Shifting Baseline: Das steckt hinter der veränderten Naturwahrnehmung

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Shifting Baseline bedeutet, die Wahrnehmung von Umweltveränderungen passt sich im Laufe der Zeit an. Was als normal gilt, ändert sich je nach Generation.



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Shifting Baseline: Geänderte Sicht auf die Natur

Das Phänomen "Shifting Baseline" beschreibt, wie sich von Generation zu Generation die Sicht auf die Natur verändert. Jede Generation erfährt eine neue Ausgangssituation hinsichtlich der vorhandenen Umweltbedingungen. Und das, was man kennt, wird als normal empfunden. Zukünftige Veränderungen werden in Bezug zu dieser Ausgangssituation gesetzt, damit abgeglichen und daran bewertet.

  • Shifting Baseline erstmalsin der Fischerei: In Zusammenhang mit dem Rückgang der Fischbestände wurde das Phänomen der Shifting Baseline erstmals von dem Biologen Daniel Pauly beschrieben. Ältere Fischende, die auf mehr Jahren Erfahrung zurückblickten, nahmen den Rückgang der Fischbestände dramatischer wahr als jüngere Fischende, die es nicht anders kannten.
  • Die sich verschiebende Grundlinie: Der Begriff "Shifting Baseline" bezieht sich also auf die sich verschiebende Grundlinie beziehungsweise den veränderten Referenzpunkt. Die Wahrnehmungsverschiebung passiert sowohl bei jedem einzelnen Menschen als auch kollektiv für eine gesamte Generation oder Gesellschaft. Was gestern noch unvorstellbar war, gilt heute als normal.
  • Subjektive Bewertung jedes Menschen: Jeder Mensch schätzt die Veränderungen der Umwelt etwas anders ein. Die Bewertung hängt ab von seinem jeweiligen Erfahrungshintergrund, der für ihn als Bezugspunkt gilt. Daran bemisst er intuitiv alle zukünftigen Zustände.
  • Generationsabhängige Sichtweisen: Folglich ist auch der Blick von jüngeren Generationen auf die Umwelt ein anderer als der von älteren Generationen. Die klimatischen, gesellschaftlichen und politischen Veränderungen werden von älteren Personen vermutlich intensiver wahrgenommen als von jüngeren, die es nicht oder kaum anders kennen.
  • Umweltamnesie: Damit einher geht die sogenannte Umweltamnesie. Der Rückgang der Bienen, die verminderte Artenvielfalt oder die kleiner werdenden Baumbestände erscheinen für jüngere Menschen "normaler". Gleiches kann auch für schlechtere Arbeitsbedingungen und zunehmende Konfliktherde auf der Welt gelten. Mit jeder Generation geht Wissen über frühere Zustände verloren, zum Beispiel über Wildkräuter.
Fischer in kleinem Boot mit Netz in der Bucht von Sepitiba
Shifting Baseline wurde erstmals in Zusammenhang mit den sich ändernden Fischbeständen beschrieben. imago images / imagebroker


Shifting Baseline entgegenwirken

Damit nicht vergessen wird, wie die Umwelt einmal war, sind objektive Daten wichtig. Außerdem sollten Erfahrungen und subjektive Sichtweisen dokumentiert werden.

  • Erfassung von objektiven Daten: Objektive Daten in Form von Messwerten zu den Umweltbedingungen zu erfassen, ist essenziell, um die Veränderungen in der Umwelt greifbar zu machen. Nur so kann verstanden werden, wie die Veränderungen ablaufen und eingedämmt werden können.
  • Gegenseitiger Erfahrungsaustausch: Die Kenntnis von einem Phänomen wie Shifting Baseline sollte dazu führen, einander noch mehr zuzuhören. Wie war es früher in der Natur? Welche Tiere galten als normal? Wie warm waren die Sommer und die Winter? Dieses subjektive Wissen darf nicht verlorengehen.
  • Sich das Unnormale bewusst machen: Damit man im Denken nicht adaptiert und das "Unnormale" nicht irgendwann als normal empfunden wird, muss man es sich bewusst machen. Um wieviel heißer und trockener sind die Sommer heute? Welche Tier- und Pflanzenarten sind inzwischen dezimiert oder ausgestorben? Diese Themen müssen im Blick behalten werden.
  • Die Natur möglichst belassen: Je stärker der Mensch in die Umwelt eingreift, umso heftiger werden die Veränderungen sein. Am besten wäre es, die Umwelt bliebe möglichst naturbelassen beziehungsweise wird wieder an ihren ursprünglichen Zustand angenähert. Durch ein nachhaltiges Leben können sich viele natürliche Ressourcen regenerieren.

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