„Eine Schande“: Österreich-Regel verursacht 80 Kilometer Stau am Brenner
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„Eine Schande“: Österreich-Regel verursacht 80 Kilometer Stau am Brenner

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Matteo Salvini von der rechtspopulistischen Lega-Partei schimpft nach dem 80-Kilometer-Stau am Brenner über Österreich: Und Italien klagt am EuGH.
Matteo Salvini von der rechtspopulistischen Lega-Partei schimpft nach dem 80-Kilometer-Stau am Brenner über Österreich: Und Italien klagt am EuGH. © Autobrennero/Lapresse/Roberto Monaldopicture alliance/dpa/LaPresse via ZUMA Press

Wegen des Feiertages an Christi Himmelfahrt am Donnerstag gab es auf der Brennerautobahn in Südtirol einen Rückstau von 80 Kilometern.

Update vom 11. Mai, 9.36 Uhr: Italiens Vizepremier und Verkehrsminister ist außer sich. „Der 80 Kilometer lange LKW-Stau, der durch das von Österreich verhängte Transitverbot verursacht wurde, ist eine ökologische, wirtschaftliche und soziale Schande“, tobt Matteo Salvini (Lega) bei mehreren Nachrichtenagenturen.

Italien hält das LKW-Dosierungssystem und die Wochenend- sowie Nachtfahrverbote auf der Brennerautobahn für rechtswidrig. Die Regierung des Stiefelstaats klagt jetzt am Europäischen Gerichtshof (EuGH). „Wir rechnen damit, dass der Europäische Gerichtshof der arroganten und unrechtmäßigen Haltung der österreichischen Regierung, die der Umwelt und der wirtschaftlichen Freiheit enormen Schaden zufügt, ein Ende setzt“, so Salvini.

Österreich-Regel verursacht 80 Kilometer Stau am Brenner: Massives Verkehrschaos nach Christi Himmelfahrt

Erstmeldung vom 10. Mai, 14.35 Uhr: Bozen – Wenn es um die Ruhe und Gesundheit und die freie Fahrt der eigenen Bürger geht, ist man in Österreich und speziell in Tirol mit Fahrverboten schnell bei der Sache. Urlauber dürfen in den Sommermonaten nicht von Autobahnen und Durchgangsstraßen abfahren, seit neuestem auch auf der Seefelder Bundesstraße von Mittenwald nach Innsbruck. Am Achensee wurde eine Dosierampel aufgestellt, um Ausweichverkehr von Urlaubern ins Zillertal auszubremsen.

Auch die Blockabfertigung für Lkw bei Kufstein ist ein Dauerbrenner, da Tirol oft an Montagen sowie vor oder nach Feiertagen immer nur eine beschränkte Anzahl von aus Deutschland ankommenden Lkw durchlässt, damit nicht zu viele auf einmal durch Österreich fahren. Das sorgt meist für Staus, die Lastwagen standen in Bayern schon bis Weyarn – eine 50 Kilometer lange Schlange.

Stau am Brenner: Mit Abfahrtsperren, Blockabfertigung und Dosierampeln bremst Tirol den Transit aus

Am Freitag (10. Mai) ergab sich diese Situation am Brenner für die Trucker, die von Italien Richtung Deutschland fahren wollten. In Italien war Christi Himmelfahrt kein Feiertag, während in Österreich und Deutschland die Papis ihren Vatertag feiern konnten. Das heißt, die Lkw-Fahrer mussten den Tag auf Parkplätzen verbringen oder gleich zu Hause bleiben.

Das zeigte am frühen Morgen die Homepage der italienischen Brennerautobahn an.
Das zeigte am Morgen die Homepage der Autostrada del Brennero an. © autobrennero.it

Das bedeutete aber auch, dass dann am Freitag der Run auf die Autobahn besonders groß war, schließlich herrscht am Wochenende schon wieder Lkw-Fahrverbot. Wenn der Andrang erwartungsgemäß groß ist, gibt es dann auch am Brenner Blockabfertigung, so auch am Freitag. Jede Blockabfertigung dauert in der Regel etwa 20 bis 30 Minuten. Während dieser Zeit dürfen keine Fahrzeuge auf die Tiroler Autobahn fahren.

Tausende Lastwagen mussten auf der Brennerautobahn auf die Weiterfahrt warten

Tausende Lastwagen mussten darum am Morgen am Brenner warten, bevor sie weiterfahren konnten. Schon früh um 04:46 Uhr meldete die Homepage der Autostrada di Brennero A22: „LKW Stau wegen dichten Verkehrs zwischen Bozen Süd und Brenner Nordspur.“ Etwa 80 Kilometer lang war die Lkw-Kolonne, die sich an der Grenze staute. Zum Großteil war nur die rechte Fahrspur betroffen, teilweise wurde aber auch der Autoverkehr behindert. Erst am frühen Nachmittag löste sich der Stauf auf.

Auf der italienischen Brennerautobahn gab es am Freitag 80 Kilometer Stau.
Auf der italienischen Brennerautobahn gab es am Freitag 80 Kilometer Stau. © autobrennero.it

Die Anwohner der Südtiroler Autobahn durften dann die Abgase schlucken, die den Tirolern erspart blieben. Bei Facebook geht es hoch her: „Immer dieser Autobahn-Alptraum, zu viel Auto- und Lkw-Verkehr und zu wenig auf der Schiene“, klagt ein User. „Niemand denkt an die, die leiden - die Trucker. Wenn sie am Ziel angekommen, sollten nicht noch mal in dieser Woche fahren müssen.“

Die Blockabfertigung wird zu einem internationalen Konflikt

Am Tag der Deutschen Einheit im Oktober des vorigen Jahres war die Situation noch schlimmer: Österreich machte am 3. Oktober den Brenner für Lkws dicht - mit einer Ausnahme für Lastwagen aus Österreich. Man wollte nicht, dass sich die Lkws vor der deutschen Grenze stauen. Die Folge: 110 Kilometer Stau und politischer Ärger. Zwei Wochen später verklagte Italiens Innenminister Matteo Salvini von der rechtspopulistischen Lega Österreich wegen seiner „Transitverbote“ vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGh). In Tirol wiederum droht der Bürgermeister der Gemeinde Gies mit einer Blockade, weil er einen Tunnel statt des Neubaues einer Brücke der Brennerautobahn fordert.

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