Die neuen Fernsehtipps

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Emilie Schindler – Die vergessene Heldin (arte), © arte/Gertrud Ferrari

Von 16. bis 31. Mai 2024

Do., 16. Mai · 02:05-03:20 · arte
Prag, 1952: Der Slánský-Prozess

2018 fanden Arbeiter in einem verlassenen Prager Lagerhaus die Videoaufzeichnungen des Slánský-Prozesses, die seit dem Fall der Berliner Mauer als verschollen galten. Der Slánský-Prozess von 1952 gilt als Musterbeispiel der stalinistischen Terrorherrschaft und ihres Antisemitismus, denn die meisten der 14 Angeklagten des makabren Schauprozesses waren jüdischer Herkunft. Man warf den Männern vor, an einer imaginären Verschwörung beteiligt zu sein, und zwang sie unter Folter und Drohungen zu einem öffentlichen Schuldbekenntnis. Elf von ihnen wurden zu Tode verurteilt und gehängt. Ruth Zylbermann erzählt in „Prag, 1952: Der Slánský-Prozess“ anhand von aufwendig restaurierten Originalaufnahmen, Archivbildern der Geheimpolizei und Gesprächen mit Verwandten die Geschichte der Angeklagten Rudolf Slánský, Artur London und Rudolf Margolius – dreier Mitglieder der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei, die Opfer eines Systems wurden, das sie selbst mit aufgebaut hatten. Die Bilder des Schauprozesses offenbaren einmal mehr die Grausamkeit des stalinistischen Regimes. Der Dokumentarfilm erinnert auch daran, wie leicht die Grenze zwischen Lüge und Wahrheit verschwimmen kann – eine Mahnung, die heute wieder dringender ist denn je.

Do., 16. Mai · 03:00-03:30 · ZDF
Die neue Terror-Gefahr – Europas Neonazi-Netzwerke

In Europa radikalisiert sich eine neue Generation von Neonazis, die gezielt Angriffe auf Muslime, Juden, Migranten und Linke durchführt. Ihr Ziel ist die Vorherrschaft der „Weißen“. Sie organisieren sich in Onlineforen, betreiben Dating-Sites nur für Weiße, ziehen mit brennenden Fackeln durch deutsche Kleinstädte. Dabei machen sie keinen Hehl aus ihrer Verachtung für demokratische Institutionen und wollen Polizei und Armee gezielt unterwandern. Das Attentat von Halle, der Fall Franco A., der geplante Reichsbürger-Staatsstreich um Prinz Reuß oder der alljährlich im bayerischen Wunsiedel stattfindende Rudolf-Heß-Gedenkmarsch: Ultrarechte hetzen längst nicht mehr nur am Stammtisch, sondern legen eine zunehmende Gewaltbereitschaft an den Tag. Nicht ohne Grund gilt der Rechtsextremismus im jüngsten Verfassungsschutzbericht als größte extremistische Bedrohung in Deutschland.

Do., 16. Mai · 23:10-00:10 · MDR
Lebensläufe: Max Pechstein – Geschichte eines Malers

Der Film folgt Max Pechsteins Weg aus der bescheidenen Herkunft in Zwickau zum führenden Maler des deutschen Expressionismus, indem er immer wieder seine Außenseiterstellung gegenüber den Malern der „Brücke“ ins Zentrum stellt: so ihre gemeinsamen Malabenteuer mit Aktmodellen an den Moritzburger Teichen, was polizeilich verfolgt wird und besonders auf Pechstein zurückfällt. Oder ihr Zerwürfnis untereinander und der Ausschluss Pechsteins aus der „Brücke“. Doch wenige Jahre später wird er mehr Ausstellungen haben und mehr Bilder verkaufen als jeder seiner expressionistischen Konkurrenten. Max Pechstein liebt das Spontane und Natürliche und rebelliert mit seinen starken Farben gegen akademische Regeln und bürgerliche Normen. Was seine Malergefährten Heckel, Kirchner und Schmidt-Rottluff mit ihrer unverfälschten Malweise auch tun. Doch Pechsteins Weg an die Spitze der künstlerischen Avantgarde in Deutschland ist von einer ganz besonderen Sehnsucht getragen. Er musste sich im aufkommenden industriellen Zeitalter von ganz unten aus dem sächsischen Arbeitermilieu in die bunte und schräge Welt der Ateliers, Cafés und Varietes emporarbeiten. Als Mensch und als Künstler. Mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten endet die für Max Pechstein überaus erfolgreiche Zeit der 1920er Jahre, die sich nicht zuletzt in der Wahl zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste und in der Anzahl der Ausstellungen manifestiert. Als „entarteter Künstler“ gerät er in den Folgejahren in eine prekäre Situation. Sein früherer „Brücke“-Wegbegleiter und „Leidensgenosse“ Emil Nolde denunziert ihn als „jüdisch-versippten Maler“, um sich selber bei den Nazis als „urdeutsch“ anzubiedern. Verkäufe durch Ausstellungen sind für Pechstein kaum mehr möglich. Weitgehend zurückgezogen lebt er mit seiner zweiten Ehefrau Marta bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges an der Ostseeküste in Pommern und kehrt schließlich nach Berlin zurück. Wohnung, Atelier und unzählige Werke sind durch Bombenangriffe vernichtet. Ab 1945 lehrt er an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Wieder malt Pechstein den Tanz, Erinnerungen an den Aufenthalt auf den Palau-Inseln Jahrzehnte zuvor – und zugleich das Aufbäumen letzter Vitalität und Leidenschaft eines Malers. Endlich anerkannt, stirbt er 1955 als einer der bedeutendsten Künstler des deutschen Expressionismus. Heute sind die Hauptwerke von Pechstein in den großen Museen der Welt und in einer ständigen Ausstellung im Max-Pechstein-Museum in den Kunstsammlungen Zwickau zu sehen.

Fr., 17. Mai · 14:15-16:20 · arte
Die 25. Stunde

Rumänien im Jahr 1941: Johann Moritz, Landwirt, führt ein einfaches und hartes Leben, bis eines Tages deutsche Militärlaster ins Dorf kommen, um Juden zu verhaften und zu deportieren. Gänzlich perplex wird auch Johann in den Lastwagen gezwungen, wobei er bestreitet, Jude zu sein. Wie sich herausstellt, hat der Dorfpolizist ihn denunziert, da er Johanns attraktive Frau Suzanna im Auge hat. Johann landet zunächst in einem Arbeitslager, derweil Suzanna gezwungen wird, die Scheidung einzureichen. Johann will sich seinem Schicksal nicht beugen und flüchtet mit einigen Mitgefangenen aus dem Lager nach Ungarn. Dort hält man ihn für einen rumänischen Spion, und Johann wird erneut in ein Arbeitslager verbracht, wo er schwer misshandelt und anschließend als Zwangsarbeiter nach Deutschland deportiert wird. Nach Ansicht von SS-Arzt Oberst Müller, der grausame „Rassen“-Studien betreibt, entspricht Johann Moritz ganz genau den Arier-Kriterien – und so wird aus dem Juden Johann ein Arier. Sein Gesicht wird in Propagandaschriften publiziert und Johann schließlich zur Waffen-SS befördert. In seiner Funktion kann er bis kurz vor Kriegsende 1945 mehrere Kriegsgefangene vor den Nazis retten und sie an die heranrückenden Amerikaner übergeben. Er selbst wird jedoch als mutmaßlicher SS-Scherge und Kriegsverbrecher von den GIs verhaftet; ihm wird der Prozess gemacht, der erst 1949, zehn Jahre nach seiner Verschleppung, einen glücklichen Ausgang nehmen wird. Erst dann wird er seine Frau Suzanna und die gemeinsamen Kinder in einem kleinen deutschen Dorf wiedersehen.

Fr., 17. Mai · 20:15-22:10 · arte
Nicht ganz koscher – No Name Restaurant

Um die einst größte jüdische Gemeinde der Welt vor dem sicheren Ende zu bewahren, wird Ben, ein orthodoxer Jude aus Brooklyn, als dringend benötigter zehnter Mann für das in einer Woche anstehende Passahfest von Jerusalem nach Alexandria entsandt. Seine Reise nach Ägypten im Überlandbus wird jedoch abrupt unterbrochen, als er nach heftiger Diskussion unter den arabischen Mitreisenden in der Wüste Sinai ausgesetzt wird. Zwar liest ihn der mürrische Beduine Adel mit seinem klapprigen Renault am Straßenrand auf und stellt ihm in Aussicht, ihn ins weit entfernte Alexandria zu fahren, doch müsse er erst ein entlaufenes Kamel finden. Ben hat keine andere Wahl, als sich Adel anzuschließen, obgleich sein Unbehagen wächst, als sie den Kamelspuren immer tiefer in die Wüste folgen. Fortan sind die beiden auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen. Nachdem das Auto den Geist aufgegeben hat, soll ein Zweitagesmarsch sie zu einer alten Wasserstelle führen. Zögerlich kommen sich der weltfremde Orthodoxe und der väterlich raue Araber näher. Für Adel ist es eine wehmütige Reise in die eigene Vergangenheit, für Ben eine in das Land seiner biblischen Vorfahren. Ben erfährt von Adels Familienzwist und seinem Hadern mit dem modernen Beduinenleben, Adel wiederum von Bens unerfüllter Liebe zu Yemima, einer weniger orthodoxen Jüdin, die Ben zwar täglich anruft, ohne allerdings jemals ein Wort mit ihr zu wechseln. Als sie die rettende Wasserstelle endlich erreichen, passiert ein Unglück, das die beiden zwingt, an ihre Grenzen zu gehen und ihre kulturell-religiösen Vorurteile zu überwinden …

Sa., 18. Mai · 21:45-23:00 · 3sat
Starke Stücke: Bucket List

Ein Mann erwacht eines Tages, und alles ist anders. Ein Käfer wie in „Die Verwandlung“ von Franz Kafka ist er zwar nicht, aber die Welt um ihn herum könnte ihm fremder nicht sein. In einer dystopischen nahen Zukunft verspricht ein dubioses Start-up namens „Zeitgeist“ die volle Kontrolle über das eigene Gedächtnis, erinnern wird optional. Traumatische Erinnerungen sollen sogar ganz gelöscht werden können. Doch es gibt einen Haken. Bis der Prozess abgeschlossen ist, kann es zu verstörenden Phantomerinnerungen kommen. Flashbacks und brüchige Bilder – der Mann kann seinem Gedächtnis nicht mehr trauen. Was hat er wirklich erlebt? Was ist nur Einbildung? Sind das wirklich seine Erinnerungen, oder gehören sie jemand anderem? Die Hauptfigur begibt sich auf eine schmerzhafte Reise durch das eigene oder doch ein anderes, erinnertes Leben. Das Musical „Bucket List“, die zweite Zusammenarbeit der israelischen Regisseurin Yael Ronen mit dem Songwriter Shlomi Shaban an der Berliner Schaubühne, befasst sich nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 mit dem Thema „Posttraumatische Belastungsstörungen“. Ergreifend und poetisch wird „Bucket List“ mit den Mitteln der Musik und des Theaters Herr der Aktualität. Ohne direkt in die Abgründe zu blicken, findet der Abend Bilder für die Traumata, die sich in Körper eingeschrieben haben.

So., 19. Mai · 01:10-02:40 · One
Tel Aviv on Fire

In Tel Aviv geht es heiß her. Zumindest laut der schnulzigen Soap Opera „Tel Aviv on Fire“, die jeden Abend über die TV-Bildschirme flimmert und Israelis wie Palästinenser vor der Glotze vereint. Der junge Palästinenser Salam ist Drehbuchautor des Straßenfegers und muss für die Dreharbeiten jeden Tag die Grenze zwischen Israel und dem Westjordanland überqueren. Bei einer Checkpoint-Kontrolle gerät das Skript der nächsten Folge in die Hände des israelischen Kommandeurs Assi. Das kommt dem gelangweilten Grenzwächter gerade recht. Um seine Frau zu beeindrucken, zwingt er Salam das Drehbuch umzuschreiben. Ein Bombenerfolg! Von nun an denken sich Salam und Assi immer neue schnulzige Dialoge und absurde Plotentwicklungen aus. Der Einfluss des israelischen Militärs auf die populäre, eigentlich antizionistische Seifenoper wird immer größer. Aber dann soll die Serie abgesetzt werden, und Salam steht plötzlich vor einem Riesenproblem.

Mo., 20. Mai · 00:00-00:20 · Das Erste (ARD)
Bilder meines Feindes

Wie verändert der Israel-Palästina-Konflikt unsere Sicht auf Filme, die sich mit der Situation in Israel oder den besetzten Gebieten beschäftigen? Was heißt das für die Unabhängigkeit der Kunst? Müssen Filme neu eingeordnet und erklärt werden? Wo endet die Kunstfreiheit, wo beginnt Propaganda? Was bedeutet der Konflikt für die Filmemacherinnen und Macher? Ist ein gemeinsamer Diskurs noch möglich? Die beiden Autoren Caroline Schmidt und Thorsten Mack gehen in ihrer Reportage diesen Fragen nach und leiten damit eine israelisch-palästinensische Filmnacht im Ersten und im NDR-Fernsehen ein. Die Terrorangriffe der Hamas auf Israel und der Krieg Israels gegen die Hamas spaltet die Menschen derzeit wie kaum ein anderer Konflikt. Auch in Deutschland. Der Kulturbetrieb macht da keine Ausnahme. Es kommt zu Eklats, Boykottaufrufen und Absagen. Wie brisant das Thema ist, hat sich am Finalabend der diesjährigen Berlinale gezeigt, wo es im Rahmen der Gala zu einem Eklat kam. Das Erste und das NDR Fernsehen wollen mit einer israelisch-arabischen Filmnacht einen anderen Blick auf eine Region werfen, die derzeit von Gewalt, Krieg und Terror bestimmt wird. Das Kino kann Entwicklungen aufzeigen, Gesellschaft abbilden, Antworten suchen und Feindbilder infrage stellen. Filme wollen zum Nachdenken anregen und neue Perspektiven eröffnen. Aber in Zeiten von Krieg und Terror ist das auch für den Film eine enorme Herausforderung. Wie verändert der Israel-Palästina-Konflikt die Arbeit von Filmschaffenden, die sich mit der Situation in Israel und den besetzten Gebieten beschäftigen? Müssen auch bereits produzierte Filme neu eingeordnet und neu erklärt werden? Wo endet die Kunstfreiheit, wo beginnt Propaganda? Ist ein Diskurs über den Konflikt und das Kino überhaupt noch möglich? Die beiden Autoren Caroline Schmidt und Thorsten Mack gehen in dieser Reportage diesen Fragen nach, sprechen mit dem deutschen Juden Shai Hoffmann und der Deutsch-Palästinenserin Nadine Migesel und begleiten diese beim „Trialog“: Zusammen besuchen sie regelmäßig Schulen, um dort mit Schülerinnen und Schülern über den Nahostkonflikt zu sprechen. Ihr Ziel ist die Verständigung. Sie sprechen unter anderem mit der palästinensischen Filmemacherin Annemarie Jacir, deren Film „Wajib – Hochzeit in Nazareth“ im Anschluss an diese Reportage in Das Erste ausgestrahlt wird. Sie treffen in Israel den israelischen Soziologen Natan Sznaider sowie Meron Mendel, den Leiter der Bildungsstätte Anne Frank. Nach dem Film „Wajib – Hochzeit in Nazareth zeigt Das Erste um 01:50 Uhr „Waltz with Bashir“, einen dokumentarischen Animationsfilm von Regisseur Ari Folman, der 1982 als israelischer Soldat während des ersten Libanonkrieges im Libanon stationiert war. Der Film war 2009 als „Bester fremdsprachiger Film“ für einen Oscar nominiert, gewann den Golden Globe Award und den César. Außerdem war er für die Goldene Palme nominiert.

Mo., 20. Mai · 01:50-03:23 · Das Erste (ARD)
Waltz with Bashir

Ari Folman ist Israeli. In einer Bar erfährt er, dass seine ehemaligen Armeekumpanen von Albträumen geplagt werden. Nur er kann sich an diese Zeit und Geschehnisse nicht erinnern. Ari trifft sich mit neun dieser Männer, um den Grund herauszufinden. Basierend auf realen Interviews und Ereignissen, ist „Waltz with Bashir“ der erste animierte Dokumentarfilm in Spielfilmlänge. Ari Folman hat die Reise in seine Vergangenheit, eine Reise in die Jugendkultur der 1980er-Jahre und das Westbeirut während des ersten Libanonkrieges, auf fantastische und packende Art visualisiert. In einer Kneipe diskutiert der israelische Regisseur Ari Folman nachts mit einem Freund über dessen regelmäßig wiederkehrenden Alptraum, in dem er von einer 26-köpfigen Meute zähnefletschender Hunde gehetzt wird. Dieselbe Anzahl Hunde hatte der Freund während des Libanon-Einsatzes töten müssen. Am nächsten Tag tauchen bei Ari Folman erstmals eigene Erinnerungen an jene Zeit auf, darunter immer wieder ein Bild, das ihn als jungen Soldaten zusammen mit zwei Kameraden beim Baden in einer Beiruter Bucht zeigt. Plötzlich spürt er den unbändigen Drang, das reale Geschehen zu rekonstruieren, und beschließt, einige seiner ehemaligen Kriegskameraden aufzusuchen und zu befragen. Dabei werden verdrängte Erinnerungen Schicht um Schicht freigelegt. Basierend auf realen Interviews und Ereignissen, ist „Waltz with Bashir“ der erste animierte Dokumentarfilm in Spielfilmlänge. Regisseur, Autor und Produzent Ari Folman hat die Reise in seine Vergangenheit – eine Reise in die Jugendkultur der 1980er-Jahre und das West-Beirut während des ersten Libanonkrieges – auf fantastische und packende Art visualisiert. Die israelisch-deutsch-französische Koproduktion gilt seit ihrer Weltpremiere im Wettbewerb der Filmfestspiele in Cannes und weiteren Festivalaufführungen als das wohl außergewöhnlichste Kinoereignis des Jahres 2008.

Mo., 20. Mai · 23:00-23:55 · arte
Emilie Schindler – Die vergessene Heldin

Emilie Pelzl wurde 1907 im Sudetenland geboren. Von klein auf arbeitet sie auf dem elterlichen Bauernhof und pflegt Angehörige. Mit 20 verliebt sie sich in den charmanten Oskar Schindler. Obwohl dieser als Herzensbrecher gilt, heiratet sie ihn. Oskar hat Affären und verjubelt die Mitgift, aber Emilie bleibt. Gemeinsam werden sie durch die Nazis mit ihrer Fabrik erst reich und retten dann viele Juden vor dem sicheren Tod. Die Regisseurin Annette Baumeister rekonstruiert einfühlsam das Leben von Emilie Schindler. Nachgesprochene Zitate vermitteln das Bild einer Frau, die sich aus der Rolle der passiven Ehefrau löst und aktiv Menschen hilft. Für „ihre Juden“ besorgt sie Lebensmittel, Medikamente und rettet Todgeweihte unter den Augen der SS. In der Dokumentation beschreiben Historikerinnen und Historiker sowie Emilie Schindlers argentinischer Pfleger Leandro Coseforti und ihre Nichte Traude Ferrari eine vergessene Heldin.

Di., 21. Mai · 00:20-01:50 · NDR
Alles für meinen Vater

Der junge Palästinenser Tarek sieht keinen anderen Ausweg: Mit einem Selbstmordattentat mitten auf dem Markt in Tel Aviv will er die Ehre seines Vaters retten. Doch die Selbstzündung misslingt. So gewinnt er zwei Tage Lebenszeit, in denen er die jüdische Kultur und die unterschiedlichsten Menschen kennen lernt. Er rettet die suizidgefährdete Frau des störrischen Elektrohändlers Katz und verliebt sich in die wunderschöne wie wütende Jüdin Keren. Obwohl Tarek und Keren mit ihren eigenen Geschichten beschäftigt sind, bahnt sich die Liebe ihren Weg. In Tel Aviv beginnen zwei Tage voller Hoffnung und der Ahnung eines Neubeginns. „Alles für meinen Vater“ ist das berührende Kinofilmdebüt des Regisseurs Dror Zahavi, der mit dieser Geschichte hoch emotional vom tragischen israelisch-palästinensischen Konflikt erzählt.

Di., 21. Mai · 01:50-03:20 · NDR
Paradise Now

Die beiden Palästinenser Khaled und Said sind dazu bestimmt worden, sich als Selbstmordattentäter in Tel Aviv in die Luft zu sprengen. Nach einer letzten Nacht mit ihren Familien, die den wahren Hintergrund ihrer Mission nicht kennen, werden die Freunde an die israelisch-palästinensische Grenze gebracht. Dann aber passiert etwas Unvorhergesehenes: Die beiden Attentäter verlieren sich aus den Augen. Auf sich allein gestellt muss sich nun jeder von ihnen die Frage stellen, ob er seine Menschen verachtende Mission tatsächlich zu Ende führen will.

Mi., 22. Mai · 15:45-16:00 · PHOENIX
Antisemitismus in Deutschland – Wie Juden mit dem Hass umgehen

Anfeindungen, Angriffe, offener Antisemitismus: Juden in Deutschland sind mit zunehmendem Hass konfrontiert. Seit dem 7. Oktober 2023, seit dem Überfall von Hamas-Terroristen auf Israel, werden Juden in Deutschland auf Social Media häufiger als früher bedroht, ihre Häuser mit Parolen beschmiert. Mit Kippa oder Davidsternkette trauen sich viele Jüdinnen und Juden nicht mehr in die Öffentlichkeit. Bald 80 Jahre nach der Shoa ist jüdisches Leben in Deutschland so bedroht wie nie. Die Politik verspricht Solidarität und Sicherheit, aber in der jüdischen Community wächst die Angst.

Do., 23. Mai · 20:15-21:45 · arte
Verfolgt – Das Maskottchen von Auschwitz

Es ist eine ergreifende Lebensgeschichte wie wenige. Sie erzählt von Verfolgung und Rettung, von Selbstbehauptung und einer zweiten Verfolgung. Die deutsche Nachkriegsgeschichte steht dabei Pate und zeigt sich erschreckend antisemitisch. Aber den Lebensmut und den Humor hat sich Dany Dattel nie nehmen lassen. Erstmals offenbart er sich und reist mit uns an die Schicksalsorte seines Lebens, nach Auschwitz, zu den Kindern seiner Retterinnen auf dem Todesmarsch in Tschechien. Eine Odyssee, die uns bis ins Hochrisiko-Bankgeschäft führt. Es ist ein tiefer Blick in die westdeutsche Geschichte. Mit skrupellosen Bankern und virulentem Antisemitismus. Jahrzehntelang mied Dany Dattel jeden Kontakt zu Medien – die ihn zum Sündenbock machten. Doch vor unserer Kamera erscheint er entspannt, sogar humorvoll und stellt sich seinen Erinnerungen. Sein Triumph: „Eines möchte ich noch betonen: Die Nazis hatten auf der Wannseekonferenz beschlossen, alle Juden zu vernichten. Das ist ihnen nicht gelungen. Ich lebe noch!“ Vier Monate nach den Dreharbeiten in Auschwitz ist Dany Dattel gestorben.

Sa., 25. Mai · 23:15-01:00 · WDR
Der Trafikant

Österreich, in den späten 1930er Jahren: Der 17-jährige Franz Huchel (Simon Morzé) kommt aus dem Salzkammergut nach Wien, um bei dem „Trafikanten“ Otto Trsnjek (Johannes Krisch) in die Lehre zu gehen. In dem Tabakgeschäft des Kriegsinvaliden lernt er die bürgerlichen Kreise kennen, die sich sogar die berühmten Importzigarren aus Cuba leisten können, die Franz in liebevoller Handarbeit frischhalten muss. Unter den Stammkunden ist der hochangesehene Psychologe Sigmund Freud (Bruno Ganz), zu dem der junge Mann schon bald Vertrauen fasst. An ihn wendet sich Franz, als er sich unglücklich in die böhmische Varietétänzerin Anezka (Emma Drogunova) verliebt. Dass die Liebe selbst dem berühmten Psychoanalytiker unlösbare Rätsel aufgibt, hilft dem unerfahrenen Franz leider nicht weiter. Als Österreich im Jahr 1938 für den Anschluss an das nationalsozialistische Deutsche Reich stimmt, beginnen schwere Zeiten für Franz und seinen Meister, der politisch aufrecht bleibt und weiterhin jüdische Kunden bedient. Erst verwüsten antisemitische Schläger den Laden, dann wird Otto aus fadenscheinigen Gründen verhaftet. Nun muss Franz auf sich allein gestellt das Geschäft führen und für Trsnjek kämpfen. Rat sucht er bei dem 82-jährigen Freud, der jedoch selbst in Gefahr ist.

So., 26. Mai · 11:05-11:50 · SWR
Demokratie macht Schule

Fakenews und Hass – was macht das mit unserer Demokratie? Jugendliche diskutieren mit Michel Friedman – Gäste: Publizist Michel Friedman und Politikwissenschaftlerin Andrea Römmele Fakenews und Hass – was macht das mit unserer Demokratie? Demokratieforum mal ganz anders: Im Mai kapern Schülerinnen und Schüler aus der Pfalz das Demokratieforum und stellen die Fragen, die sie in Bezug auf unsere Demokratie interessieren. Zu Gast auf dem Hambacher Schloss beim „Demokratieforum macht Schule“ sind der Publizist und Moderator Michel Friedman und die Politikwissenschaftlerin Andrea Römmele. Antisemitismus, Fakenews, HateSpeech – was hat das mit Demokratie und dem Satz „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ zu tun? Darum geht es im Mai, in dem Monat in dem das Grundgesetz 75 Jahre alt wird.

Mi., 29. Mai · 21:00-21:45 · 3sat
Auschwitz vor Gericht

Am 20. Dezember 1963 begann in Frankfurt das bedeutendste und größte Gerichtsverfahren der deutschen Rechtsgeschichte: der Frankfurter Auschwitzprozess. Die Dokumentation folgt äußerlich dem historischen Ablauf des ersten Prozesses und konzentriert sich dabei auf die Hauptakteure: Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, der das Verfahren ins Rollen brachte, die Staatsanwälte Kügler und Wiese sowie die SS-Männer. 700 Seiten umfasste die in über fünf Jahren erarbeitete Anklageschrift. Sie richtete sich gegen 21 Angehörige der Waffen-SS, alle waren Personal des Konzentrationslagers Auschwitz und mussten sich wegen Mordes „in einer unbestimmten Vielzahl von Fällen“ verantworten. An 183 Verhandlungstagen wurden 359 Zeugen gehört, darunter 248 Überlebende des Konzentrationslagers Auschwitz, die nach Frankfurt gereist waren, um unter Eid Zeugnis abzulegen. Unweigerlich muss der Zuschauer den Blick immer wieder nach Auschwitz richten. Denn wie im Prozess sind es die Aussagen der Überlebenden, die auch diese Dokumentation zu einem unabweisbaren und eindrucksvollen Zeugnis für die Verbrechen der Nationalsozialisten machen: Hermann Langbein, Rudolf Vrba, Mauritius Berner, Jenny Schaner und Yehuda Bacon gingen vor die Kamera. Yehuda Bacon war noch ein Kind, als er Holz in die Verbrennungsöfen schleppen, menschliche Asche auf vereiste Wege streuen und zusehen musste, wie die Körper der Ermordeten aus den Gaskammern gezerrt wurden. Darüber hinaus greifen die Filmemacher Rolf Bickel und Dietrich Wagner zurück auf die 1992 von ihnen aufgespürten und über 500 Stunden umfassenden Tonbandprotokolle des Prozesses. Diese waren, einmalig in der deutschen Justizgeschichte, wegen des großen Zeugenaufgebots eigens vom Bundesgerichtshof genehmigt worden. Allerdings nur unter der Bedingung, dass sie nach der Urteilsverkündung wieder gelöscht werden. Sie blieben jedoch auf Anweisung des hessischen Justizministers erhalten und sind heute zum unverzichtbaren historischen Forschungsmaterial geworden. Nach Jahren des öffentlichen Verschweigens konfrontierte dieser Prozess die Deutschen und die Welt zum ersten Mal mit allen Einzelheiten des Völkermords an den europäischen Juden. Als am 20. August 1965 das Urteil gesprochen wurde, sagte der Vorsitzende Richter Hans Hofmeyer in seinem Schlusswort: „20 Monate lang haben wir im Geiste nochmals alle Leiden und all die Qualen erlebt, die die Menschen dort erlitten haben und die mit Auschwitz immer verbunden bleiben.“ Hermann Langbein, Gefangener in Auschwitz und Zeuge vor Gericht, erklärte, der Prozess habe wesentlich dazu beigetragen, „der Öffentlichkeit unanfechtbare Tatsachen über einen Abschnitt der deutschen Geschichte zu vermitteln, der bis dahin für allzu viele im Dunkeln lag.“ Dass die Mörder von Auschwitz erst 18 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers angeklagt werden konnten, zeigt, wie schwierig es war, überhaupt über Auschwitz Gericht zu halten. Dass es schließlich doch dazu kam, ist vor allem dem damaligen hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer zu verdanken, der im Nachkriegsdeutschland einer der wenigen entschlossen handelnden Verfolger der NS-Verbrechen war. Doch auch 50 Jahre nach Eröffnung des historischen Prozesses sind unzählige Verbrechen von Auschwitz noch immer ungesühnt, Tausende Mitglieder von KZ-Wachmannschaften kamen ungestraft davon. Aber es wurden auch weitere Prozesse angestrengt: Die Vorermittlungen gegen 30 ehemalige Auschwitz-Wächter wurden abgeschlossen. Der älteste Beschuldigte ist 97 Jahre alt.