Kommst du nicht ins Theater, kommt es per Lkw zu dir

Erstellt am 11. Mai 2024 | 18:00
Lesezeit: 2 Min
Max Mayerhofer David Czifer
Max Mayerhofer und David Czifer bringen das Theater zu seinem Publikum - per Lkw. Eine Idee, die schon die alten Griechen hatten - abzüglich der Motorisierung.
Foto: anwora
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„Das Konzert“ ist einer der Komödien-Klassiker schlechthin. Generationen haben bei dem Lustspiel schon Tränen gelacht. Beste Referenzen also, um vom Lastkrafttheater gespielt zu werden. Seit 26. April ist die Truppe um Max Mayerhofer und David Czifer mit dem Stück auf Tournee. Am 23. Mai ist es am Retzer Hauptplatz bei freiem Eintritt zu sehen.

Das Lastkrafttheater (LKT) folgt einer Tradition, die bis ins alte Griechenland zurückführt: Nicht das Publikum geht ins Theater, sondern das Theater kommt zu seinem Publikum. Der Lkw des LKTs parkt sich ein, Sitzgelegenheiten werden aufgestellt und das Theater kann losgehen. Seit der Gründung 2013 hat das Lastkrafttheater bereits über 260 Vorstellungen für rund 40.000 Besucher gespielt. Mit dem Lkw des Sankt Pöltner Transportunternehmers Karl Gruber rollt das fahrende Theatervolk durchs Land.

Die zehnte Station der LKT-Tour ist am 23. Mai in Retz

Das Theater kommt heuer über 30-mal zu den Menschen und entführt die Zusehenden aus ihrem Alltag in die Welt von Hermann Bahrs „Das Konzert“. Als zehnte Station auf der Tour ist am 23. Mai um 19.30 Uhr Retz dran. Am Hauptplatz wird dann aber alles andere ein Konzert der Schauspielenden zu hören sein, denn die titelgebende Vorankündigung findet nie statt. Das liegt daran, dass die Hauptfigur - der berühmte Pianist Gustav Heink - das vorgebliche Konzert nur als Ausrede benutzt.

Es dient als bequemer Vorwand, wenn er mit einer seinen zahlreichen Geliebten das Wochenende auf seiner Berghütte verbringen will. Doch die Gattin hat längst Lunte gerochen. Eine Ausgangslage, die dafür gesorgt hat, dass Bahrs „Konzert“ schon seit dessen Uraufführungen des „Lustspiels“ ein Hit ist. Eine der Premieren fand am 23. Dezember 1909 in Berlin am Lessingtheater statt; zeitgleich aber auch am Königlichen Schauspielhaus in Dresden und am Schauspielhaus in Frankfurt am Main.

Hermann Bahr Das Konzert 1920
Die Herren Emanuel Reicher und Otto Gebühr spielten 1920 in „Das Konzert“, wie auf dieser Fotopostkarte des Verlags Hermann Leiser festgehalten wurde.
Foto: Atelier Becker & Maass

Wird das „Konzert“ mit einem Paukenschlag enden? Können Affären uns selbst etwas beweisen? Wollen wir uns wirklich nur an einen Menschen binden oder hat das Verbotene seinen eigenen Reiz? Wie halten Sie es denn mit der Treue? Was ist Ihre Partitur für eine glückliche Beziehung? Und: Ein Konzert ist ein Konzert, ist ein Konzert? Fragen über Fragen, die das LKT augenzwinkernd mit sechs Schauspielern und Nicole Fendesack als Regisseurin dem Publikum stellt.

Man könnte „Das Konzert“ etwas tiefgründiger interpretiert als die heile Scheinwelt einer Gruppe gelangweilter Ehepartner verstehen. Für Tiefgründiges steht das LKT allerdings, zum Amüsement seines Publikums, nicht. Die Unterhaltung steht im Vordergrund und ist zudem erstens Programm und zweitens auch noch gratis zu genießen. Ein Umstand, auf den David Czifer und Max Mayerhofer, die Gründer des LKTs, stolz sind.