Karlsruher Schule ermutigt Schüler zu mehr Selbstvertrauen Skip to main content

Direkt und authentisch

Karlsruher Schule ermutigt Schüler zu mehr Selbstvertrauen

Ungewöhnliche Wege beschreitet die Karlsruher Friedrich-List-Schule bei den schulinternen GFS-Tagen. Mit von der Partie waren unter anderem Theaterpädagogen.

Klassenzimmer
Vor der ganzen Klasse einen Vortrag zu halten, und das noch frei, ist gar nicht so einfach. Darin konnten sich nun Schüler der Friedrich-List-Schule üben, unterstützt von Theaterpädagogen. Foto: Klaus Müller

Vor den erwartungsvollen Mitschülern zu stehen und frei einen einminütigen Vortrag zu halten – das kann Überwindung kosten. Alle Augen sind auf einen gerichtet. Alle Ohren gespitzt. Wohin mit den Händen? Wen anschauen? Was tun, damit die Stimme nicht brüchig, trocken und nervös klingt? „Man muss halt irgendwie in den Vortrag reinkommen. Dann läuft es schon“, meint Kai. Er ist Schüler in einer der elften Klassen an der Karlsruher Friedrich-List-Schule.

Statt Mathe, Deutsch oder andere Lerninhalte zu büffeln, stehen für ihn und seine Mitschüler die „GFS-Tage“ an. „GFS steht für die gleichwertige Feststellung von Schülerleistungen“, erklärt Candida Motzkuhn, die an der Schule die diesjährige Veranstaltung organisiert hat. Dabei ging die Lehrerin neue Wege: Als Kooperationspartner gewann sie die Karlsruher Einrichtung „Theaterland“. Fünf Theaterpädagogen waren mit im Boot.

Wichtig ist es, sich überhaupt mal zu trauen
Colleen Rensch
Theaterpädagogin

Kurz zurück auf die „Bühne“ im Klassenzimmer, zum nächsten Vortrag. „Klar, bin ich nervös“, sagt Medina ganz offen. „Und du bist echt erleichtert, wenn du es hinter dich gebracht hast“, schiebt Alenja nach. „Aber es ist auch ein tolles Gefühl, es geschafft zu haben“, heißt es weiter aus der Schülerrunde. „Blöd ist es nur, wenn man’s verkackt“, meint Lucy lapidar.

Keiner der Karlsruher Schüler wird niedergemacht

Aber genau das – mit dem „Verkacken“ – geht eigentlich gar nicht. Kein Schüler wird in der Luft zerrissen, wenn es vielleicht nicht so gut geklappt hat. Im Gegenteil: In der nachfolgenden Kritikrunde, die Theaterpädagoge Rob Doornbos geschickt und motivierend zu aktivieren weiß, wird offen über den Vortrag, über Gutes und etwas Verbesserungswürdiges gesprochen.

„Ungefiltert und unmittelbar geht es hier zu“, stellt so mancher Schüler fest. „Und es ist authentisch.“ Nichts Digitales, also nichts, hinter dem man sich oftmals unverbindlich, wie beispielsweise in sozialen Netzwerken, verstecken kann.

Und was noch auffällt: Die Schülerinnen und Schüler können mehr, als sie sich anfangs zugetraut hätten. Die Vorträge selbst – darauf konnten sich die Schüler vorbereiten – sind fachspezifisch und beziehen sich zumeist auf Unterrichtsinhalte. Recht zufrieden blickt derweil Lehrerin Motzkuhn in die Runde: „Mir ist es mit so einem Projekt wichtig, den Schülern zu zeigen, dass unsere Schule mehr ist als ein Ort, an dem nur Fachkompetenz vermittelt wird. Es sollte ebenso um persönliches Entwicklungspotenzial gehen.“

Es geht bei dem Karlsruher Projekt darum, auch mal Fehler zuzulassen

Improvisation, Selbstbewusstsein stärken, auch mal Fehler zuzulassen, oder sich in Rhetorik und in Vorträgen zu üben, gehörten zu dem viertägigen Angebotspaket. Sicher, und das wissen die Protagonisten nur allzu gut: Vieles kann nur angerissen werden. „Wichtig ist es, sich überhaupt mal zu trauen“, sagt Theaterpädagogin Colleen Rensch. „Und es dann zu machen“, ergänzt ihr Mitstreiter Chris Irslinger.

Das Fazit der Schülerinnen und Schüler fällt erwartungsgemäß geteilt aus: Cool, locker, interessant, entspannt, hilfreich ist da an Schlagworten zu hören, aber auch „geht so, nicht so mein Ding.“