Ein fader Beigeschmack beim BVB
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Ein fader Beigeschmack beim BVB

Trainer Edin Terzic mit seinem Verteidiger Niklas Süle.
Trainer Edin Terzic mit seinem Verteidiger Niklas Süle. © AFP

Dass die Vokabel „Wettbewerbsverzerrung“ bemüht wird, haben die Dortmunder sich selbst zuzuschreiben. Borussen-Trainer Edin Terzic fühlt sich im Stich gelassen. Ein Kommentar.

Trainer Edin Terzic hat zum Spiel nach Mainz mehr als eine halbe Stammmannschaft zu Hause oder auf der Bank gelassen. Gregor Kobel, Mats Hummels, Niclas Füllkrug, Karim Adeyemi, Marcel Sabitzer, Emre Can und Julian Ryerson spielten gar nicht, Julian Brandt, Ian Maatsen und Jadon Sancho wurden erst eingewechselt, als die BVB-B-Elf schon 0:3 in Mainz zurücklag.

Eine derart extreme Rotation ist keinesfalls verboten, tatsächlich ist die Schonung nach den Feierlichkeiten von Paris sogar angesagt, zumal bei der Borussia noch immer eine halbe deutsche Ex-Nationalmannschaft auf dem Platz herumlief: Niklas Süle, Nico Schlotterbeck, Marius Wolf, Felix Nmecha, Marco Reus und Youssoufa Moukoko waren allesamt vor nicht allzu langer Zeit noch fürs Land im Adlertrikot tätig. Aber dieses halbe Dutzend präsentierte sich wie ein übernächtigter Haufen Mallorca-Urlauber.

Ein solcher Auftritt gehört sich so nicht. Erstens nicht in Anbetracht dessen, dass es sich bei Borussia Dortmund um den zurecht stolzen Finalisten der diesjährigen Champions League handelt. Zweitens nicht gegenüber dem Trainer Edin Terzic, der damit vom zweiten BVB-Anzug bloßgestellt wird, dem er in Mainz eine Bühne geboten hat. Und drittens nicht mit Blick auf den Tabellenkeller.

Dass dann die unschöne Vokabel „Wettbewerbsverzerrung“ bemüht wird, haben die Dortmunder sich selbst zuzuschreiben. Klubs wie dem 1. FC Köln und Union Berlin steht es angesichts der eigenen Performance in dieser Saison nicht zu, sich deshalb zu beschweren. Dem Vernehmen nach ist das auch nicht geschehen. Aber ein fader Beigeschmack bleibt. Zumal gerade der FSV Mainz 05 es dem BVB vor einem Jahr idealtypisch vorgemacht hat, wie man sich mit dem gebotenen Anstand verhält. Das 2:2 am letzten Spieltag vermasselte den Dortmundern den Titel.

Es hätte sich also besonders leicht ein Grund finden lassen, den Mainzern darauf ein Jahr später eine adäquate Antwort zu geben. Stattdessen legten die BVB-Profis sieben Kilometer weniger zurück als ihre Kontrahenten. Das ist eine indiskutable Laufleistung, die viel, viel mehr mit fehlender Bereitschaft als mit der individuellen Qualität zu tun hat.

Edin Terzic hat am Samstagabend in der Pressekonferenz einen schönen Satz gesagt: „Ich versuche immer, sobald die Kamera an ist, ein bisschen netter auszusehen, als ich mich fühle.“ Tatsächlich war der kluge Chefcoach zum wiederholten Mal verärgert, weil bei seiner Mannschaft die Unberechenbarkeit zum Programm geworden ist. „Egal, wie sauer irgendjemand anders ist, man kann nicht so sauer sein wie ich.“ Da fühlte sich jemand noch viel mehr im Stich gelassen als Union Berlin und der 1. FC Köln.

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