Plattenepithelkarzinom: Wie aggressiv ist Weißer Hautkrebs? - FITBOOK
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Plattenepithelkarzinom und Basaliom

Wie aggressiv ist Weißer Hautkrebs?

Das Plattenepithelkarzinom ist eine Form von Weißem Hautkrebs
Weißer Hautkrebs dominiert im Gesicht und am Hals. Operativ ist er gut entfernbar – doch das Plattenepithelkarzimon, eine seltenere Form als das Basaliom, ist schwer zu erkennen. FITBOOK sagt, welche Anzeichen es gibt. Foto: Getty Images
Anna Echtermeyer
Redakteurin

17.05.2024, 16:13 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Jeder fünfte Weiße Hautkrebs ist ein sogenanntes Plattenepithelkarzinom. Am häufigsten tritt der Tumor im Gesicht und am Hals auf. Er wächst meist lokal und ist operativ gut in den Griff zu bekommen, wenn er früh entdeckt und ausreichend herausgeschnitten wird. Diese seltenere Form des Weißen Hautkrebses ist allerdings schwerer zu erkennen als das häufigere, etwas dunklere Basaliom. Bei welchen Veränderungen der Haut der Gang zum Dermatologen dringend angeraten ist.

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Im großen Unterschied zum schwarzen Hautkrebs (Melanom) wächst Weißer Hautkrebs lokal und metastasiert selten, wodurch er operativ gut behandelbar ist. Beim weißen Hautkrebs – der zehnmal häufiger auftritt als schwarzer Hautkrebs – unterscheidet man zwei Formen, für deren Entwicklung unterschiedliche Ausgangszellen verantwortlich sind. FITBOOK sagt, was man darüber wissen sollte.

Wie Basaliom und Plattenepithelkarzinom entstehen

Das Basaliom geht von den Basalzellen aus, eine besondere Zellschicht in der Haut. Das Plattenepithelkarzinom geht von den sogenannten Spindelzellen aus, auch sie befinden sich in der Haut. Bei schädigendem Sonnenbrand setzen die Zellen in der Haut Reparaturmechanismen in Gang, und genau bei diesem Prozess kann es zu Störungen kommen – man spricht dann von „entarteten Zellen“: Krebs.

So viele Menschen erkranken jährlich an weißem Hautkrebs

Der größte Treiber beider Formen des weißen Hautkrebses ist regelmäßige Sonneneinstrahlung über die Dauer eines ganzen Lebens hinweg. Entsprechend liegt das mittlere Erkrankungsrisiko bei 70 Jahren. Die Inzidenz – also die Anzahl der Neuerkrankungen innerhalb eines Jahres – liegt in den USA bei durchschnittlich 200 je 100.000 Einwohnern. Zum Vergleich: An schwarzem Hautkrebs erkranken „nur“ 20 pro 100.000 Einwohner.1 Diese Zahlen stammen aus den USA. Der Onkologe Prof. Dr. Rainer Lipp hält sie für viel belastbarer als „unsere“ Zahlen: „Deutschland kann solche Inzidenzen nicht darstellen, weil wir keine vernünftigen Tumordatenbanken haben“, sagt uns der Geschäftsführer der Stiftung Deutsche Onkologie. Für Deutschland schätzt er die Neuerkrankungen pro Jahr an weißem Hautkrebs etwas niedriger, da wir – insgesamt betrachtet – weniger Sonnenstunden haben (1716 Stunden vs. 2628 Stunden).2

Warum immer mehr junge Menschen betroffen sind

Laut dem Onkologen Prof. Rainer Lipp erkranken heute immer mehr jüngerer Menschen an weißem Hautkrebs. Vorangetrieben wurden die Zahlen aus Sicht des Experten durch das Solarium – ein Trend der letzten Jahrzehnte, der inzwischen „glücklicherweise“ stark rückläufig ist.

Ihren Peak haben die Neuerkrankungen an Basaliomen und Plattenepithelkarzinomen aus Sicht von Lipp jedoch noch nicht ganz erreicht: „Wir haben es jetzt obendrein mit den Auswirkungen einer aus heutiger sich fatal lässigen Sonnenschutz-Politik vieler Menschen aus den 1970er, 1980er und 1990er-Jahren zu tun“, sagt Lipp. Man denke nur an die Idee, Kokosöl zum Bräunen aufzutragen (bietet null Sonnenschutz) oder Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 2, 4 oder 8 aufzutragen.

Das ist heute glücklicherweise anders, wo wir eher die Wahl zwischen 30er und 50er-Sonnenschutz haben, darunter macht es kaum (noch) jemand. Und auch der „Toaster“ hat sich langsam erledigt: Die Nutzung von Solarien ist seit der Jahrtausendwende um gut 85 Prozent gesunken, von im Mittel elf auf 1,6 Prozent im Jahr 2015.3

Weißer Hautkrebs – Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Basaliom und Plattenepithelkarzinom

Zurück zum Weißen Hautkrebs und seinen Formen: Das Basaliom ist weit häufiger als das Plattenepithelkarzinom: 80 vs. 20 Prozent der Erkrankungen. Gemeinsam haben beide Hautkrebsarten, dass …

  • sie stetig wachsen – das Wachstum kann auch sehr langsam voranschreiten
  • sie lokal wachsen (zur Seite und auch in die Haut hinein)

Was Plattenepithelkarzinom und Basaliom über die Häufigkeit und Ausgangszellen hinaus unterscheidet, ist ihre Erscheinung:

  • Plattenkarzinome führen zu einer gelblichen, schuppigen Veränderung in der Haut
  • Basaliome sind etwas dunkler (nicht schwarz!), auch gelblich-gräulich, und damit besser zu erkennen

Plattenepithelkarzinome lassen sich nicht mit dem Finger wegkratzen und fangen an zu bluten, wenn man es versucht. Manchmal bilden sich auch Rosetten drumherum.

Was es schwer macht, das Ausmaß der Erkrankung zu entdecken

„Weißer Hautkrebs streut generell selten in andere Gewebe und ist lokal zu anzugehen“, erklärt uns Prof. Lipp. Was es jedoch schwer mache, ihr Ausmaß zu entdecken, sei die Tatsache, dass die Karzinome nicht nur zur Seite wachsen können, sondern auch „in die Haut hinein“. Ist das lokale Wachstum stark fortgeschritten, muss sehr tief operiert, mit anderen Worten: viel herausgeschnitten werden. Deshalb sei es wichtig, nicht ewig mit der Kontrolle zu warten, wenn man verdächtige Hautveränderungen im Gesicht (insb. Lippe oder Nase) oder am Hals entdeckt habe – hier dominieren Basaliom und Plattenepithelkarzinom.

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Knackpunkt der OP und Rückfallwahrscheinlichkeit

Das frühe operative Entfernen sichert eine extrem hohe Heilungschance. Die Häufigkeit des Wiederauftretens von weißem Hautkrebs nach einer erfolgreichen Therapie (zusätzlich zur Operation wird auch mit Salben behandelt) liegt bei unter drei Prozent. Das heißt: In 97 Prozent der Fälle kommt der weiße Hautkrebs innerhalb von fünf Jahren nicht zurück, „wenn die OP gut gemacht ist und wirklich alles herausgeschnitten wurde“, ergänzt Prof. Lipp. Denn das sei oft nicht der Fall und der Grund für Rückfälle.

Knackpunkte bei der OP: „Die Operateure müssen einen ausreichenden Resiktionsrand mit einplanen.“ Das bedeutet, dass etwas mehr als der erkrankte Bereich herausgeschnitten wird. Eine Art Sicherheitsabstand. Inzwischen gibt es OP-Verfahren, die die Ausdehnung auch in die Haut hinein gut darstellen können, weiß der Onkologe. Diese Möglichkeit hat allerdings nicht jeder Dermatologe, weshalb der Experte rät, solche Operationen in einem Dermazentrum machen zu lassen (die gibt es in jeder großen Stadt).

In Zahlen gesehen sterben mehr Menschen an weißen Hautkrebs als am schwarzen – doch das liegt an den Erkrankungszahlen, die sehr viel höher sind (200 vs. 20 pro 100.000 Einwohner). Die Heilungschancen sind bei Weißem Hautkrebs – ob Basaliom oder Plattenepithelkarzinom – durch das lokalen Wachstum sehr gut.

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Wann wird Hautkrebs bösartig?

Bösartig ist ein Krebs, wenn er über die Grenzen hinauswächst, invasiv wächst oder metastasiert, also in andere Gewebe wächst. Sowohl das Basaliom als auch das Plattenepithelkarzinom können demnach bösartig sein bzw. werden. Das Plattenepithelkarzinom hat viele Vorstufen, die gutartig sind, die sogenannten aktinischen Keratosen. Ist es fortgeschritten, wird es bösartig. Lipp rät: „Lassen Sie bei Verdacht engmaschig draufschauen von einem Dermatologen.“ Denn irgendwann sei das lokale Wachstum so stark, dass man sehr tief operieren müsse. Was mitunter auch entstellend sein könne.

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Das sollte jeder präventiv tun

Man kann es nicht oft genug sagen: Sonnencreme mit hohem LSF, Sonnencreme mit hohem LSF, Sonnencreme mit hohem LSF! „Dass man mit einem 50er-Lichtschutzfaktor nicht braun wird, ist leider noch ein sehr verbreitetes Märchen“, weiß auch Lipp. Dabei bedeutet es nur, dass man 50-mal besser vor der Sonneneinwirkung geschützt ist. Also: „Nicht von morgens bis abends in der Sonne brutzeln und Sonnenbrände vermeiden“. Das verhindert die Entstehung von Weißem Hautkrebs am besten.

Themen #Naturtreu Hautkrebs

Quellen

  1. National Comprehensive Cancer Network: Guidelines for Squamos Cell Skin Cancer (aufgerufen am 16.05.2024) ↩︎
  2. Länderdaten: Klimavergleich Deutschland – USA (aufgerufen am 16.05.2024) ↩︎
  3. Ärztezeitung: Weniger deutsche lassen sich toasten (2018, aufgerufen am 16.05.2024) ↩︎
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