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Park ehrt eines der jüngsten Maueropfer

Cetin (5) starb, weil DDR-Grenzer seine Rettung verhinderten

Einweihung des Chetin-Mert-Parks in Kreuzberg am Sonnabend
Einweihung des Chetin-Mert-Parks in Kreuzberg am Sonnabend Foto: Ralf Günther

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Eine Grünfläche an der Skalitzer Straße Ecke Mariannenstraße trägt jetzt den Namen „Cetin-Mert-Park“. Damit wird an ein Berliner Kind erinnert, das eines der jüngsten Opfer der Teilung Berlins wurde.

Das schreckliche Ereignis am 11. Mai 1975. An seinem 5. Geburtstag spielte der Junge mit Freunden am May-Aymin-Ufer (damals: Groebenufer). „Er hatte zum Geburtstag neue Turnschuhe geschenkt bekommen und beim Spielen rollte der Ball ins Wasser. Cetin wollte den Ball retten, rutschte in die Spree und ertrank.“ So berichtet es Kreuzbergs Bürgermeisterin Clara Herrmann (39, Grüne).

Fatih (53) war ein Freund von Cetin. Sie spielten oft zusammen Fußball
Fatih (53) war ein Freund von Cetin. Sie spielten oft zusammen Fußball Foto: Ralf Günther

Polizei und Feuerwehr waren schnell vor Ort, doch sie wurden von DDR-Grenztruppen an der Rettung gehindert. Der Fluss gehörte in voller Breite zu Ost-Berlin. Grenzer warnten durch laute Rufe, auf jeden zu schießen, der ins Wasser springt. So ertrank Cetin vor den Augen seiner Freunde, seine Leiche wurde erst über eine Stunde später geborgen.

Cetin starb an senem, 5. Geburtstag, weil DDR-Grenzer seine Rettung verhinderten
Cetin starb an seinem, 5. Geburtstag, weil DDR-Grenzer seine Rettung verhinderten Foto: Privat

Fatih (53) erinnerte sich bei der Zeremonie am Samstag an seinen Freund. „Wir waren ja erst vier Jahre als wir zusammen spielten. Cetin wohnte Köpenicker Straße und wir spielten zusammen Fußball. Seine Familie lebt heute in der Türkei.“

Es war nicht der erste Fall, nahe Oberbaumbrücke waren bis dahin bereits drei West-Berliner Kinder ertrunken. Nach Cetins Tod gab es Bürgerproteste, vor allem von türkischstämmigen Berlinern. Daraufhin kam es zu Verhandlungen zwischen Ost und West über Rettungsmaßnahmen bei Unglücksfällen und am Ufer wurde ein Zaun gezogen. 

Grenztruppen-Boote auf der Spree, an der Unglücksstelle, wo Cetin ertrank
.Grenztruppen-Boot auf der Spree, an der Unglücksstelle, wo Cetin ertrank. Seine Leiche wurde zunächst nach Ost-Berlin gebracht Foto: ullstein bild

Clara Herrmann: „Der Fall verdeutlicht, dass das SED-Regime auch schreckliche Auswirkungen auf das Leben der Menschen in West-Berlin hatte.“  

Themen: Berliner Mauer DDR Gedenkstätte Berliner Mauer Park Spree