VANESSA MAI, 04.05.2024, Porsche Arena, Stuttgart | gig-blog

VANESSA MAI, 04.05.2024, Porsche Arena, Stuttgart

VANESSA MAI, 04.05.2024, Porsche Arena, Stuttgart | Foto: Madita Nair
Foto: Madita Nair

Unseren ersten Ausflug in die Welt des Schlagers hatten wir 2019, als Heino sich auf den Weg nach Stuttgart machte und uns mit Schlager-Versionen diverser Punk- und Rocksongs, unter anderem Rammsteins Sonne, bestens unterhielt. Auch in Sachen Pop sind wir seit dem Konzert von Jason Derulo vor knapp drei Wochen abgehärtet und sind bereit für jedes noch so eventuell fremdscham-behaftete Klischee. Doch Vanessa Mai wird uns eines Besseren belehren bei ihrem „Zuhause Bei Dir-“-Event in der Porsche Arena.

Vorab möchte ich erwähnen, dass wir mal wieder den Menschenmassen-Super-Gau erwischt haben.

  • Frühlingsfest
  • VfB Stuttgart vs. FC Bayern München
  • „Disney in Concert“ in der Schleyer-Halle
  • Vanessa Mai

Als wir unsere Pressekarten an der Abendkasse abholen möchten, wird uns direkt klar, dass Vanessa heute Abend ein leicht zu begeisterndes Publikum erwarten darf. Manche wanken vom Wasen herüber, die anderen mit schon beachtlichem Pegel vom Stadion raus und eine Haustüre weiter wieder rein. Noch nicht mit eingerechnet sind dabei jene, die das volle Programm mitnehmen und vor dem Stadion-Besuch schon auf dem Wasen waren und nun den Abend gemütlich ausklingen lassen wollen bei Frau Mai. In der Arena herrscht also beste Stimmung und zum Glück für einige Gäste ist das Konzert bestuhlt. Ich habe das bereits in anderen Berichten erwähnt, dass ich so etwas besonders mag. Ich komme in einen bestuhlten Konzertsaal, freue mich, dass es entspannt wird und ab Song eins stehen alle und ich sehe nichts mehr. Ich halte mehrere Male Ausschau, von wo aus Madita fotografieren darf. Der Bühnengraben ist tabu, man trifft sich im ersten Stock am Merchandise-Stand und an der Hallen-Seite entdecke ich dann die Fotografen. Das hat – glaube ich – weniger etwas mit Eitelkeit und Angst vor Nahaufnahmen zu tun, so nahbar und Selfie-affin sich Vanessa präsentiert, als vielmehr mit bevorstehenden Pyro-Effekten und der länglichen, ins Publikum ragenden Bühne.

VANESSA MAI, 04.05.2024, Porsche Arena, Stuttgart | Foto: Madita Nair
Foto: Madita Nair

Die Lichter erlöschen und auf den LED-Wänden erscheint Vanessa. Doch noch ist das nicht der Konzertbeginn, sondern ein Werbevideo für Skechers. Gibt es eine bessere Methode seine Zielgruppe zu erreichen? Doch dann geht es wirklich los und Vanessa samt Band, kommen am Bühnenrand in die Halle und starten mit „Uns gehört die Welt“ ihrer 2023 wiederbelebten Schlager-Band „Wolkenfrei“, deren einziges übrig gebliebenes Bandmitglied sie selbst ist. Diese Fan-Nähe soll sich durch den kompletten Abend ziehen und auch beim nächsten Song „Hotel Tropicana“ räumt sie mit diversen Schlager-Klischees auf. Die Band hat einen knackigen Sound, sie singt live, stets begleitet von Singer/Songwriter Nico Gomes und auf der Bühne bersten Feuersäulen in die Höhe. Vanessa wirkt absolut authentisch und beweist jede Menge Humor, wenn sie das Publikum fragt, wer heute zwangsweise hier sein muss. Dabei pickt sie sich einen Gast heraus, der ihrer Meinung nach etwas unzufrieden aussieht, besucht ihn in der Menge und stößt mit ihm mit einem Shot an. Im späteren Verlauf des Abends bekommt er auch noch ein T-Shirt geschenkt – persönlich überbracht von Vanessa.

VANESSA MAI, 04.05.2024, Porsche Arena, Stuttgart | Foto: Madita Nair
Foto: Madita Nair

Uns wird ein bunter Blumenstrauß aus Vanessas kompletter Discographie präsentiert. Nachdem uns noch ein Wolkenfrei-Medley geboten wird, geht es eher in die poppigere Richtung ihrer Werke. Auch vor Kollaborationen außerhalb des Pop-und-Schlager-Genres schreckt Vanessa nicht zurück, was sie im Duett mit Sido, der zu „Happy End“ über die LED-Leinwand rappt, eindrucksvoll darbietet. In einem Kommentar in den sozialen Medien wurde angeprangert, dass Vanessa zu viele Cover (bspw. Nena, Beyoncé, Andreas Bourani usw.) und zu wenig Stoff auf der Bühne präsentiert. Ich kann dem nicht zustimmen, da die Cover-Songs immer wieder die Stimmung in die Höhe drücken und diese auch absolut souverän gesungen werden und super umgesetzt sind. Zu den Bühnenoutfits darf natürlich jeder seine Meinung haben und diese in respektvoller Art äußern. Ich selbst sehe da nichts Verwerfliches, da alles immer noch in einem stilvollen und ästhetischen Rahmen stattfindet – auch wenn die Jeans-Hotpants eher an eine Jeans-Hotpanty erinnert und bei der Korsage ein Träger reist, der in Windeseile von ihrem Stylisten geflickt wird, wofür sie im Gegenzug versucht, einen geeigneten Partner im Publikum für ihn auszumachen. Das Haar in der Suppe finden üblicherweise immer jene Leute, die meist weniger als einen Bruchteil des Könnens des Künstlers aufweisen und danach das Aussehen angreifen, wenn man selbst wahrscheinlich den Spiegel zum Zerspringen nötigt. Weiter im Text. Auch zwei Gastmusiker hat Vanessa noch mit im Gepäck. Zum einen Joel Brandenstein, mit dem sie gemeinsam die Ballade „Der Himmel reißt auf“ performt und als zweiten Gast, was wahre Begeisterungsstürme auslöst, die One-Schlager-Hit-Legende „Buddy“, der seinen 2003er Sommerhit „Ab In Den Süden“ mit ihr zusammen noch einmal aufleben lassen darf.

VANESSA MAI, 04.05.2024, Porsche Arena, Stuttgart | Foto: Madita Nair
Foto: Madita Nair

Es ist wirklich ein rundum solides Konzert, das wirklich hätte schlimmer werden können, wenn man mit der Befürchtung die Halle betritt, es könnte in Richtung Helene Fischer oder gar der Schwiegermutter Vanessas, Andrea Berg, gehen. Schlager ist nicht meine Welt. Zumindest der moderne Schlager. Gegen „Die kleine Kneipe“ oder auch „Griechischer Wein“ habe ich absolut keine Argumente und bin ein geneigter Hörer. Doch die Performance heute von Vanessa Mai war absolut authentisch und sympathisch. Einiges hat vielleicht nicht so geklappt oder geklungen wie es soll, doch Vanessa hat es nicht versucht professionell zu überspielen, sondern hat es angesprochen und mit uns gemeinsam darüber gelacht. So verlassen wir die Porsche-Arena mit dem Gefühl gut unterhalten worden zu sein von einer „Freundin“, die für ihre ganzen Freunde ein „kleines“ Konzert gegeben hat. Man hatte zu jeder Zeit das Gefühl, sie könnte jeden Moment neben einem stehen, ein Party-Selfie machen und mit einem auf einen guten Abend anzustoßen.

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