Angela Merkel will für ihre Memoiren "an Grenzen gehen" | BR24
Angela Merkel beim Empfang einer Ehrendoktorwürde in Paris im Juni 2023. Dabei trägt sie eine schwarze Bluse mit rotem Besatz und lächelt in die Kamera. Im Hintergrund ist verschwommen das Publikum der Veranstaltung zu sehen.
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Angela Merkel beim Empfang einer Ehrendoktorwürde in Paris im Juni 2023.

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Angela Merkel will für ihre Memoiren "an Grenzen gehen"

Die Altkanzlerin bereitet ihre Lebenserinnerungen vor, die am 26. November erscheinen sollen. Sie will ergründen, was "Freiheit" ist. Ihre Erklärung: "Nicht stehen bleiben zu müssen, sondern weiter gehen zu dürfen." Es werden "Einblicke" versprochen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Der Kiepenheuer & Witsch-Verlag beginnt die Werbetrommel zu rühren für Angela Merkels Memoiren, die unter dem Titel "Freiheit" erscheinen werden. Als Erscheinungstag ist der 26. November angekündigt, und zwar zeitgleich in den USA, Kanada und weiteren Ländern. Unterstützt wird Merkel beim Verfassen des Buchs durch ihre langjährige Büroleiterin und Beraterin Beate Baumann. Auf der Buchmesse in Leipzig hatte Merkel bereits im vergangenen Jahr betont, dass sie sich orthographisch "immer an den Duden" halten werde und somit nicht "gendere": "Das muss ich hier auf der Buchmesse sagen: Es handelt sich auch um ein Sachbuch. Also keine falschen Erwartungen."

"Klarheit - Stück für Stück"

Sie werde "zentrale Entscheidungen und Situationen" ihrer politischen Arbeit reflektieren, so die Altkanzlerin damals, und sie "auch mit Rückgriff auf meine persönliche Geschichte, einer breiten Öffentlichkeit verständlich" machen. Das Schreiben schaffe "Klarheit - Stück für Stück", fordere "aber auch Konzentration".

Ihr ganzes Leben habe sie sich mit der Frage befasst, was unter "Freiheit" eigentlich zu verstehen ist, so die Altkanzlerin in der Verlagsankündigung [externer Link]. Ohne Demokratie sei Freiheit für sie nicht denkbar, das sei Grundbedingung für den Rechtsstaat und die Wahrung der Menschenrechte: "Die Frage beschäftigt mich aber auch noch auf einer anderen Ebene. Freiheit – das ist für mich, herauszufinden, wo meine eigenen Grenzen liegen, und an meine eigenen Grenzen zu gehen. Freiheit ist für mich, nicht aufzuhören zu lernen, nicht stehen bleiben zu müssen, sondern weiter gehen zu dürfen, auch nach dem Ausscheiden aus der Politik."

"Einblick in Denken und Handeln"

Verlegerin Kerstin Gleba versprach, in dem rund 700-seitigen Buch, das 42 Euro kosten soll, werde der Leser einen Einblick bekommen, wie Politik funktioniere: "In ihren lange erwarteten Memoiren lässt Angela Merkel sieben Jahrzehnte wechselvolle Geschichte lebendig werden. Ihre Erinnerungen öffnen uns die Augen für die Möglichkeiten, die Herausforderungen, vor allem aber für die Stärken unserer Demokratie. Sie bieten tiefe Einblicke in das Denken und Handeln einer der bedeutendsten Staatenlenkerinnen unserer Zeit und sind ein großer Gewinn für die Leserschaft weltweit."

Die Vorgänger von Merkel hatten ebenfalls Autobiografien vorgelegt, allerdings höchst unterschiedlich im Umfang. Helmut Kohl legte drei dicke Bände "Erinnerungen" vor, im ersten beschrieb er die Zeit bis zur Kanzlerschaft, im zweiten die Jahre bis zur deutschen Einheit 1990, im dritten die folgende Legislaturperiode bis 1994. Gerhard Schröder beließ es bei einbändigen "Entscheidungen".

"Sie hat von sich aus mit Kanzlerzeit abgeschlossen"

Merkel sorgte jüngst für Schlagzeilen, weil sie den CDU-Bundesparteitag nicht besucht hatte, jedoch eine Einladung zur "internen" Verabschiedung des Grünen-Politikers Jürgen Trittin angenommen hatte. Der frühere Umweltminister (1998 - 2005) Trittin hatte sich zu Beginn des Jahres nach 40-jähriger Tätigkeit aus der aktiven Politik zurückgezogen und sein Bundestagsmandat niedergelegt. In der CDU zeigten sich manche "enttäuscht" von Merkels Verhalten, nannten es sogar "respektlos".

Ex-Kanzlerkandidat Armin Laschet hatte Merkels parteipolitische Abstinenz damit begründet, dass sie sich aktuell "sehr zurückhalte, weil sie an ihrem Buch arbeite" – so habe sie ihm das bei "persönlichen Begegnungen" erklärt. Wörtlich sagte Laschet: "Angela Merkel muss nicht zu jedem Parteitag kommen. Sie hat von sich aus ihre Zeit als Kanzlerin und CDU-Chefin abgeschlossen."

Der "Spiegel" fragte sich in einer Glosse bereits ironisch, ob Merkel womöglich demnächst auch mit Gregor Gysi, Sahra Wagenknecht und Wolfgang Kubicki plaudern werde. Eine Satire, die in der CDU nicht alle lustig finden dürften.

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