23 Kapellen zeigen beim Kreismusikfest Waltershofen ihr Können
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Wertungsspiele

23 Kapellen zeigen beim Kreismusikfest Waltershofen ihr Können

Kißlegg / Lesedauer: 4 min

Die Wertungsspiele für sinfonische Blasmusik sind die musikalische Krönung der Großveranstaltung in Waltershofen. Ein Besuch bei den herausfordernden Vorträgen.
Veröffentlicht:12.05.2024, 15:00

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Donnerstag, Samstag und Sonntag war das Schulzentrum in Kißlegg von sinfonischer Blasmusik erfüllt. 23 Orchester nutzten die Chance, ihre musikalische und instrumentale Leistung von einer Fachjury bewerten zu lassen. Fünf Musikkapellen traten in der Mittelstufe an, 14 in der Oberstufe und vier in der Höchststufe. Was für die Akteure eine Herausforderung war, geriet für die Zuhörer zum Genuss.

Samstagnachmittag: Der Saal des Schulzentrums Kißlegg ist gefüllt mit Besuchern, die voller Spannung auf die Mitglieder der Musikkapelle Aichstetten warten, die in einem extra dafür vorgesehenen Raum noch eine letzte Probe absolvieren. Die vom Blasmusikverband Baden-Württemberg bestellten Juroren Markus Frankenhauser, Norbert Bausback, Hans Herle, Arno Hermann und der Jury-Vorsitzende Rainer Kellmayer sitzen erhöht im hinteren Teil der Halle.

Der Beginn des Vortrags der 67 Musikanten ist für 14.10 Uhr vorgesehen. Und kurz davor kommen sie auch herein, nehmen auf der Bühne Platz und ordnen ihre Noten. Sowohl die Damen als auch die Herren sehen schmuck in ihrer Vereinstracht aus. Das Weiß von Hemden und gestärkten Blusen leuchtet. Mit einem strahlenden Lächeln - so, als ob er und sein Orchester schon alles hinter sich haben - lässt sich Dirigent Josef Möslang mit Klatschen willkommen heißen.

Ruhe! Die Einspielzeit beginnt!

Dann wird es ruhig im Saal. Die Einspielzeit kann beginnen. Diese maximal drei Minuten sind dafür da, um sich an die Raumakustik zu gewöhnen, sich also auf den Klang einzustellen, und eine mögliche Nervosität abzubauen. Das Programm wird von einem Moderator vorgestellt. Rainer Kellmayer gibt das Zeichen für den ersten Vortrag. Die Kapelle hat in der „Kategorie 4 - Schwierigkeitsgrad schwer“ das Selbstwahlstück „The New Village“ von Kees Vlak angemeldet.

Video: Paulina Stumm

Dieses Stück wie auch das Pflichtstück „Oregon“ von Jacob de Haan, beide neun Minuten lang, sind einer Auswahlliste vom Landesverband entnommen, die Standardwerke der Blasorchesterliteratur führen. Sie sind aufgrund ihrer Qualität und ihres Anspruchs „in besonderer Weise zum Vortrag bei einem Wertungs- oder Kritikspiel geeignet“.

Es ist die Möglichkeit, zwei Kompositionen genau und intensiv einzustudieren und dann einem überregionalen Publikum zu präsentieren.“

Andreas Loritz, Leiter der Musikkapelle Eisenharz

In einer zehnminütigen Pause ist Andreas Loritz zu treffen, der als Leiter der Musikkapelle Eisenharz bereits am Vormittag an der Reihe war. Nach der Motivation befragt, sich einer Wertung zu stellen, sagt er: „Es ist die Möglichkeit, zwei Kompositionen genau und intensiv einzustudieren und dann einem überregionalen Publikum zu präsentieren.“ Und die vorgenommene Auswahl dieser Stücke? „Gerne schaut man in der Vorschlagsliste nach Komponisten, die etwas Neues herausgebracht haben.“

Motiviert und konzentriert beim Stundenchor

Voller Schwung kommt kurz vor 14.50 Uhr Stephan Hutter durch die Tür. Zunächst testet er vom Zuschauerraum aus die Atmosphäre im Saal, dann erobert er im Sturm das Podium. Sein Dirigat ist ebenso professionell wie jugendlich frisch, seine Amtzeller Musikanten hoch motiviert und überaus konzentriert. Anders würde ein solcher Klangkörper auch einen „Stundenchor“ nicht meistern können. Stundenchor? Eine Erklärung hatte zuvor schon Daniel Zindstein, der Organisator der Wertungsspiele, gegeben: „In der Ober- und Höchststufe bekommt das Orchester ein neues Werk im jeweiligen Schwierigkeitsgrad nur eine Stunde vor Auftrittsbeginn zur Probe und muss dieses dann aufführen.“

Für die Musikkapelle Amtzell und die Stufe 4 ist es Dominik Wagners „Petit Fantaisie Provenciale“. Wobei das einzige Solo von Saxophonist Markus Sigg gespielt wird. Anschließend können sich die 66 Instrumentalisten dann von hier und da bemerkbarer Anspannung befreit nach „Afrika“ begeben: Ceremony, Song an Ritual von Robert W. Smith. Das überwältigende Werk ist in der Umsetzung von Feuer und Mystik des schwarzen Kontinents nicht zu überbieten.

Die jungen Menschen, die da positiv beschrieben werden, sitzen heute alle auf der Bühne!“

Verbandsvorsitzender Rudolf Hämmerle

In schwarzer Kleidung, ruhig und fast majestätisch schreitend erreichen die jungen Musiker des KVJBO, das Jugend-Auswahlorchester des Blasmusikkreisverbands Ravensburg, ihre Plattform. Bezirksdirigent für das Allgäu ist Thomas Wolf. Der Kommentar des Verbandsvorsitzendem Rudolf Hämmerle passt im Zusammenhang mit Selbstwahlstück „The Essence of Youth“ von Stijn Roels haargenau: „Die jungen Menschen, die da positiv beschrieben werden, sitzen heute alle auf der Bühne!“

Die Besucher, die das Pflichtstück „Poeme du Feu“ von Komponistin Ida Gotkovsky im Schwierigkeitsgrad „sehr schwer“ miterleben, sind begeistert. Mehr noch, Worte sind zu wenig. Die Faszination des Feuers und die Verbindung vom Himmel und Erde dringen tief in jedem ein. Unter den 14- bis 25-Jährigen ist die 15-jährige Katja Kempter aus Eglofs. Die Schlagzeugerin verrät, dass sie täglich übt, um ihr Können immer mehr zu intensivieren. Und vielleicht winkt ja eines Tages auch die Musikerkarriere. Viel Glück!