Europawahl: Infoabend in Forstern: Vom einheitlichen Ladekabel bis Migration
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Vom einheitlichen Ladekabel bis Migration

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Handy raus, informiert sein: Ein interaktives Quiz und Spiele am Smartphone gehörte zum Infoabend mit Journalist Christian Orth (stehend).
Handy raus, informiert sein: Ein interaktives Quiz und Spiele am Smartphone gehörte zum Infoabend mit Journalist Christian Orth (stehend). Jugendliche sollen wählen gehen Positive Aspekte und kritische Töne © Raffael Scherer

Was ist die EU überhaupt? Und wie funktioniert die Wahl? Darüber haben sich junge Erstwähler in Forstern informiert.

Forstern – Heuer bekamen alle Forsterner Erstwähler nicht nur die Wahlbenachrichtigungen für die Europawahl per Post. Es gab für die 16- bis 18-Jährigen auch vom Einwohnermeldeamt die Einladung zum Infoabend der Gemeinde unter dem Motto „Politik & Pizza“ per Brief.

Während sich bei der CSU-Wahlveranstaltung wenige Tage zuvor nur ein Jugendlicher hatte blicken lassen und sich Europaabgeordnete Angelika Niebler für Social-Media-Werbung für die junge Zielgruppe aussprach (wir berichteten), schien es mit der analogen Werbung der Gemeinde gut geklappt zu haben: Knapp 20 Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren fanden sich trotz schönsten Frühsommerwetters in der Aula der Grundschule Forstern ein. Allesamt gaben an, von der Veranstaltung dank des Anschreibens der Gemeinde gehört zu haben.

„Etwas Interessantes über Politik erfahren“, das wollte Paulina Matthiesen. „Man weiß sonst vielleicht nicht so viel, wenn man nicht Zeitung liest oder Nachrichten hört. Und das macht man eben in unserem Alter nicht so viel“, sagte die 16-Jährige. Allein hätte sie sich fast nicht zu kommen getraut: „Aber da stand auch, man kann Freunde mitbringen“, erinnerte sie sich und zwinkerte ihrer 15-jährigen Begleiterin Madita Kiefer zu.

Der Besucherandrang freute auch die Bürgermeister Rainer Streu (Forstern) und Peter Deischl (Pastetten): „Uns war wichtig, kurz vor der Europawahl die jungen Leute zu informieren und zu motivieren, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen“, eröffnete Streu die Veranstaltung. Vor knapp vier Wochen habe man überlegt, wie man das am besten angehe.

Ursprünglich seien auch berühmte TikToker als Programmteil im Gespräch gewesen, erklärte Gemeinderätin Maria Feckl. Doch aufgrund der kurzen Zeit habe man sich auf das Wesentliche konzentriert. Darum hielt Christian Orth, Journalist und Moderator beim Bayerischen Rundfunk, für die potenziellen Erstwähler einen Vortrag darüber, was die EU überhaupt ist. Dass dort von kleinen Alltagsentscheidungen, wie einheitliche Ladekabel oder plastikfreie Strohhalme, bis hin zu komplexen, großen Themen wie Klimaschutz und Migration allerhand behandelt werde.

Dazu zeigte er einen seiner Beiträge aus der Fernsehsendung „Lohnt sich das?“, wo die tägliche Arbeit des Assistenten eines EU-Abgeordneten beleuchtet wird. Mit einem tiefen Schnaufer nahmen die jungen Zuschauer den stressigen Alltag dort zur Kenntnis. Dabei dürfe man sich nicht von der Komplexität abschrecken lassen, so Orth. Schließlich habe so mancher EU-Abgeordneter bereits selbst zugegeben, dass er nach über zwei Jahren Tätigkeit immer noch nicht ganz begriffen habe, wie genau in Brüssel und Straßburg alles vonstattengehe.

Er zählte die verschiedenen Sichtweisen auf die EU auf. Dazu gehörten die positiven Aspekte, etwa eine größtenteils einheitliche Währung, offene Grenzen und Frieden in Europa sowie der „Brüssel-Effekt“, also dass sich auch in Asien und Amerika manchmal nach den EU-Standards gerichtet werde. Doch es gab auch kritische Töne, wie die angesprochene Komplexität, den hohen finanziellen Aufwand für die unzähligen Mitarbeiter oder dass nicht alle Wählerstimmen im Ländervergleich gleichwertig gewichtet werden.

Auch wenn man „parteiunabhängig informieren“ wolle, wie sich die beiden Bürgermeister einig waren: Ohne die eine oder andere Spitze gegen die AfD sowie die mit ihr zusammenhängende Gefahr für die Demokratie und die weitere Mitgliedschaft in der EU ging es von Seiten Orths doch nicht. Mithilfe eines interaktiven Quiz’ und Spielen am Smartphone konnten sich die Erstwähler immer wieder selbst einbringen und nach rund einer Stunde zufrieden die im Titel der Veranstaltung angekündigte Pizza genießen.

Gerade für die kurze Vorlaufzeit sei es eine gelungene Veranstaltung gewesen, waren sich die Organisatoren einig. Und auch Erstwählerin Matthiesen ist sich sicher, dass es am 9. Juni ab an die Wahlurne geht. Die Wahlbenachrichtigung per Post hat sie ja bereits bekommen.

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