Wenn das kein Grund zur Beunruhigung ist! Andreas Babler nahm sogar eine Einladung der Industriellen zum Austausch an, berichtete kürzlich der "Trend", das Magazin for leaders in business. Und zwar nicht einfach nur zu einem Austausch. Er nahm, bald ein Jahr nach seiner Kür zum Parteichef, eine offene Einladung des Vorstandes der Industriellenvereinigung zu einem vertraulichen Austausch an. Wenn es schon so weit ist, dass sich Industriellenvorstände und ein berüchtigter Marxist vertraulich austauschen, dann ist die bange Frage durchaus berechtigt: Bürgerschreck Babler ade?

Blumen sind ein Klassiker zum Muttertag.
Blumen sind ein Klassiker zum Muttertag.
Christian Fischer

Die Vertraulichkeit gestattete es, dass Babler in der Arbeitszeitfrage durchaus auch hart, aber sachlich fair angefasst worden ist, resümiert ein teilnehmender Beobachter: "Er hat seinerseits auch hervorgehoben, wie wichtig ihm in seiner Zeit als Kommunalpolitiker Betriebsansiedlungen waren. Babler war insgesamt bemüht, zu demonstrieren, dass er nicht der Gottseibeiuns der Wirtschaft und Industrie ist und sein will." Sollte das gelingen, die nächste Frage: Wo soll das noch enden?

Die Schrumpf-Freiheitlichen

Bessere Nachrichten gibt es aus der Welt der Literatur. Wie "Österreich" meldete, veröffentlichte der Autor, Blogger und Ex-BZÖ-Chef Gerald Grosz ein neues Buch. Es könnte sich um eine verschlüsselte Autobiografie handeln, schreibt er doch über das, was er nie sein wollte: ein Untertan. Grosz warnt vor "einer qualifizierten Mehrheit von Mitläufern": "Schlafschafe und das System" sind für den Blogger Verbündete, verkündet er Weisheiten, die kein Schlafschaf aus seinem Stall lockt. Gib mir die Bequemlichkeit eines gedanken- und risikolosen Lebens, einen bespaßten Alltag, und ich gebe dir dafür meine Freiheit. Speziell für solche Schrumpf-Freiheitlichen hat er eine "düstere Prognose": "Das biologisch ohnedies begrenzte Vegetieren als identitätsloser, kulturloser, heimatloser, intelligenzloser Mensch".

Mit einer Horrormeldung eröffnete am Mittwoch die "Kronen Zeitung", gerade noch rechtzeitig. "Muttertag nicht mehr zeitgemäß". Kein Dichten und Basteln in vielen Wiener Kindergärten. Die Wiener Kindergärten waren rot gedruckt, um die politische Dimension dieser Unmenschlichkeit hervorzustreichen. Das Blatt analysiert das Objekt Mutter nach parteipolitischen Gesichtspunkten. Diese Feier aus den Bildungseinrichtungen zu streichen ist zutiefst falsch! macht sich die ÖVP-Frauensprecherin Sabine Keri für den Erhalt des Muttertages im Kindergarten stark.

Kindergarten

Aus den Kindergärten hört, man, der Grund für die Streichung liege darin, dass Kinder in anderen Familienkonstellationen vor eine schwierige Entscheidung gestellt werden. Der Muttertag ist nicht mehr zeitgemäß. Was er mit der ÖVP gemein hat. Aber wieder typisch: In den Einrichtungen der Diakonie wird das ganze Jahr ein guter Umgang mit der Familie vermittelt, auf den Muttertag an sich wird kein Wert gelegt. Ein Psychologe auf Blattlinie weiß, "der Brauch ist bei den unter Zehnjährigen fest verankert", kann aber auf die Frage Negative Auswirkungen auf die Psyche mancher Kinder hat der Muttertag also nicht? beruhigen. Auf keinen Fall.

Etwas überraschend zog Sebastian Kurz wieder einmal die Bilanz seines Lebens, und "Heute" übernahm, was er im "Pragmaticus"-Interview auf Servus-TV dazu von sich gab. Sebastian Kurz denkt weiterhin nicht aneine Rückkehr in die Politik. "Ich habe meinen Dienst geleistet." Trotzdem fällt auch noch ein kleiner Tippfür Nachfolger ab. "Ich glaube, dass es wichtig ist, dass Spitzenpolitiker eine klare Meinung, eine klare Vision haben und bereit sind, für diese zu kämpfen, auch wenn es Widerstand oder Kritik gibt." Für einen, der seinen Dienst geleistet hat, sind seine Ansprüche an den Nachfolger reichlich dreist.

Angebliche Putin-Hörigkeit

Einen politischen Skandal erster Güte hat Andreas Mölzer nun in seinem Blatt "Zur Zeit" enthüllt. Aus dem konsequenten Eintreten der FPÖ für die Neutralität wird eine angebliche Putin-Hörigkeit konstruiert. Die Welt ist so ungerecht. Als die FPÖ jahrzehntelang erbittert gegen die Neutralität aufgetreten ist, hat es auch nicht gepasst, obwohl damals noch gar nicht von einem Freundschaftsvertrag mit der Putin-Partei die Rede war. Der absolut nebensächliche und harmlose Freundschaftsvertrag, der längst obsolet geworden war, bot das argumentative Unterfutter dieser schamlosen Verdächtigung. Nebensächlich, harmlos und auch noch obsolet – einen solchen Vertrag muss man sich erst einmal einfallen lassen. Wenn sie schon nicht Putin-hörig sein wollen, könnten sie doch den Vertrag einfach herzeigen. (Günter Traxler, 11.5.2024)