Ein Schüler meldet sich im Unterricht.
Ein Schüler meldet sich im Unterricht. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa/Symbolbild

München/Berlin (dpa/bb) – Die ungleichen Bildungschancen von Kindern sind einer Studie zufolge in Berlin und Brandenburg im Ländervergleich am wenigsten ausgeprägt. Das Einkommen und die Bildung der Eltern entscheidet zwar auch hier stark über die Bildung eines Kindes, doch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind mit einem niedrigeren Bildungs- und Einkommenshintergrund ein Gymnasium besucht, ist hier etwas höher als in anderen Bundesländern, wie Berechnungen des Ifo-Instituts zeigen.

Die Wahrscheinlichkeit eines Gymnasialbesuchs für Kinder mit einem sogenannten niedrigen Hintergrund – keines der Elternteile mit Abitur, nicht im oberen Viertel der Haushaltseinkommen – liegt in Berlin demnach bei 37,1 Prozent, in Brandenburg bei 34,7 Prozent. Für Kinder mit einem sogenannten höheren Hintergrund – mindestens ein Elternteil mit Abitur oder oberes Viertel der Haushaltseinkommen – liegt die Wahrscheinlichkeit eines Gymnasialbesuchs in Berlin bei 68,9 Prozent und in Brandenburg bei 65,7 Prozent.

Deutschlandweit besuchen 26,7 Prozent der Kinder mit niedrigerem Hintergrund ein Gymnasium, mit höherem Hintergrund sind es 59,8 Prozent. Bei Chancengleichheit müssten die Anteile beider Gruppen gleich groß sein.

Berlin belegte den Berechnungen zufolge den ersten Rang, Brandenburg den zweiten. Für beide Länder gilt: Ein Kind mit einem niedrigeren Hintergrund hat etwas mehr als eine halb so große Wahrscheinlichkeit wie ein Kind mit einem höheren Hintergrund, auf ein Gymnasium zu gehen.

Als Grund für die im Vergleich etwas besseren Chancen sehen die Autoren die sechsjährige Grundschulzeit und die spätere Aufteilung auf weiterführende Schularten und damit einhergehend das längere gemeinsame Lernen von Kindern unterschiedlicher sozialer Herkunft. Bei einer früheren Aufteilung hänge die Wahl der weiterführenden Schulart oft stark vom familiären Hintergrund ab. «Somit kann es dazu kommen, dass insbesondere begabte Kinder aus bildungsferneren Familien durch die frühe Festlegung ihrer Bildungslaufbahn ihr Potenzial nicht voll entfalten können», heißt es.