Die erste Börse Deutschlands stand in Augsburg – Die Nazis bereiteten ihr 1935 ein Ende
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Die erste Börse Deutschlands stand in Augsburg – Die Nazis bereiteten ihr 1935 ein Ende

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Die Augsburger Börse gilt – gemeinsam mit ihrem damaligen Pendant in Nürnberg – als erste ihrer Art in Deutschland. Vor knapp 100 Jahren fusionierte sie schließlich mit der Münchner Börse.

Augsburg – Zu Beginn des 15. Jahrhunderts öffnete die erste Börse Mitteleuropas ihre Pforten – In Brügge (1409). Rund 150 Jahre später, 1540, wurde die Augsburger Börse gegründet. Sie gilt damit – gemeinsam mit ihrem Nürnberger Pendant, das ebenfalls im Jahr 1540 öffnete – als die erste Börse auf deutschem Boden.

Mitte 16. Jahrhundert in Augsburg – die erste Börse öffnet ihre Pforten

Grund für den Standort Augsburg sind vor allem die Handelsaktivitäten der Fugger, denen auch die erste Sozialsiedlung in Deutschland zu verdanken sind.

Die Fugger

Die Fugger sind ein weltweit bekanntes Kaufmannsgeschlecht, das mit der Ankunft Hans Fuggers 1367 in Augsburg seinen Anfang fand. Eine Linie der Fugger, die „von der Lilie“ genannt und von Hans Fuggers Sohn Jakob Fugger „der Reiche“ begründet wurde, war vor allem in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts äußerst mächtig, der Name stand für unglaublichen Reichtum.

Heute verfügen die Fugger über großflächigen Grundbesitz vor allem in Schwaben. In Schwaben selbst sind noch drei Fugger-Familien ansässig – die Fürsten Fugger von Glött auf Schloss Kirchheim, die Grafen Fugger-Kirchberg auf Schloss Oberkirchberg bei Ulm und die Fürsten Fugger-Babenhausen auf Schloss Babenhausen und auf Schloss Wellenburg bei Augsburg.

Die ersten Handelsgeschäfte wurden in verschiedenen, privaten wie öffentlichen, Räumlichkeiten getätigt. 1549 erwarb die Augsburger Kaufmannschaft dann laut datev-magazin.de eine Trinkstube gegenüber dem Rathaus in Augsburg – der Geburtsort der Augsburger Börse. Angetrieben durch den florierenden Fernhandel wurden hier Währungen und Wertpapiere gehandelt. Auch profitierte Augsburg von seinem Standort, der die Routen der Händler zwischen Italien und Zentraleuropa verband.

Gegenüber vom Augsburger Rathaus entstand im 16. Jahrhundert die erste Börse Deutschlands. Selbstredend unterscheidet sie sich stark von heutigen Börsen – doch wurden dort bereits Wertpapiere gehandelt.
Gegenüber vom Augsburger Rathaus entstand im 16. Jahrhundert die erste Börse Deutschlands. Selbstredend unterscheidet sie sich stark von heutigen Börsen – doch wurden dort bereits Wertpapiere gehandelt. © Arkivi / IMAGO

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Schwierigkeiten und Aufschwung – das Auf und Ab der Augsburger Börse

Die Fugger galten als wichtige Geldgeber der Habsburger – einem der damals einflussreichsten Herrschergeschlechter – und wurden daher hart getroffen, als die Habsburger in finanzielle Schwierigkeiten gerieten. Dann kam noch der 30-jährige Krieg. Schwere Zeiten für die Augsburger Börse, die bis ins 18. Jahrhundert hinein ihren Handel auf lokale Geschäfte beschränken musste.

Im 18. Jahrhundert ging es aber wieder bergauf, Augsburg profitierte vom wirtschaftlichen Aufschwung Deutschlands. Augsburg war wieder ein vorzüglicher Handelsplatz in der Mitte Europas, erklärt datev-magazin.de. Man konkurrierte mit der Frankfurter Börse, die Geschäfte wurden in einem von Nepomuk Pertsch in den Jahren 1828 bis 1830 errichteten Gebäude abgewickelt, berichtet augsburger-plaetze.com.

Das Ende der Augsburger Börse – die Fusion mit der Münchner Börse

Doch mit dem Erfolg kam auch die Konkurrenz, namentlich die Münchner Börse. Sie sollte letztlich zum Verhängnis für die Augsburger Börse werden – denn die Nationalsozialisten erzwangen die Fusion der beiden Börsen, zum Nachteil des Augsburger Standorts. Die neu entstandene Bayerische Wertpapierbörse hatte ihren Sitz in der Landeshauptstadt.

Keine zehn Jahre später musste auch das Gebäude, das laut augsburger-plaetze.com zu einem Konzert- und Rundfunksaal umfunktioniert worden war, dran glauben. Es nahm 1944 bei einem Luftangriff der Alliierten erheblichen Schaden, in den 1950er Jahren wurden die Reste endgültig beseitigt. Der Platz vor dem Rathaus ist seitdem frei.

Die Bayerische Wertpapierbörse gibt es in der damaligen Form übrigens nicht mehr. Heute heißt sie Börse München und betreibt ein Spezialistenmodell. (fhz)

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