20 Jahre Werder Bremen-Double: Die Titelverteidigung im Fokus!
  1. DeichStube
  2. News

Double-Serie: Werder denkt schon an die Titelverteidigung

Kommentare

Nach dem Double-Gewinn wurde bei Werder Bremen sofort an die Titelverteidigung gedacht.
Nach dem Double-Gewinn wurde bei Werder Bremen sofort an die Titelverteidigung gedacht. © Imago Images/Ulmer

Bremen – Was war das für eine Begeisterung, was war das für eine Freude! Erst die Meisterschaft, dann auch noch der Pokalsieg – der SV Werder Bremen erlebte 2003/04 seine beste Saison. Genau 20 Jahre ist das her. Die DeichStube feiert diesen runden Double-Saison-Geburtstag mit einer ganz speziellen Serie. Wir blicken zurück auf besondere Ereignisse in dieser außergewöhnlichen Spielzeit – und das mit keinem Geringeren als dem damaligen Coach Thomas Schaaf, in loser Folge immer ganz genau 20 Jahre danach. Weiter geht es im letzten Teil mit dem Ausblick auf die neue Saison! Übrigens, runterscrollen lohnt sich. Am Ende gibt es die bisherigen Teile zum Nachlesen.

1. Juni 2004: Die Party-Wochen sind vorbei – ganz Bremen hat immer noch einen fetten Kater. Aber Klaus Allofs bastelt schon wieder an der Zukunft des Double-Siegers. „Keine Angst – wir werden den Spielbetrieb nicht einstellen, uns in Stein hauen und auf dem Rathausplatz verewigen lassen“, versichert der Sportchef und kündigt mutig an: „Natürlich wollen wir wieder den Titel!“ Allerdings betont der Ex-Profi auch, dass der SV Werder Bremen eben nicht der FC Bayern München sei: „Die Luft an der Spitze ist ganz dünn.“ Hauptziel sei es, sich nun regelmäßig für die Champions League oder zumindest für den UEFA-Pokal zu qualifizieren. So sieht es auch Thomas Schaaf, wenngleich der Trainer rückblickend auch ein bisschen hadert: „Dir fehlt eigentlich die Zeit zum Genießen, es geht irgendwie sofort weiter.“ Immerhin ist ein kleiner Urlaub drin. Schaaf reist mit der Familie und Freunden nach Portugal, wo die EM stattfindet. Ohne Fußball geht es nicht, wenngleich sich Schaaf nur eine Partie live im Stadion anschauen wird. (kni)

Weiter mit Teil 59:

Werder-Bremen-Double-Serie: Ein Bratwurstbratgerät im Werder-ICE

Mit der Straßenbahn fuhren die Double-Helden des SV Werder Bremen nach dem Pokal-Sieg 2004 durch die Hansestadt. Zuvor gab es eine besondere Zugfahrt, hinterher die nächste große Party.
Mit der Straßenbahn fuhren die Double-Helden des SV Werder Bremen nach dem Pokal-Sieg 2004 durch die Hansestadt. Zuvor gab es eine besondere Zugfahrt, hinterher die nächste große Party. © IMAGO / Team 2

30. Mai 2004: Die Double-Helden des SV Werder Bremen sind nach durchzechter Nacht ziemlich müde, Pekka Lagerblom sorgt sogar für eine verspätete Abfahrt eines ganz besonderen Zuges: Die Bahn hat extra für den Werder-Tross einen ICE als Pokal-Express zur Verfügung gestellt. Dadurch ist auch ein Sonderhalt möglich. Werders Aufsichtsratschef Dr. Franz Böhmert hat Hunger – und nicht nur er bekommt in Hannover eine Currywurst. „Ich auch“, gesteht Thomas Schaaf und schmunzelt: „In solchen Momenten ist immer alles möglich.“ Im Zug muss der Franzose Valerien Ismael auf Bitte von Teamkollege Ümit Davala immer wieder einen Zungenbrecher aufsagen: „Wer anderen eine Bratwurst brät, der braucht ein Bratwurstbratgerät.“ Bloß nicht einschlafen, lautet das Motto auf der Fahrt nach Bremen. Dort gibt es anders als bei der Meisterschaft keinen Autokorso, sondern eine Fahrt mit der Straßenbahn, aus der die Fensterscheiben entfernt worden sind. „Es war ja die große Herausforderung, es wieder etwas anders zu machen“, erinnert sich Schaaf: „Aber den Fans war das eigentlich egal: Sie wollten einfach nur feiern.“ Und er selbst? „Ich wollte nicht, dass die Feier aufhört, denn ich wusste um ein großes Problem: Nach der Feier ist vor dem nächsten Spiel! Die Frage ,Was kommt jetzt?‘ schießt einem sofort in den Kopf.“ Zum Glück geht es von der Straßenbahn erst noch ins Rathaus, dort auf den Balkon und zum Abschluss auf eine Bühne am Domshof. Mehr Party geht nicht! (kni)

Weiter mit Teil 58:

Werder Bremen-Double-Serie: Tim Borowskis große Pokal-Nacht

Werder-Bremen-Double-Serie: Am 29. Mai 2004 schießt Tim Borowski Werder mit zwei Toren zum Sieg im Pokalfinale - und damit zum großen Double-Triumph.
Werder-Bremen-Double-Serie: Am 29. Mai 2004 schießt Tim Borowski Werder mit zwei Toren zum Sieg im Pokalfinale - und damit zum großen Double-Triumph. © IMAGO / ActionPictures

29. Mai 2004: Werder geht als haushoher Favorit ins Pokalfinale gegen Zweitligist Alemannia Aachen. Doch der frischgebackene Meister tut sich schwer. Diese spielerische Leichtigkeit aus der Saison ist offenbar weggefeiert worden. Nach einer halben Stunde erlöst Tim Borowski mit seinem sehenswerten 1:0 die 35.000 Werder-Fans im mit 71.682 Zuschauern ausverkauften Berliner Olympiastadion. Als Ivan Klasnic kurz vor der Pause das 2:0 macht, scheint alles seinen erwarteten Gang zu gehen. Doch Ex-Werder-Profi Stefan Blank bringt den Außenseiter in der 51. Minute wieder ran. Die Aachener lassen sich auch nicht von einer Roten Karte für George Mbwando (75.) entmutigen. Doch der überragende Borowski sorgt mit seinem zweiten Treffer wieder für klare Verhältnisse (84.). Der Anschlusstreffer von Erik Meijer in der Nachspielzeit kommt zu spät – Werder Bremen darf das erste Double der Vereinsgeschichte bejubeln. „Das ist gerade in Berlin noch einmal eine ganz besondere Nummer“, erinnert sich Trainer Thomas Schaaf: „Abends ist das ein ganz spezielles Flair im Olympiastadion, das ja ansonsten sehr weitläufig ist.“ Im Mittelpunkt steht natürlich Doppel-Torschütze Borowski. „Boro hat in der Saison einen Riesenschritt gemacht und sich enorm entwickelt“, schwärmt Schaaf: „Ich kannte ihn schon als Jugendspieler und wusste: Da schlummert etwas.“ Borowski und Co. feiern ausgiebig den Pokalsieg, werden innerhalb Berlins mit Hubschraubern zum ZDF-Sportstudio geflogen. Nach der offiziellen Party in einem Hotel wird in einem extra angemieteten Club bis in den Morgen getanzt. (kni)

Weiter mit Teil 57:

Werder Bremen-Double-Serie: Das Kanzler-Essen und der Prämien-Streit

Werder Bremen-Double-Serie: In der Woche vor dem DFB-Pokalfinale 2004 ist Thomas Schaaf zum Abendessen mit Bundeskanzler Gerhard Schröder eingeladen.
Werder Bremen-Double-Serie: In der Woche vor dem DFB-Pokalfinale 2004 ist Thomas Schaaf zum Abendessen mit Bundeskanzler Gerhard Schröder eingeladen. © IMAGO / Camera 4

24. Mai 2004: Es ist die Woche vor dem DFB-Pokalfinale – und von einer ruhigen Vorbereitung kann keine Rede sein. Es gibt einen Riesenstreit um die Meisterprämie. Werder Bremen will die vereinbarte Summe drücken - sehr zum Ärger von Kapitän Frank Baumann, der ausnahmsweise mal öffentlich wütet: „Ach, sind wir pleite?“ Einen Tag später gibt das Team nach und verzichtet auf 15 Prozent der Prämie. Thomas Schaaf bekommt das nur am Rande mit, er hat wahrlich Besseres zu tun. Der Meistertrainer ist zum Abendessen im kleinen Kreis mit Bundeskanzler Gerhard Schröder eingeladen. „Das war eine lustige Runde. Der Kanzler wollte natürlich viel über Fußball sprechen“, erinnert sich Schaaf an das besondere Treffen im Parkhotel. Als Geschenk überreicht er dem Kanzler ein Werder-Trikot mit dessen Spitznamen „Acker“ und der Nummer 9: „Er war ja mal Stürmer.“ (kni)

Weiter mit Teil 56:

Werder Bremen-Double-Serie: Zwei Profis gefrustet, aber Ailton jubelt

Werder Bremen-Double-Serie: Während Johan Micoud (li.) und Mladen Krstajic (mi.) Frust schieben, freut sich Ailton über die Torjägerkanone.
Werder Bremen-Double-Serie: Während Johan Micoud (li.) und Mladen Krstajic (mi.) Frust schieben, freut sich Ailton über die Torjägerkanone. © Imago Images/Ulmer/Contrast

22. Mai 2004: Es läuft nicht beim SV Werder Bremen, bei einigen Spielern herrscht trotz der gerade gewonnenen Meisterschaft Frust. Erst hat Mladen Krstajic öffentlich gegen den Club geschossen. „Ich habe Werder mehr gegeben, als ich bekommen habe. Und wenn ich mein Herz sprechen lasse, sage ich: Ich bin sauer“, schimpfte der 30-Jährige in der Kreiszeitung. Er hatte sich einen langfristigen Vertrag gewünscht, aber nicht bekommen. Deshalb war der FC Schalke mit seinem Abwerbeversuch erfolgreich gewesen. Auch Johan Micoud ist angefressen. Der Spielmacher hat nun doch kein EM-Ticket bekommen und will deshalb nie mehr für Frankreich spielen. Da viele andere Werder-Profis mit ihren Gedanken ebenso gerade weniger auf dem Platz sind, setzt es im bedeutungslosen letzten Bundesligaspiel eine 1:3-Pleite bei Hansa Rostock. Ailton kann sich trotzdem freuen. Zum Abschied darf der Brasilianer die Kapitänsbinde tragen und mit 28 Treffern sichert er sich die Torjägerkanone. Die Form der Mannschaft sorgt eine Woche vor dem DFB-Pokalfinale gegen Zweitligist Alemannia Aachen allerdings für ein ungutes Gefühl. „Das war schon nicht ganz einfach“, erinnert sich Trainer Thomas Schaaf: „Du weißt, dass du durch bist, aber auch noch ein wichtiges Spiel auf dich wartet. Ich war mir in dem Jahr aber sicher, dass die Mannschaft den Schalter wieder umlegen kann.“ (kni)

Weiter mit Teil 55:

Werder Bremen-Double-Serie: Viel mehr als nur eine Meisterfeier

Thomas Schaaf (li.) reckt bei Werder Bremens Meisterfeier die Schale in die Höhe.
Thomas Schaaf (li.) reckt bei Werder Bremens Meisterfeier die Schale in die Höhe. © Imago Images/ActionPictures

16. Mai 2004: Jetzt wird nur noch gefeiert! In einem Autokorso macht sich die Mannschaft vom Weserstadion aus auf den Weg zum Rathaus in der Innenstadt, wo die ganz große Sause steigen soll. „Unfassbar, einfach unfassbar – das werde ich nie vergessen. Wir sind ja kaum aus dem Stadion rausgekommen“, erinnert sich Thomas Schaaf und wird schon ein bisschen pathetisch: „Wir haben in so viele glückliche Gesichter geschaut. In Bremen war die wirtschaftliche Situation gerade nicht so gut, es gab viele Arbeitslose. Wir waren da etwas Positives, wir konnten Spaß rüberbringen. Und jeder hatte die Chance, dabei zu sein. Wir Fußballer können anderen Menschen Momente schenken, die schön sind und ablenken. Das war einfach toll!“ Die Stadt ist rappelvoll, auf dem Domshof und dem Marktplatz gibt es kein Durchkommen mehr, alle wollen der Mannschaft da oben auf dem Rathausbalkon zujubeln. 80.000 Fans sind dabei. Die grün-weißen Helden dürfen sich ins Goldene Buch der Stadt eintragen, ein strahlender Bürgermeister Henning Scherf trägt dabei die Werder-Raute auf beiden Wangen. (kni)

Weiter mit Teil 54:

Werder Bremen-Double-Serie: Bunte Haare schocken Thomas Schaaf - die Schale ist da!

Da ist das Ding! Am 15. Mai 2004 wird dem SV Werder Bremen die Meisterschale überreicht. Wer genau hinsieht erkennt zudem: Einige Spieler haben ungewöhnliche Haare. Die SVW-Profis hatten sich diese bereits vor der Partie gegen Bayer Leverkusen grün-orange gefärbt.
Da ist das Ding! Am 15. Mai 2004 wird dem SV Werder Bremen die Meisterschale überreicht. Wer genau hinsieht erkennt zudem: Einige Spieler haben ungewöhnliche Haare. Die SVW-Profis hatten sich diese bereits vor der Partie gegen Bayer Leverkusen grün-orange gefärbt. © IMAGO / Horstmüller

15. Mai 2004: Es ist angerichtet! Der SV Werder Bremen soll schon zwei Spieltage vor dem Saisonende die Meisterschale überreicht bekommen. Aber vorher stehen eigentlich noch 90 Minuten Fußball im Weserstadion gegen Bayer Leverkusen auf dem Programm. Ailton und Co. scheinen immer noch berauscht vom Wochenende davor, als in München der Titel perfekt gemacht wurde. „Als der erste Spieler in der Kabine mit bunten Haaren rumlief, da habe ich nur gedacht: ,Nein! Was machen die denn jetzt?‘“, erinnert sich Thomas Schaaf an ganz viel Grün-Orange auf den Köpfen seiner Spieler – und das schon vor dem Anpfiff. „Ich habe mir nur gesagt: ,Versuche dich nicht aufzuregen‘“, erzählt der damalige Coach und erklärt: „Wir hatten natürlich schon noch eine Verpflichtung gegenüber den anderen Vereinen. Bei uns stand aber die Glückseligkeit im Vordergrund.“ Was auf dem Platz nicht zu übersehen ist, Werder geht mit 2:6 unter. Doch das interessiert in Bremen keinen mehr, als Teamchef Rudi Völler und DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder die Meisterschale überreichen. „Diese Schale tatsächlich in den Händen zu halten, war etwas Außergewöhnliches – ganz klar“, schwärmt Schaaf. Die Fans stürmen den Platz – und Bremen erlebt ein grün-weißes Party-Wochenende. (kni)

Weiter mit Teil 53 der Serie:

Werder-Bremen-Double-Serie: Der Triumph in München – Schaafs besondere Momente

Heute vor 20 Jahren: DER Triumph in München - Werder Bremen macht mit einem 3:1 beim FC Bayern die Deutsche Meisterschaft perfekt! Thomas Schaaf erinnert sich an besondere Momente.
Heute vor 20 Jahren: DER Triumph in München - Werder Bremen macht mit einem 3:1 beim FC Bayern die Deutsche Meisterschaft perfekt! Thomas Schaaf erinnert sich an besondere Momente. © Imago/Ulmer/Werek

8. Mai 2004: Es ist angerichtet! Der FC Bayern München will den SV Werder Bremen aus dem Olympiastadion fegen, um drei Spieltage vor Saisonende bei sechs Punkten Rückstand und dem deutlich schlechteren Torverhältnis doch noch ins Titelrennen einzugreifen. Aber es kommt ganz anders. Nach einem Patzer von Oliver Kahn gelingt Ivan Klasnic das frühe 1:0 (19.). Johan Micoud (26.) und Ailton (35.) schrauben mit ihren Traumtoren das Ergebnis auf 3:0. Ein Wahnsinn! „Das Ganze war so außergewöhnlich: Wir hatten so viele Werder-Fans wie nie zuvor im Olympiastadion, mindestens 10000, die ganze Kurve war grün-weiß“, erinnert sich Trainer Thomas Schaaf: „Das Beeindruckendste war aber, wie klar das Spiel war. Wir haben nichts zugelassen. Wir waren so konzentriert und selbstsicher. So ein Ding wie Kahn kam natürlich dazu. Aber sich dann so wie Ivan zu drehen und das Ding zu machen, das war klasse. Und dann kamen auch noch zwei Traumtore. Die Bayern waren total erschrocken, wie gut wir waren.“
 
Roy Makaay kann zwar in der 56. Minute verkürzen, aber der SV Werder Bremen bleibt ganz cool, um dann nach dem Schlusspfiff mit seinen Fans regelrecht zu explodieren. Der Party-Marathon des neuen Deutschen Meisters beginnt. Thomas Schaaf gönnt sich dabei eine kleine Auszeit, geht allein über den Rasen. „Das Jahr 2003 ist für uns ganz schwierig gewesen. Innerhalb von drei Monaten haben wir den Mann meiner Schwiegermutter, meinen Bruder und unseren besten Freund verloren. Das war ein unfassbarer Schlag für uns. Das geht dir dann durch den Kopf und du fragst dich: Warum können die das jetzt nicht mir dir erleben?“, erzählt Schaaf, der den Tag trotzdem noch genießen kann: „Der Rest nahm dann seinen Lauf – und ich habe es einfach laufen lassen, weil es nur doof werden kann, wenn man sich einmischt.“
 
Nach der Party in München geht es am Abend mit dem Flieger nach Bremen, wo der ganze Flughafen voller Werder-Fans ist. Und die können es kaum fassen, als Thomas Schaaf nach der Landung seinen Kopf aus einer Luke steckt – ausgestattet mit einer Werder-Fahne und einer Videokamera. Auf dem Rollfeld wird kräftig gefeiert, anschließend fährt der Tross des SV Werder Bremen zu Grothenns Gasthaus – und die Mannschaft taucht später noch ins Bremer Nachtleben ein. (kni)

Weiter mit Teil 52 der Serie:

Double-Serie: Werder zerlegt den HSV und feiert Skripnik

Heute vor 20 Jahren: Viktor Skripnik durfte sich in seinem letzten Heimspiel für den SV Werder Bremen beim 6:0-Heimsieg gegen den Hamburger SV in die Torschützenliste eingetragen - und ließ sich anschließend feiern.
Heute vor 20 Jahren: Viktor Skripnik durfte sich in seinem letzten Heimspiel für den SV Werder Bremen beim 6:0-Heimsieg gegen den Hamburger SV in die Torschützenliste eingetragen - und ließ sich anschließend feiern. © Imago/Ulmer/Sven Simon

1. Mai 2004: Die Anspannung ist groß. Der Hamburger SV will dem großen Rivalen die Meisterschaft versauen – und das auch noch in dessen Stadion. Doch der HSV schlägt sich schnell selbst. Sergej Barbarez bringt die Gastgeber nach 16 Minuten mit einem Eigentor früh auf die Siegerstraße. Dann macht Werder Bremen mit dem HSV kurzen Prozess: Valerien Ismael (22.), Ivan Klasnic (39.), Ailton (48.) und Nelson Valdez (80.) schrauben das Ergebnis auf 5:0. Und dann wird es vor 43.000 Zuschauern im natürlich ausverkauften Weserstadion ziemlich emotional. Der kurz zuvor eingewechselte Victor Skripinik darf zum Strafstoß antreten und macht das 6:0. Es ist sein letztes Heimspiel, denn nach acht Jahren bei Werder beendet der Ukrainer am Saisonende seine Karriere. Die Fans feiern ihn, Tränen fließen – ein Gänsehaut-Moment! „Victor war in der Saison leider etwas hinten dran, aber er hat alles gegeben und war immer zur Stelle“, erinnert sich Trainer Thomas Schaaf: „Dann ist es schön, wenn er so einen Moment wie den Elfmeter erleben darf. Das wurde auf dem Platz von der Mannschaft so entschieden.“

Aus München fliegen derweil wieder Giftpfeile gen Bremen. Manager Uli Hoeneß tobt: „Es konnte ja keiner ahnen, dass sich der HSV so abschlachten lässt.“ Er vermutet eine Kungelei, worüber Thomas Schaaf auch rückblickend nur lachen kann: „Was man alles so rausbrüllt… Jeder wusste doch, was so ein Nordderby bedeutet. Da wird keinem etwas geschenkt. Wir haben ein sensationelles Spiel hingelegt. Das war außergewöhnlich.“ Drei Spieltage vor Schluss hat Werder Bremen sechs Punkte Vorsprung auf den FC Bayern – den nächsten Gegner am 8. Mai. (kni)

Weiter mit Teil 51 der Serie:

Werder Bremen-Double-Serie: Das Drama um Krisztian Lisztes

Trauriger Tag für Krisztian Lisztes und den SV Werder Bremen: Der Mittelfeldspieler zieht sich beim 0:0 gegen den VfL Bochum einen Kreuzbandriss zu.
Trauriger Tag für Krisztian Lisztes und den SV Werder Bremen: Der Mittelfeldspieler zieht sich beim 0:0 gegen den VfL Bochum einen Kreuzbandriss zu. © IMAGO / Chai v.d. Laage

25. April 2004: In der 75. Minute passiert es: Krisztian Lisztes knickt mit dem Fuß um und verdreht sich das Knie – Kreuzbandriss! Das Saisonaus! Aber nicht nur das: Der Ungar steht plötzlich vor einer ungewissen Zukunft, weil sein Vertrag im Sommer ausläuft und er sich bislang mit Werder Bremen nicht auf eine Verlängerung einigen konnte. Da wird das 0:0 in Bochum zur Nebensache, obwohl der Vorsprung auf die Bayern dadurch auf sechs Punkte schrumpft. Doch Sportchef Klaus Allofs gibt sich im Titelrennen extrem selbstbewusst und beweist dabei fast schon hellseherische Fähigkeiten: „Es gibt überhaupt keinen Grund, sich verrückt zu machen. Wir gewinnen nächste Woche gegen den Hamburger SV, verlieren danach nicht bei den Bayern – und dann ist die Sache durch.“ Aber erst mal gilt alle Aufmerksamkeit dem verletzten Lisztes. Werder bietet ihm sofort eine Vertragsverlängerung an – und der 27-Jährige ist völlig überrascht: „Wirklich? Ich bin ganz durcheinander. Das ist eine sehr faire Geste von Werder.“

Diese ehrliche Dankbarkeit passt zum beliebten Mittelfeldspieler. „Es ist immer eine Frage, wie man sich insgesamt verhält. Und das war bei Krisztian gut. Deswegen haben wir ihn nicht allein stehengelassen“, erinnert sich Trainer Thomas Schaaf: „Er war ein sehr ruhiger, zurückhaltender, aber auch ein sehr herzlicher Typ, der sehr leise und mit Bedacht gesprochen hat. Mit seinen kleinen Schritten, seinen schnellen Bewegungen und seiner Kreativität war er sehr wichtig für uns.“ (kni)

Weiter mit Teil 50 der Serie:

Werder Bremen-Double-Serie: Andreas Reinke will zur EM

Andreas Reinke zeigte in der Double-Saison des SV Werder Bremen starke Leistungen. Das weckte damals EM-Sehnsüchte beim Torhüter.
Andreas Reinke zeigte in der Double-Saison des SV Werder Bremen starke Leistungen. Das weckte damals EM-Sehnsüchte beim Torhüter. © IMAGO / WEREK

22. April 2004: Es wird nicht langweilig an der Weser – nun haut zur Abwechslung mal nicht Ailton einen raus, sondern der sonst doch eher ruhigere Andreas Reinke. Und der gibt ganz selbstbewusst eine EM-Bewerbung ab. „Die anderen Torhüter sind nicht besser als ich“, sagt der 35-Jährige und spielt damit auf Oliver Kahn (FC Bayern), Jens Lehmann (FC Arsenal) und Timo Hildebrand (VfB Stuttgart) an. Das Trio gilt eigentlich als gesetzt für die EM in Portugal. Doch Reinke will die Gunst der Stunde nutzen, schließlich führt er mit dem SV Werder Bremen die Tabelle der Bundesliga an. „Andi hatte eine Riesensaison gespielt. Das wollte er bewertet wissen. Ich hätte es ihm gewünscht, dabei zu sein, aber die Konkurrenz war wirklich sehr stark“, erinnert sich Trainer Thomas Schaaf. Teamchef Rudi Völler beendet das Thema nur einen Tag nach Reinkes Vorstoß mit einem deutlichen: „Keine Chance!“ (kni)

Weiter mit Teil 49 der Serie:

Double-Serie: Werder Bremen vergibt den ersten Matchball

Frust und erhitzte Gemüter bei Valerien Ismael und dem SV Werder Bremen nach dem vergebenen ersten Matchball beim 0:0 gegen Hannover 96.
Frust und erhitzte Gemüter bei Valerien Ismael und dem SV Werder Bremen nach dem vergebenen ersten Matchball beim 0:0 gegen Hannover 96. © IMAGO / ActionPictures

18. April 2004: Was für ein schöner Sonntag! Verfolger FC Bayern München hat tags zuvor mit 0:2 gegen Borussia Dortmund verloren, sofort ist beim Heimspiel des SV Werder Bremen gegen Hannover 96 vom ersten Matchball die Rede. Mit einem Sieg könnten die Grün-Weißen fünf Spieltage vor Schluss ihren Vorsprung auf zehn Punkte ausbauen. Doch der Ball will einfach nicht ins Tor. Johan Micoud, Krisztian Lisztes, Ivan Klasnic und Nelson Valdez lassen beste Chancen liegen, es bleibt bei einem enttäuschenden 0:0. Das sorgt schon ein bisschen für Frust. Doch der ganz große Ärger stellt sich nicht ein. „Wir haben dadurch doch nichts verloren, sondern sogar gegenüber den Bayern einen Punkt gewonnen. Mit dem Vorsprung von acht Punkten konnten wir immer noch gut leben“, erinnert sich Trainer Thomas Schaaf. (kni)

Weiter mit Teil 48 der Serie:

Werder Bremen-Double-Serie: Jetzt glaubt auch Thomas Schaaf an den Titel

Nach einem Arbeitssieg gegen Eintracht Frankfurt glaubt auch Werder Bremen-Trainer Thomas Schaaf an die Meisterschaft.
Nach einem Arbeitssieg gegen Eintracht Frankfurt glaubt auch Werder Bremen-Trainer Thomas Schaaf an die Meisterschaft. © Imago Images/Rust

11. April 2004: Werder Bremen droht das nächste Remis und eine handfeste Krise im Kampf um die Meisterschaft, doch dann gibt es Elfmeter. Frankfurts Alexander Schur hat den Bremer Nelson Valdez gefoult, das steht außer Frage. Aber war das tatsächlich innerhalb des Strafraums? Eine Millimeter-Entscheidung! „Wenn ich mich vertan haben sollte, tut es mir leid“, seufzt Schiedsrichter Jürgen Jansen nach der Partie. Valerien Ismael ist das auf dem Platz natürlich völlig egal, er schnappt sich die Kugel und erzielt in der 80. Minute das erlösende 1:0. Es ist der Siegtreffer nach einer sehr schwachen Leistung. Bayern-Keeper Oliver Kahn spricht in der Ferne von „komischen Tendenzen“, unterstellt damit insgeheim einen Werder-Bonus bei den Unparteiischen. Thomas Schaaf hat derweil ganz andere Gedanken – ziemlich angenehme sogar. „Nach diesem Sieg hatte ich das Gefühl: Diesmal wirst du es nicht verhindern können, Meister zu werden.“ Sechs Spieltage vor dem Saisonende führen die Grün-Weißen die Tabelle mit sieben Punkten Vorsprung auf die Bayern an, müssen aber vorerst auf Ümit Davala verzichten. Der hatte kurz vor der Pause wegen einer Rangelei inklusive Kopfstoß mit Ioannis Amanatidis die Rote Karte gesehen - genauso wie der Frankfurter. Der Bremer wird für vier Spiele gesperrt und kann sich so ein bisschen mehr auf seinen Nebenjob als Rapper konzentrieren. (kni)

Weiter mit Teil 47 der Serie:

Werder Bremen-Double-Serie: Ailtons Ärger mit den Schalke-Fans

Der Wechsel von Ailton zum FC Schalke 04 stand während der Double-Saison des SV Werder Bremen bereits fest, als der Angreifer die Schalke-Fans verärgerte.
Der Wechsel von Ailton zum FC Schalke 04 stand während der Double-Saison des SV Werder Bremen bereits fest, als der Angreifer die Schalke-Fans verärgerte. © IMAGO / Alternate, IMAGO / Sämmer

10. April 2004: Ailton beherrscht mal wieder die Schlagzeilen. „Alles, was ich bisher über Gelsenkirchen gehört habe, ist ein Desaster“, hat er in einem Interview gesagt und die Fans seines künftigen Clubs Schalke 04 auf die Palme gebracht. Nicht nur damit. Werder-Boss Jürgen Born hat verraten, dass Ailton seinen Wechsel von Werder Bremen zum FC Schalke 04 rückgängig machen wollte. „Ich muss mich für nichts entschuldigen“, faucht Ailton, sagt aber auch: „Die Leute auf Schalke sind verärgert, das kann ich verstehen, wenn ich sehe, wie meine Äußerungen in den Medien dargestellt werden. Aber es war nie meine Absicht, irgendjemanden zu beleidigen.“ Der Brasilianer versichert, dass er im Sommer selbstverständlich mit seiner Familie nach Gelsenkirchen ziehen wird. „Ach, der ,Toni‘“, erinnert sich Coach Thomas Schaaf und lächelt: „Da waren schon ganz besondere Geschichten dabei. Aber wir haben uns davon nicht ablenken lassen – und er auf dem Platz zum Glück auch nicht.“ (kni)

Weiter mit Teil 46 der Serie:

Werder Bremen-Double-Serie: Werder spürt Bayerns Atem

4. April 2004: Der SV Werder Bremen um Johan Micoud spielt gegen den SC Freiburg 1:1 - der Vorsprung auf den FC Bayern München schmilzt.
4. April 2004: Der SV Werder Bremen um Johan Micoud (li.) spielt gegen den SC Freiburg 1:1 - der Vorsprung auf den FC Bayern München schmilzt. © IMAGO / Schumann

4. April 2004: Der SV Werder Bremen kann plötzlich nicht mehr gewinnen. Dem furiosen 4:4 in Stuttgart folgt ein 1:1 gegen den SC Freiburg. Dennis Kruppke schockt den Titelanwärter bereits nach wenigen Sekunden mit dem 1:0 für die Gäste. Ailton gelingt zwar nach 18 Minuten der schnelle Ausgleich, doch in der Folge scheitern die Bremer immer wieder an Keeper Richard Golz. Weil Verfolger FC Bayern tags zuvor einen 2:0-Sieg gegen den 1. FC Kaiserslautern vorgelegt hat, schrumpft Werders Vorsprung auf sieben Punkte. Während viele Bremer schon den Atem des Rekordmeisters spüren, bleibt Werder-Coach Thomas Schaaf ganz cool: „Ich weiß nicht, ob die Leute erwarten, dass wir mit 20 Punkten Vorsprung Meister werden. Unterm Strich sind wir jetzt 18 Spiele in Folge ungeschlagen und weiter klar vorne.“ (kni)

Weiter mit Teil 45 der Serie:

Werder Bremen-Double-Serie: 4:4-Spektakel gegen den VfB Stuttgart - „Das war Gänsehaut“

Am 28. März 2004 schenkte Marcelo Bordon vom VfB Stuttgart dem SV Werder Bremen drei zum Teil spektakuläre Tore ein. Am Ende endet das denkwürdige Spiel 4:4.
Am 28. März 2004 schenkte Marcelo Bordon vom VfB Stuttgart dem SV Werder Bremen drei zum Teil spektakuläre Tore ein. Am Ende endet das denkwürdige Spiel 4:4. © IMAGO / Team 2

28. März 2004: Schon nach drei Minuten bringt Marcelo Bordon den VfB Stuttgart im Gottlieb-Daimler-Stadion in Führung, doch an diesem Tag weiß der SV Werder Bremen immer wieder eine Antwort. Der Gastgeber allerdings auch. Und so entwickelt sich ein denkwürdiges Spiel, das nach zwei weiteren Stuttgarter Treffern von Bordon (24. und 50.) sowie Marco Streller (69.) und Bremer Toren von Ivan Klasnic (13. und 35.) sowie Ailton (43. und 70.) tatsächlich 4:4 endet. „Ich kam mir vor wie beim Handball“, staunt Werder-Verteidiger Valerien Ismael nach der denkwürdigen Partie beim Tabellendritten. Werder führt die Tabelle nach 26 Partien immerhin noch mit neun Zählern Vorsprung an. Aber das ist zweitrangig, wenn sich Trainer Thomas Schaaf an dieses Spiel erinnert: „Das war so ein Knaller: Fußball-Herz, was willst du mehr? Das ging hoch und runter. Ein Offensivspektakel, schöne Tore, tolle Zweikämpfe – alles, was ein Fußballspiel ausmacht. Das war Gänsehaut, das war sensationell. Und es hätte noch so viel mehr passieren können.“ (kni)

Weiter mit Teil 44 der Serie:

Werder Bremen-Double-Serie: Jacques Santini macht Johan Micoud glücklich - Länderspiel für Frankreich

Darauf musste Johan Micoud (re.) lange warten: Der Mittelfeldstar des SV Werder Bremen wurde von Trainer Jacques Santini endlich wieder für die französische Nationalmannschaft nominiert.
Darauf musste Johan Micoud (re.) lange warten: Der Mittelfeldstar des SV Werder Bremen wurde von Trainer Jacques Santini endlich wieder für die französische Nationalmannschaft nominiert. © IMAGO / PanoramiC

26. März 2004: Nun also doch: Johan Micoud darf wieder für Frankreich spielen. Der Star des SV Werder Bremen hatte das Thema schon abgehakt, doch für das Freundschaftsspiel gegen die Niederlande erhält der 30-Jährige eine Einladung. Nationalcoach Jacques Santini will den Spielmacher, den er zwei Jahre lang ignoriert hatte, für die EM im Sommer testen. „Damit habe ich nicht gerechnet, ich bin sehr glücklich“, freut sich Micoud. Gleichzeitig wischt er alle Wechselgerüchte vom Tisch: „Das ist Bullshit, das stimmt nicht.“ Er will nach der Saison mit Werder-Manager Klaus Allofs über eine vorzeitige Vertragsverlängerung sprechen. Beim Test gegen die Niederlande kommt Micoud dann tatsächlich über die komplette Spielzeit zum Einsatz und erlebt ein 0:0. Seine Konkurrenz in der Nationalmannschaft ist allerdings namhaft: Zinedine Zidane, Robert Pires und Sylvain Wiltord. (kni)

Weiter mit Teil 43 der Serie:

Double-Serie: Rekord und Riesenvorsprung, aber Werder Bremen bleibt vorsichtig

20 Jahre Double: Jubel bei den Werder Bremen-Profis nach einem wichtigen Sieg gegen den VfL Wolfsburg.
20 Jahre Double: Jubel bei den Werder Bremen-Profis nach einem wichtigen Sieg gegen den VfL Wolfsburg. © Imago Images/Rust

21. März 2004: Vereinsrekord! Werder Bremen hat nun 16 Bundesligaspiele in Folge nicht verloren. Doch das ist nur eine Randnotiz beim 2:0-Sieg in Wolfsburg. Denn durch den Erfolg dank der Tore von Ivan Klasnic und Johan Micoud baut der Tabellenführer seinen Vorsprung auf Verfolger FC Bayern München auf elf Punkte aus. VfL-Coach Jürgen Röber gratuliert den Gästen bereits zur Meisterschaft. Werder-Coach Thomas Schaaf ist inzwischen schon etwas genervt von diesen voreiligen Glückwünschen, will davon am 25. Spieltag nichts hören. „Immer wieder darüber zu reden, das verändert doch nicht die Situation“, erinnert sich Schaaf: „Ja, wir hatten einen guten Vorsprung, aber es waren auch noch genügend Spiele. Man hat oft genug erlebt, dass du von deinem Weg abkommen kannst, wenn du dich mit anderen Dingen beschäftigst und alles kompliziert wird. Wir haben weiter einfach nur von Spiel zu Spiel gedacht.“ (kni)

Weiter mit Teil 42 der Serie:

Werder Bremen-Double-Serie: Heute vor 20 Jahren – Pokal-Wahnsinn mit Held Nelson Valdez

Double-Rückblick: Werder Bremen scheitert im DFB-Pokal-Halbfinale am 16. März 2004 fast am VfB Lübeck, doch Nelson Valdez schießt den SVW in der Verlängerung ins Endspiel.
Double-Rückblick: Werder Bremen scheitert im DFB-Pokal-Halbfinale am 16. März 2004 fast am VfB Lübeck, doch Nelson Valdez schießt den SVW in der Verlängerung ins Endspiel. © IMAGO / Claus Bergmann, IMAGO / Garcia

16. März 2004: Wenn der unangefochtene Tabellenführer der Bundesliga einen Zweitligisten zum DFB-Pokal-Halbfinale empfängt, ist die Favoritenrolle klar – ganz Bremen ist schon vor dem Spiel auf das Finale eingestellt. Doch der VfB Lübeck hat etwas dagegen, speziell dessen Trainer. „Oh, Dieter Hecking“, erinnert sich Werder-Coach Thomas Schaaf an dieses besondere Spiel: „Da haben wir uns schwergetan. Die haben forsch mitgespielt – und plötzlich lagen wir hinten.“ Und das gleich zwei Mal! Schon nach elf Minuten bringt Mladen Krstajic die Gäste durch ein Eigentor mit 1:0 in Führung. Der Pechvogel liefert immerhin die Flanke zum 1:1 von Johan Micoud (54.). Es geht in die Verlängerung – und wieder steht Krstajic im Mittelpunkt: Der Serbe fälscht einen Schuss von Ferydoon Zandi unhaltbar zum 1:2 ab (94.). Werder Bremen droht das Aus. Doch das ausverkaufte Weserstadion erlebt mal wieder ein Werder-Wunder. Der große Favorit schafft durch Ailton den Ausgleich (111.) und durch Nelson Valdez (114.) den vielumjubelten Siegtreffer. „Typisch Nelson, wie er unbedingt das Tor machen will und sich dann auch belohnt“, erzählt Schaaf: „Wir wollten unbedingt nach Berlin. Aber im Pokal war es in allen Spielen knapp. Ein bisschen Glück gehört dann auch dazu.“ (kni)

Weiter mit Teil 41 der Serie:

Werder Bremen-Double-Serie: Heute vor 20 Jahren – Ailtons Wüsten-Traum platzt

Ein Satz mit X, das war wohl nix: Ailtons Versuch, für die katarische Nationalmannschaft zu spielen, scheitert. Nach seiner Rückkehr aus dem Wüstenstaat zum SV Werder Bremen lässt sich der Brasilianer aber nichts anmerken.
Ein Satz mit X, das war wohl nix: Ailtons Versuch, für die katarische Nationalmannschaft zu spielen, scheitert. Nach seiner Rückkehr aus dem Wüstenstaat zum SV Werder Bremen lässt sich der Brasilianer aber nichts anmerken. © Imago / Garcia

8. März 2004: Ailton kommt aus Katar zurück – allerdings ohne den gewünschten Vertrag. Die Verhandlungen mit dem Fußball-Verband des Scheichtums Katar für eine Karriere in der Nationalmannschaft sind abgebrochen worden. Es gibt Probleme mit der Einbürgerung und den Vertragsinhalten. „Ich habe nichts unterschrieben“, sagt Werder Bremens Brasilianer. Er war gemeinsam mit seinen Landsleuten Dede und Leandro von Borussia Dortmund in den Wüstenstaat gereist. Ailton sollte eigentlich einen Sechs-Jahres-Vertrag erhalten – dotiert mit zwei Millionen Euro für seinen Einsatz als Nationalspieler. Ex-Werder-Coach Wolfgang Sidka hat die brasilianische Delegation begleitet. Ohne Erfolg. Es wird zwar nach der Rückkehr noch weiter verhandelt, doch am 17. März untersagt das FIFA-Dringlichkeitskomitee Spielern ohne Bezug zu dem Land einen Nationenwechsel. Werder-Coach Thomas Schaaf findet das richtig: „Da muss schon etwas Familiäres sein oder man zumindest sehr lange in dem Land gelebt haben. Es darf nicht wie ein Vereinswechsel wirken.“ Ailton habe sich die Enttäuschung über die verpasste Chance nicht anmerken lassen: „Er hat bei uns ganz normal weitergemacht.“ (kni)

Weiter mit Teil 40 der Serie:

Werder Bremen-Double-Serie: Heute vor 20 Jahren – Wurst-Alarm vor München-Trip

Lieber die Rote Karte als Würstchen von Uli Hoeneß? Trotz eines kuriosen Angebots des damaligen Bayern-Präsidenten ist 1860 München chancenlos gegen Werder Bremen.
Lieber die Rote Karte als Würstchen von Uli Hoeneß? Trotz eines kuriosen Angebots des damaligen Bayern-Präsidenten ist 1860 München chancenlos gegen Werder Bremen. © Imago Images/MIS

7. März 2004: Gegen den TSV 1860 München geht es für den SV Werder Bremen im wahrsten Sinne des Wortes um die Wurst. Bayern-Manager Uli Hoeneß hat angekündigt, bei einem Sieg der Sechziger das „Löwen-Stüberl“, also die Vereinskneipe des Stadtrivalen, eine Woche lang kostenlos mit Bratwürstchen zu versorgen. Die Bremer Fleischerinnung schlägt prompt zurück: Wenn Werder gewinnt, sollen beim Heimspiel gegen Köln im Ostkurvensaal 500 Würstchen an die Bremer Fans verteilt werden. Fußball wird auch noch gespielt: Werder siegt mit 2:0 in München und hat nach 23 Spielen sieben Punkte Vorsprung auf die Bayern. „Die Sechziger hatten gar keinen Bock auf die Würstchen vom Uli“, erinnert sich Werder-Coach Thomas Schaaf und lacht: „Der Uli hatte schon bessere Ideen.“ (kni)

Weiter mit Teil 39:

Werder Bremen-Double-Serie: Heute vor 20 Jahren – Ailton will ein Scheich werden

Beim Trainingslager des SV Werder Bremen in Belek zeigte sich Ailton in türkischer Landestracht. Als die Katar-Pläne des Stürmers publik wurde, ging das Foto durch die Medien.
Beim Trainingslager des SV Werder Bremen in Belek zeigte sich Ailton in türkischer Landestracht. Als die Katar-Pläne des Stürmers publik wurden, ging das Foto durch die Medien. © Flügge

22. Februar 2004: Ailton sorgt mal wieder für Schlagzeilen – und diesmal sogar weltweit. „Ailton bald ein Scheich?“, fragen sich viele Medien. Der „Bild am Sonntag“ hat der Stürmer des SV Werder Bremen verraten, dass er eine Anfrage aus Katar vorliegen hat. Der Wüsten-Staat will den Brasilianer für die Nationalmannschaft verpflichten. „Das ist kein Spaß. Ich überlege ernsthaft, für Katar zu spielen“, berichtet der 30-Jährige: „Mein Traum war es, für Brasilien zu spielen, doch der Nationaltrainer hat gesagt, dass ich zu alt bin.“ Deswegen bot sich Ailton schon bei der deutschen Nationalmannschaft an, doch Teamchef Rudi Völler winkte höflich ab. Nun also Katar. Die Scheichs wollen dem Torjäger angeblich eine Million Euro zahlen, wenn er die Staatsbürgerschaft Katars annimmt. Pro Jahr sollen dann weitere 400.000 Euro fließen.

„Ich kann mich noch an eine Fotomontage erinnern, da saß Ailton auf einem Kamel“, erinnert sich Trainer Thomas Schaaf und lacht. Ein anderes Foto der Kreiszeitung Syke macht noch mehr die Runde: Das zeigt Ailton in orientalischer Kleidung mit Turban – allerdings nicht in Katar, sondern am Strand von Belek in der Türkei, aufgenommen mal bei einem Trainingslager des SV Werder Bremen. „Mir war das damals ziemlich egal. Es hätte uns ja auch nur einmal betroffen, und da hätten wir eine Lösung gefunden“, blickt Schaaf zurück. Vor Ailtons bereits vereinbartem Sommer-Wechsel zum FC Schalke 04 steht bei den Kataris nur das WM-Qualifikationsspiel am 31. März gegen Jordanien auf dem Programm. DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder will aber auch das verhindern, er schaltet den Weltverband FIFA ein. Auch Schalke-Manager Rudi Assauer findet Ailtons Pläne völlig daneben. (kni)

Weiter mit Teil 38 der Serie:

Werder Bremen-Double-Serie: Heute vor 20 Jahren – Ivan Klasnic sagt endlich „Ja“

Double-Rückblick: Werder Bremen feiert Ivan Klasnic! Der Stürmer verlängert am 20. Februar 2004 seinen auslaufenden Vertrag.
Double-Rückblick: Werder Bremen feiert Ivan Klasnic! Der Stürmer verlängert am 20. Februar 2004 seinen auslaufenden Vertrag. © IMAGO / Ulmer

20. Februar 2004: Der wochenlange Poker hat ein Ende, Ivan Klasnic verlängert doch noch seinen im Sommer auslaufenden Vertrag bis 2007 – und das wie passend einen Tag vor dem Schalke-Spiel. Zur Erinnerung: Die Schalker hatten sich die Dienste der Bremer Ailton und Mladen Krstajic ablösefrei zur neuen Saison gesichert. Da war die Klasnic-Nachricht Balsam für die Werder-Seele. Der Kroate hatte durchaus mit einem Wechsel kokettiert, es gab auch zahlreiche Interessenten – wie zum Beispiel den Hamburger SV. „Ivan war ein Schlitzohr – auf und neben dem Platz“, erinnert sich Trainer Thomas Schaaf. (kni)

Weiter mit Teil 37 der Serie:

Werder Bremen-Double-Serie: Heute vor 20 Jahren – Der „Kaiser“ verärgert Thomas Schaaf

Double-Rückblick: Franz Beckenbauer vom FC Bayern schickt via „Bild“-Zeitung „Grüße“ an den SV Werder Bremen, Trainer Thomas Schaaf ist genervt.
Double-Rückblick: Franz Beckenbauer vom FC Bayern schickt via „Bild“-Zeitung „Grüße“ an den SV Werder Bremen, Trainer Thomas Schaaf ist genervt. © IMAGO / Manja Elsässer, IMAGO / Garcia

17. Februar 2004: Der „Kaiser“ höchstpersönlich legt sich fest. „Glückwunsch, Werder, zur Deutschen Meisterschaft“, gratuliert Franz Beckenbauer via „Bild“-Zeitung dem SV Werder Bremen schon sehr früh zum Titelgewinn. Der Präsident von Verfolger FC Bayern München weiß natürlich genau, dass erst 20 von 34 Spieltagen rum sind und neun Punkte Vorsprung durchaus noch verspielt werden können. Deswegen reagiert Werder-Coach Thomas Schaaf auch ziemlich genervt auf diese besondere Nachricht aus München. „Das waren immer solche Spielchen der Bayern. Mal haben sie uns zum Meister erklärt, dann wollten sie uns einreden, dass wir es nicht schaffen. Irgendwann geht einem das dann schon auf den Sack“, erinnert sich Schaaf. (kni)

Weiter mit Teil 36 der Serie:

Werder Bremen-Double-Serie: Heute vor 20 Jahren - Kein Geld für Miro Klose, Wirbel um Johan Micoud

Werder Bremen-Double-Serie: Während den Grün-Weißen für Miroslav Klose (li.) vom 1. FC Kaiserslautern das Geld fehlt, hat der FC Bayern Interesse an Johan Micoud.
Werder Bremen-Double-Serie: Während den Grün-Weißen für Miroslav Klose (li.) vom 1. FC Kaiserslautern das Geld fehlt, hat der FC Bayern Interesse an Johan Micoud. © Imago Images/Ulmer

9. Februar 2004: Werder Bremen will für den Sommer Miroslav Klose als Nachfolger von Ailton verpflichten, doch den Bremern fehlt das Geld. Es geht immerhin um ein Gesamtpaket von fast 20 Millionen Euro (Ablösesumme und Gehalt für vier Jahre). Klose-Berater Dr. Michael Becker macht Druck, der Aufsichtsrat zögert, weil er erst die Champions-League-Millionen sicher haben will. Es ist unruhig an der Weser, wofür auch die Bayern sorgen. Der Verfolger kokettiert öffentlich mit einem Interesse an Werders Spielmacher Johan Micoud. Eine Zeitung behauptet, die Bremer seien bereit, den Franzosen für eine Ablösesumme von 19 Millionen Euro ziehen zu lassen. Sportchef Klaus Allofs dementiert das sofort. Die Spieler erledigen weiter cool ihren Job. „Jeder hatte begriffen, wie einmalig diese Chance ist, die wir uns erarbeitet haben. Deswegen haben diese Nebengeräusche nicht wirklich gestört“, erinnert sich Trainer Thomas Schaaf. (kni)

Weiter mit Teil 35 der Serie

Werder Bremen-Double-Serie: Heute vor 20 Jahren - Pokal-Zittern und Lisztes-Knall

Double-Rückblick mit Thomas Schaaf: Werder Bremens Krisztian Lisztes verkündet seinen Abschied nach Saisonende.
Double-Rückblick mit Thomas Schaaf: Werder Bremens Krisztian Lisztes verkündet seinen Abschied nach Saisonende. © IMAGO / Ulmer

3. Februar 2004: Werder Bremen ist mit einem 4:0-Heimsieg gegen Hertha BSC perfekt aus der Winterpause gekommen, doch dann wird es ungemütlich: Im Viertelfinale des DFB-Pokals quälen sich die Grün-Weißen in Unterzahl zu einem denkwürdigen 3:2-Sieg beim Zweitligisten Greuther Fürth. Nach der Führung von Paul Stalteri drehen die Fürther die Partie zunächst zum 2:1 und sind nach der Ampelkarte von Ümit Davala in der Schlussphase sogar in Überzahl. Doch Johan Micoud und Ivan Klasnic sorgen mit ihren ganz späten Treffern doch noch für den Halbfinal-Einzug des großen Favoriten. „Das war unfassbar. Wir haben richtig schlecht gespielt und es dann doch noch innerhalb von zwei Minuten geschafft“, erinnert sich Coach Thomas Schaaf. Die Freude über den späten Coup ist allerdings getrübt, denn am Morgen hat Mittelfeldspieler Krisztian Lisztes nach wochenlangem Vertragspoker dem Verein mitgeteilt, dass er Werder am Saisonende verlassen wird. Sportchef Klaus Allofs ist sauer. „Wir haben alles geboten, was möglich war“, blickt Schaaf zurück: „Ich habe das immer sehr entspannt gesehen.“ Lisztes übrigens nicht, der ärgert sich damals enorm über die öffentliche Kritik von Allofs: „Ich bin hier nicht allein das Arschloch.“ (kni)

Weiter mit Teil 34 der Double-Serie:

20 Jahre Werder-Bremen-Double: Klasnic-Alarm in Kropp

Double-Rückblick: Werder Bremens wichtiger Torjäger Ivan Klasnic wird von anderen Vereinen umworben.
Double-Rückblick: Werder Bremens wichtiger Torjäger Ivan Klasnic wird von anderen Vereinen umworben. © IMAGO / Kolvenbach

25. Januar 2004: Auf nach Kropp! In Schleswig-Holstein nimmt Werder als Vorbereitung auf die Rückrunde an einem Blitzturnier teil. Im Mittelpunkt steht vor allem ein Spieler: Ivan Klasnic. Seit Wochen verhandelt der Stürmer mit Werder Bremen über eine Vertragsverlängerung, viele Clubs wollen ihn haben – auch der Hamburger SV. Und der hat einen verwegenen Plan: Ausgerechnet in Kropp wollen Trainer Klaus Toppmöller und Manager Dietmar Beiersdorfer mit Klasnic sprechen. Die Aufregung ist groß. Das Treffen findet aber nicht statt. Nicht nur deshalb ist es für Werder eine gute Reise. Durch einen 2:0-Sieg gegen den HSV sichert sich der Herbstmeister den Turniersieg. Zuvor hatte es ein 1:1 gegen den VfL Bochum gegeben. „Es war doch klar: In dem Moment, wo du erfolgreich bist, wirst du interessant für andere. Dann gibt es Spekulationen und vielleicht auch Gespräche. Aber das konnten wir immer gut wegdrücken und sind unseren Weg gegangen“, erinnert sich Coach Thomas Schaaf, der damals einen Tag später eine gute Nachricht erhalten soll: Der bislang von Inter Mailand nur ausgeliehene Ümit Davala wird fest von Werder verpflichtet. (kni)

Weiter mit Teil 33 der Double-Serie:

20 Jahre Werder-Bremen-Double: Neuer Vertrag nach dem Mittagessen

„Ein bisschen“ bleibt er noch: Thomas Schaaf verlängert am 16. Januar 2004 seinen Vertrag beim SV Werder Bremen.
„Ein bisschen“ bleibt er noch: Erfolgstrainer Thomas Schaaf verlängert am 16. Januar 2004 seinen Vertrag beim SV Werder Bremen. © IMAGO / Contrast

16. Januar 2004: Erst wird noch lecker gegessen im Arcadia Golf Resort von Belek, dann greifen die Werder-Verantwortlichen und Trainer Thomas Schaaf zum Stift. Das am Abend zuvor final ausgehandelte neue Arbeitspapier wird unterschrieben. Der alte Vertrag wäre am Saisonende ausgelaufen, nun bindet sich Schaaf bis 2006 an die Grün-Weißen. Er will damit auch ein Signal an die Spieler senden, die mit ihrer Vertragsverlängerung zögern. Schaafs Vollzugsmeldung ist keine Überraschung, sie war so erwartet worden. „Ich brauchte für meine Verträge keine sechs, sieben Verhandlungsrunden und auch keinen Berater, das habe ich selbst gemacht. Entweder man will zusammenkommen oder nicht“, erinnert sich Schaaf. Keine Zukunft mehr bei Werder Bremen hat Marco Reich. Der schwer gefrustete Angreifer, der die sportlichen Erwartungen nicht erfüllen konnte, wird an den englischen Zweitligisten Derby County ausgeliehen. (kni)

Weiter mit Teil 32 der Double-Serie:

20 Jahre Werder Bremen-Double: Auftakt ohne den Kugelblitz

Das tut weh: Werder Bremens Star-Stürmer Ailton zog sich im Testspiel gegen Roda Kerkrade einen Muskelfaserriss zu.
Das tut weh: Werder Bremens Star-Stürmer Ailton zog sich im Testspiel gegen Roda Kerkrade einen Muskelfaserriss zu. © IMAGO / Team 2

12. Januar 2004: Raus aus der Kälte, ab in die Sonne. Der Tross des SV Werder Bremen macht sich auf die Reise in die Türkei, doch ein Star fehlt: Ailton. Der Brasilianer hat sich bei der 1:2-Testspiel-Pleite gegen Roda Kerkrade einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen und fällt deshalb wochenlang aus. Nelson Valdez sitzt ebenfalls nicht im Flieger, der junge Stürmer ist krank. „Das war natürlich nicht so gut“, erinnert sich Trainer Thomas Schaaf: „Es gab gerade in dem Jahr große Diskussionen, wie wir wohl aus den Startlöchern kommen werden. Ich war mir da auch nicht ganz sicher, weil es in den Jahren zuvor immer total unterschiedlich gewesen ist. Nur eines stand fest: In Belek gab es immer gute Bedingungen, da konnten wir richtig gut arbeiten.“ (kni)

Weiter mit Teil 31 der Double-Serie:

20 Jahre Werder Bremen-Double: Thomas Schaaf schießt jetzt mit DJ Ötzi

Am 8. Januar 2004 ist der SV Werder Bremen beim Start des 40. Bremer Sechstagerennens dabei. Trainer Thomas Schaaf (l.) und Sänger DJ Ötzi schießen die Sixdays an.
Am 8. Januar 2004 ist der SV Werder Bremen beim Start des 40. Bremer Sechstagerennens dabei. Trainer Thomas Schaaf (l.) und Sänger DJ Ötzi schießen die Sixdays an. © IMAGO / Garcia

8. Januar 2004: Für Thomas Schaaf ist es gleich ein doppelter Sportartwechsel – und das auch noch mit Glamour-Faktor: Der Coach des SV Werder Bremen schießt gemeinsam mit Sänger DJ Ötzi das 40. Bremer Sechstagerennen an. „Das war schon etwas Besonderes für uns. Wir standen auf der Bahn bei den Radprofis, um uns herum die Werder-Mannschaft“, erinnert sich Schaaf: „Es gab damals in Bremen zwei Dinge, bei denen du als Werder präsent sein musstest: beim Freimarkt und beim Sechstagerennen. Das war Fannähe. DJ Ötzi war lustig, der macht gute und spaßige Musik. Der passte da gut hin.“ Mitfeiern dürfen die Werder-Profis aber nur mit angezogener Handbremse, denn die Vorbereitung genießt absolute Priorität. Vielleicht ist es da ganz gut, dass Partylöwe Ailton krankheitsbedingt fehlt. (kni)

Weiter mit Teil 30 der Double-Serie:

20 Jahre Werder Bremen-Double: Ohne Ailton, aber mit Pekka Lagerblom auch in der Halle erfolgreich

Am 5. Januar 2004 ist nicht nur Trainingsauftakt beim SV Werder Bremen, sondern abends auch Hallenturnier in Oldenburg: Mit dabei der frisch verpflichtete Pekka Lagerblom.
Am 5. Januar 2004 ist nicht nur Trainingsauftakt beim SV Werder Bremen, sondern abends auch Hallenturnier in Oldenburg: Mit dabei der frisch verpflichtete Pekka Lagerblom. © MAGO / Sven Simon

5. Januar 2004: Trainingsauftakt in Bremen – und wer fehlt? Natürlich Ailton! Aber der Brasilianer hat wegen eines Benefizspiels in seiner Heimat Sonderurlaub bekommen und kehrt sogar früher zurück als ursprünglich angekündigt. „,Toni‘ fühlte sich auch selbst in der Pflicht nach der Bekanntgabe seines Wechsels zu Schalke. Außerdem wollte er bei unseren Erfolgen unbedingt dabei sein“, erinnert sich Thomas Schaaf. Der Coach kann dafür am ersten Trainingstag einen neuen Profi begrüßen: Der Finne Pekka Lagerblom hat nach einem zehntägigen Probetraining einen Vertrag bei Werder Bremen bekommen. Am Abend ist er gleich noch einmal gefordert – beim Hallenturnier in Oldenburg. Der Spitzenreiter der Bundesliga wird seiner Favoritenrolle gerecht und setzt sich im Finale mit 8:7 nach Neunmeterschießen gegen den VfL Bochum durch. Die Topstars wie Johan Micoud, Ümit Davala, Frank Baumann oder Krisztian Lisztes werden allerdings geschont. „Werder hat eine große Historie bei Hallenturnieren, die ersten fanden hier in der Bremer Stadthalle statt. Uwe Reinders und Rudi Völler haben schon für uns in der Halle gespielt – und Uwe hat alles getroffen. Das war eine tolle Zeit, ich habe selbst gerne in der Halle gespielt“, schwärmt Schaaf: „Leider wurde es irgendwann zu kommerziell und deshalb auch zu ernst. Viele Spieler wollten lieber nicht mehr in der Halle spielen. Deswegen ist das inzwischen eingeschlafen.“ (kni)

Weiter mit Teil 29 der Double-Serie:

20 Jahre Werder Bremen-Double: Ohne Johan Micoud zur Herbstmeisterschaft

Große Freude bei Ivan Klasnic, Valerien Ismael und Co.: Der SV Werder Bremen wird inoffizieller Herbstmeister und verabschiedet sich in Weihnachtsmannkostümen mit Festtagswünschen ins neue Jahr.
Große Freude bei Ivan Klasnic, Valerien Ismael und Co.: Der SV Werder Bremen wird inoffizieller Herbstmeister und verabschiedet sich in Weihnachtsmannkostümen mit Festtagswünschen ins neue Jahr. © IMAGO / Schumann

16. Dezember 2003: Es soll die Krönung einer fulminanten Hinrunde werden, doch ausgerechnet jetzt fehlt „Le Chef“: Johan Micoud ist im Heimspiel gegen Hansa Rostock gesperrt. Aber Ailton lässt die 32.754 Zuschauer im nicht ausverkauften Weserstadion trotzdem schon nach drei Minuten jubeln. Danach wird es zäh. Erst spät sorgen Valerien Ismael und Krisztian Lisztes mit ihren Toren zum 3:0-Sieg für die Herbstmeisterschaft. Es ist die fünfte in der Bundesliga-Geschichte des SV Werder Bremen – nach 1964/65, 1985/86, 1987/88 und 1990/91. Weil der VfB Stuttgart verliert, geht Werder sogar mit einem Vier-Punkte-Vorsprung auf die Schwaben, den FC Bayern und Bayer Leverkusen in die Winterpause. Gefeiert wird das auf dem Platz standesgemäß in Weihnachtsmann-Kostümen. „Das war schon ein Ausrufezeichen“, erinnert sich Werder-Coach Thomas Schaaf. Sein Team hat in den 17 Partien der Hinrunde nicht nur die meisten Punkte (39) gesammelt, sondern auch die meisten Tore erzielt (45). Der Stolz ist da, mehr aber auch nicht. „Wir sind unserer Linie immer treu geblieben und haben gesagt: Das ist eine gute Voraussetzung – mehr aber auch nicht. Jetzt liegt es an uns, was wir daraus machen“, erzählt Schaaf und fügt noch an: „Ich bin ganz normal in den Urlaub gefahren. Warum auch nicht? Ich bin in meiner Arbeitsweise immer gleich geblieben. Ich habe mir gerade in dem Jahr immer gesagt: Jetzt bloß nicht verrücktspielen, mach‘ das, was dein Job verlangt!“ (kni)
 
Weiter mit Teil 28 der Double-Serie:

20 Jahre Werder Bremen-Double: Werder macht sich bereit für Investoren

Heute vor 20 Jahren: Bei Werder Bremen geht die Bestätigung des Eintrags der Kapitalgesellschaft ins Handelsregister ein. Der Vorstand besteht aus Klaus Allofs (von links), Klaus-Dieter Fischer, Jürgen L. Born und Manfred Müller - in der Mitte steht Trainer Thomas Schaaf.
Heute vor 20 Jahren: Bei Werder Bremen geht die Bestätigung des Eintrags der Kapitalgesellschaft ins Handelsregister ein. Der Vorstand besteht aus Klaus Allofs (von links), Klaus-Dieter Fischer, Jürgen L. Born und Manfred Müller - in der Mitte steht Trainer Thomas Schaaf. © IMAGO / Alternate

9. Dezember 2003: Nun ist es amtlich: Ab sofort gehen die Profis des SV Werder für die Werder Bremen GmbH & Co. KG aA auf Torejagd. Am Nachmittag ging bei den Grün-Weißen die Bestätigung des Eintrags der Kapitalgesellschaft ins Handelsregister ein. Damit ist die seit Monaten angestrebte Ausgliederung der Fußball-Leistungsmannschaften, der 1. Mannschaft der Handball-Frauen sowie der Tischtennis- und Schach-Bundesligateams vollzogen. Bei der personellen Besetzung der künftigen Geschäftsführung gibt es keine Überraschungen. Der bisherige Vorstandsvorsitzende Jürgen L. Born wird vorsitzender Geschäftsführer. Die drei weiteren Geschäftsführer sind Klaus Allofs, Klaus-Dieter Fischer und Manfred Müller. „Dieser Schritt ist ein Meilenstein in der 104-jährigen Geschichte des SV Werder Bremen“, freut sich Born und verkündet: „Damit hat sich Werder für Investoren geöffnet. Jetzt muss es unser Ziel sein, die neuen Möglichkeiten umzusetzen.“ (kni/flü)

Weiter mit Teil 27 der Double-Serie:

20 Jahre Werder Bremen-Double: Als Uli Hoeneß ein 1:1 gegen die Bremer feierte

6. Dezember 2003: Ailton (re.) trifft per Elfmeter zum 1:0 für Werder Bremen gegen den FC Bayern München - zum Sieg reicht es aber nicht.
6. Dezember 2003: Ailton (re.) trifft per Elfmeter zum 1:0 für Werder Bremen gegen den FC Bayern München - zum Sieg reicht es aber nicht. © IMAGO / Thomas Zimmermann

6. Dezember 2003: An Nikolaus holt Uli Hoeneß die Rute raus – und sorgt für große Verwunderung nach dem Spitzenspiel der Bundesliga im mit 43.000 Zuschauern ausverkauften Weserstadion. „Jetzt sage ich nicht mehr, die Bremer haben die beste Mannschaft in Deutschland, denn wir waren besser“, tönt der Manager des FC Bayern München. Dabei hat sein Team nur 1:1 gegen Werder gespielt – und das Ergebnis ist absolut verdient, weil die taktisch geprägte Partie sehr ausgeglichen war. Die Bremer Führung durch Ailton (58.) egalisierte ein gewisser Claudio Pizarro erst in der 78. Minute. Werder Bremen behält seinen Vier-Punkte-Vorsprung auf die Bayern und liegt als Tabellenzweiter zwei Zähler hinter dem VfB Stuttgart. Über die Aussagen von Hoeneß muss Werder-Coach Thomas Schaaf heute immer noch schmunzeln: „Das war mir immer egal. Wir haben uns gesagt: Das Drumherum-Gequatsche gehört dazu, da machen wir zum Teil auch mit, aber wir lassen uns davon nicht beeinflussen. Wir haben einfach unser Ding gemacht.“ (kni)

Weiter mit Teil 26 der Double-Serie:

20 Jahre Werder Bremen-Double: Valerien Ismaels Premiere gegen „Chaos“ Berlin

Mitten in der Jubeltraube: Valerien Ismael erzielte im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Hertha BSC sein erstes Tor für den SV Werder Bremen.
Mitten in der Jubeltraube: Valerien Ismael erzielte 6:1-Sieg im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Hertha BSC sein erstes Tor für den SV Werder Bremen. © IMAGO / Team 2

3. Dezember 2003: Die Hertha aus Berlin reist ziemlich angeschlagen an die Weser, beim Tabellenvorletzten herrscht Chaos, Trainer Huub Stevens steht vor dem Aus. Diese Verunsicherung nutzen die Bremer gnadenlos aus und schießen sich mit einem 6:1-Sieg in das Viertelfinale des DFB-Pokals. Dabei erzielt Valerien Ismael sein erstes Pflichtspieltor für Werder Bremen. Die weiteren Treffer im mit 21.000 Zuschauern gefüllten Weserstadion besorgen Ivan Klasnic (2), Johan Micoud, Angelos Charisteas und Ailton. „Unglaublich, wie viele Tore wir in dieser Zeit geschossen haben und von welcher Qualität die waren“, schwärmt Trainer Thomas Schaaf rückblickend und fügt noch grinsend an: „Hertha war unser Lieblingsgegner in dieser Saison.“ In der Bundesliga hatte es schon einen 3:0-Sieg gegeben, in der Rückrunde sollte noch ein 4:0 folgen. (kni)

Weiter mit Teil 25 der Double-Serie:

20 Jahre Werder Bremen-Double: Ein Freistoß, zwei Meinungen

Traum-Freistoß oder schlecht gestellte Mauer? Gegentor im Nordderby gegen den HSV sorgt im Anschluss für große Diskussionen zwischen Werder Bremen-Trainer Thomas Schaaf und Torhüter Andreas Reinke.
Traum-Freistoß oder schlecht gestellte Mauer? Gegentor im Nordderby gegen den HSV sorgt im November 2003 für große Diskussionen bei Werder Bremen. © IMAGO / Sven Simon

29. November 2003: Nach vier Siegen am Stück reist Werder Bremen am 14. Spieltag selbstbewusst zum Nordderby beim Hamburger SV – und darf nach dem Führungstreffer von Fabian Ernst sogar von der Tabellenführung träumen. Doch Christian Rahn sorgt per Freistoß für den Ausgleich und große Diskussionen bei Werder. Während Keeper Andreas Reinke alle Schuld von sich weist („Der war einfach perfekt getreten. Dann passiert so etwas mal“), ärgert sich Trainer Thomas Schaaf („Die Mauer hat zu weit außen gestanden“). Aber der Frust ist schnell verflogen, denn der Coach schätzt seinen Keeper wirklich sehr. „Seine einfache, klare Art war schon bemerkenswert. Wo andere sich sechsfach gedreht haben, da ist er stehengeblieben und hat den Ball abgefangen. Show – das war nicht sein Ding“, erinnert sich Schaaf heute und fügt noch schmunzelnd an: „Vielleicht war er aber auch nur zu faul, um immer wieder aufzustehen und hat sich deshalb nicht hingeschmissen. Nein, nein, er hat gut trainiert, er war fit. Andi hatte einfach eine große Qualität. Und wenn die vor ihm nicht funktioniert haben, dann hat er denen ein paar Dinge erzählt.“ (kni)

Weiter mit Teil 24 der Double-Serie:

20 Jahre Werder Bremen-Double: Achtung! Hoeneß adelt Werder

Double-Saison 2003/04: Thomas Schaaf (links) und Werder Bremen begeistern die Bundesliga, Uli Hoeneß (rechts) vom FC Bayern schiebt den Grün-Weißen die Favoritenrolle zu - und setzt sie so unter Druck.
Double-Saison 2003/04: Thomas Schaaf (links) und Werder Bremen begeistern die Bundesliga, Uli Hoeneß (rechts) vom FC Bayern schiebt den Grün-Weißen die Favoritenrolle zu - und setzt sie so unter Druck. © IMAGO / Contrast , IMAGO / ActionPictures

22. November 2003: Nach dem Bremer 3:1-Sieg gegen den VfL Bochum meldet sich ein gewisser Uli Hoeneß zu Wort. „Werder spielt einen sagenhaften Fußball. In dieser Verfassung ist die Mannschaft für mich der größte Favorit auf die Meisterschaft“, sagt der Manager des FC Bayern München - und in Bremen schrillen die Alarmglocken. Denn ein Hoeneß äußert sich nicht einfach so, sondern hat dabei stets einen Hintergedanken. Es wird sofort vermutet, er wolle Werder Bremen schon mal die Favoritenrolle für das direkte Duell in zwei Wochen zuschieben. Denn die Tabelle sieht gerade einen ganz anderen Titelfavoriten: Nach 13 Spieltagen steht nämlich der VfB Stuttgart mit 33 Punkten ganz oben, gefolgt von Werder (31), Leverkusen (30) und Bayern (27).

„Mein Vorteil war doch, dass ich schon lange im Geschäft gewesen bin und diese Mechanismen kannte“, erinnert sich der damalige Werder Bremen-Coach Thomas Schaaf: „Da kommen immer mal Sprüche. Trotzdem muss man seinen Weg gehen, darf sich nicht beirren lassen. Aber man muss schon gucken: Wann reagiere ich darauf, wann nicht? Ich habe immer zur Mannschaft gesagt: Bevor die anderen es merken, müssen wir schon durch sein.“ Allerdings habe er in dieser Phase auch den großen Respekt der Konkurrenz gespürt: „Die Art und Weise, wie wir gespielt haben, hat die meisten schon sehr beschäftigt. Viele haben sich gefragt: Wie bekommst du dieses Mittelfeld in den Griff? Wie kannst du einen Micoud, einen Lisztes, einen Borowski, einen Ernst oder auch einen Baumann stoppen?“ (kni)

Weiter mit Teil 23 der Double-Serie:

20 Jahre Werder Bremen-Double: Der geniale Johan Micoud ist traurig

Werder Bremens Johan Micoud ist wegen der Nicht-Nominierung für die französische Nationalmannschaft 2003 traurig gewesen.
Werder Bremens Johan Micoud ist wegen der Nicht-Nominierung für die französische Nationalmannschaft 2003 traurig gewesen. © Imago Images/Garcia

28. Oktober 2003: Johan Micoud ist selbst baff. „Das war einer meiner schönsten Treffer“, schwärmt der Franzose über sein Tor zum 2:1 in der Verlängerung des DFB-Pokalspiels gegen den VfL Wolfsburg und beschreibt seinen genialen Geistesblitz: „Ich stand mit dem Rücken zum Torwart. Der Ball kam rund 20 Meter vor dem Tor zu auf mich zu. Ich lupfte ihn kurz hoch, drehte mich und zog volley ab.“ Die Kugel landete genau im Winkel. Ein Wahnsinnstor! Werder Bremen gewinnt am Ende mit 3:1 und zieht vor allerdings nur 15.080 Zuschauern im Weserstadion in die 3. Runde ein. Nach der Freude kommt bei Micoud der Frust. Er wird von Coach Jacques Santini erneut nicht für die französische Nationalmannschaft nominiert, das herbeigesehnte Comeback in der „Equipe Tricolore“ kann sich der 30-Jährige trotz seiner überragenden Leistungen im Club abschminken.

Micoud ist enttäuscht, dass ihn Santini nicht mal angerufen und die Situation erklärt hat. Dabei habe der ihm versprochen, sich sofort zu melden, wenn er wieder gut spiele. „,Joe‘ hatte in Frankreich einen großen Konkurrenten: Zinédine Zidane. Auch so ein Lenker und Denker. Wahnsinn, dass der französische Nationaltrainer auf die Qualität eines Micouds verzichten konnte“, erinnert sich der damalige Werder-Coach Thomas Schaaf und berichtet von den Besonderheiten seines Spielmachers: „,Joe‘ hatte immer seinen eigenen Kopf, seine eigene Idee vom Fußball. Es gab viele Diskussionen mit ihm, was den Fußball inhaltlich anging. Da habe ich ihm oft gesagt: ,Ja, das habe ich auch im Kopf, aber wir brauchen die Geduld dafür, das aufzubauen. Wir müssen den einzelnen Spielern auch die Zeit dafür geben.‘ ,Joe‘ wollte einfach jedes Spiel gewinnen – auch im Training. Ich musste mal ein Training unterbrechen, weil ,Joe‘ einen umgeflext hatte, weil er wegen fehlender Trainingsqualität sauer war. Darauf hat er immer geachtet und das war so wichtig für uns. Denn wie du trainierst, so spielst du auch.“ (kni)

Weiter mit Teil 22 der Double-Serie:

20 Jahre Werder Bremen-Double: Ailton vergoldet Thomas Schaafs Jubiläum

Ailton (li.) und Krisztián Lisztes
 bejubeln einen der Treffer bei Werders 4:2-Auswärtserfolg in Freiburg und schenken Thomas Schaaf (re.) damit einen Sieg zum Jubiläum.
Ailton (li.) und Krisztián Lisztes bejubeln einen der Treffer bei Werders 4:2-Auswärtserfolg in Freiburg und schenken Thomas Schaaf (re.) damit einen Sieg zum Jubiläum. © Imago/Heuberger/Sven Simon

25. Oktober 2003: Einer steht an diesem Nachmittag ganz besonders im Fokus: Thomas Schaaf. Er bestreitet in Freiburg sein 150. Bundesligaspiel als Chefcoach des SV Werder Bremen. „Die Zahl an sich ist nicht entscheidend, sie steht aber für eine Zeit. Denn 150 Spiele bedeuten schon mal vier Jahre Bundesliga“, erinnert sich Schaaf und betont: „In der Zeit ist etwas passiert. Man darf das ja nicht machen, weil man vier Jahre lang schlecht gearbeitet hat oder schlecht gespielt worden ist. Es war ein Weg. Und es war auch unser Plan, kontinuierlich etwas aufzubauen.“ Wie gut das inzwischen funktioniert, ist auch in Freiburg zu sehen. Zwei Mal Ailton und ein Mal Johan Micoud sorgen mit ihren Toren schon vor der Pause für klare Verhältnisse. Nach dem Wechsel trifft auch noch Ivan Klasnic. Durch den 4:2-Sieg springt Werder am zehnten Spieltag auf Rang drei der Tabelle – drei Punkte hinter Leverkusen und zwei hinter Stuttgart. (kni)

Weiter mit Teil 21 der Double-Serie:

20 Jahre Werder Bremen-Double: Bei Ismael läuft es anders als bei Ailton und Krstajic – und die Werder-Fans jubeln

Leihspieler Valerien Ismael (oben) hat seinen Vertrag beim SV Werder Bremen verlängert und wird damit fester Bestandteil des Clubs. Das freut auch Landsmann Johan Micoud.
Leihspieler Valerien Ismael (oben) hat seinen Vertrag beim SV Werder Bremen verlängert und wird damit fester Bestandteil des Clubs. Das freut auch Landsmann Johan Micoud. © IMAGO / pmk

24. Oktober 2003: Dem Doppel-Schock von Mladen Krstajic und Ailton und deren angekündigten Sommer-Wechseln zum FC Schalke 04 begegnen die Verantwortlichen des SV Werder Bremen mit einer rasanten Entscheidung: Abwehrspieler Valerien Ismael wird schon jetzt fest verpflichtet. Der Franzose war bislang nur ausgeliehen von Racing Straßburg, die Bremer besaßen zum Saisonende aber eine Kaufoption für eine Ablösesumme von 600.000 Euro. So lange wollte Werder-Sportchef Klaus Allofs allerdings nicht mehr warten. Zum einen, weil er damit die Ablöse etwas drücken konnte, zum anderen, weil er damit Ismael eine wichtige Wertschätzung erbringen wollte. Deshalb wurde der Vertrag auch nicht nur wie zuvor vereinbart bis 2006 verlängert, sondern gleich bis 2007.

„,Valle‘ hat hier eine tolle Saison gespielt und war ein ganz wichtiger Spieler für uns“, erinnert sich Trainer Thomas Schaaf an den Innenverteidiger und gerät regelrecht ins Schwärmen: „Er hat sich sofort voll eingebracht und sich total mit dem Verein und der Stadt identifiziert. Das hat er sehr gut rübergebracht, die Leute mochten ihn sehr schnell.“ Nach nur wenigen Monaten gehörte Valerien Ismael zu den Publikumslieblingen und Leistungsträgern. Mitunter wirkte der damals 28-Jährige aber auch etwas verbissen. „Er war schon sehr kritisch mit sich selbst, aber er hatte eben auch eine sehr gute Selbsteinschätzung“, berichtet Schaaf und fügt noch an: „,Valle‘ war hier sehr, sehr glücklich.“ Deswegen war für ihn ein Wechsel auch kein Thema – anders als bei Ailton und Krstajic. (kni)

Weiter mit Teil 20 der Double-Serie:

20 Jahre Werder Bremen-Double: Der nächste Schock - auch Ailton geht weg

Erst Mladen Krstajic, jetzt Ailton (re.): Der FC Schalke 04 verkündet im Oktober 2003 binnen 24 Stunden die ablösefreie Verpflichtung von gleich zwei Spielern des SV Werder Bremen.
Erst Mladen Krstajic, jetzt Ailton (re.): Der FC Schalke 04 verkündet im Oktober 2003 binnen 24 Stunden die ablösefreie Verpflichtung von gleich zwei Spielern des SV Werder Bremen. © IMAGO / Wienold

7. Oktober 2003: Ja ist denn heute der 1. April? Unglaublich, denn nur einen Tag, nachdem Mladen Krstajic seinen Wechsel im Sommer zum FC Schalke 04 bekanntgeben hat, schockt auch Ailton die Werder-Welt. Den Brasilianer zieht es nach der Saison ebenfalls aus finanziellen Gründen zu den Knappen. Schalke-Manager Rudi Assauer freut sich diebisch über seinen zweiten ablösefreien Coup binnen 24 Stunden, während sein ehemaliger Club, bei dem er einst als Manager gearbeitet hat, wie gelähmt wirkt. Vor allem Werder Bremens Präsident Dr. Franz-Josef Böhmert ist schwer getroffen. Ihn verbindet eine enge Freundschaft mit Assauer, der offenbar Insider-Informationen für die Wechsel genutzt hat, aber zuvor Böhmert informiert haben will. „Du hattest immer das Gefühl, Rudi weiß einfach besser in Bremen Bescheid. Da war man erst auch sauer drüber“, erinnert sich Trainer Thomas Schaaf: „In dem Moment denkst du erst mal, das bringt alles durcheinander, wie konzentriert sind Ailton und Mladen jetzt noch?“

Thomas Schaafs Taktik: „Wir haben sie in die Pflicht genommen und ihnen gesagt: ,Ihr steht jetzt umso mehr im Fokus! Wenn ihr nicht funktioniert, das müsst ihr wissen, das ist jetzt ganz einfach, dann seid ihr raus.‘ Es galt nicht mehr: Ailton muss spielen, sondern Ailton muss nur spielen, wenn er gut spielt. Wir haben da aber auch nichts gesucht. Wir konnten schon sehr gut beurteilen, ob sie wollen oder mit den Gedanken woanders sind.“ Und nachträglich urteilt der Coach des SV Werder Bremen: „Sie haben nicht geschwächelt. Und für mich war das eine große Lehre: Auch wenn du den größten Erfolg hast, musst du trotzdem Dinge verändern. Es ist nicht schlimm, wenn jemand geht. Es gibt dir die Möglichkeit, etwas Neues zu gestalten.“ (kni)

Weiter mit Teil 19 der Double-Serie:

20 Jahre Werder-Double: „Tor-nado“ in Bremen – und eine schlechte Nachricht von Mladen Krstajic

Mladen Krstajic verkündete am Tag nach dem fulminanten 5:3-Heimsieg des SV Werder Bremen gegen den VfL Wolfsburg seinen ablösefreien Wechsel zum FC Schalke 04.
Mladen Krstajic verkündete am Tag nach dem fulminanten 5:3-Heimsieg des SV Werder Bremen gegen den VfL Wolfsburg seinen ablösefreien Wechsel zum FC Schalke 04. © IMAGO / Claus Bergmann

6. Oktober 2003: Die Medien überschlagen sich vor Begeisterung. „Per ,Tor-nado‘ an die Spitze“ titelt zum Beispiel die Kreiszeitung nach dem fulminanten 5:3-Heimsieg des SV Werder Bremen gegen den VfL Wolfsburg und dem Sprung an die Tabellenspitze. Ailton mit einem Doppelpack, Paul Stalteri, Johan Micoud und Ivan Klasnic sorgen mit ihren Treffern für ein Spektakel und überdecken dabei auch die Defensivprobleme der Gastgeber.

„So lange wir ein Tor mehr schießen als der Gegner, war das für mich okay, das war unser Stil. Wir wollten offensiven Kombinationsfußball spielen, aber erfolgsorientiert. Schönspielerei nutzt mir nichts. Ich will gewinnen. In der Saison konnten wir das super realisieren“, erinnert sich Thomas Schaaf. Die Freude über diesen tollen achten Spieltag ist aber schnell verflogen, denn Mladen Krstajic verkündet einen Tag danach seinen ablösefreien Wechsel zum FC Schalke 04 am Saisonende. Ein Schock! Wochenlang war verhandelt worden, Werder Bremen wähnte sich schon am Ziel, doch Schalke ließ nicht locker und lockte den Innenverteidiger mit einem bestens dotierten Vierjahres-Vertrag ins Ruhrgebiet.

„Als erstes habe ich gedacht: Wie kann das nur sein? Du bist auf dem Weg, du hast die Chance, etwas zu erreichen. Was bedeutet das nur für diese Saison?“, erzählt Thomas Schaaf, der keine 24 Stunden später die nächste schlechte Nachricht bekommen sollte. . . (kni)

Weiter mit Teil 18 der Double-Serie:

20 Jahre Werder Bremen-Double: Unglaublich - Kölner Fans feiern den SVW

Die Werder Bremen-Profis bejubeln den Treffer von Paul Stalteri gegen den 1. FC Köln.
Die Werder Bremen-Profis bejubeln den Treffer von Paul Stalteri gegen den 1. FC Köln. © Imago/Team 2

27. September 2003: Der SV Werder Bremen reist zum 1. FC Köln – und dem Aufsteiger geht es nach sechs Spieltagen mit nur drei Punkten auf dem Konto gar nicht gut. Gegen die Grün-Weißen bekommen die Gastgeber kein Bein auf die Erde, die FC-Fans feiern trotzdem – und zwar den SV Werder. Kaum zu glauben, aber es gibt immer wieder Standing Ovations im mit 33.000 Zuschauern besetzten RheinEnergie-Stadion, weil die Gäste aus dem Norden einen beeindruckenden Zauberfußball bieten. Werders Spielmacher Johan Micoud ist in Weltklasseform, trifft sogar per Kopf. Die weiteren Tore zum hochverdienten 4:1-Sieg erzielen Ivan Klasnic, Paul Stalteri und Angelos Charisteas. Der ebenfalls überragende Fabian Ernst hat gleich drei der vier Treffer perfekt vorbereitet.

Durch die vielen Tore überholt Werder Bremen den punktgleichen Tabellenzweiten Bayer Leverkusen (16 Zähler), mit einem Punkt mehr führt der VfB Stuttgart die Tabelle weiterhin an. „Wir haben in der Saison auswärts unglaublich viel Respekt bekommen, weil wir einige Spiele wirklich deutlich für uns entschieden haben – gar nicht so sehr vom Ergebnis her, sondern von der Leistung her, mit den vielen Chancen bei unserem schnellen Offensivspiel“, erinnert sich Werders-Trainerlegende Thomas Schaaf. (kni)

Weiter mit Teil 17 der Double-Serie:

20 Jahre Werder-Double: Die Premiere der grauen Kapuzenjacke - „Die hat mir am besten gefallen und war total bequem“

23. September 2003: Thomas Schaaf präsentiert als Trainer des SV Werder Bremen erstmals seine Kult-Kapuzenjacke.
23. September 2003: Thomas Schaaf präsentiert als Trainer des SV Werder Bremen erstmals seine Kult-Kapuzenjacke. © IMAGO / Höhne

23. September 2003: Es ist nur ein Testspiel – und doch ein ganz besonderer Moment: Denn für die Partie beim Oberligisten SC Weyhe hat sich Trainer Thomas Schaaf ein neues Outfit zugelegt, was später Kultstatus erlangen soll. „Ich habe unseren Zeugwart Uwe Behrens gebeten, mir mal ein paar neue Sachen zu besorgen, die unser Ausrüster Kappa für diese Saison zur Verfügung gestellt hat“, erinnert sich der Coach. Er entscheidet sich für eine graue Kapuzenjacke. „Die hat mir am besten gefallen und war total bequem.“ Vorne drauf prangt in großen Buchstaben „WERDER“. Im Shop ist das gute Stück für 55 Euro zu haben und schon ziemlich bald ausverkauft. Denn Schaafs Kapuzenjacke wird zum Glücksbringer. Die Premiere hätte auch nicht besser sein können. In Weyhe gewinnt der SV Werder Bremen mit 7:1, Nelson Valdez schnürt dabei einen Fünferpack. (kni)

Weiter mit Teil 16 der Double-Serie:

20 Jahre Werder Bremen-Double - Teil 16 der Serie: Reinke im Glück, Micoud einfach genial

Johan Micoud spielte bei Werder Bremens 2:1-Erfolg gegen 1860 München am 20. September 2003 mit einer angebrochenen Rippe - und erzielte das Siegtor.
Johan Micoud spielte bei Werder Bremens 2:1-Erfolg gegen 1860 München am 20. September 2003 mit einer angebrochenen Rippe - und erzielte das Siegtor. © Imago/Garcia

20. September 2003: „Le Chef“ ist zurück, Johan Micoud spielt trotz angebrochener Rippe und wird zum Matchwinner. Nach einem Super-Solo erzielt er den 2:1-Siegtreffer gegen den TSV 1860 München. „Jo hatte große Schmerzen, aber das war ihm egal“, erinnert sich Thomas Schaaf. Der Werder-Coach hatte ein ganz fürchterliches Spiel gesehen. Die Treffer von Ailton (48./Foulelfmeter) und Markus Schroth (57.) zum zwischenzeitlichen 1:1 konnten die 31.233 Zuschauer nicht über die schlechte Leistung beider Mannschaft hinwegtrösten. Dann patzte Werder-Keeper Andreas Reinke. Er ließ den Ball einfach wieder fallen, doch Schroth schoss am Tor vorbei. Micouds Geniestreich sorgte letztlich für drei glückliche Werder-Punkte gegen den Angstgegner und den Sprung auf Platz drei der Tabelle. (kni)

Weiter mit Teil 15 der Serie:

20 Jahre Werder Bremen-Double - Teil 16 der Serie: „Ein unglaubliches, ein unfassbares Tor!“

Andreas Reinke (li.) versucht den gefrusteten Valerien Ismael nach seinem Eigentor im Spiel des SV Werder Bremen gegen Borussia Dortmund zu trösten.
Andreas Reinke (li.) versucht den enttäuschten Valerien Ismael nach seinem Eigentor im Spiel des SV Werder Bremen gegen Borussia Dortmund zu trösten. © Imago Images/Contrast

13. September 2003: Spitzenspiel im Westfalenstadion! Über 80.000 Zuschauer sehen das Gastspiel von Spitzenreiter SV Werder Bremen beim Tabellenfünften Borussia Dortmund. Die Führung von Ewerthon (17.) gleicht Bremens Krisztian Lisztes kurz vor der Pause aus. Und dann das! „Einer köpft den anderen an – und dann geht der Ball rein. Ein unglaubliches, ein unfassbares Tor!“, erinnert sich Werder-Coach Thomas Schaaf. Es ist ein Treffer, der in keiner Pannenshow zur Fußball-Bundesliga mehr fehlen wird. Ewerthon taucht frei vor Andreas Reinke auf, doch der Werder-Keeper lenkt den strammen Schuss noch an die Latte. Den Abpraller will Frank Baumann wegköpfen, doch der Werder-Kapitän trifft den Schädel seines Teamkollegen Valerien Ismael – und von dort aus landet die Kugel im Tor. Es ist eines der kuriosesten Eigentore der Bundesliga-Geschichte. Ismael steht unter Schock: „So etwas ist mir noch nie passiert.“ Werder verliert nicht nur die Partie mit 1:2, sondern durch die erste Niederlage in dieser Saison auch die Tabellenführung. Leverkusen, Stuttgart und Dortmund ziehen vorbei. (kni)

Weiter mit Teil 14:

20 Jahre Werder Bremen-Double - Teil 14 der Serie: Johan Micouds Rippenbruch

Johan Micoud hat sich im Testspiel des SV Werder Bremen gegen den FC Groningen im September 2003 die Rippe gebrochen.
Johan Micoud hat sich im Testspiel des SV Werder Bremen gegen den FC Groningen im September 2003 die Rippe gebrochen. © Imago Images/Contrast

6. September 2003: Länderspielpause – und Werder Bremen testet in Bad Bederkesa gegen den FC Groningen. Dort gibt es ordentlich auf die Socken und bei Johan Micoud auf die Rippen. Wie es genau passiert ist, kann hinterher niemand mehr sagen. Aber der Spielmacher muss schon nach 20 Minuten vom Platz. „Das war total ärgerlich. Du wusstest erst nicht, wie lange er ausfällt, und denkst einfach nur: Furchtbar! Und dann überlegst du sofort: Wie bekommst du ihn hin bis zum nächsten Spiel“, erinnert sich Trainer Thomas Schaaf. Ex-Mannschaftsarzt Dr. Karl Meschede, der an diesem Tag Dr. Götz Dimanski vertritt, diagnostiziert in der Kabine eine schwere Rippenprellung. Schließlich ist es sogar ein Rippenbruch. „Wir haben ihm dann so einen Panzer, also einen Protektor, besorgt. Aber mit dem konnte er beim Training nicht richtig atmen“, berichtet Schaaf. Der 2:0-Sieg gegen die Niederländer ist schnell vergessen, Micouds Verletzung bleibt dagegen aktuell. (kni)

Weiter mit der Teil 13:

20 Jahre Werder Bremen-Double - Teil 13 der Serie: Ganz souverän im Berliner Werder-Land

Johan Micoud und der SV Werder Bremen haben sich in der ersten DFB-Pokal-Runde 2003/2004 souverän gegen den Ludwigsfelder FC durchgesetzt.
Johan Micoud und der SV Werder Bremen haben sich in der ersten DFB-Pokal-Runde 2003/2004 souverän gegen den Ludwigsfelder FC durchgesetzt. © Imago Images/Bernd König

30. August 2003: Vor dem Start in den DFB-Pokal denkt Grün-Weiß natürlich an Pasching. Beim Verbandsligisten Ludwigsfelder FC möchte Werder Bremen nicht noch so eine Schmach wie im UI-Cup erleben. Deshalb lässt der Tabellenführer der Bundesliga im Berliner Umland von Beginn an keine Zweifel daran aufkommen, wer in die nächste Runde einziehen wird. Tim Borowski besorgt schon nach acht Minuten das 1:0 und lässt eine Viertelstunde später das 2:0 folgen. Ailton erhöht noch vor der Pause per Elfmeter auf 3:0. In Halbzeit zwei bescheren Ailton (49./55.), Ivan Klasnic (64./88.), Ivica Banovic (72.) und Borowski (80.) Werder mit ihren Toren fast einen zweistelligen Sieg. „Ganz souveräner Auftritt, sehr engagiert, klare Sache“, erinnert sich Werder-Coach Thomas Schaaf – und nicht nur daran: „Da waren unglaublich viele Fans von uns. Rund um Berlin ist eben auch Werder-Land.“ Das liegt wohl auch daran, weil Werder so oft im Pokalfinale in Berlin stand und die Region oft für Testspiele besuchte. Am Rande des Pokalspiels erklärt Sportchef Klaus Allofs Spielmacher Johan Micoud für unverkäuflich, der Franzose soll seinen bis 2005 laufenden Vertrag möglichst bald verlängern. (kni)

Weiter mit Teil 12:

20 Jahre Werder Bremen-Double - Teil 12 der Serie: Endlich ganz oben – und Valdez „überlebt“ die Flex…

Nelson Valdez erzielte im August 2003 sein erstes Bundesliga-Tor für Werder Bremen gegen den FC Schalke 04.
Nelson Valdez erzielte im August 2003 sein erstes Bundesliga-Tor für Werder Bremen gegen den FC Schalke 04. © IMAGO / Team 2

24. August 2003: Was für ein Tag! Tim Borowski feiert seine Auferstehung, Nelson Valdez schießt sein erstes Bundesliga-Tor – und die Fans singen schon von der Meisterschaft, denn nach dem 4:1-Heimsieg gegen den FC Schalke 04 übernimmt Werder Bremen am 4. Spieltag zum ersten Mal in dieser Saison die Tabellenführung. „Als Fan darf ich alles, aber ich fand es trotzdem nicht den besten Gedanken, so etwas schon nach dem vierten Spieltag kundzutun“, erinnert sich Trainer Thomas Schaaf: „Wir mussten vernünftig damit umgehen. Aber Fakt war: Wir haben gemerkt, dass wir wirklich oben dabei sein können.“

Werder spielt wie aus einem Guss. Angelos Charisteas sorgt für die frühe Führung, Tim Borowski legt umgehend das 2:0 nach. Der große Mittelfeldspieler, der wenige Tage zuvor noch eine Ausleihe befürchtet hatte, ist endlich angekommen in dieser Saison. Ailton markiert noch vor der Pause das 3:0, ehe Nelson Valdez seinen großen Auftritt hat. Dem erst 19-jährigen Paraguayer gelingt sein erstes Bundesliga-Tor. Werder-Boss Jürgen Born hatte den Stürmer während einer Dienstreise in Südamerika entdeckt und ihn 2001 mit nach Bremen gebracht. „Sein erstes Spiel hier hatte Nelson mit der A-Jugend in Pusdorf. Da bin ich hingefahren und habe nur gedacht: Was für ein spannender Junge! Der marschiert, der tut, der macht. Er hatte eine sehr gute Technik und ein tolles Kopfballspiel, der kam ja gar nicht mehr runter“, schwärmt Schaaf und lacht. 

Bei den Profis habe es Nelson Valdez dann aber wahrlich nicht leicht gehabt. Ailton und Ivan Klasnic waren vorne gesetzt. Angelos Charisteas, Markus Daun und Marco Reich wollten auch spielen. Doch Valdez kämpfte um seine Chance, was Schaaf ziemlich beeindruckte: „Nelson durfte im Training immer gegen Mladen Krstajic und Valerien Ismael spielen. Die haben den ohne Ende weggeflext – und Nelson hat sich nicht einmal beschwert. Er ist immer wieder aufgestanden. Dadurch hat er sich viel Respekt geholt bei den Kollegen.“ (kni)

Weiter mit Teil 11:

20 Jahre Werder Bremen-Double - Teil 11 der Serie: Ausleihe? Tim Borowski verärgert

Tim Borowski reagiert im Sommer 2003 verärgert, als er aus der Presse erfuhr, dass Werder Bremens Sportchef Klaus Allofs ihn angeblich verleihen will.
Tim Borowski reagiert im Sommer 2003 verärgert, als er aus der Presse erfuhr, dass Werder Bremens Sportchef Klaus Allofs ihn angeblich verleihen will. © Imago/pmk

20. August 2003: Plötzlich gibt es Unruhe beim SV Werder Bremen: Klaus Allofs kündigt an, dass der Kader bis Ende August noch verkleinert werden soll. Der Sportchef will noch den einen oder anderen Spieler verleihen. Namen nennt er nicht, aber die Kandidaten sind schnell ausgemacht: Tim Borowski, Simon Rolfes, Christian Lenze und Holger Wehlage. Und mindestens einer davon ist richtig sauer., „Bevor er an die Presse weitergibt, dass vielleicht noch Spieler ausgeliehen werden, sollte er erst einmal mit den Kandidaten darüber sprechen“, schimpft Borowski im Gespräch mit der „Kreiszeitung“ und schließt selbst einen Wechsel nicht aus: „Ich will spielen. Hier in Bremen bekomme ich keine Spielpraxis.“ Der Ärger soll aber schon bald verrauchen. Allofs stellt umgehend klar, dass er Borowski gar nicht gemeint habe. „Damals wurde schnell mal was geschrieben“, erinnert sich Thomas Schaaf und fügt noch schmunzelnd an: „Aber so dramatisch war das meistens gar nicht.“ (kni)

Weiter mit Teil 10:

20 Jahre Werder Bremen-Double - Teil 10 der Serie: Ausgerechnet Andreas Reinke zähmt den Betzenberg

20 Jahre Werder-Double: Keeper Andreas Reinke rette dem SV Werder Bremen im Auswärtsspiel bei seinem Ex-Club 1. FC Kaiserslautern einen 1:0-Sieg.
20 Jahre Werder-Double: Keeper Andreas Reinke rette dem SV Werder Bremen im Auswärtsspiel bei seinem Ex-Club 1. FC Kaiserslautern einen 1:0-Sieg. © IMAGO / Baering

14. August, 2003: Drittes Spiel, zweiter Sieg – und das schon wieder auswärts. Werder Bremen macht mit dem 1:0-Erfolg beim 1. FC Kaiserslautern den sehr guten Start perfekt, belegt mit sieben Zählern Rang vier in der Tabelle. Die Schmach von Pasching ist abgehakt. „Wir hatten die Qualität, die Spiele gut anzugehen und erfolgreich zu sein. Da war es uns auch egal, ob wir zu Hause oder auswärts angetreten sind“, erinnert sich Trainer Thomas Schaaf. Auf dem berühmt-berüchtigten Betzenberg liefern die Grün-Weißen zwar keine Glanzleistung ab, ein Tor von Johan Micoud nach gut einer Stunde reicht aber. Der Spielmacher war bis dahin kaum in Erscheinung getreten. Im Gegensatz zu Andreas Reinke. Der ist an seiner ehemaligen Wirkungsstätte der überragende Mann und wird von den Werder-Fans mit „Reinke, Reinke“-Sprechchören gefeiert. Eine besondere Genugtuung für den 34-Jährigen, der mit Kaiserslautern einst völlig überraschend die Meisterschaft geholt hatte, dann aber gehen musste. (kni)

Weiter mit Teil 9:

20 Jahre Werder Bremen-Double - Teil 9 der Serie: Sehr stürmisch, aber nicht wunderbar

20 Jahre Werder-Double: Ailton (oben) und der SV Werder Bremen schieden nach einem 1:1 im Rückspiel des UI-Cup-Halbfinals gegen den FC Superfund Pasching aus.
20 Jahre Werder-Double: Ailton (oben) und der SV Werder Bremen schieden nach einem 1:1 im Rückspiel des UI-Cup-Halbfinals gegen den FC Superfund Pasching aus. © Imago/Ulmer

6. August 2003: Ailton glaubt nach der 0:4-Klatsche im Hinspiel natürlich an das Wunder gegen den FC Superfund Pasching. „Wir machen vier Tore: Zwei vor der Pause, zwei nach der Pause“, tönt der Brasilianer vor dem Rückspiel im UI-Cup-Halbfinale. Und siehe da: Angelos Charisteas bringt Werder Bremen nach einer halben Stunde in Führung. „Ich glaube, ich habe nur Stürmer aufgestellt. Alles, was nach vorne kicken konnte, war dabei“, erinnert sich Trainer Thomas Schaaf. Neben Charisteas und Ailton spielt auch Marco Reich ganz vorne. Die anderen Bremer hält es ebenfalls kaum hinten. Doch das Paschinger Bollwerk lässt nichts mehr durch, kurz vor Schluss gelingt den Österreichern sogar der Ausgleich. Die 15.000 Zuschauer im Wohninvest Weserstadion tragen es mit Fassung, denn immerhin hat sich der haushohe Favorit ganz anders präsentiert als beim desaströsen Hinspiel. „Wir haben alles versucht, aber es hat nichts mehr gebracht“, sagt Schaaf und seufzt: „Wunder gibt es eben nicht auf Bestellung.“ (kni)

Weiter mit Teil 8:

20 Jahre Werder Bremen-Double - Teil 8 der Serie: Nach der Schmach wird es historisch

20 Jahre Werder-Double: Ailton (am Ball) traf beim 3:0-Sieg des SV Werder Bremen bei Hertha BSC doppelt.
20 Jahre Werder-Double: Ailton (am Ball) traf beim 3:0-Sieg des SV Werder Bremen bei Hertha BSC doppelt. © IMAGO / Contrast

2. August 2003: Bundesliga-Auftakt, Werder Bremen reist zum Gastspiel bei Hertha BSC. Und das nur wenige Tage nach der Schmach von Pasching, also diesem 0:4-Debakel im UI-Cup-Halbfinale, mit ganz viel Frust und Wut. „Jeder bei uns wusste: So ein Ding kannst du dir nicht noch einmal erlauben, da musst du ein anderes Bild zeigen“, erinnert sich Trainer Thomas Schaaf. Und siehe da, die Mannschaft gibt Vollgas, keine Spur von der lähmenden Lethargie in Österreich. Ailton (18./65.) und Johan Micoud (21.) schießen mit ihren Toren einen souveränen 3:0-Sieg heraus und schreiben dabei Geschichte: Erstmals seit dem 1. August 1987 gewinnen die Bremer zum Bundesliga-Auftakt mal wieder ein Auswärtsspiel.

Sehr zur Freude von Thomas Schaaf: „Wir hatten in der Vorbereitung ja auch gut gearbeitet, wir waren fit. Wir wussten doch, dass wir Fußball spielen können, dass wir eine Qualität haben. Das konnten wir in Berlin in einer tollen Art und Weise zeigen.“ Das galt ganz besonders auch für Ailton, der nach seinem Doppelpack tönt: „Ich bin wieder da! Ailton – das ist Bundesliga.“ Micoud träumt derweil schon von „einem Wunder“ im Rückspiel gegen Pasching – und einer darf sich ganz besonders freuen: Andreas Reinke gewinnt den Zweikampf im Tor mit Pascal Borel und ist Werder Bremens neue Nummer eins. (kni)

Weiter mit Teil 7:

20 Jahre Werder Bremen-Double - Teil 7 der Serie: Die Schmach von Pasching

Große Enttäuschung bei den Profis des SV Werder Bremen nach der 0:4-Blamage im UI-Cup-Halbfinale beim FC Superfund Pasching.
Große Enttäuschung bei den Profis des SV Werder Bremen nach der 0:4-Blamage im UI-Cup-Halbfinale beim FC Superfund Pasching. © IMAGO / Ulmer

30. Juli 2003: Der SV Werder Bremen fährt als haushoher Favorit zum Halbfinale im UI-Cup. Über den Gegner wird geschmunzelt, heißt er doch FC Superfund Pasching. Der Vereinsname des Tabellenletzten in Österreich ist an die Investmentgruppe Quadriga und deren Fondsprodukt Superfund verkauft worden. In der Linzer Vorstadt vergeht den Bremern aber schnell das Lachen. „Wir waren viel zu früh am Stadion, es war tierisch heiß. Es war eine lähmende Atmosphäre, weil nichts los war. An diesem heißen Tag wollte doch niemand ins Stadion“, erinnert sich Trainer Thomas Schaaf und seufzt: „Die Kabine war auch Mist. Es war viel zu eng da unten drin und auch dort unglaublich warm. Da sind wir total lethargisch geworden.“ Nichts läuft zusammen, nach vorne geht gar nichts – und dann trifft Michael Horvath zum 1:0 für die Gastgeber (36.). Der völlig indisponierte Valerien Ismael verursacht kurz darauf einen Elfmeter, den Eduard „Edi“ Glieder zum 2:0 nutzt (40.). Nur drei Minuten später langt der bereits 34-Jährige erneut zu – 3:0.
 
 „Wir haben uns nicht gewehrt“, schimpft Thomas Schaaf: „Ich habe meiner Mannschaft immer gesagt: ,Ich verteidige euch bis zum Geht-nicht-mehr, wenn ihr alles gegeben habt.‘ Aber das war gar nichts!“ Schlimmer noch: Angelos Charisteas vergibt per Strafstoß die große Chance zur Ergebniskorrektur und damit zur besseren Ausgangslage für das Rückspiel gegen den FC Superfund Pasching (73.). Stattdessen schraubt Michael Baur das Resultat kurz vor Schluss noch auf 4:0. „Eine Schmach“, stöhnt Schaaf. „Das war eine mega Enttäuschung. Wir waren wütend! Wir wollten doch unbedingt international dabei sein. Das haben wir dort schon hergeschenkt.“ Sportchef Klaus Allofs ist richtig sauer, kündigt sofort finanzielle Konsequenzen für das Team an. Die Punktprämien für die Bundesliga werden gestrichen – immerhin 1000 Euro pro Zähler hätte jeder Spieler des SV Werder Bremen eigentlich bekommen. (kni)

Weiter mit Teil 6:

20 Jahre Werder Bremen-Double - Teil 6 der Serie: Johan Micoud macht das Fan-Fest perfekt

Johan Micoud hat den SV Werder Bremen am „Tag der Fans“ zum Sieg gegen den OSC Nizza geschossen.
Johan Micoud hat den SV Werder Bremen am „Tag der Fans“ zum Sieg gegen den OSC Nizza geschossen. © Imago Images/Schumann

26. Juli 2003: Am „Tag der Fans“ ist die Stimmung beim SV Werder Bremen rund um das Weserstadion natürlich bestens. Tausende vergnügen sich am Osterdeich - und dann sorgt Johan Micoud für die ganz große Begeisterung. Im Rückspiel des Drittrunden-Duells im UI-Cup gegen OGC Nizza erzielt der Franzose in der 75. Minute das erlösende 1:0. Das Hinspiel war 0:0 ausgegangen. Nun hoffen 24300 Zuschauer im Weserstadion, dass Werder den knappen Vorsprung über die Zeit bringt und dadurch ins Halbfinale einzieht. Abpfiff, grün-weißer Jubel, die Werder-Welt ist in bester Ordnung. Der Spagat zwischen Vorbereitung und UI-Cup, mit dem großen Ziel, sich für den UEFA-Cup zu qualifizieren, gelingt gut. „Wir waren insgesamt auf einem sehr guten Weg“, erinnert sich Trainer Thomas Schaaf: „Wir haben gut gearbeitet, die Ergebnisse passten, alles war okay.“ Und weil der nächste Gegner im UI-Cup FC Superfund Pasching heißt, träumen viele Bremer insgeheim schon vom Finale – einige vielleicht ein bisschen zu sehr… (kni)

Weiter mit Teil 5:

20 Jahre Werder Bremen-Double - Teil 5 der Serie: Ailton droht mit Abschied

24. Juli 2003: Ailton ist unzufrieden und droht dem SV Werder Bremen mit Abschied.
24. Juli 2003: Ailton ist unzufrieden und droht dem SV Werder Bremen mit Abschied. © IMAGO / WEREK

24. Juli 2003: Die Vorbereitung läuft gut, nur einer ist unzufrieden: Ailton. Weil ihm Sportchef Klaus Allofs kein Angebot für eine vorzeitige Vertragsverlängerung anbietet, schmollt der Stürmer. „Dann bin ich weg“, droht der Brasilianer sogar mit Abschied. Passend dazu taucht das Gerücht auf, Olympiakos Piräus wolle Ailton verpflichten und natürlich mit einem langfristigen Kontrakt ausstatten. „Wenn was gut funktioniert, hast du immer Leute, die dann das große Geschäft wittern und den Markt in Bewegung bringen“, sagt Thomas Schaaf, der solche Momente als Trainer zu genüge erlebt hat: „Die tägliche Arbeit hat es nicht gestört. Aber solche Themen können außerhalb schon für Ablenkung sorgen – und dann auch mal nerven.“

Bei Ailton gehört eine gewisse Unruhe aber zum Gesamtpaket. Da brauchen die Verantwortlichen auch im Sommer 2003 ein dickes Fell – und speziell Klaus Allofs jede Menge Verhandlungsgeschick. „Es gab immer wieder diese Diskussionen. Was kann man den Spielern anbieten, wozu ist der Verein in der Lage? Klaus hat immer versucht, alles auszureizen, wenn wir einen Spieler unbedingt halten wollten. Aber wir durften auch nicht darüber gehen“, erinnert sich Schaaf. Bei Ailton wartet Werder Bremen erstmal ab – und am Ende bleibt er (noch)… (kni)

Weiter mit Teil 4:

20 Jahre Werder Bremen-Double - Teil 4 der Serie: Orange und eng – „Was für ein Aufschrei!“

Mladen Kristajic (li.), Valerien Ismael (ze.) und Johan Micoud im Papageien-Trikot des SV Werder Bremen.
Mladen Kristajic (li.), Valerien Ismael (ze.) und Johan Micoud im Papageien-Trikot des SV Werder Bremen. © Imago Images/Garcia

15. Juli 2003: Die Werder-Fans in Verden reiben sich verwundert die Augen, denn ihre Grün-Weißen tragen im Testspiel gegen ZSKA Sofia ziemlich viel Orange. „Was für ein Aufschrei“, erinnert sich der damalige Trainer Schaaf. Das neue Outfit bekommt schnell den Spitznamen Papageien-Trikot. Die eingefleischten Fans des SV Werder Bremen sind wenig begeistert, andere wiederum finden es cool, wie auch Thomas Schaaf: „Orange hatte nicht jeder, grün war ja auch dabei. Mir gefiel es.“ Trotzdem ist auch Schaaf etwas irritiert: „Ich habe nur gedacht: Oh, da musst du schon fit sein, wenn du da reinpassen willst. Das Trikot war nämlich verdammt eng.“

Für die Fans gibt es deshalb extra eine etwas luftigere Version – und die verkauft sich so gut wie kein Trikot zuvor. Klar, Werder Bremen spielt ja auch so erfolgreich wie noch nie. Doch für Thomas Schaaf hat das neue Farbenspiel eine ganz besondere Wirkung: „Als wir später mit der Meisterschale und dem Pokal durch die Stadt gefahren sind, da hatten alle etwas Grün-Oranges an. Da ist etwas gestartet, dieses Miteinander, diese besondere Identifikation mit dem Verein, die man durch ein Trikot, einen Schal, eine Tasse oder einen Schlüsselanhänger demonstriert. Jeder suchte nach einem Teil, mit dem er zeigen kann: Ich gehöre dazu. Das war unglaublich. Der Marketingbereich ist nach oben geschossen. So hatte es das bislang nicht gegeben. Das war der Startschuss.“ (kni)

In einer Serie der DeichStube blickt Werder Bremens Trainer-Legende Thomas Schaaf zurück auf die besonderen Momente der Double-Saison 2003/2004.
In einer Serie der DeichStube blickt Werder Bremens Trainer-Legende Thomas Schaaf zurück auf die besonderen Momente der Double-Saison 2003/2004. © DeichStube

Weiter mit Teil 3:

20 Jahre Werder Bremen-Double - Teil 3 der Serie: Wo bleibt Ailton? Thomas Schaaf ist genervt

1. Juli 2003: Auf nach Norderney! Wie immer! Aber wo ist Ailton? Vor einem Jahr war der Brasilianer schnell mit dem Taxi nachgereist, diesmal kommt er erstmal gar nicht. „Das geht dir als Trainer einfach auf den Sack“, gesteht Thomas Schaaf: „Eigentlich ist es ja kein großes Drama, ob einer drei Tage früher oder später kommt. Das lässt sich alles aufholen. Aber diese ganze Fragerei der Medien, die du dann als Trainer über dich ergehen lassen musst. Und du wirst so hingestellt, als hättest du deine Spieler nicht im Griff. Deswegen war ich sauer auf ,Toni‘.“ Der kommt dann nach ein paar Tagen nach und muss nicht nur eine Geldstrafe von 25.000 Euro bezahlen. „Wenn er mich drei Tage geärgert hat, dann habe ich ihn auch drei Tage geärgert und in die Dünen geschickt. Als die anderen Spieler schon am Ball waren, ist er noch gelaufen“, erzählt Schaaf und muss schmunzeln, als hätte er gerade die Bilder vom schwitzenden Ailton vor Augen... (kni)

Das Werder Bremen-Trainingslager vor der Double-Saison 2003/2004 auf Norderney beginnt - und Thomas Schaaf lässt Ailton wegen dreitägiger Verspätung ordentlich laufen.
Das Werder Bremen-Trainingslager vor der Double-Saison 2003/2004 auf Norderney beginnt - und Thomas Schaaf lässt Ailton wegen dreitägiger Verspätung ordentlich laufen. © nordphoto

Weiter mit Teil 2:

20 Jahre Werder Bremen-Double - Teil 2 der Serie: Spanien-Trip für Andreas Reinke, Sprachtalent Valerien Ismael

30. Juni 2003: Trainingsauftakt am Weserstadion. Nur ein Leistungsträger hat Werder Bremen verlassen: Frank Verlaat. Während Ümit Davala nach seiner Verpflichtung noch private Dinge erledigen darf, sind die Neuzugänge Valerien Ismael und Andreas Reinke natürlich vor Ort. „Für Andi sind Klaus Allofs und ich extra ein paar Wochen zuvor nach Spanien geflogen, wir wollten ihn noch mal spielen sehen“, erzählt Thomas Schaaf von seinem Trip mit dem damaligen Sportchef Allofs. Reinke, der 1998 bei der Meisterschaft des 1. FC Kaiserslautern im Tor gestanden hat, spielte inzwischen für Real Murcia.

„Ich weiß gar nicht mehr, wo genau das Spiel war, aber wir sind ewig um das Stadion rumgelaufen, bis wir endlich drin waren. Abends haben wir uns dann mit Andi getroffen und die Verpflichtung perfekt gemacht.“ Die ist genauso eine Überraschung wie die von Ismael. Den kennt in Bremen kaum jemand. Der französische Innenverteidiger wechselt von Racing Straßburg an die Weser und profitiert davon, dass er schon ein bisschen Deutsch versteht. „,Vale‘ hat vom ersten Tag an versucht, Deutsch zu sprechen. So ist er schnell in die Herzen der Menschen gekommen“, schwärmt Schaaf: „Das waren beides richtig wichtige Verpflichtungen.“ (kni)

Zwei Top-Transfers zur Double-Saison 2003/2004: Klaus Allofs (l.) und Thomas (Schaaf 2.v.r.) präsentieren Valerien Ismael und Andreas Reinke an Neuzugänge des SV Werder Bremen.
Zwei Top-Transfers zur Double-Saison 2003/2004: Klaus Allofs (l.) und Thomas (Schaaf 2.v.r.) präsentieren Valerien Ismael und Andreas Reinke als Neuzugänge des SV Werder Bremen. © IMAGO / Garcia

Weiter mit Teil 1:

Neue Serie: 20 Jahre Double-Sieg von Werder Bremen – Teil 1: Ümit Davalas Prophezeiung

29. Juni 2003: Dieser Transfer ist schon ein kleines Statement: Werder Bremen leiht Ümit Davala von Inter Mailand aus. Der Türke, der in Deutschland geboren wurde, hat 2002 bei der WM in Südkorea und Japan nicht nur wegen seines Irokesenschnitts für Aufsehen gesorgt. Der 29-Jährige ist in der Türkei ein Volksheld, in Italien hat es für den Rechtsfuß nicht so geklappt, aber in Deutschland will er es noch einmal wissen. „Er hat sofort zu uns gesagt: Ich will Meister werden“, erinnert sich Thomas Schaaf: „Wir haben ihm dann gesagt: Ey, Junge, halt mal den Ball flach! Wir wollen uns verbessern, erfolgreichen Fußball spielen und oben dabei sein, aber jetzt schon von der Meisterschaft zu sprechen, das fanden wir schon sehr engagiert.“

Werder Bremen-Geschichte: 20 Jahre Double-Saison 2003/2004 - Teil 1: die Verpflichtung von Ümit Davala

Aber Schaaf mag das forsche Auftreten von Ümit Davala. Bei dessen Ankunft hat ihn der Coach des SV Werder Bremen gleich mal überrascht. „Mein Büro war ja im ehemaligen Präsidiumszimmer. Da war ein langer Tisch. Er saß dann da nach seiner Ankunft mit seinem Berater. Ich habe ihn auf Mannheimer Dialekt angesprochen, wir kommen ja beide von dort. Da hat er erstmal geguckt. Das war schon mal ein guter Beginn. Später in der Saison haben wir dann immer mal wieder so ein bisschen rumgealbert.“

Mehr Wistorie findet ihr hier: Werder Bremen und das Double 2003/2004!

Ümit Davala (Mitte) wurde von Geschäftsführer Manfred Müller und Manager Klaus Allofs 2003 als Neuzugang des SV Werder Bremen vorgestellt.
Ümit Davala (Mitte) wurde von Geschäftsführer Manfred Müller und Manager Klaus Allofs 2003 als Neuzugang des SV Werder Bremen vorgestellt. © IMAGO / Schumann

Auch auf dem Platz stimmt die Chemie. „Ümit war für mich ein ganz, ganz wichtiger Spieler. Er ist die rechte Seite rauf und runter. Ich habe ihn gerne als die Bank von England bezeichnet. Du kannst ihn anspielen, und dann ist der Ball safe. Bevor er den Ball verloren hat, hat er lieber noch zur Grätsche angesetzt und zumindest noch das Spiel unterbrochen“, erzählt Thomas Schaaf und fügt dann noch schmunzelnd an: „Ümit war ein Hallodri, ein Schelm – aber ein herzlicher. Ich wusste, bei ihm muss ich immer etwas aufpassen. Aber er meinte es nie böse. Eine super Verpflichtung!“ (kni)

Auch interessant

Kommentare