Borderline: Verzerrte Deutung sozialer Interaktionen - Psychologie Heute

Unflexibel in sozialer Interaktion

Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung tun sich schwer soziale Situationen und das Verhalten anderer einzuordnen. Das zeigt eine Studie.

Die Grafik zeigt einen schwarzen Männerkopf mit einem weißen Fragezeichen darin
Menschen mit einer Borderline-Störung sind ungewöhnlich impulsiv sowie instabil in Beziehungen, ihrer Identität und ihren Gefühlen. © Duda Vasilii/shutterstock

Menschen mit einer Borderlinestörung neigen dazu, das Verhalten anderer unflexibel zu deuten und neue Informationen nicht richtig einzuordnen. Die Folge: Sie lernen wenig daraus. Zwei Onlinestudien mit je rund 200 Personen bestätigten diese Erfahrung jetzt erstmals empirisch.

Die Teilnehmenden beurteilten jeweils 12 Fotos, auf denen positive soziale Begegnungen zu sehen waren, und nochmals 12 Bilder mit negativen Begegnungen, die eine große Bandbreite sozialer Kontexte zeigten. Die Einschätzungen unterschieden sich – Personen mit einer stärkeren Borderlinesymptomatik waren unflexibel sowohl bei den negativen als auch bei den positiven Eindrücken.

Das Team schließt daraus, dass bei ausgeprägter Borderlinestörung eine Inflexibilität vorliegt, wenn es darum geht, soziale Situationen und das Verhalten anderer angemessen zu deuten. Diese Befragten interpretierten die Szenen – egal was dargestellt wurde – stets nach demselben Schema, sie berücksichtigten die Unterschiede und die Details in den dargestellten Szenen nicht.

Quelle

Jessica M. Duda u.a.: Borderline personality disorder features are associated with inflexible social interpretations. Journal of Affective Disorders, 2024. DOI: 10.1016/j.jad.2023.12.036

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 6/2024: Im Erzählen finde ich mich selbst
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