sie es beschreiben wir werden jetzt durch die Entwicklung der künstlichen Intelligenz herausgefordert wir erschaffen uns vielleichttitten intelligenter sind als wir selbst die aber auch viel über uns wissen das ist außergewöhnlich aufregend und erschreckend dann das Aufkommen des Nationalismus das wieder aufflammend des Antisemitismus das schreckliche Abschlachten von Kindern in Gaza dieser wahnsinnige Krieg den Russland ein Land mit Zeitzonen führt um ein anderes Land aufzufressen während wir Taus Meilen entfern den westlichen Hauptstädten beim Kaffee sitzen s sind ja ein eine Person eine Persönlichkeit ein Schriftsteller der sich unglaublich interessiert für Wissenschaft auch Wissenschaft liebt sie haben immer wieder über Darwin auch geschrieben über die Schönheit der Welt die bei Darwin auch so sichtbar wird und eben auch über Technologie es gibt z.B dieses wunderbare Buch machines like me Maschinen wie wir wo es um künstliche Intelligenz geht und jetzt beschreiben Sie selbst wie sehr die Wissenschaft eigentlich zu unserem Fluch wird teilweise also wir erfinden Dinge die zum großen Problem für uns werden ist es nicht schmerzhaft für Sie die Sie die Wissenschaft so sehr lieben dass diese vielleicht Verantwortung die mit Wissenschaft einhergehen müsste zum Teil nicht wahrgenommen wird ja jetzt wir haben mit unserer eigenen Schlauheit eine Art faustischen Pakt geschlossen nahzu jedes Problem das wir haben geht auf unsere eigene Intelligenz zurück als wir entdeckten dass wir Kohle verbrennen und so eine Dampfmaschine antreiben können um unsere eigene oder die Muskelkraft von Tieren zu ersetzen begaben wir uns auf eine andere Reise sie begann im 18 Jahrhundert in den midlland von England und wir sind immer noch auf diesem Zug wir befinden uns immer noch in diesem Prozess zu ersetzen wird als nächstes das Gehirn ersetzen als ich Maschinen wie ich schrieb diesen Roman über einen intelligenten Roboter dachte ich noch dass die Wissenschaft Wege finden müsste das menschliche Gehirn zu replizieren plötzlich verlagerte sich der forschungsinhalt der k das Produkt des Gehirns das Internet der Versuch das Gehirn zu imitieren war hoffnungslos wir haben etwa 100 Milliarden Neuronen die meisten dieser Neuronen haben Tausende von Verbindungen das ganze läuft mit 25 Watt was der Leistung einer sehr schwachen Glühbirne entspricht um das nachzubilden bräuchten wir ein ganzes Kraftwerk an Kühlmaschinen die Sache hat sich also zur seltsamen wahsinlichkeitsfunktion entwickelt die Ihnen über Chat gpt4 passende Antworten liefern kann es läuft ein unglaubliches Wettrüsten unter vielleicht se oder sieben Technologieunternehmen fast alle aus den USA vielleicht haben wir bis Ende nächsten Jahres etwas das unserer eigenen Intelligenz nahe kommtslich wirft uns die stimus dem Dummheiten unsere Brillianz unsere Freundlichkeit und unseren Mangel an Freundlichkeit auf uns zurück wir befinden uns jetzt also in einer Echokammer das ist interessant wie sie darüber sprechen weil ich den Eindruck habe sie beschreiben die Prozesse ich als Philosophin will natürlich immer wissen was ist da erlaubt und was ist verboten das ist gar nicht so sehr ihr Blickwinkel und das finde ich zeichnet auch Ihr Schreiben aus ein eine enorme Großzügigkeit sie verurteilen Figuren nicht sie wollen einfach wissen was es heißt Mensch zu sein was es heißt eben in dieser sehr komplexen Welt zu leben und das gibt mir Möglichkeit über ihr zweitneuestes Buch zu sprechen über einen Roman Lektionen sie haben es schon erwähnt wahrscheinlich eines ihrer persönlichsten Bücher und tatsächlich ist das auch ein Buch wo ich den Eindruck hatte sie tun wirklich beides sie sind im Wahl drin weil sie diese Figur Rolland Bees ganz genau beschreiben sie gehen mit ihm durch dieses leb durch durch freudvolle Momente durch sehr viel Schmerz durch Trauer durch Ärger durch Wut durch alle diese Emotionen aber sie zeigen sein Leben auch vor dem Hintergrund des Äußeren des Wahs nämlich vor dem Hintergrund der Geschichte die Kubakrise kommt vor der Weltkrieg wird quasi gespiegelt Fall der Mauer Corona ternobil ganz viele Ereignisse Vietnamkrieg kommen vor in diesem Roman mich würde interessieren war in ihrem Kopf zuerst Roland bes diese Figur oder zuerst also das Innere des Wahs oder zuerst das Äußere des Wahs dass sie gesagt haben ich will eine Geschichte schreiben wo ich das Äußere des Wahs in einem Leben zeige ich muss vorausschicken dass es mir wohl wie den meisten Schriftstellern geht wenn man uns fragt wie ein Buch entstanden ist wir kreieren eine Fiktion blicke ich zurück ein Schreibheft in D ich ohne jede konkrete Vorstellung eines Romans alle wichtigen geopolitischen Ereignisse notierte die mein Leben begleitet und geprägt haben die Liste begann mit der Sues Krise und ging bis zur Pandemie und umfasste etwa acht Dinge ich legte es beiseite und dann vielleicht Monate später scheb in dasselbe Notizbuch einige Seiten mehr oder weniger den Beginn von Lektionen ein elfjähriger Junge im Internat weit weg von zu Hause der Klavierunterricht eine ziemlich angsteinflößende Lehrerin die beginnt ihn sexuell hörig zu machen dann kam der Punkt an dem ich die beiden Dinge miteinander verbandt diese Liste sollte seine Zukunft sein zuerst war ich also außerhalb des Wahs und schrieb diese Liste dann war ich innerhalb des Wahs in einer vertrauten Umgebung ich kannte diesen Raum obwohl ich nicht dieser Junge war und mir so etwas noch nie passiert ist es handelte sich um das Musikzimmer meines Internats was mir erst nach dem Schreiben wirklich bewusst wurde es ist also ein Zufall reines Glück am Anfang eines Buches stehen also eine Menge Zufälle alleatorische Elemente eine Sache verbindet sich mit einer anderen und plötzlich hatte ich meinen Reiseplan ich würde diesem Jungen folgen er hat Anteile von mir und diese Liste hier wird sozusagen der Soundtrack seiner Existenz sein und sie sagen gerade diese Figur ist ein bisschen sie ein Stück weit aber auch nicht sie dieser Rolland bes es ist ihr persönlichstes Buch haben sie in sehr vielen Interviews gesagt tatsächlich teilt er mit ihnen glaube ich das Geburtsjahr er teilt mit ihnen ein Stück weit das Aufwachsen in Nordafrika dann eine Zeit im Internat es gibt also viele Parallelen auch ein Geheimnis im Leben über das wir auch noch sprechen werden nämlich ein Bruder der sehr spät in ihr Leben dann erst kommt hat das Schreiben an diesem Buch auch ihre Sicht auf ihr eigenes Leben verändert denken Sie heute anders über ihr Leben nach nachdem sie diese Figur geschaffen haben die ihnen ein Stück weit gleicht ich glaube ich habe dadurch etwas in meinem Familienleben besser verstanden allein durch die Niederschrift wurden mir bestimmte ganz persönliche Tiefe und schwierige Dinge klar dass meine Mutter während ihr Mann im Krieg war eine Affäre mit einem anderen Mann begann der mein Vater werden sollte sie hatten ein Kind es musste geheim gehalten werden um meineer Mutter die Schande zu ersparen ihr Mann war im Krieg und kämpfte in Italien das Bekanntwerden einer Affäre mit der Frau eines anderen Soldaten hätte das Ende der Karriere meines Vaters bedeutet also gaben sie das Kind Weg zusammen mit ihrer Schwester übergab meine Mutter das SE Wochen alte Baby zwei Fremden die sich auf eine kleine Anzeige in der Zeitung gemeldet hatten meine Eltern vor allem aber meine Mutter trugen dieses Geheimnis ihr Leben lang mit sich herum dies aufzuschreiben brachte sie mir näher ich verstand etwas über sie dass ich nie ganz begriffen hatte ich konnte mich in sie hineinversetzen als sie diesen Schritt tat mein Vater starb 7 Jahre vor meiner mutter rückblickend denke ich sie hätte es uns sagen können meine Schwester und mir und meinem anderen Bruder der damals noch lebte und dann trat dieses weggegebene Baby 2002 wieder in unser Leben wir waren wieder in Kontakt aber entscheidend war die Vergangenheit zu verstehen die Scham die Schuld und den weiteren Verlauf ihres Lebens meine Eltern haben sich von England ferngehalten es ist als ob sie sich ins Exil begeben hätten mein Vater nahm immer Ferne Jobs bei der Armee an meine Mutter strickte ständig irgendwelche Jäckchen für Babys die sie nie sehen würde das war eine Tragödie in ihrem Leben ich habe Teile davon mit ihr durchlebt was mir erst durch das Schreiben von Lektionen bewusst wurde sie haben in einem Interview gesagt dass sie den Eindruck haben dass 1942 als ihre Mutter ihren Bruder dieses kleine Baby übergeben hat am ing dass sie damals vielleicht ein Stück weit sich selbst weggegeben hat das würde ja bedeuten dass sie eigentlich gar keine Mutter hatten ist das ihr Gefühl wenn sie zurückblicken dass sie eine Mutter hatten und doch keine Mutter hatten ich glaube etwas in ihr ist gestorben ich hatte ja bereits Halbgeschwister aus der Zeit vor der Affäre meiner Mutter ich fragte meine Schwester die Jahre älter ist als ich war unsere Mutter liebev sie armt und sie sagte nein sie sagte es mit einer gewissen Bitterkeit natürlich ist das auch eine Frage der sozialen Schicht und der Generation die unbesungene Errungenschaft der 60er Jahre bestand darin die Beziehung zwischen Erwachsenen und Kindern und vielleicht auch unter Erwachsenen zu verändern wir sprechen viel zu wenig über diese Veränderung irgendetwas in meiner Mutter schwand oder schrumpfte oder starb es gab diese Distanz zu mir obwohl da auch eine Art Sehnsucht war ich glaube ihr Leben wurde durch ihr Schuldgefühl [Musik] abgewirkt Lektionen hätte sich auf viele andere Arten schreiben lassen im Stil von Thomas Hardy etwa als eine heroische Geschichte über einen Soldaten und eine Liebesaffäre oder düster und verknappt wie etwas aus einem Stück von Samuel Becket es gibt tausend Möglichkeiten das anzugehen sie haben mich gefragt wie das Schreiben dieses Buches meine Wahrnehmung der Vergangenheit verändert hat obwohl ich alle Fakten bereits kannte wurde beim Schreiben irgendwie zu meiner Mutter ich erhielt ein Gefühl für die Last die sie zu tragen hatte Mitgefühl SAS wie Mitgefühl mit ihr auch yes ja in der Tat mein Vater war da viel robuster er hätte wohl gesagt so ist es nun mal wir haben das Kind weggegeben lass uns nicht mehr darüber reden in der Anzeige stand vollständige aufgab gesucht ein Zuhause für einen se Wochen alten Jungen vollständige Aufgabe das klingt etwas nach Armee was darauf schließen lässt dass er die Anzeige verfasst hat diese Geschichte ist ja wie sie gesagt haben auch Teil dieses Romans Lektionen weil auch Rolland Bees einen Bruder so spät erst kennenlernt wie ist es denn wenn Sie das mal kurz beschreib können wir würden ja oft sagen für Familienverhältnisse ist vielleicht gar nicht so sehr die Blutsverwandtschaft wichtig sondern dass wir Erlebnisse teilen dass wir gemeinsam aufwachsen viele von uns haben Geschwister die nicht mit ihnen verwandt sind aber sie sind eng mit ihnen verwoben das sind ihre Brüder und Schwestern oder ihre Eltern ohne dass eine genetische Verwandtschaft vorliegt weil man eine Geschichte teilt sie haben ihren Bruder diesen einen Bruder auch erst in ihren 50ern kennengelernt und trotzdem so scheint es einem hier ist dieser Bruder irgendwie nah was macht denn diese Nähe aus inwiefern ist dieser Bruder zu ihrem Bruder geworden oder war es im Moment dass S das erste mal gesehen haben haben Sie gedacht genau das ist mein Bruder es war merkwürdig den Kontakt hergestellt hat die Heilsarmee die sich offenbar auf familienvereinigungen spezialisiert so erfuhr ich seinen Namen David Sharp ging online 2002 gab es das Internet schon und ich sah dass der Bischof von Oxford wo ich lebte David Sharp ich dachte hoffentlich ist er das nicht dann stieß ich auf jemanden mit demselben Namen der einen Reiseführer für einen Fernwanderweg geschrieben hatte das wäre mir sehr recht gewesen weil sie nämlich gerne selber richtig aber natürlich war es keiner von be [Musik] mein Bruder wohnte etwa 20 Meilen entfernt wir vereinbarten ein Treffen in einem [Musik] Pop ich war etwas verspätet als ich das Lokal betrat es war noch recht früh am Abend ein Mann saß dort vor einem leeren Glas Wein ich erkannte auf den ersten Blick dass ich es war er sah aus wie ich er war nicht der einzige Mann im Pub aber ich wusste es genau ich ging auf ihn zu und dachte das ist vielleicht der wunderlichste Moment meines Lebens nimm ihn ganz bewusst wah geh nicht einfach darüber hinweg als ich mich auf ihn zu beewegte sah er mich stand auf und dann geschah etwas der eine streckte die Hand zum Gruß aus der andere erwartete eine Umarmung ich weiß nicht einmal mehr wer was und wir fielen fast hin in diesem Durcheinander dann sagte ich möchtest du noch ein Glas Wein er sagte ja und ich ging an die Bar ich dachte wie seltsam wir haben uns gerade erst getroffen und schon verlasse ich ihn ich bestellte zwei Gläser Rotwein und die Frau hinter der Theke sagte es ist mein erster Tag hier ich weiß nicht wie man eine Flasche Wein öffnet sie sagte es se leise ich sagte geben Sie sie mir einfach ich öffne sie sie meinte nein wenn ich das tue werde ich gefeuert und verschwand hinter der Theke ich drehte mich immer wieder zu meinem Bruder um und sagte ich bin gleich bei dir endlich den Bruder treffen und dann keine Zeit haben zu sprechen weil die Frau mit der Weinflasche verschwindet es schien als wäre sie zwei Stunden lang weg gewesen es waren wohl eher Z Minuten ich dachte das ist verrückt vielleicht sollte ich einfach gehen aber da waren noch andere Leute das PAP war Teil eines Konferenzzentrums und plözlich strömten 100 Leute rein und ich dachte wenn ich die Bar verlasse komme ich nie zu einem Drink ich wollte meinen Platz nicht aufgeben es war also ein seltsam banaler Moment indem ich meinen Bruder für ein paar Sekunden treffe und dann verlasse ich ihn und winke ihm durch die Kneipe zu dann schlug ich vor einander in 10 Minuten unser Leben zu erzählen und er sagte okay du bist der Schriftsteller du fängst an also erzählte ich ihm die Kurzfassung meines Lebens und er tat dasselbe und dann haben wir dre Stunden lang geredet lassen Sie uns noch ein bisschen über dieses Buch sprechen Lektionen ist ja völlig klar wenn man diesen Titel liest dann denkt man sofort Lektionen was ist die Lektion des Lebens aber es ist ein bisschen wie soll ich sagen sehr berührend dass am Ende des Buches eigentlich dieser Rolland Paes sagt das Leben hätte ihn eigentlich gar nichts gelehrt er hätte den Eindruck nichts gelernt zu haben im Leben und er würde auch nicht glauben da ist er ungefähr et über 70 am Ende des Buches dass er noch irgendetwas lernen würde ist das hier generelles Bild des Lebens dass wir eigentlich hier sind sie haben vorhin gesagt mit banalen Details beschäftigt vielleicht wie kleine Käfer die darum krabbeln und ihre Sachen machen manchmal wichtig finden manchmal nicht so ist das Leben und dann ist es vorbei auf die Frage was im Leben zählt wird ein alter Mensch jemand meines Alters nur nur mit Banalitäten antworten können sei mutig erkenne dich selbst sei freundlich zu anderen Menschen die Liebe ist wunderbar natürlich macht es Spaß Ratschläge zu geben aber sie sind meiner Meinung nach wertlos sie haben keinen Gehalt im Leben sammelt man aber durchaus ein paar Lektionen an die sich nicht auf ein paar Sätze reduzieren lassen auf die Frage was ich gelernt habe kann ich einzig auf die 600 Seiten verweisen mit anderen Worten die Lektionen des Lebens stecken in der gefühlten Erfahrung eines ganzen Lebens und ein paar Dinge gelten ganz allgemein im Laufe unseres Lebens werden wir früher oder später auf Probleme stoßen niemand ist die ganze Zeit glücklich es sei denn man ist völlig verrückt früher oder später läuft etwas schief tragische Dinge geschehen eines der schrecklichsten Wörter im englischen das wir von den Amerikanern entlehnt haben ist der Begriff closer was den deutschen etwas verarbeitet oder mit etwas abgeschlossen haben entspricht dem Moment wenn alles adakta gelegt ist so etwas gibt es nur in Filmen und Romanen im wirklichen Leben häufen sich die Narben und die Last der Dinge es bleibt einem nichts anderes übrig als sie zu ertragen man kann sich damit abfinden aber es gibt kein Vergessen kein überwinden jemand dir sagt wenn ich nur die Leiche meines Mannes zurückbekäme könnte ich mit seinem Tod abschließen unterliegt einer Täuschung ihr toter Mann wird ihr toter Mann bleiben es gibt keine closure Rolands Leben ist eine Ansammlung von Narben die ihr tragen muss sie sind Teil des Gepäcks das wir alle tragen müssen eine Scheidung der Verlust eines engen Freundes durch Krankheit all diese Dinge aber was doch auch irgendwie bleibt ist vielleicht die Erkenntnis dass unser Leben von einer tiefen Ambivalenz durchzogen ist weil er überlegt sich am Ende des Lebens ja auch hätte ich etwas anderes machen sollen und dann kommt er zum Schluss eigentlich nicht wirklich wenn ich die Schule nicht abgebrochen hätte und vielleicht stattdessen ein Bekannter Konzertpianist geworden wäre weil er hätte das Talent dazu gehabt dann wäre er dieser boshaften Klavierlehrerin nie entronnen oder wenn er gar nicht erst diese Alissa geheiratet hätte seine erste Frau die ihn dann sitzen lässt mit einem Baby mit Lawrence dann hätte er diesen Lawrence nie gehabt seinen Sohn den er unfassbar liebt und vor allem auch die Enkelkinder die er dann bekommt stefhanie die so wichtig ist für ihn also es gibt so viele Dinge von denen er ganz genau weiß ich wünschte im Nachhinein ich hätte es anders gemacht aber wenn ich es anders gemacht hätte dann wäre mein Leben nicht so wie es jetzt ist und es gibt so viele Dinge die wir in einem Leben und diese Einsicht ist doch eine finde ich eine unglaublich schöne und Tiefe Lektion die wir lernen können Leben ist ambivalent Leben ist nicht eindeutig wir hegen die Illusion dass wir die Kontrolle über den Weg haben den wir im Laufe der Jahre einschlagen ich interessiere mich dagegen sehr für all die zufälligen Dinge die uns zu dem machen was wir sind esnt rein biologisch mit dem h ih Eltern eine Minute später Liebe gemacht wären sie nicht sie sie wären ihr Bruder oder ihre Schwester ein anderes Sperma hätte das Ei befruchtet ist immer ein bisschen verwirrend wenn man sich das überlegt es ist also der Zufall der uns geschaffen hat die Wahrscheinlichkeit genau dieser Rekombination von Genen ist verschwindend gering es sprengt unser vorstellsvermögen sich ihre Eltern kennengelernt haben beruht auf einer ganzen Reihe von Zufällen ihre Mutter wollte eigentlich zu Hause bleiben und sich die Haare waschen dann ging sie doch aus und im Tanzlokal stand da dieser nette schüchterne Mann in einer Ecke es begann eine Liebesgeschichte aus der sie entstanden sind wir haben keine Kontrolle über den Zeitpunkt unserer Geburt über unser genetisches Erbe oder unsere Lebensumstände wir kommen einfach hier an und hoffen aufs beste ich bin zufrieden und doch nicht ganz zufrieden weil jetzt wo ich sie mal hier sitzen habe ih magun es interessiert mich wirklich was ist ihre Sicht aufs Leben worum geht es wirklich weil so wie sie es jetzt beschreiben würden sie ja sowas sagen wie es gibt diese Akkumulation diese Anhäufung von Ereignissen und im Rückblick ist das unser Leben Max Frisch hat mal sowas gesagt wie jeder erzählt irgendwie früher oder später eine Geschichte und hält das für seine Biografie eigentlich betonen wir dann das ein oder andere aber am Ende des Tages ja waren es diese kleinen Details aber gleichzeitig gibt’s do so eine Idee in der Philosophie wie z.B bei Jean-Paul sachre wir sind freie Wesen wir haben es in der Hand wir müssen unser Leben verantworten also was würden Sie sagen was ist die Quintessenz eines Lebens worum geht es da draußen was sollen wir tun was würden Sie einem jungen Menschen sagen sie würden ja kaum sagen ach geh einfach durs Leben das eine und andere wird dir passieren und da zit sondern sie würden ja ich meine gar nicht so sehr ein Ratschlag sondern worum geht’s worum geht’s im Leben i Mun nun ich habe in der Philosophie noch kein gutes Argument für den freien Willen gehört wie Sie vielleicht schon gedacht haben vielleicht können Sie mir nachher eines nennen in Anbetracht der Zufälligkeit der Dinge die ich gerade beschrieben habe müssen wir anderswo suchen und deshalb stimme ich weder Sartre noch nie wen unser Schicksal ist aufs ste mit den Menschen um uns herum verwoben es ist eine wunderbare romantische Idee bei Nietzsche bei Rousseau und bei Wordsworth dass wir als kleine brennende harte Flamme dur Leben gehen und unser Licht in die Zukunft ausstrahlt aber wir sind die Kinder unserer Eltern wir sind die geliebten unserer lieben wir sind die Angestellten unserer Arbeitgeber in unserem Schicksal widerspiegelt sich unsere Persönlichkeit und unser riesiges Netzwerk um Ihre Frage nach dem Sinn des Lebens zu beantworten ich denke es ist das Streben nachit egal ob als Tennisspieler oder Koch bestimmten Augenblicken im Leben schenken wir nicht genug Aufmerksamkeit dabei gehören sie zu den Hauptquellen des Glücks und zwar wenn man etwas tut und so sehr darin vertieft ist dass man aufhört zu existieren diese Momente mögen kurz sein und nur eine Minute oder auch Stunden dauern wenn man Gehirnchirurg ist sie gehen z überhaupt ähnlich dem verliebt sein oder Sex eine der höchsten Erfahrungen des Erwachsenen Lebens aber ich stelle diese Momente der totalen Konzentration auf dieselbe Ebene sie arbeiten ganz selbstvergessen im Garten vor sich hin Leidenschaft tun etwas mit Leidenschaft tun ich glaub diese Lektion nehme ich jetzt doch mit ich meine da gibt ja auch viele philosophische Ideen dazu als es eigentlich darum geht etwas mit Leidenschaft tun das hat auch viel damit zu tun sich zu erkennen er Tätigkeit also doch dann eben einen Moment von Freiheit zu erlangen indem man sich für etwas entscheidet und das tut mit Leidenschaft aber lassen Sie uns ein Schritt weitergehen im Gespräch und aber ist Leidenschaft der richtige Begriff in diesem Momenten existiert man nicht man ist so selbstvergessen dass das Denken ausgeschaltet ist ja natürlich man verliert sich dann ein Stück weit auch wieder in dem Moment ja genau man verliert sich und sei es auch nur in einem Spann aber sie müssen zuerst mit Leidenschaft Tennisspielen lernen sonst verlieren sie sich nicht im Tennisspiel ich schwöre Ihnen wenn Sie mich auf den Tennisplatz Stellen ich werde mich nicht verlieren im Spiel weil ich beherrsche das Tennisspiel nicht also ich glaube Stück weit ein ein Interesse an etwas um da reinzuwachsen ist wahrscheinlich wichtig aber die Zeit läuft oder beim Schneiden einer Zwiebel fürs Abendessen in den kleinsten Dingen ein amerikanischer Autor eines Buches über Freizeit Drogen sagte wenn Sie wissen wollen wie es ist LSD zu nehmen frühstücken Sie mit einem vierjährigen man kann sich also genauso verlieren im Gespräch mit einem vierjährigen beim Frühstück man muss kein geübter Tennisspieler sein um solche Momente zu erleben allein die soziale Erfahrung reicht uns fehlt das Vokabular um solche Momente zu würdigen mm auch in der Zusammenarbeit mit anderen kann man ähnliches erfahren ich habe kürzlich zusammen mit meinem Sohn über einem kleinen technischen Problem gebrütet wir versuchten Teile zusammenzufügen die Viertelstunde in der wir daran gearbeitet haben war absolut fesselnd die Aufgabe war schwierig aber wir haben sie zusammen gelöst und erst im Nachhinein dachte ich das war ein Moment der Freude solche Momente sind gar zu selten ich gebe Ihnen absolut recht und es gibt diese ganzen Theorien zu zu Sinn im Leben nicht Sinn des lebenens sondern Sinn im Leben ein großes themamoment in der Philosophie und da geht’s sehr oft genau darum dass man sich eben verlieren kann in etwas und diese Liebe diese Liebe zu empfinden zum Zwiebelschneiden von mir aus aber lassen Sie uns unbedingt jetzt noch zur Schuldfrage kommen weil wir nämlich über dieses über dieses großartige Ballett sprechen müssen und dazu muss ich jetzt kurz etwas erklären es gibt im Moment im Opernhaus Zürich ein Ballett mit dem Titel atonement das ist der Titel eines ihrer bekanntesten Werke ab bitte auf Deutsch wurde auch verfilmt habe ich ganz am Anfang auch erwähnt und in diesem Ballett geht es ja noch einmal um etwas anderes was im Leben geschehen kann nämlich nicht nur was wir akkumulieren Dinge die uns zustoßen sondern dass wir manchmal auch selber Unrecht tun also nicht nur dass uns Unrecht wieder fährt sondern dass wir Unrecht tun und Schuld auf uns L und dann damit leben müssen bevor wir darüber sprechen schauen wir ganz kurz ein paar Bilder an aus diesem Ballett wir sehen darin Cecilie das ist die tragische Figur die sich trennen muss von robbby das ist ihre große Liebe robie wird verhaftet weil ihre Schwester die kleine Schwester Bry robie der Vergewaltigung an einer anderen Person bezichtigt zu Unrecht und genau darum geht’s dann eben auch in diesem Buch aber schauen wir ganz kurz die beiden Schwestern in diesem Stück an [Musik] das Stück die choreogie von C marst die Musik von Laur Ross sie haben freie Hand lassen bei diesem Stück es ist ein unglaublich faszinierendes Ballett was man da zu sehen kriegt wie ist das für Sie wenn Sie sich jetzt vorstellen ihr Roman wird zu einem Ballett in einem Ballett wird nicht gesprochen sie sind der Meister der Worte wie funktioniert das überhaupt das ist eine außergewöhnliche Erfahrung für mich ich sehe die Bilder zum ersten Mal mir lief ein Schauer den Rücken hinunter die Musik und die Bewegungen sind unglaublich ich weiß nichts über Ballett mein kreativer Beitrag bestand darin die anderen machen zu lassen und mich bis zur Premiere zu gedulden es geht in diesem Stück ja um die Schuld dieser BR die sie auf sich geladen hat also im Buch geht’s darum es geht in dem Stück darum sie haben vorhin gesagt es gibt keinen freien Willen aber Schuldgefühle haben wir ja trotzdem und wie gehen wir damit um kann so etwas je wieder gut gemacht werden man muss dazu wissen BR zerstört das Leben ihrer Schwester ja das tut sie einige Leserinnen und Leser sehen in BR eine böse Gestalt aber was sie tut tun wir alle in gewissem Maße kennt man seit langem den Begriff der Autosuggestion wonach man als erstes sich selbst belügen muss um zu einem glauwürdigen Lügner zu werden BR ist so überzeugend als sie bei der Polizei berichtet wie Sie eine bestimmte Person beim Missbrauch an Lola gesehen hat weil ihre Schilderung ein Teil des Prozesses ist sich selbst zu überzeugen aber sie rehabilitiert sich indem sie ein geprüftes Leben führt später in ihrem Leben schreibt sie sech oder sieben fiktionalisierungen der Ereignisse und Abbitte entspricht dem letzten Entwurf gibt es also Sühne im Leben nun ich glaube nicht dass sie von einem übernatürlichen Wesen kommt aber wenn man über seine Taten nadenkt t sie wieder gut zu machen hat man vielleicht einen Viertel des Weges geschafft man kann schuld nie auslöschen es gibt auch hier keine closure aber um noch einmal auf die Frage nach dem Sinn des Lebens zurückzukommen nun es will geprüft werden wir haben ein Bewusstsein mit dem wir unser Leben prüfen können das geprüfte Leben zu leben ist eine Möglichkeit dem Leben einen Sinn zu geben sie verbringt ihr ganzes Leben damit über ihre Tat nachzudenken dann versucht sie mit Hilfe von Fiktion alles wieder in Ordnung zu bringen schließlich aber gesteht sie die Wahrheit ein die Sache ist nie bereinigt worden all das in körperliche Bewegung ohne Worte umzusetzen ist eine unglaubliche Aufgabe gemäß dem was ich über Kathy Marston gehört habe muss sie die richtige Person dafür sein die Choreografin das Stück ja genau ich erwähnte gegenüber Freunden die sich für Ballett begeistern dass sie mich wegen eines Balletts kontaktiert hat sie sagten du musst unbedingt als erstes morgen früh zurückschreiben das beruhigtich jetzt dass sie auch nicht alles wissen aber lassen Sie uns zurückgehen weil mich das sehr berührt dass sie sagen die eigentliche Idee im Leben und da kommen wir noch einmal zu einer Lektion ist das geprüfte Leben zu leben die examin Life ja das ist ja eigentlich eine Idee die zurückgeht auf Sokrates worum geht es im Leben es geht darum das Leben zu prüfen man könnte auch sagen das Leben das wir gelebt haben vor uns selbst zu rechtfertigen nicht vor Gott zu rechtfertigen nicht vor einem Gerichtshof zu rechtfertigen sondern vor uns selbst also uns selber Gründe anzugeben und diese Brian die ringt damit die ganze Zeit gibt es denn etwas was wir tun können um zur Ruhe zu kommen mit uns ist ja nicht einfach diese BR die tut das indem sie schreibt aber es ist ja nicht einfach sich ins Gesicht zu schauen in den Spiegel zu blicken ich glaube nicht dass sich der Sinn des Lebens in Zufriedenheit oder Leichtigkeit erschöpft man muss den Weg gehen auch wenn er hart und schwierig ist vielleicht fühlt man sich sogar schlechter wenn man wirklich darüber nachdenkt was man getan hatben Gl würde ich weniger Bedeutung beimessen Glück kann aus diesen Momenten der Versenkung entstehen über die wir gesprochen haben gibt es eigentlich ein deutsches Wort für solche Momente im englischen behilft man sich mit dem Begriff Flow ja meistens nennen wir das auch Flow ja in einem Moment aufgehen vielleicht ja ja sein Leben zu prüfen mag sehr schmerzhaft sein aber das Streben nach Sinn ist mehr als glücklich sein das Leben wird dadurch bedeutsam allerdings sind wir irgendwann nicht mehr da schon im Alter von 7 oder 8 Jahren ging ich davon aus dass es nach dem Tod wie vor der Geburt sein wird das denke ich auch heute [Musik] noch von Jahren nach uns kommen und die Menschen die Hunderte von Jahren vor uns existiert haben wohnen in unserem Leben wie Gespenster wir glauben dass wir die einzigen Menschen sind bald aber blicken die Kinder unserer Kinder unserer Kinder auf uns zurück wenn überhaupt und dann sind wir die Gespenster fantasiegebildde der Historiker die versuchen zu verstehen wie es damals war alle anderen Menschen stecken viel zu tief in ihrem Alltag um unser zu gedenken wie oft beweinen wir den 30jährigen Krieg oder die 4 Millionen Toten der napoleonischen Kriege uns sind die schlimmen Kriege des 20 Jahrhunderts und vor allem der heutige Krieg in Europa näher unser Engagement beschränkt sich auf unsere Bedürfnisse und Belange im hier und jetzt aber auch wenn wir wissen es ist flüchtig es wird vorbeigehen wir zählen eigentlich gar nicht es kommen Menschen nach uns es gab Menschen vor uns ist es nicht furchtbar traurig dieses Leben ziehen zu lassen weil das Leben doch eigentlich von unfassbarer Schönheit ist es ist schrecklich schön gleichzeitig und das ist die große Faszination der Weltliteratur gibt es lakrimererum Tränen im Herzen der Dinge wie Vergil sagteum wenn ich diese Worte sehe oder höre läuft mir ein Schauer über den Rücken als ob jemand auf meinen Grab getreten wäre dieser Aspekt ist tief in die menschliche Existenz eingewoben daneben gibt es diese Momente der unglaublichen Freude des Mutes der Freundlichkeit und so weiter wenn mich jemand fragt warum all diese Abgründe in meinen Romanen vorkommen sage ich weil es diese dunklen Dinge im Leben gibt wir sind Meister im abspalten wir können hier in Zürich bei einem köstlichen Essen sitzen ich war gestern Abend in der Kronenhalle wunderbar im Wissen dass in Gaza Kinder sterben dass in der Ukraine Krieg herrscht dass das Klima dringend unsere volle Aufmerksamkeit braucht und wir geben sie ihm nicht diese beiden Zustände können in unserem Kopf nebeneinander bestehen in verschiedenen Kisten sozusagen vielleicht bewahrt uns die abzugrenen DAV völlig verrückt zu werden das erinnert mich an die anfangspassage von bertr Russells Autobiografie wo er beschreibt wie sein Leben war und wo er genau beschreibt wie sein Leben darin bestanden hat alles verstehen zu wollen die Liebe zur Wissenschaft aber auch in der Liebe aufgehen zu wollen jemanden liebe liebe machen gleichzeitig auch die Schönheit eben in diesen einzelnen alltäglichen Dingen und das ist das was ich mitnehme aus diesem wunderbaren Gespräch mit ihnen iun es geht darum das eigene Leben zu prüfen in den Spiegel zu blicken es verstehen zu wollen und es geht darum in den einzelnen kleinen Dingen aufzugehen LSD zu genießen in Form einer Begegnung mit des eigenen Enkelkindes das nehme ich mit ich danke Ihnen ganz ganz herzlich für dieses Gespräch in makun wie sie versprochen haben es hat Spaß gemacht danke schöno wozu ist ein Leben da und wann ist es gelungen die Frage stellen wir uns wohl alle und wir sind gespannt auf eure Einsichten über die Frage worum es im Leben geht hier ein Gespräch mit der Philosophin Beate Rössler und zum Problem der engagierten Literatur angesichts der Klimakrise ein Gespräch mit Martin pchner viel Vergnügen

Er ist ein Superstar der Literatur und seine Bücher liefern immer neuen Stoff für Hollywood: Ian McEwan, einer der bekanntesten Schriftsteller unserer Zeit, der die Abgründe menschlichen Lebens und Liebens schonungslos ausleuchtet und ihre ganze Widersprüchlichkeit zeigt.

Themen in dieser Folge:
00:00 Was bedeutet das Schreiben für Ian McEwan?
05:39 Entsteht beim Schreiben direkt ein Kinofilm?
09:44 Wie politisch soll Literatur sein?
21:08 Wie entstand Ian McEwans Roman «Lektionen»?
35:00 Die Lektionen des Lebens von Ian McEwan
40:35 Was ist die Quintessenz des Lebens?
49:11 Die Frage der Schuld im Roman «Abbitte»

Vielfach verfilmt, mit Stars wie Keira Knightley, Anthony Hopkins und Emma Thompson, begeistern McEwans literarische Werke seit Jahrzehnten ihr Publikum. Sie sind von der Ambivalenz der menschlichen Erfahrung geprägt und von den Lehren, die das Leben erteilt.

So auch sein 2022 erschienenes und wohl persönlichstes Buch «Lektionen», das die ganze Bandbreite menschlichen Lebens abbildet und eng mit der Biografie des Briten verwoben ist. Am Ende bleibt immer die Frage: Was ist ein gelungenes Leben? Und gibt es das überhaupt?

Als Schriftsteller äussert sich Ian McEwan oft politisch, wobei er auch die Sehnsucht kennt, sich angesichts der dramatischen Weltlage «ins Innere des Wals» zurückzuziehen, wie George Orwell schrieb und Ian McEwan es in seinem neusten Essay diskutiert. Darf man sich der politischen Verantwortung entziehen – und kann man es im digitalen Zeitalter überhaupt noch?

Barbara Bleisch spricht mit Ian McEwan über Familiengeheimnisse und menschliche Schuld, über die Lasten und Freuden des Lebens und über sein Dasein als Schriftsteller.

Das Video in Originalton findet ihr hier: https://youtu.be/KfaooQ97kRE

Sternstunde Philosophie vom 19.05.2024
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✨ Wöchentlich neue Gespräche mit spannenden Gästen

Sendungsverantwortliche:
🎥 Regie: Stephan Brülhart, Redaktion: Daniel Dubach, Martina Kuhn, Sophie Ofer, Produzentin: Sandra Roth, Leitung: Judith Hardegger, SRF 2024
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Die «Sternstunde Philosophie» pflegt den vertieften und kritischen Ideenaustausch und geht den brennenden Fragen unserer Zeit auf den Grund.

Die «Sternstunde Philosophie» schlägt den grossen Bogen von der gesellschaftspolitischen Aktualität zu den Grundfragen der Philosophie: Wer ist wofür verantwortlich, worin besteht die menschliche Freiheit, was bestimmt unseren Lebenssinn? Zu Gast sind Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur, Politik und Wirtschaft – Stimmen, die zum Denken anregen und unser Zeitgeschehen reflektieren und einordnen.
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Moderation: Barbara Bleisch

Barbara Bleisch: https://www.instagram.com/barbarableisch/
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