Auszeit vom beschwerlichen Alltag mit einer Krebserkrankung
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So sieht das Ferienhaus der Kinderkrebshilfe im Bayerischen Wald aus. (Fotos: privat)

Auszeit vom beschwerlichen Alltag mit einer Krebserkrankung

Berchtesgadener Land – Angefangen hatte alles damit, dass die Kinderkrebshilfe im Jahr 2022 ein Haus im Landkreis Traunstein geerbt hatte. Ein Haus, das zwar schön und gut dastand, welches aber für die Zwecke der Kinderkrebshilfe ungeeignet war. Also entschloss man sich in der Vorstandschaft, das Haus zu verkaufen. Die Nachfrage war groß, eine heimische Familie bekam den Zuschlag.


Das Geld, das mit dem Verkauf des Hauses erworben wurde, musste der Satzung des Vereins entsprechend Familien zugutekommen, in denen Kinder, Jugendliche oder Eltern von der Krankheit Krebs betroffen sind. Und so keimte die Idee, man könnte ein Ferienhaus erwerben, in dem sich speziell die betreuten Familien eine Auszeit vom oft beschwerlichen Alltag gönnen dürfen. Ob nach überstandener Therapie, oder sogar noch während der Akutzeit, in der das Immunsystem geschwächt ist und Patienten sich von der Umwelt isolieren müssen, das Haus sollte alle Möglichkeiten offenlassen. So wurde schnell klar, dass es keine kleine Ferienwohnung werden sollte, sondern ein Haus, mit Garten und vielen Freiheiten für Groß und Klein. Ein Ort, der ein Auftanken von Körper, Geist und Seele ermöglicht.

Passendes Haus im Bayerischen Wald

Der Freilassinger Rechtsanwalt Franz Tradler, Gründungsmitglied der Kinderkrebshilfe und rechtlicher Berater des Vereins, wurde mit der Suche nach einem geeigneten Objekt betraut. Es dauerte nicht lange und er wurde fündig. Im Landkreis Regen im Bayerischen Wald stand ein für die Familien entsprechend geräumiges Haus zum Verkauf. Umgehend setzte sich Rosmarie Baumgartner, Vorsitzende der Kinderkrebshilfe, in Bewegung, um sich über die Gegebenheiten zu informieren.

Es stellte sich heraus, dass die Lokalität, die Lage, der Ort und alles drumherum hervorragend dem beabsichtigten Zweck entsprach. Nach der ersten Besichtigung stand fest, dass man das geeignete Objekt gefunden hatte. Die Verkäufer, die selbst schon Erfahrungen mit der entsprechenden Krankheit gesammelt hatten, kamen dem Verein noch etwas im Preis entgegen, sodass man das Geld aus dem Verkauf des geerbten Hauses direkt in ein anderes Haus investieren konnte.

Im Oktober 2023 wurden schließlich die Schlüssel an Rosmarie Baumgartner, stellvertretend für die Kinderkrebshilfe, übergeben. In den folgenden Monaten wurden die wenigen notwendigen Renovierungsarbeiten durchgeführt, die Zimmer bestückt und die Gartenanlage familiengerecht gestaltet. Da sich der Verein nur aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Aktionen finanziert, wurde sparsam gewirtschaftet, viel Gebrauchtes gekauft und auch Verschiedenes aus dem vereinseigenen »Kaufhaus für'n guadn Zweck« verwendet. Dass der Großteil der Einrichtung gebraucht ist, sieht man dem Ferienhaus aber nicht an. Es unterstreicht jedoch den Gedanken der Nachhaltigkeit, der dem Team der Kinderkrebshilfe am Herzen liegt.

Da der künftige Ferienort fast 200 Kilometer entfernt von Oberteisendorf liegt, mussten ein Hausmeister und eine Haushälterin angestellt werden. Das Glück war auch hier aufseiten des Vereins. Der Hausmeister wohnt gleich nebenan und die Haushälterin im Nachbarort. So werden die Familien stets bestens versorgt sein und müssen sich endlich mal um gar nichts kümmern, freut man sich beim Verein.

Großes Einweihungsfest

Nun war es endlich so weit: Das Ferienhaus konnte in feierlichem Rahmen eingeweiht werden. Geladen war die Dorfgemeinschaft der Gemeinde Prackenbach sowie die betreuten Familien der Kinderkrebshilfe. Zur Freude des Vereins kamen die Nachbarn zahlreich, »Damit ihr wisst, was mit uns auf euch zukommt«, meinte die Vorsitzende des Vereins lachend in ihrer sehr emotional gefärbten Begrüßungsrede. In ihren Worten klang sehr viel Dankbarkeit mit, wie wunderbar das Dorf den Verein in allem unterstützt, aber auch Stolz auf ihr 30-köpfiges, ehrenamtliches Team, das angereist war, um gemeinsam das Haus zu eröffnen und zu feiern, dass diese Ruheoase für von Krebs betroffene Familien gefunden werden konnte. Rosmarie Baumgartner bedankte sich bei allen lokalen Handwerkern für ihre Unterstützung. Es wurden in den Außenanlagen ein Freisitz, Sandkasten, Trampolin, Schaukel und eine Feuerstelle gebaut.

Auch Prackenbachs Bürgermeister Andreas Eckl betonte seine Anerkennung ob der Leistung des Vereins und versprach die Unterstützung vonseiten der Gemeinde, sowohl mit Rat und Tat als auch finanziell. Die einheimische Bevölkerung steht ebenfalls voll und ganz hinter dem wohltätigen Projekt und freut sich über die Bereicherung in ihrer Dorfgemeinschaft. Mit Spenden und tatkräftiger Unterstützung haben sie ihre Anerkennung bewiesen. Ebenso erhielt das Ferienhaus in Prackenbach an diesem Tag den kirchlichen Segen.

Nach der Ansprache wurde im Garten gegrillt, Stockbrot über das Feuer gehalten, Bekanntschaften geschlossen, Erfahrungen ausgetauscht, die Kinder hatten genügend Spielmöglichkeiten. Es wurde sogar ein kleiner Maibaum aufgestellt, an den die Kinder ihre Wünsche anhefteten und ihn später umtanzten. An diesem Tag wurde einfach nur gefeiert. Auch das Wetter machte mit und sorgte für strahlenden Sonnenschein.

Schon die erstenÜbernachtungsgäste

Am Eröffnungstag konnte gleich die erste betreute Familie aus dem Landkreis Traunstein im Ferienhaus übernachten. Sehr gerührt über das tolle Angebot, im Bayerischen Wald »Urlaub vom Schicksal« zu machen, wie die dortige lokale Presse es bereits formuliert hatte, zeigten sich alle angereisten Familien. »Entspannen und Kraft schöpfen«, dies wünschen sie sich für ihre bevorstehende Zeit im Bayerischen Wald. Und so ermutigt auch an der Eingangstür ein Schild: »Lasst Kummer und Sorgen stets vor der Tür, dann seid ihr immer glücklich hier!«

An die Frau, die das Haus vererbte, erinnert eine posthume Ehrung im Eingangsbereich. Dort drückt die Kinderkrebshilfe ihren ewigen Dank an die Verstorbene aus. Denn ohne sie wäre diese Einrichtung nie möglich gewesen. fb