Frauenfeindlich gegen die CDU: Wie die „heute show“ Charlotte Merz vorführt

Frauenfeindlich gegen die CDU: Wie die „heute show“ Charlotte Merz vorführt

Die Richterin könnte ein Vorbild für Feministinnen sein. Doch seit sie für Sekunden die Fassung verlor, wird sie zur „Frau von“ gemacht. Und zur Gefahr für die Demokratie.

Charlotte Merz: Richterin und Direktorin eines Amtsgerichts, CDU-Mitglied, verheiratet mit Friedrich Merz, Parteivorsitzender
Charlotte Merz: Richterin und Direktorin eines Amtsgerichts, CDU-Mitglied, verheiratet mit Friedrich Merz, ParteivorsitzenderMichael Kappeler/dpa

Die Frau ist Direktorin eines Gerichts. Des Amtsgerichts in Arnsberg. Das ist eine Stadt im Sauerland, Nordrhein-Westfalen, mit 74.000 Einwohnern. Ein paar Dinge über das Leben der Frau fand ich in einem Artikel auf Spiegel Online: Sie hat Jura studiert, drei Kinder bekommen, ist Richterin geworden, sie verhandelt neben ihrem Job als Direktorin selbst Fälle, vor allem im Familienrecht. Bevor die berufliche Laufbahn von Charlotte Merz erwähnt wurde, ging es aber um ihre Beziehung zu ihrem Mann. Zu Friedrich, Chef der CDU.

Charlotte Merz könnte ein Vorbild für Feministinnen sein, zumal sie aus Westdeutschland kommt, wo viele Frauen ihrer Generation höchstens einen belanglosen Teilzeitjob haben. Oder hatten. Etwas, was ihnen genug Zeit für die wichtigste Aufgabe in ihrem Leben ließ: dem Mann den Rücken freizuhalten. Charlotte Merz, 63 Jahre alt, Mitglied der CDU, hat in einem Interview gesagt: „Ich hab meine Arbeit, mein Mann seine.“

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Manchmal kämen in ihrem Büro im Gericht Briefe an, die eigentlich für ihn seien, hat sie in dem Interview auch erzählt. Die werfe sie in den Müll. Sollen die Leute doch an Friedrich Merz selbst schreiben. Sie ist schließlich nicht seine Sekretärin.

Frauen haben nett zu sein!

Ich stelle mir vor, dass sie auch zu Hause nicht seine Unterlagen sortiert, ihn nicht an seine Termine erinnert. Nichts von dem ganzen Unsinn macht, den viel zu viele Frauen für ihre Männer machen. Leider sogar Frauen, die viel von „Care-Arbeit“ und Gleichstellung reden.

Charlotte Merz ist vor ein paar Tagen in die Schlagzeilen geraten. Nicht wegen ihres Lebenslaufs. Die Frau, die ihrem Mann die Post nicht hinterherträgt, ist jetzt „die Frau von“. Gleichstellungsdiskurse hin oder her. Und zehn Sekunden aus ihrem Leben sind ein Argument gegen ihn. 

Merz tauchte in einem Clip der „heute-show“ auf, einer Sendung des ZDF, die politische Satire sein soll. Eigentlich war ein Reporter, ein Mann mit hochgegelten Haaren, hinter Friedrich Merz hergelaufen, auf dem Parteitag der CDU, um ihm eine Frage zur Leitkultur zu stellen. Charlotte Merz hatte kurz nach seinem Mikro gegriffen und ihm gesagt, Leitkultur sei, jemanden erst zu fragen, ob er eine Antwort geben wolle. Im Clip läuft Lachen vom Band. Der Reporter nennt Friedrich Merz einen „großen Pascha“, weil der migrantische Jugendliche mal „kleine Paschas“ genannt hat.

Mir fiel beim Gucken der Satz des amerikanischen Schauspielers Robin Williams über deutschen Humor ein, der mir immer einfällt, wenn ich versuche, eine Sendung wie die „heute-show“ zu sehen. „You killed all the funny people.“ Ihr habt alle lustigen Leute umgebracht.

Charlotte Merz wirkt im Clip nicht sonderlich sympathisch. Und etwas Schlimmeres kann einer Frau bekanntlich nicht passieren, egal wie viel sie im Leben hinbekommen hat. Egal wie viele feministische Diskurse wir führen. Frauen haben nett zu sein! Eine Show, die als eher links gilt, kann eine Richterin vorführen, die einmal die Fassung verliert. Es ist ja die „Frau von“. Von Friedrich Merz, über den der Spiegel doch gerade geschrieben hatte, dass er zu Wutausbrüchen neige. 

Und jetzt fasste seine Frau ohne Erlaubnis ein Mikrofon an! Vom ZDF! Im Stern schrieb eine Reporterin, Charlotte Merz scheine „Gefallen an feudalen Strukturen“ zu haben. Ein Mann vom Deutschen Journalistenverband teilte mit, das Verhalten der Richterin in diesen zehn Sekunden sei „eine Unverschämtheit“ gewesen. Die Pressefreiheit in Deutschland war in Gefahr, das Kaiserreich vor der Rückkehr. Ja, klar: Sie heißen sicher nicht zufällig Charlotte und Friedrich.