14. Mai 2024, 17:38 Uhr

Interview

»Grönemeyer ist der Größte«

Popstar Nico Santos spricht mit dem Anzeiger über Vaterfreuden, deutsche Texte und einen bekannten Klassenkameraden. Ende August ist er erstmals beim Gießener Kultursommer zu Gast.
14. Mai 2024, 17:38 Uhr
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Eine Premiere steht im Sommer für ihn an: Nico Santos spielt am 30. August sein erstes Konzert in Gießen. Foto: dpa

. Nico Santos ist als Bühnenkünstler wie als Produzent und Songschreiber gleichermaßen erfolgreich. 2017 gelang dem Bremer mit »Rooftop« ein erster Hit, es folgten viele weitere sowie mit »Ride« zuletzt Rang zwei in den deutschen Album-Charts. Zugleich arbeitete der 30-Jährige mit Stars wie Bushido, Mark Forster und Helene Fischer zusammen. Als Musiker ist das gerade Vater gewordene Multitalent, bürgerlich Nico Wellenbrink, am 30. August beim Gießener Kultursommer zu erleben. Ein Gespräch über Mallorca, Fußball und den größten deutschen Popmusiker.

Herr Santos, wie schreibt man eigentlich einen Hit? Gibt es da ein Geheimrezept?

Interessante Frage zum Einstieg, allerdings habe ich kein Rezept parat. Das kommt auch darauf an, was man mit seinem Song erreichen möchte. Ich für meinen Teil bin beim Songwriting sehr akribisch, feile immer wieder dran, bis ich wirklich absolut überzeugt davon bin. Erst wenn ich das Gefühl habe, dass alles passt, wird der Song auch veröffentlicht. Kleiner Teaser: Demnächst werden auch ein paar deutschsprachige Songs von mir zu hören sein, viel mehr darf ich aber noch nicht verraten.

Da muss ich natürlich nochmal nachhaken. Sie schreiben den Großteil Ihrer Songs auf Englisch, jetzt zur Abwechslung mal auf Deutsch?

So richtig erklären kann ich es gar nicht. Es ist gerade einfach eine schöne, etwas entschleunigte Zeit. Ich habe mir dann auch einfach mal Zeit für mich genommen, ganz ohne Social Media und andere Ablenkungen. Das hat mir geholfen, richtig kreativ zu sein - auch auf Deutsch. Außerdem gibt es nochmal einen gewissen neuen Input, Dinge anders anzugehen. Zudem bin ich auch auf den ein oder anderen spannenden, frischen Künstler gestoßen.

Mit der Entschleunigung sprechen Sie gleichzeitig die aufregendste Zeit des Jahres für Sie persönlich an. Worauf freuen Sie sich am meisten als Papa?

Genau darauf, dass ich viel mehr die Privatperson Nico Wellenbrink sein kann, mehr Zeit für die Familie habe. Natürlich werde ich auch weiterhin Musik hören und schaffen, das gehört auch zu mir. Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass es eine sehr inspirierende Zeit wird. Generell wird das Jahr 2024 eine schöne Balance zwischen Familie, Songwriting und Konzerten, wobei die Geburt meines Kindes natürlich das absolute Highlight darstellt.

Ein Jahr, in dem es Sie auch zum ersten Mal nach Gießen verschlägt...

In der Tat. Ich freue mich schon darauf, es ist immer spannend, neue Orte zu besuchen. Denn ich muss gestehen, dass ich nicht viel über Gießen weiß. Allerdings habe ich in meinem Team einen gebürtigen Mittelhessen, der mir vielleicht noch den ein oder anderen Insider-Tipp geben wird. Ich bin auf jeden Fall gespannt, was mich erwartet.

Sie sind in Bremen geboren, auf Mallorca aufgewachsen und leben mittlerweile in Berlin. Wo ist Ihre Heimat?

Ich habe selbst früher meine Eltern gefragt, ob ich eine richtige Heimat habe. In Spanien habe ich mich manchmal als Deutscher gefühlt, in Deutschland als Spanier. Es war auch ein bisschen die Suche nach der eigenen Identität. Heute sehe ich das ganz anders. Ich habe zwei Orte, die ich Heimat nennen kann, was mit das Schönste für mich ist. Ich liebe Berlin im Sommer, da wird so viel geboten. Im Winter bin ich gerne in Spanien, dort sind die Tage nicht ganz so lange grau.

Was hat Sie auf Mallorca besonders geprägt?

Diese Insel hat mir vor allem unfassbar viel Freiheit geboten, sich zu entfalten. Hier herrscht eine besondere Mentalität. Obwohl es eine Insel ist, bist du grenzenlos unterwegs. Dort wird nie an dir gezweifelt und die Frage gestellt: Schaffst du das? Stattdessen wirst du ermutigt, das auszuprobieren und zu machen, was du möchtest. Keiner redet dir etwas aus. Und wenn ich zum Beispiel an die Schulzeit zurückdenke: Dort ist der ein oder andere seinem Traum gefolgt.

An wen denken Sie da?

Etwa an meinen Klassenkameraden Marco Asensio, der mittlerweile sehr erfolgreich bei Paris Saint-Germain als Profi Fußball spielt. Früher haben wir ab und an zusammen gekickt, jetzt bleibt für dieses Hobby leider wenig Zeit. Ich war zuletzt bei einem von Lukas Podolski ausgerichteten Charity-Spiel. Da habe ich schon gemerkt, dass ich weiterhin Lust drauf habe. Vielleicht sollte ich nochmal bei meinem alten Schulkameraden anrufen. (lacht)

Wenn Sie die Qual der Wahl hätten: Mit wem würden Sie gerne einen gemeinsamen Song aufnehmen?

Das kann ich kurz und knapp beantworten. Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich auf jeden Fall Herbert Grönemeyer wählen: für mich der mit Abstand größte deutsche Musiker.

Nico Santos gastiert auf seiner »Summer Open Airs 2024«-Tournee am Sonntag, 1. September, um 20 Uhr beim Gießener Kultursommer. Tickets gibt es ab 64,50 Euro. Infos unter www.giessener-kultursommer.de.



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