Schirmherr des Bayernrätsels: Heimatminister Füracker und sein Heimweh
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Der Heimatminister und sein Heimweh

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Bayerns Finanz- und Heimatminister Albert Füracker: Wir haben ihn zum Interview vor und in Schloss Nymphenburg getroffen.
Bayerns Finanz- und Heimatminister Albert Füracker: Wir haben ihn zum Interview vor und in Schloss Nymphenburg getroffen. © Marcus Schlaf

Albert Füracker über die Lust aufs Land – und die besondere Liebe zu den „Preißn“.

Was ist eigentlich Heimat für den Heimatminister? Und wie gut muss man sich in Bayern auskennen, um das Land seine „Heimat“ nennen zu dürfen? Wir sprechen zum Start des Bayernrätsels mit Albert Füracker: Der CSU-Politiker, seit 2018 im Amt, ist Schirmherr des Bayernrätsels. Und übrigens einer der bodenständigsten Minister, stark am Land verwurzelt. Der 56-Jährige kommt aus der Oberpfalz.

Sie kommen aus dem Dorf Lupburg. Ist das also der schönste Ort der Welt?

Das weiß ich nicht. Es ist jedenfalls ein schöner Ort, an dem ich Heimat spüre.

Spüren? Ist Heimat also eher ein Gefühl als ein Ort?

Beides. Der Ort, an dem man geboren wurde, aufgewachsen ist, vielleicht auch hingezogen ist. Heimat kann sich verändern im Lauf des Lebens. Immer ist es aber das Gefühl, sich zuhause zu wissen.

Brauch‘ ich das noch in der globalisierten Welt?

Erst recht! Je mehr wir durch die Welt reisen, umso wichtiger werden Ankerpunkte.

Sie haben als Bauernkind Steine vom Acker geklaubt, immer hart auf dem heimischen Hof gearbeitet. Ist Heimat für Sie nicht mit Schufterei, Plackerei verbunden statt mit Wohlfühlen und Geborgenheit?

Die Landwirtschaft war früher körperlich noch härter als heute, das stimmt, insbesondere das Steineklauben habe ich überhaupt nicht gemocht. Positiv war es aber für mich immer, mit der Liebe zur Natur und den Tieren fest mit meiner Heimat unmittelbar verbunden zu sein. So habe ich bis heute, wenn ich an die Arbeit auf den Wiesen denke, den Geruch von frischem Heu in der Nase – ein wunderbarer Duft.

Langer Bürotag, ewige Sitzungen, Reisen – hat auch der Heimatminister Heimweh?

(denkt nach) Ja. Besonders dann, wenn ich für ein besonderes Ereignis nicht daheim sein kann, für ein trauriges, auch für ein schönes. Wenn ein Mensch beerdigt wird, den ich schon Jahrzehnte kannte, oder wenn das Dorf zu einem Fest zusammenkommt, aber ich muss in München oder Berlin sein und komme einfach nicht rechtzeitig weg – dann spüre ich das sehr stark.

Ist es einfacher, einen Ort am Land als Heimat zu empfinden als ein Viertel in der Großstadt?

Ich hab viele begeisterte Großstädter kennengelernt, für die die Großstadt absolut Heimat ist. Ich bin ja auch viel in München unterwegs oder in Berlin – das kann auch mal für ein paar Tage schön sein, aber ich persönlich kann mir trotzdem nicht vorstellen, dauerhaft in einer Großstadt zu leben. Es würde sicher ein wenig dauern bis ich nach Jahrzehnten als Bewohner des klassischen ländlichen Raumes zum Beispiel hier in München ganz heimisch werden könnte.

Diese Stadt-Land-Konflikte scheinen zuzunehmen. Und Ihr Kollege Aiwanger schimpft am Land gern über die Städter. Verstehen Sie die Vorbehalte wechselseitig?

Kann sein, dass es die da und dort gibt. Aber Aufgabe von Politik, insbesondere der Heimatpolitik, ist, für mehr Verständnis und Zusammenwachsen zu sorgen. Stadt gegen Land ausspielen, Bauern gegen Verbraucher, lehne ich ab. Das ist nicht mein Stil – und es ist auch nicht Bayern-like.

Jetzt sitzen wir hier vor Schloss Nymphenburg. Wie wichtig sind Kulturschätze und Prachtbauten, so schön sie sind, für die Frage, ob ich mich in Bayern daheim fühle?

Solche Bauwerke sind für uns eine erlebbare Erinnerung an die Epochen. Mehr als nur Hörensagen und Bilder. Uns darf es stolz machen, dass wir Kulturschätze erster Güte verwalten dürfen und sie mit großem Aufwand erhalten können. Schön, wenn dann die ganze Welt nach Bayern kommen will, um das zu sehen.

Darf ich mich als Bayer fühlen, auch wenn ich neu hier bin und keine einzige Frage im Bayernrätsel richtig beantworten kann?

Aber ja! Sich als Bayer zu fühlen, wollen wir niemandem verwehren. Manchmal sind sogar die Menschen, die zu uns gezogen sind und die wir liebevoll „Preißn“ nennen, wo auch immer sie herkommen, nach einigen Jahren die überzeugtesten Bayern: sind engagiert, gut integriert, weltoffen. Auch wenn sie meinen Dialekt vielleicht nicht immer verstehen (lacht).

Hand aufs Herz: Wie viel vom Bayernrätsel haben Sie letztes Jahr auf Anhieb und ohne Spicken richtig gewusst?

(lacht) Naja, auch ich hab da meine Hilfsmittel. Damit schaffe ich dann 100 Prozent. Ich nehme mal an, dass nicht alle Mitspieler den Ehrgeiz haben, jede Antwort spontan und ohne Nachschlagen zu wissen. Sonst hätte ich auch tatsächlich ein paar Antworten weniger gewusst.

Interview: Christian Deutschländer

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