Sportschau-Moderatorin spricht vor EM über Arbeitsatmosphäre unter Männern
Sie wird bei der EM wieder ganz nah dran sein an der DFB-Elf: Lea Wagner erzählt, wie sie bei der ARD von ihren männlichen Kollegen aufgenommen wurde.
München – Im Sportjournalismus sind Frauen noch immer eher die Ausnahme als die Regel. Lea Wagner hat in einem Interview mit dem Medium Magazin darüber gesprochen, wie sie unter den männlichen Kollegen der ARD-Sportschau aufgenommen wurde.
Lea Wagner berichtet auch 2024 wieder aus dem DFB-Camp
Wagner ist Teil des Teams des öffentlich-rechtlichen Senders, das über die Heim-EM 2024 berichten wird. Schon bei der Wüsten-WM in Katar war sie im deutschen Quartier stationiert und interviewte zahlreiche Nationalspieler, seit 2023 moderiert sie die Sportschau. Auch bei der Frauen-WM in Australien und im Wintersport glänzte Wagner am Mikrofon.
Wagner muss sich gegen Männer behaupten, doch weiß von der ARD nur Positives zu berichten: „Ich habe weder negative Erfahrungen mit patriarchalen Strukturen gemacht, noch sind mir männliche Kollegen mit Vorurteilen begegnet.“
Lea Wagner spricht über das Arbeitsklima bei der ARD
Sie stellt klar: „Sowohl in der SWR-Sportredaktion als auch bei der ‚Sportschau‘ wurde ich mit offenen Armen empfangen, bis heute ist das Arbeitsklima frauenfreundlich und sehr positiv.“ Wagner kam früh mit dem Sport in Kontakt, ihr Vater David ist ehemaliger Fußballprofi und aktuell Coach bei Norwich City.
Dass Sportjournalistinnen gerade als Moderatorinnen und Kommentatorinnen jedoch auch oft kritisch beäugt werden – dessen ist sich Wagner bewusst. „Obwohl sich bei den Kommentatoren-Teams einiges getan hat, sind Sportkommentatorinnen noch selten und für Zuschauer ungewohnt“, weiß sie.
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Lea Wagner über Claudia Neumann: „Kommentatoren müssen viel Kritik einstecken“
Aber sie sagt auch: „Bei der ARD gibt es immer mehr tolle Kommentatorinnen. Es ist mittlerweile auch normal, dass eine Frau die ‚Sportschau‘ oder ‚Das aktuelle Sportstudio‘ moderiert“ – wie eben sie selbst, oder zuvor Jessy Wellmer.
Kritik und auch Hass sieht sich auch wiederholt Wagners Kollegin, die Kommentatorin Claudia Neumann ausgesetzt, etwa nach dem letzten Champions-League-Finale. Dies macht Wagner eher am Beruf des Kommentators an sich fest. „Generell müssen Kommentatoren viel Kritik einstecken, sie werden hart angegangen“, so Wagner.
Lea Wagner über Kritik an Claudia Neumann: „Geht männlichen Kollegen wahrscheinlich ähnlich“
„Das geht männlichen Kollegen wahrscheinlich ähnlich wie Claudia Neumann.“ Es könne dabei zu heftigen Anfeindungen von Fans kommen. Um Neumann entbrennt seit Jahren eine Debatte, ob die Kritik an ihr fachlich begründet oder schlicht sexistisch ist.
Als erste Frau moderierte Carmen Thomas 1973 das Sportstudio und sah sich nach ihrem „Schalke 05“-Versprecher massiver Kritik ausgesetzt. Das Klima habe sich heute zum Glück verbessert, meint Wagner: „Ich glaube, wenn mir heute das Gleiche wie ihr vor 51 Jahren passieren würde, wäre das Medienecho weniger vernichtend.“ Wagner moderiert nicht nur Sport-Events, sondern seit Sommer 2023 auch die Quizshow „Frag mich was Leichteres!“.
Lea Wagner traf erste Sportschau-Moderatorin zufällig im Urlaub
Sie habe Carmen Thomas zufällig einmal im Urlaub getroffen und schwärmt von ihr als „beeindruckende Frau mit einem unfassbaren Erfahrungsschatz“.
Wagner berichtet, dass sie im Gegensatz zu Esther Sedlaczek bisher größtenteils von Kommentaren unter die Gürtellinie verschont geblieben sei: „Es gibt immer mal unsachliche Kommentare, aber ich habe noch nie einen Shitstorm oder Hassnachrichten bekommen.“ (cgsc)