Fall Anne-Elisabeth Hagen: Verfahren gegen Ehemann eingestellt

Eines der rätselhaftesten Verbrechen Norwegens wurde bis heute nicht gelöst – dennoch soll der Fall eingestellt werden. Der 74-jährige Tom Hagen, einer der reichsten Männer im skandinavischen Land, galt seit 2020 als Hauptverdächtiger im Verschwinden seiner Frau Anne-Elisabeth Hagen.

Dem Unternehmer wurde vorgeworfen, seine Frau getötet oder anderweitig an ihrem Verschwinden beteiligt gewesen zu sein. Weil die norwegische Polizei aber bis jetzt keine Hinweise an Tom Hagens Beteiligung entdeckte, gab sie vor wenigen Tagen eine Empfehlung an den Staatsanwalt in Oslo, das Verfahren gegen Hagen einzustellen.

Am 31. Oktober 2018 verschwand die damals 68 Jahre alte Anne-Elisabeth Hagen aus dem Familienhaus in Lørenskog bei Oslo. Ihr Ehemann kehrte von der Arbeit zurück und entdeckte ein Schreiben mit einer Lösegeldforderung in einer Kryptowährung.

Die Entführungstheorie geriet allerdings rasch ins Schwanken, nachdem die angeblichen Entführer nie ein Lebenszeichen der Frau präsentierten – was Kriminologen als untypisch in solchen Fällen bezeichneten.

Die Polizei änderte daraufhin ihre erste Theorie: Die Entführung könnte nur vorgetäuscht worden sein. Tom Hagen könnte seine Frau getötet haben, glaubte die Behörde. Der Ehemann wurde am 28. April 2020 festgenommen. Doch trotz intensiver Suche fanden die Ermittelnden keine Leiche.

Der Investor Tom Hagen zählt seit Jahren zu den 200 reichsten Menschen Norwegens. Sein Vermögen, das er vor allem mit Stromverkauf und Immobilien gemacht hat, soll im Jahr 2018 schätzungsweise rund 1,9 Milliarden norwegische Kronen betragen haben – das sind umgerechnet etwa 160 Millionen Franken. Trotz des Reichtums lebte Hagen ein verhältnismässig einfaches und zurückgezogenes Leben in Lillestrøm bei Oslo.

Während einer Hausdurchsuchung entdeckt die Polizei Scheidungspapiere. Anne-Elisabeth hätte im Fall einer Scheidung möglicherweise viel Geld bekommen, schreibt der «Spiegel». Doch das alleine reicht nicht als Motiv, um Hagen des Mordes oder Mittäterschaft bei einem Mord zu verdächtigen. Auch nicht die Tatsache, dass sich der Mann in den Monaten vor dem Verschwinden seiner Frau offenbar mit einem Experten für Kryptowährungen getroffen hatte.

Weniger als zwei Wochen nach seiner Festnahme wurde Tom Hagen wieder freigelassen. Am vergangenen 25. April übermittelte die Polizei eine Empfehlung an die Staatsanwaltschaft, das Verfahren gegen Tom Hagen aufgrund der Beweislage endgültig einzustellen. Der Millionär bestreitet bis heute, etwas mit Anne-Elisabeths Verschwinden zu tun zu haben.

Freunde und Familie hielten in den letzten fünf Jahren zu Tom Hagen, auch seine Kinder übten harsche Kritik an der Polizei. Er sei «durch die Hölle» gegangen, sagte ein enger Freund zum norwegischen Sender TV2.