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Ende der Verbrenner-Taxis? Diese Studie zeigt, wie viel das wirklich bringt

Wirtschaftsredakteur
taxi drives through the city of Berlin - taxi sign prominent in foreground taxi drives through the city of Berlin - taxi sign prominent in foreground
Quelle: Getty Images/Emanuel M Schwermer
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Taxis und Uber-Mietwagen fahren jedes Jahr Milliarden von Kilometern. Eine Umstellung auf E-Mobilität würde ihren CO₂-Ausstoß deutlich verringern, zeigt eine Studie. Erstaunlich ist, dass Uber an der Beauftragung der Studie beteiligt ist – und welche Pläne das Unternehmen verfolgt.

Worum geht es

Viele Städte in Europa wollen Taxis mit Verbrennungsmotor durch E-Autos ersetzen. In Deutschland zählt Hamburg zu den Vorreitern, ab dem kommenden Jahr werden dort nur noch Elektro- oder Wasserstofftaxis neu zugelassen.

Dass diese Strategie richtig ist, zeigt eine Studie von zehn Forschern des Fraunhofer-Instituts für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS) in Berlin. Bemerkenswert daran ist nicht nur das klare Ergebnis, sondern auch der Auftraggeber der Untersuchung. Es ist eine Initiative namens „wirfahren“, hinter der Mietwagenunternehmen stehen, die für Fahrdienste wie Uber, Bolt und Freenow unterwegs sind. Sie machen Druck auf die eigene Branche, die Umstellung auf Elektromobilität schneller als bisher anzugehen.

Der Fraunhofer-Studie zufolge bringt eine Umstellung auf E-Autos deutliche Einsparungen beim CO₂-Ausstoß. Die Forscher rechnen dabei mit den realen Emissionen, die bei der Produktion und dem Betrieb der Fahrzeuge entstehen. Sie setzen für E-Autos also nicht null CO₂ an, sondern beziehen den Aufwand für die Batterie und die Stromproduktion mit ein.

Betrieben mit Ökostrom kommen Elektroautos den Forschern zufolge nach einer Laufleistung von 30.000 bis 50.000 Kilometern auf eine bessere CO₂-Bilanz als Verbrenner. Diese Strecke legen 80 Prozent der Taxis und Mietwagen schon im ersten Jahr zurück.

„Es wird deutlich, dass eine frühzeitige Transformation zu einer stärkeren Reduzierung der Emissionen führt“, schreiben die Forscher. Aus ihrer Rechnung ergibt sich ein Klimagas-Ausstoß von 1,85 Millionen Tonnen, wenn binnen fünf Jahren alle Wagen auf E-Antrieb umgestellt würden.

„Hingegen bei einer sehr langen Streckung bis zum Jahr 2055 fällt mehr als das fünffache an, nämlich insgesamt 10,17 Millionen Tonnen CO₂“, heißt es in dem Papier. „Für jedes Jahr, das den Umstieg auf Emissionsfreiheit verzögert, werden zusätzliche Emissionen von rund 0,3 Millionen Tonnen CO₂ erwartet.“ Grundlage der Berechnung sind die jährlich 2,5 bis drei Milliarden Kilometer, die Taxis und Mietwagen pro Jahr in Deutschland zurücklegen.

E-Autos zählen als Nullemissions-Fahrzeuge

Im Vergleich zum gesamten CO₂-Ausstoß des Verkehrssektors in Deutschland erscheinen die Einsparungen gering. Im vergangenen Jahr fielen laut Umweltbundesamt in dem Bereich rund 146 Millionen Tonnen Treibhausgase an, was 22 Prozent der gesamten deutschen CO₂-Emissionen entspricht.

Allerdings werden die spezifischen Emissionen für den Sektor anders berechnet als in der Studie. E-Autos zählen in der offiziellen Statistik als Nullemissions-Fahrzeuge.

Der politische Druck auf die Taxibranche, sich vom Verbrenner zu verabschieden, ist hoch. Die Studie sei ein Startpunkt, um Mobilität im Taxi- und Mietwagenbereich neu und nachhaltig zu denken, sagt Thomas Mohnke, Sprecher von „wirfahren“. Es liege nun an seiner Branche, die Handlungsempfehlungen der Forscher umzusetzen.

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Mohnke betreibt nicht nur eine eigene Mietwagenfirma, sondern er organisiert auch als Generalunternehmer für Uber den Betrieb in Deutschland. Er setzt sich schon länger für einen raschen freiwilligen Umstieg auf Elektroautos in der Branche ein – bevor die Politik die Unternehmen dazu zwingt.

Die passenden Autos für den Betrieb als Taxi oder Uber sind aus Sicht der Forscher bereits auf dem Markt. Ein durchschnittlicher Wagen fährt pro Schicht demnach bis zu 175 Kilometer. Bei einer durchschnittlichen Reichweite von 364 Kilometern pro Batterieladung reichten die aktuellen Elektromodelle dafür aus.

Aber: „Insbesondere in Zeiten hoher Nachfrage, erweist es sich für Taxifahrer als unpraktikabel, ihre Elektrotaxis über längere Zeiträume aufzuladen oder auf die Verfügbarkeit von Ladestationen zu warten“, schreiben die Forscher. Daher sei es „von entscheidender Bedeutung, eine Ladeinfrastruktur zu implementieren, die speziell auf die Anforderungen von Taxis und Mietwagen zugeschnitten ist“.

Brennstoffzellen-Autos und Batterietausch-Technologie

Konkret brauche es Ladestationen in der Nähe von Bahnhöfen oder Flughäfen, an denen die Fahrer ihre Autos aufladen und selbst eine Pause machen können. Die gesetzlich vorgeschriebenen Ruhepausen bei längeren Schichten entsprechen ziemlich genau der Zeit, die ein aktuelles E-Auto braucht, um an einer Schnellladesäule genügend Strom für die nächsten 250 Kilometer zu „tanken“.

Schneller und ebenso klimafreundlich würde das mit Brennstoffzellen-Fahrzeugen gehen, die „klare Vorteile bei Reichweite und Dauer des Tankvorgangs“ aufwiesen. Hier mangele es aber an Tankstellen und verfügbaren Automodellen, schreiben die Fraunhofer-Autoren.

Auch die Batterietausch-Technologie, die etwa der chinesische Hersteller Nio anbietet, bewerten sie positiv. Allerdings zeigten die deutschen Autohersteller „bisher wenig Interesse an der Batteriewechseltechnologie, (…) aufgrund der Fokussierung Deutschlands auf den Ausbau einer umfassenden Ladeinfrastruktur und den enormen Investitionskosten von bis zu einer Million Euro beim Aufbau einer Batteriewechselstation.“

Schlussfolgerung der Wissenschaftler: Die Integration von Elektrofahrzeugen im Taxi- und Mietwagensektor sei „prinzipiell machbar jedoch mit Herausforderungen verbunden“.

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In einer weiteren Untersuchung zeigen die Forscher, wie ineffizient das Uber-System im Vergleich zu Taxis ist, wenn man die Klimawirkung betrachtet. Die App-Anbieter und ihre Fahrer arbeiten in einer rechtlichen Grauzone, sie sind keine richtigen Taxis, sondern gelten als Mietwagen.

Solche Fahrzeuge müssen zwischen zwei Aufträgen stets zu ihrem Betriebshof zurückkehren, so verlangt es das Gesetz. Um diese Rückkehrpflicht streiten sich Fahrdienste und Taxibranche schon immer heftig. Uber fordert eine Abschaffung, die Taxiverbände sehen in der Vorschrift einen Schutz ihres noch strenger regulierten Systems.

Leerfahrten von Uber-Fahrzeugen

Die Mietwagen-Anbieter versuchen, indes eine Ausnahme von der Rückkehrpflicht zu nutzen: Erhält der Fahrer auf dem Rückweg einen neuen Auftrag, so kann er seinen nächsten Kunden direkt ansteuern, ohne zum Betriebshof zu fahren. Wie die Fraunhofer-Forscher zeigen, führen diese Regelungen zu vielen Leerfahrten von Mietwagen. Auf Grundlage realer Fahrtenbücher aus Berlin kommen sie darauf, dass typische Fahrzeuge von Uber und Co. im Durchschnitt 28 Prozent der Fahrtstrecke leer unterwegs sind.

Hochgerechnet ergibt sich daraus, dass allein durch die Rückkehr-Fahrten der rund 4400 Mietwagen in Berlin pro Tag zusätzlich rund 194.000 Kilometer Fahrtstrecke anfallen, was 1,1 Prozent der Verkehrsmenge in der Stadt entspricht. Die CO₂-Emissionen im Umfang von täglich 19,9 Tonnen, die dabei zusätzlich entstehen, entsprechen 1,8 Prozent des Ausstoßes des Verkehrssektors in der Hauptstadt.

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Vermeiden ließe sich diese Menge an Verkehr und Emissionen, wenn die Mietwagen nach jeder Fahrt erst einmal stehen bleiben und auf den nächsten Auftrag warten würden. Neben dieser „Warten-Strategie“ haben die Forscher noch eine Variante durchgerechnet, die sie „Hotspot-Strategie“ nennen. Dabei fahren die Autos nach jedem Auftrag zum nächstgelegenen Punkt, an dem besonders viele Fahrten beginnen, etwa einem Bahnhof.

Auch mit diesem Modell lassen sich große Mengen an Emissionen vermeiden, nur etwas weniger als beim Abwarten. In der Realität hat der „Hotspot“ einen anderen Namen: Man nennt ihn Taxistand.

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