13. Mai 2024, 19:30 Uhr

Postkoloniale Provenienzforschung

Spurensuche mit einem Team der JLU Gießen

Bei einem Kompaktkurs für Mitarbeitende aus Museen und Forschungsinstituten an der Universität Gießen kam es zu einer intensiven Auseinandersetzung mit diesem Arbeitsfeld.
13. Mai 2024, 19:30 Uhr
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Die Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit ist nicht nur eine bedeutsame Aufgabe in Museen und Sammlungen. Auch an der Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen erfolge eine intensive Auseinandersetzung mit diesem Themenkomplex, teilt die Hochschule mit.

Eine Sonderausstellung im Palmenhaus des Botanischen Gartens habe bereits im Herbst 2022 Exponate aus den JLU-Sammlungen, die im Zuge von universitären Aktivitäten in kolonialen Kontexten ihren Weg an die Universität Gießen gefunden hatten, gezeigt. In diesem Frühjahr richte sich ein Team am Historischen Institut mit einem besonderen Schulungsangebot gezielt an Vertreterinnen und Vertreter aus der Praxis. Mitarbeitende in Museen oder Forschungsinstituten, die zur Herkunft von Kultur- und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten recherchieren oder Projekte planen, beschäftigten sich vom 13. bis zum 17. Mai im Rahmen eines Kompaktkurses »Spurensuche« mit der Archivkunde für die postkoloniale Provenienzforschung.

Die Frage nach der Rückgabe von Objekten aus kolonialen Kontexten sei seit einigen Jahren in der Politik angekommen. So heiße es im Koalitionsvertrag 2021 - 2025 der Bundesregierung: »Wir unterstützen insbesondere die Rückgabe von Objekten aus kolonialem Kontext.«

Spuren der Herkunft

Damit wolle die Bundesregierung die »Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte« erreichen und »koloniale Kontinuitäten« überwinden. »Vor der Rückgabe von Objekten steht indes die mühevolle Arbeit, Spuren der Herkunft, der Aneignung oder des Raubs zu suchen«, weiß die Gießener Historikerin Prof. Bettina Brockmeyer, deren Spezialgebiet die Kolonialgeschichte ist.

Der Kompaktkurs »Spurensuche« ist im Rahmen einer Kooperation des Arbeitsbereichs Neuere Geschichte (Schwerpunkt 19. und 20. Jahrhundert) an der JLU mit dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste, Magdeburg/Berlin, entstanden. »Wir wollen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Zugänge zur Archivarbeit eröffnen und produktive Ansätze sowie Lösungswege aufzeigen«, sagt Dr. Patrick Merziger vom Historischen Institut der JLU. Er gehört eben-falls zum wissenschaftlichen Leitungsteam, das durch Prof. Larissa Förster und Dr. Jan Hüsgen vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste komplettiert wird. Die Kursteilnehmenden erhielten einen Überblick über die deutsche (post)koloniale Archivlandschaft und erwürben grundlegende Kompetenzen zu selbstständiger Archivarbeit.

Praxis- und Übungselemente sowie der Austausch mit Archivarinnen und Archivaren nähmen daher bei der Fortbildung einen großen Raum ein. Geschichtswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler führten in historische Methoden ein, Kulturschaffende sowie Museumspraktikerinnen und -praktiker gäben Denkanstöße. Vorträge und Abendveranstaltungen regten darüber hinaus zum Nachdenken über neue Wege in der Provenienzforschung an.

Weiterer Termin

Da der erste Kurs im Mai 2024 in kürzester Zeit ausgebucht war, plane das Team eine Wiederholung im November und weitere Schulungen.



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