Stimmungsvoller Abend mit dem Gitarrenduo Wetterau im Parksaal von Bad Salzhausen
  1. Startseite
  2. Region
  3. Wetteraukreis

Stimmungsvoller Abend mit dem Gitarrenduo Wetterau im Parksaal von Bad Salzhausen

KommentareDrucken

bg_GitarrenduoWetterau2__4c
Sie nehmen das Publikum auf eine musikalische Reise durch Länder und Epochen mit: Jannik Sasse und Andrea Reinelt. © Elfriede Maresch

60 Zuhörer erleben im Parksaal einen sehr stimmungsvollen Abend mit dem Gitarrenduo Wetterau. Nach dem Ende des Konzerts schien der Applaus gar nicht aufzuhören.

Bad Salzhausen (em). Draußen das Frühlingsgrün des Parks im Abendlicht, drinnen die feinen Klangnuancen des Gitarrenduos Wetterau - die 60 Zuhörer im Parksaal erlebten einen sehr stimmungsvollen Abend. Von »purer Musik unplugged, sozusagen ohne künstliche Zusatzstoffe« sprach Martin Guth (Kulturmanagement) bei der Begrüßung.

Andrea Reinelt hat Biologie und Musik mit dem Hauptfach Konzertgitarre studiert. Auch während ihrer jetzigen Tätigkeit an der Singbergschule Wölfersheim bildet sie sich an diesem Instrument weiter. Jannik Sasse hat Musik mit demselben Schwerpunkt studiert und unterrichtet an der Musikschule Bad Nauheim unter anderem Gitarre. Reinelts und Sasses Programm führte durch mehrere Musikepochen und Länder.

Zugleich wurde die Geschichte der Konzertgitarre dargestellt. Das große Zeitalter der Gitarre, die es wohl schon seit dem Spätmittelalter gibt, sei im Italien des 17. Jahrhunderts gewesen, wo das Instrument viele Komponisten zu Duos und Solostücken inspirierte.

Nostalgieschub nach der Pause

In derselben Epoche hätten spanische Musiker auch die Eignung der Gitarre für Volkslieder entdeckt und Motive daraus in ihren Werken aufgegriffen. Die eigentliche Konzertgitarre, wie Reinelt und Sasse sie spielen, wurde im ausgehenden 19. Jahrhundert entwickelt. Sie hat sechs Saiten, einen großen Korpus aus ausgewählten Hölzern und wird in Instrumentenbauer-Werkstätten hergestellt.

Sasse und Reinelt führten mit dem zweiten Satz von Domenico Cimarosas Sonata A-dur in einer Bearbeitung von Michael Langer in die große Zeit italienischer Gitarrenkomposition. Das Stück ist reich an musikalischen Einfällen: Imitationen, die sich wie anmutige Echos anhörten, rasche Läufe, von beiden Interpreten mit hoher Präzision gespielt, sowie Wechsel der führenden Melodiestimme.

Von Ferdinando Carulli, einem Gitarrenvirtuosen und -lehrer, stammten das Andante und das Allegretto opus 128 Nr. 1 sowie das Largo und das Allegretto opus 90 Nr.1. Sein umfangreiches didaktisches Werk hat ihm den Beinamen »Etüden-Carulli« eingebracht, vermutlich kein reines Lob seiner Schüler.

Mit zwei Cavatinen, Liebeslieder des späten 18. Jahrhunderts, von Mauro Giuliani ließ Andrea Reinelt, von Sasse begleitet, ihre tragende Mezzosopran-Stimme hören. War das erste Lied eher schmelzend-zärtlich, war das zweite von dramatischem, nicht ganz ernstzunehmendem Liebesschmerz.

Ein Wechsel führte nach Lateinamerika: Es folgten Jorge Cardosas beschwingte Milonga im Zweiviertaltakt, dann »Par una cabeza« des Tangokönigs Carlos Gardel sowie eine rhythmisch-mitreißende Pacoca von Celso Machado. Giuseppe Ferrautos »Morenita do Brazil« schloss tänzerisch und liedhaft zugleich an. Der Block klang mit Camila Cabellos bekanntem »Havana« mit jazzig-schrägen Elementen und fragendem Schluss aus.

Mit einem Nostalgieschub für Fans aus der Simon-&-Garfunkel-Generation ging es nach der Pause weiter: »Scarborough Fair« erklang. Reinelt und Sasse sorgten außerdem für schottische und irische Klänge. »Flow gently« von Alexander Hume zeichnete das Klangbild eines strömenden Flusses nach, mit »Rose of Tralee« von Charles W. Glover sang Reinelt ein Liebeslied mit einem Hauch Naturlyrik und wechselte dann wieder zum Gitarrenspiel. Dazwischen war eine Komposition zweier bekannter österreichischer Gitarristen, Michael Langer und Rainer Falk, zu hören: »Green Island« ist eine Hommage an Irland.

Spanische Gitarrenmusik

Schließlich kam es noch zu einer Begegnung mit spanischer Gitarrenmusik: Perlend kam Matteo Bevilacquas »Les folies d’Espagne«, dann eine »Tarantelle« von Johann Kaspar Mertz. Aber selbst diesem extrem schnellen Tanz, einst zur Heilung nach dem Biss einer Tarantel gedacht, gaben die Konzertgitarren eine eher sanfte Melodik - es wäre ein reizvoller Kontrast gewesen, danach dasselbe Stück von zwei E-Gitarren zu hören. Enrique Granados »Andaluza« erwies sich als anspruchsvoll zu spielender Tanz.

Mit Popularmusik schloss das Konzert: Auf Ella McDaniels’ Blues »Before you accuse me« folgte Freddie Mercurys »Crazy little thing called love«, von Sasse mit perkussiven Einwürfen unterstrichen.

Als der Applaus gar nicht aufhörte, gab es »Sally Gardens« als Zugabe, von Reinelt gesungen und von Sasse gespielt. Beim Aufbruch nach dem Konzert meinte ein Zuhörer: »Do eass mir doch’s Herzi uffgange wie en Kräppel« - nach einem internationalen Konzert kann auch mal ein oberhessischer Schlussakzent gesetzt werden.

Auch interessant

Kommentare