Eigenwillige Ermittler | Vorablesen

Eigenwillige Ermittler

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„Jacket“ Winkler ist Chefinspektor im LKA von Wien – bekannt ist er aber nicht für seine Mordaufklärungen, sondern für sein Buch, in dem er von einem spektakulären Fall erzählt, und das sich rasch in die Bestsellerlisten katapultiert hat. Jetzt gerät er eher zufällig in die Ermittlungen eines neuen Mordfalls – er ist erschüttert, aber nicht wegen der Brutalität des Mordes, sondern weil er den Tatort bereits kennt; denn der ist in seinem neuen, noch nicht veröffentlichtem Roman detailliert beschrieben...

Es braucht ein bisschen, bis ich in diesem Thriller angekommen bin, weil mich die beiden Hauptfiguren nicht fesseln konnten – und das, obwohl sie wirklich sehr unkonventionell gestaltet sind. Jacket ist mir leider von Anfang an unsympathisch gewesen. Arrogant, großkotzig und egoistisch, wie er ist, macht er zwar im Laufe des ganzen Buches eine Entwicklung durch, dennoch kann ich nicht behaupten, dass er mir am Ende sympathischer war. Zur Aufklärung des Mordes wird ihm der unerfahrene Kollege Mohammad „Mo“ Moghaddam zur Seite gestellt – ihn mochte ich gerne, auch wenn er sich mir gedanklich zu oft um seine eigenen Probleme drehte. Mo ist wirklich bemüht, an alles bei diesem Mord zu denken, tappt dabei aber leider auch in einige Anfänger-Fallen und wird von seinen Kollegen dadurch auch noch belächelt. So unkonventionell beide Figuren sind, so anstrengend sind sie dann leider auch im Laufe der Geschichte, und leider habe ich mich auch beim Augenrollen ertappt.

Der Plot selber ist gut: es gibt nicht nur einen Mord, es rücken Verdächtige in den Fokus, bei denen man nicht glauben kann, dass sie es gewesen sind, und man ringt nach einer plausiblen Auflösung. Die hat der Autor dann auch gefunden – auch wenn am Ende einiges sehr konstruiert wirkt.

Leider aber hat es diesem Thriller an Spannung gefehlt – die kommt erst im letzten Drittel auf, und hier hat mich alles dann eher an einen Action-Film erinnert: Abstruse Situationen, die nicht mehr glaubwürdig sind, aus denen sich die Protagonisten dann aber heldenhaft befreien.

Erzählt wird der Thriller aus verschiedenen Perspektiven – es gibt die von Jacket und Mo und eine weitere, die mit „Er“ übertitelt ist und bei der man sofort weiß, dass es sich um den Mörder handelt. Die Kapitel sind kurz, manchmal enden sie dann auch mit einem Cliffhanger, der aber schnell aufgelöst wird. Der Schreibstil ist sehr einfach geraten und lässt sich schnell lesen, gut finde ich aber, dass man dem Stil anmerkt, welche Figur gerade berichtet. Gerade bei Jackets Sicht fällt dann auch ein gewisser sarkastischer Humor auf, der für mich aber eher bemüht und gestelzt erscheint.

Es hat lange gedauert, bis ich in dem Buch drin war, dann aber hatte es doch einen gewissen Sog und ich wollte wissen, wie sich alles auflöst – es braucht aber, bis eine gewisse Spannung entsteht und da habe ich bei einem Thriller schon andere Erwartungen.