Percival Everett „James“: „Huckleberry Finn“ neu geschrieben
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Buch der Woche: „James“ von Percival Everett – daran kommt niemand vorbei

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Percival Everett liefert mit „James“ eine neue Interpretation des amerikanischen Klassikers „Huckleberry Finn“. Es ist spannend, humorvoll und rebellisch.

Mark Twain veröffentlichte 1884 „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“ und legte mit dem Roman einen Grundstein für den Erfolg amerikanischer Bücher auch jenseits der Landesgrenzen. In „Huckleberry Finn“ entdecken wir die Freiheit, während Percival Everett in „James“ eine frische Interpretation des amerikanischen Literaturklassikers liefert. Es ist spannend, humorvoll und rebellisch. Gerade wegen dieser neuen Sichtweise sollten Sie es unbedingt lesen.

Percival Everett „James“: Darum geht‘s im Buch

Filmszene aus „Huckleberry Finn“ von 1974 und das Cover zu „James“ von Percival Everett
„Huckleberry Finn“ (Filmausschnitt von 1974) gilt als Klassiker der amerikanischen Literatur. Nun erzählt der Autor Percival Everett die Geschichte aus einer neuen Perspektive. © Everett Collection/Imago/Hanser Literaturverlage (Montage)

Percival Everetts „James“ stellt einen der bedeutendsten Romane der Gegenwart dar, eine ungehörige Herausforderung, die das Fundament des amerikanischen Mythos erschüttert. Es ist eine umgekehrte Version des Klassikers, die uns wachrüttelt und uns dazu bringt, uns zu fragen: Wie interpretieren wir Literatur in der heutigen Zeit? Es ist fesselnd, humorvoll und subversiv.

Jim spielt den Dummen. Es wäre zu gefährlich, wenn die Weißen wüssten, wie intelligent und gebildet er ist. Als man ihn nach New Orleans verkaufen will, flieht er mit Huck gen Norden in die Freiheit. Auf dem Mississippi jagt ein Abenteuer das nächste: Stürme, Überschwemmungen, Begegnungen mit Betrügern und Blackface-Sängern. Immer wieder muss Jim mit seiner schwarzen Identität jonglieren, um sich und seinen jugendlichen Freund zu retten. 

Klappentext/Hanser

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Twains „Huckleberry Finn“ ist ein Klassiker der amerikanischen Literatur. Für die damalige Zeit war das Buch sprachlich gesehen jedoch zu derb. Über 200-Mal benutzte der Autor das N-Wort. Jetzt gelingt Percival Everett mit „James“ eine Umschreibung des Klassikers. Ein Lesen des Vorgängers sei ohne „James“ von nun an nicht mehr möglich, wie stern.de schreibt.

Percival Everett: Perspektivwechsel in „James“

Everett ändert die Perspektive und erzählt die Geschichte aus der Sicht von Jim, eigentlich James, dem schwarzen Sklaven des Romans. Wie im Original entkommt James aus Hannibal und flieht auf eine Mississippi-Insel. Er tut dies, nachdem er erfährt, dass man ihn verkaufen und von seiner Familie trennen will. Dort trifft er auf Huck, der seinen Tod vortäuscht, um seinem trinkenden und missbrauchenden Vater zu entkommen.

Percival Everett, Englischprofessor in Kalifornien und Autor von über 30 Büchern, hat seine Parodie „Ausradiert“ gerade unter dem Titel „American Fiction“ für das Kino adaptiert und mit einem Oscar prämiert. Alle seine Werke zeichnen sich dadurch aus, dass er große philosophische Fragen mit feinem Humor beantwortet. Dies tritt auch beim Lesen hervor und macht das Buch zu einem Genuss.

Die Flucht auf dem Mississippi wird aus der Sicht von James zu einem täglichen Kampf um Freiheit und Überleben. Percival Everett, dessen Bücher „Die Bäume“ und „Erschütterung“ in den vergangenen Monaten für furiose Stimmen sorgten, hat mit „James“ ein bemerkenswertes Buch geschrieben. Das Thema „Rassismus“ wird hier literarisch aufgearbeitet, wie selten zuvor. Eine absolute Leseempfehlung, nicht nur für Fans von Mark Twains „Tom Sawyer und Huckleberry Finn“.

Percival Everett „James“

Aus dem Englischen von Nikolaus Stingl

2024 Hanser, 978-3-446-27948-3

Preis: gebunden 26 €, E-Book 19,99 €, 336 Seiten (abweichend vom Format)

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Percival Everett: Über den Autor

Percival Everett, 1956 in Fort Gordon, Georgia geboren, ist nicht nur ein angesehener Schriftsteller. Er ist auch ein renommierter Englischprofessor an der University of Southern California. Mit über dreißig Romanen in seiner beeindruckenden Bibliografie hat er sich einen festen Platz in der literarischen Welt gesichert.

Sein literarisches Schaffen erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Darunter befinden sich der PEN Center USA Award for Fiction, der Academy Award in Literature der American Academy of Arts and Letters, der Windham Campbell Prize und der PEN/Jean Stein Book Award. In deutscher Sprache sind bisher drei seiner Werke erschienen: „Ausradiert“ (2008), „God‘s Country“ (2014) und „Ich bin nicht Sidney Poitier“ (2014). Zuletzt veröffentlichte der Hanser Verlag seine Romane „Erschütterung“ (2022) und „Die Bäume“ (2023).

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