Radroute Donau-Veltliner: Wo der Wein die Radler begleitet ...

Erstellt am 15. Mai 2024 | 05:30
Lesezeit: 5 Min
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Die Burg Kreuzenstein ist eines der Highlights der neuen Radroute. Der Aufstieg hat es allerdings in sich.
Foto: Löwenstein
Die jüngste Radroute ist nach einer Rebsorte benannt und führt auf knapp 47 Kilometern durch die Weinbaugemeinden rund um den Bisamberg.

Lange gab es im Bezirk Korneuburg keine Radroute, die eine Weinsorte im Namen trug. „Geht so nicht!“, dachten sich die Verantwortlichen der Leaderregion Weinviertel-Donauraum und eröffnet im Herbst 2023 die Weinradroute Donau-Veltliner. Der Name kann durchaus verwirrend sein: Namensgeber ist nicht der Donaustrom, sondern die neue Rebsorte Donau-Veltliner, die als besonders pilzresistent gilt. Die Route ist beschildert, blaue Logos markieren den Weg.

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Wer dem Donau-Veltliner-Radweg folgt, muss auf diese kleinen blauen Logos achten. Oft sind sie beim Vorbeifahren nur schwer erkennbar.
Foto: Löwenstein

Was also hat die jüngste Radroute im Bezirk alles zu bieten? An einem sommerlichen Frühlingstag hat sich NÖN-Redakteurin Veronika Löwenstein mit einer Gruppe von Freunden auf den Weg gemacht. Die Bilanz gleich vorweg: „Wenig Donau, viel Veltliner ...“ Der Wein begleitet die Radfahrer auf der gesamten Strecke: Er wächst auf den sanften Hügeln des Weinviertels, wird in den malerischen Kellergassen produziert und landet dann pur oder gespritzt im Glas. Möglichkeiten zum Einkehren gibt es viele. Man sollte sich aber unbedingt vor dem Start informieren, welches Gasthaus oder welcher Heurigenbetrieb gerade geöffnet hat.

Rund um die Uhr stehen zumindest die Selbstbedienungsautomaten zur Verfügung. Und vor einem solchen starten wir unsere Tour: Wir steigen in Königsbrunn vor dem Heurigen Schiller in den Rundkurs ein. Knapp 47 Kilometer liegen vor uns.

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Start vor dem Heurigenlokal Schiller in Königsbrunn. Mit dabei waren NÖN-Redakteurin Veronika Löwenstein, Harald Wöhrschimmel, Florian Eichberger, Susanne und Walter Zwanzinger und Alexander Kloiber (v.l.).
Foto: privat

Die reine Fahrtzeit wird mit etwas über drei Stunden angegeben. Das geht sich gemütlich aus. Wer aber nur die Strecke abklappert, hat den Sinn der Tour nicht verstanden, es handelt sich schließlich um eine „Weinradroute“. Zu schade wäre es, die vinophilen Ausflugsziele entlang der Strecke links liegen zu lassen. Es sei an der Stelle verraten: Wir waren den ganzen Tag unterwegs ...

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Kurzer Stopp beim Rastplatz "Eisenbahnarchäologie". Hier verläuft der Radweg "Dampfross und Drahtesel".
Foto: privat

Nach dem Start in Königsbrunn erwartet uns gleich eine kurze Steigung. Dafür geht's durch die Weingärten mit weitem Rundumblick bergab in Richtung Hagenbrunn. Wir streifen die Weinbaugemeinde und machen uns am Fuße des Bisambergs auf in Richtung Wien, wo wir ein Stück am Radweg „Dampfross und Drahtesel“ fahren.

Der Radweg wurde auf der Trasse der ehemaligen Lokalbahn von Stammersdorf nach Pillichsdorf angelegt und 2005 eröffnet. Von der früheren Bahn zeugt der Rastplatz „Eisenbahnarchäologie“, der ein wenig an eine Ausgrabungsstätte erinnert: Stücke aus der Eisenbahngeschichte wie Räder und Antriebswellen erzählen von vergangenen Zeiten.

Weiter geht es nach Stammersdorf, das Rad läuft wie von selbst den Berg hinab. Wir durchfahren den Weinort, werfen einen kurzen Blick auf die Kirche und die Stammersdorfer Kellergasse und biegen Richtung Langenzersdorf ab. Ab jetzt begleitet uns rechter Hand die Aussicht auf den Bisamberg - im Frühjahr ein herrliches Potpourri aus Farben und Düften. Lange ziehen sich die Reihen der Weinstöcke den Berg hinauf, gebettet in ein Meer von verblühtem Löwenzahn, der zu weißen Pusteblumen geworden ist.

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Blick in die Weingärten am Fuße des Bisambergs.
Foto: Löwenstein

In Bisamberg kehren wir ins Wirtshaus Peter's Schmankerl ein, das letztes Jahr neu übernommen wurde. Leider ist noch nicht Mittagszeit, es riecht nämlich schon verlockend. Auch Fahrradständer gibt es im Schlosspark, wenn man sie denn auch nicht gleich findet (Tipp: bei der Einfahrt auch nach links hinten schauen!). Wir gönnen uns eine Erfrischung und setzen unsere Tour fort: Über Klein-Engersdorf und Flandorf geht es nach Korneuburg vorbei am Rathaus mit seinem mittelalterlichen Turm. Wir lassen die Bezirkshauptstadt hinter uns, dann rückt sie langsam ins Blickfeld - die Burg Kreuzenstein, die über Leobendorf thront.

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Langsam rückt die Burg Kreuzenstein ins Blickfeld. Ein Aufstieg steht bevor ...
Foto: Löwenstein

Gebaut als Schauburg in den Jahren 1874 bis 1906 unter Graf Johann Nepomuk Wilczek war sie schon Kulisse in zahlreichen Filmen. Hollywoodstars wie Charlie Sheen und Nicolas Cage haben hier schon gedreht. Aber auch für die deutsche Softsexfilmkomödie „Die Stoßburg – Wenn nachts die Keuschheitsgürtel klappern“ musste das Wahrzeichen der Region schon herhalten. Gleich neben der Burg liegt die Adlerwarte, die öffentliche Greifvogelvorführungen anbietet. Der Weg auf die Burg hat es in sich: Wer kein E-Bike hat, muss kräftig treten oder sich von E-Bikerfahrern anschieben lassen. Die Belohnung ist dann ein herrlicher Ausblick in Richtung Wien und - hurra - die Donau.

Nach einem Imbiss in der Tavernen-Wirtschaft Kreuzenstein heißt es wieder das Rad laufen lassen. Vorbei am Sportplatz erreichen wir den Ort Leobendorf. Über Tresdorf führt uns die Route nach Harmannsdorf und über eine Kirschbaumallee nach Kleinrötz. Am halben Weg müssen wir die neugebaute B6-Umfahrung queren - und die Räder schieben. Das soll nicht so bleiben, verspricht Leader-Geschäftsführerin Sonja Eder auf Nachfrage: „Wenn alles fertig ist, wird es dort einen neuen Routenverlauf geben“, verspricht sie.

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Eine kurze Rast vor dem Finish: Am Pappelspitz in Enzersfeld, wo oft Veranstaltungen stattfinden, treffen wir Winzer Hannes Schiel, der dankenswerterweise ein Foto macht.
Foto: Hannes Schiel

Durch unseren Start quasi mitten in der Route haben wir uns die kräftezehrendeste Passage für den Schluss aufgehoben - den Anstieg nach Manhartsbrunn auf 312 Höhenmeter. Wer's nicht schafft, muss schieben oder geschoben werden, wobei man sich fragt, was anstrengender ist: „Schieben oder fahren?“ Belohnt wird die Tortur mit einer langen Abfahrt in den Heurigenort Enzersfeld.

Dort darf ein Einkehrschwung keinesfalls fehlen. Lorenz Hörmayer kredenzt uns ein Achterl in seinem Heurigen mitten in den Weingärten, im Hintergrund präsentiert sich die Enzersfelder Kellergasse wie ein Aquarellgemälde. Dann sind es noch ein paar Kilometer bis zum Ausgangspunkt in Königsbrunn. Dort hat der Heurige Schiller mittlerweile seine Tore geöffnet. Eine letzte Einkehr muss sein, es ist schließlich eine Weinradtour.

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Das haben wir uns verdient: "Prost" auf die Weinradroute mit einem Achterl DAC bei Winzer Lorenz Hörmayer. Im Hintergrund die Enzersfelder Kellergasse.
Foto: privat