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Ermittlungen gegen Heiler nach Krebstod von Kärntner Mädchen

Der Krebstod eines 14-jährigen Mädchens, das erst zum Sterben ins Krankenhaus gekommen war, zieht nun weitere Kreise. Gegen drei Personen wird wegen grob fahrlässiger Tötung ermittelt, teilte die Staatsanwaltschaft Klagenfurt am Freitag auf APA-Anfrage mit. Zuerst hatte die "Kronen Zeitung" bereits darüber berichtet, dass gegen einen Arzt mit Schwerpunkt auf "Energetik und Naturheilkunde" ermittelt werde.

Für Heiler hat der Krebstod eines Mädchens in Kärnten ein Nachspiel
Für Heiler hat der Krebstod eines Mädchens in Kärnten ein Nachspiel

Das Mädchen war vor einem Jahr bereits im Sterben gelegen, als es ins Landeskrankenhaus Graz eingeliefert worden war. Es hatte bereits von außen sichtbare Tumore, unsägliche Schmerzen, konnte weder schlucken noch richtig atmen, hatten am vergangenen Mittwoch erschütterte Ärzte am Landesgericht Klagenfurt geschildert. Sie hatten bei dem Prozess ausgesagt, bei dem die Eltern der 14-Jährigen nicht rechtskräftig zu zwölf Monaten bedingter Haft verurteilt worden waren. Sie hätten dem Kind etwa eine umfassende medizinische Aufklärung versagt und damit den Tatbestand des Quälens oder Vernachlässigens begangen.

Im Rahmen der Aufarbeitung gerieten allerdings auch Heiler, Energetiker, Handaufleger und Schamanen in den Fokus der Staatsanwaltschaft. Die Eltern hatten nämlich deren Dienste in Anspruch genommen, anstatt auf evidenzbasierte Medizin zu setzen - der erste Tumor am Fuß des Mädchens war nämlich nicht einmal biopsiert worden. "Gegen drei Personen wird wegen grob fahrlässiger Tötung ermittelt", erklärte Markus Kitz, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Klagenfurt. Es bestehe der Verdacht, dass wegen Aussagen dieser Männer eine medizinische Behandlung unterlassen worden sei. So hatte der Vater der Mädchens ausgesagt, ein Arzt hätte den Tumor "ausgependelt" und für gutartig befunden, was dieser bestreitet.

Just dieser Arzt hatte beim Prozess am Mittwoch einen skurrilen Auftritt hingelegt. Er hatte darauf bestanden, dass er nicht gependelt, sondern mit einem "Biotensor gemutet" hätte. Das dafür notwendige Gerät - eine Metallfeder mit Holzgriff - hatte er im Gerichtssaal auch auf die Staatsanwältin gerichtet und ihr bescheinigt, dass ihr Immunsystem "nicht vorhanden" sei. Danach referierte er über Infusionen, die er dem Mädchen verabreicht hatte, mit hoch dosiertem Vitamin C und Extrakten aus den "Wunderpflanzen" Graviola und Katzenkralle. Der medizinische Sachverständige im Prozess hatte diese Ausführungen mit Verweis auf völlig fehlende medizinische Studien teilweise scharf kritisiert.

Ebenso ermittelt wird nun gegen einen - in Österreich nicht als Arzt tätigen - Urologen, der sich unter anderem mit den Titeln schamanischer Heiler, spiritueller Heiler, Reiki-Meister oder Prana-Energietherapeut schmückt. Er gab an, dass er "Gott und den Kosmos" um Heilung des Mädchens gebeten hatte. Alle verteidigten sich jedoch gegen Vorwürfe: Sie hätten den Eltern geraten, mit ihrer Tochter ins Krankenhaus zu gehen.