These boots aren’t made for walking (anymore): Das Rätsel der braunen Stiefelette von Hasenberg ist gelöst

Ein einsamer Schuh, diesmal allerdings nicht auf einer Treppe, sondern auf einem Schaltkasten der Deutschen Telekom, jedoch in Sichtweite der Treppe am Ende des Hasenbergs – das gab es doch schon mal! Richtig, ein unbekannter Prinz hatte am letzten Tag eines dreitägigen Balles die Treppe zu seinem Schloss mit Pech einschmieren lassen, auf dass eine unbekannte Schöne, auf die er ein Auge geworfen hatte, sich ihm nicht erneut zu entziehen vermochte. Die junge Frau, die von ihren hartherzigen Stiefschwestern Aschenputtel genannt wurde, ließ den Schuh jedoch bei ihrer Flucht zurück, woraufhin der auf Freiersfüßen wandelnde Adlige mithilfe des Fundstücks nach der Frau fahndete, der dieser Schuh passte (und natürlich fand er sie).

Ist aber die braune Stiefelette der Größe 42, die nun schon seit fünf Tagen gegenüber der Bäckerei Heicks auf einen Besitzer wartet, die niederrheinischen-derbe Version des Märchens?

Die kleveblog-Redaktion erging sich bereits in romantischen Fantasien, als eine WhatsApp-Nachricht eines eifrigen Leserreporters sie aus allen Träumen riss. Denn zu sehen war ein Foto, welches eindeutig den zweiten Stiefel zeigt. So darf dieses Rätsel einerseits als gelöst betrachtet werden, andererseits aber, wie bei einer Hydra, der man einen Kopf abschlägt und der dann neun neue hervorwachsen, stellt sich eine Vielzahl neuer Fragen.

Es ist jedenfalls mitnichten so, (wie ursprünglich vermutet) dass der Besitzer (oder die Besitzerin) sich des Schuhs entledigt hatte und auf einem Bein hüpfend oder wie auch immer den Weg wohin auch immer fortgesetzt hatte. Die Ermittlungen des Leserreporters zeigen, dass auch ein Versehen (beide Schuhe eingepackt, aber einer ist – vom Besitzer unbemerkt – aus dem Behältnis gefallen) mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden kann.

Vielmehr ist davon auszugehen, dass das Schuhwerk entweder seinem rechtmäßigen Besitzer entwendet worden ist und der neue Besitzer (womöglich nach einer kurzen Anprobe auf den Stühlen der Außengastronomie der Bäckerei Heicks) merken musste, dass sie ihm nicht passen. Oder aber der rechtmäßige Besitzer selbst war im Angesicht des plötzlichen Sommereinbruchs seines Winterschuhwerks überdrüssig geworden und entsorgte dieses in einer plötzlichen Anwallung materialistischen Überdrusses. Fakt ist: Was auch immer die Aktion ausgelöst haben mag, offenbar ist der Versuch unternommen worden, die Stiefel schwungvoll zu entsorgen. Der zweite Schuh nämlich liegt auf dem Dach der freikirchlichen Gemeinde Vineyard (siehe Foto). Dort dürfte er vermutlich bis zur nächsten Orkankatastrophe liegen bleiben.

Warum aber diese Form der Entsorgung? Warum nicht der Papierkorb direkt vor der Bäckerei Heicks? Warum liegt nur ein Stiefel auf dem Dach? Fehlte die Kraft für einen zweiten Wurf? Oder aber gab es einen Streit, in dessen Folge einer der Beteiligten aus Wut einen Schuh des Kontrahenten aufs Dach warf, woraufhin dieser den nunmehr nutzlosen anderen ebenfalls zurückließ? Was sagt uns eigentlich Schuhgröße 42: großer Damenfuß, schlanker Männerfuß?

Eine Wiedervereinigung der beiden Schuhe wird jedenfalls aller Wahrscheinlichkeit nach ausbleiben, und man muss an dieser Stelle traurigerweise in leichter Abänderung eines Verses von Nancy Sinatra sagen: These boots aren’t made for walking (anymore).

„One of these days these boots are gonna walk all over you“: Weibliche Selbstbestimmung vs. „Ruckedigu, Blut ist im Schuh“
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