Der Fotograf Heinrich Mehring im „Schildgen-Talk“ bei H&Ä – ein besonderer Abend - Himmel & Ääd e.V.
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Der Fotograf Heinrich Mehring im „Schildgen-Talk“ bei H&Ä – ein besonderer Abend

Heinrich Mehring, einer der beiden Fotografen unseres aktuellen Fotoprojektes „Menschen in Schildgen“ im H&Ä zum Talk mit Margret Grunwald-Nonte.
Es hatte sich leider nur eine kleine Gästeschar eingefunden; vielleicht auch gerade deswegen eine Atmosphäre wie „mit guten Freunden im heimischen Wohnzimmer im vertrauten Gespräch“. Wir haben viel und Interessantes über den Menschen Heinrich Mehring, seine Leidenschaft des Fotografierens, seinen beruflichen Werdegang als Industriefotograf, Atelierleiter und Bildredakteur bei Bayer und sein künstlerisch fotografisches Wirken „daneben“ und „danach“ erfahren – wobei er sich in seiner bescheidenen Art eher als „Handwerker“ und Kunst als höchste Form des Handwerks versteht (gemäß eines Zitats von Max Liebermann).
Erst im Ruhestand konnte er zurückfinden zu der ursprünglichen Neugier, die ihn in dieses Metier geführt hatte. Einer der prägenden Einflüsse für ihn war seit Beginn seines Interesses für Fotografie das Werk August Sanders, und so lag es nahe, eine kleine Hommage an diesen großartigen Porträtisten und sein Werk „Menschen des 20. Jahrhunderts“ zu beginnen mit dem angemessen bescheidenen Titel „Menschen in Schildgen“.
Die ausdrucksstarken schwarz/weiß Portraits kommentiert er zusammenfassend mit einem Zitat von Paul Klee: „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern Kunst macht sichtbar“.
Danke Heinrich Mehring für diesen Abend und dein Engagement für Himmel un Ääd als ehrenamtlicher „Hoffotograf“.
Danke Margret Grunwald-Nonte für deine empathische, zugewandte und einfühlsame Moderation, ihr ward ein toll eingespieltes Team.

Heinrich Mehrings Ausstellungen im H&Ä:
Ausgestellt wurden die 18 Portraits „Menschen in Schildgen“ von Heinrich Mehring im H&Ä bereits in 2019   – die geplante Fortsetzung wurde leider durch Corona unterbrochen und in 2023 mit Philipp J. Bösel weitergeführt. Aktuell hängen diese 18 Portraits in den Schaufenstern Schildgener Geschäfte, die Portraits von Philipp Bösel im H&Ä-Café.

Bereits 2017 hatte Heinrich Mehring die Ausstellung „Ein bißchen Frankreich“ im H&Ä und 2015 anlässlich „25 Jahre deutsche Einheit“ die Ausstellung „Begegnungen ohne Grenzen – Bilder einer geteilten Stadt“, verbunden mit einer Kinderfotoaktion „dein Bild auf einer Harley“ (in Verbindung mit dem Harley-Davidson Club Deutschland).
Hier ein kleines Filmchen dazu 

Der Mensch und Fotograf Heinrich Mehring im Schildgen-Talk
Wie konnte ein guter Einstieg in das Gespräch gelingen? Denn einen Bogen seines Lebensweges zu spannen, ihm gerecht zu werden, war eine Herausforderung. Es galt, einen Einblick zu gewinnen in sieben spannende, erfüllte und facettenreiche Jahrzehnte. So konnten wir nur einige  „Blitzlichter“ auf seinen Lebensweg werfen, Momente einfangen und gute Dialoge erleben.
Wir starteten mit seinen familiären Wurzeln und Prägungen – Kinder- und Jugendzeit in Bad Pyrmont, seine Eltern sind ein Jahr vor Kriegsende von Schlesien nach Niedersachsen geflüchtet und haben dort eine neue Heimat gefunden. Er ist in einer kulturbegeisterten Familie aufgewachsen und ist hier frühzeitig „mit dem Kulturvirus“ infiziert worden. Schon in jungen Jahren hat er gerne gezeichnet, Gitarre gespielt, geschrieben und sich für Museen und klassische Musik interessiert – während sich viele seiner Klassenkameraden lieber auf dem Fußballplatz trafen. „Das war nicht mein Ding, auf einen armen Ball einzutreten…“, so schildert er schmunzelnd seine Kinder- und Jugendzeit. Er freute sich mit 10 Jahren eher über einen Fotoapparat, den ihm sein Vaters schenkte, der selbst Hobbyfotograf war. Dieses Geschenk, den alten  Fotoapparat, hatte er heute vor sich auf dem Tisch liegen. Wenn sein Vater damals nur gewusst hätte, was er mit diesem Geschenk anrichtete. Er stellte sich als Berufsziel seines Filius eher einen Juristen oder Ingenieur vor. Überhaupt hatte H. M. keinen typischen akademisch, geradlinigen Lebens- und Bildungsweg. Nach seinem Abitur 1964 studierte er zunächst an der Uni in Göttingen – was ihm schnell zu „verstaubt“ erschien. Er wechselte zur jungen Universität Bochum und belegte die  Fächer Wirtschaftswissenschaften, Soziologie und Psychologie. Dort ließ er sich nach einigen Semestern exmatrikulieren, sowohl das Studium als auch die möglichen Berufsperspektiven entsprachen nicht seinen Berufs- und Lebensvorstellungen. Lieber fokussierte er sich auf die Fotografie. Um seinen Berufswunsch zu realisieren, schaffte er es durch „handfeste“ Arbeit als LKW-Fahrer, die notwendige Finanzierung seiner Leidenschaft sicherzustellen (Ausrüstung, Materialien). Schließlich entschied er sich – nach sorgfältiger Suche und Auswahl –  für eine Ausbildung zum professionellen Fotografen an der  „Bayerischen Staatslehranstalt für Fotografie München“.
Nach erfolgreichem Abschluss bewarb er sich als Fotograf bei der Bayer AG (1969), wo er nach den ersten Erfahrungen eigentlich nur 2 Jahre bleiben wollte – aus der anfänglichen Einschätzung wurden dann lange 37 Berufsjahre.
Heinrich Mehring erzählt sehr anschaulich – angereichert mit einigen Anekdoten – über seinen Werdegang, seine vielfältigen Arbeitsaufträge und Begegnungen. Der Dialog mit ihm bleibt anregend, hält die Gäste in Bann, weil er es schafft, sehr anschaulich, emotional beteiligt – von humorvoll bis ernst und nachdenklich – zu sprechen. Denn seine fotografische berufliche Arbeit war nicht nur geprägt von kreativ anspruchsvollen Themen, sondern insbesondere auch von belastenden oder traurigen Anlässen, so z. B. wenn es darum ging, Opfer von Arbeitsunfällen zu fotografieren. Denn Arbeits-/Betriebsunfälle mussten auch bildlich dokumentiert werden. Das konnte sowohl psychisch belastend aber auch körperlich anstrengend sein (auf Gerüste zu klettern, oder in Schächte und Rohre zu kriechen). Hier berichtet er, wie wichtig es für ihn war, dass seine Ehefrau immer eine gute Zuhörerin und Entlastung gewesen sei. „Ohne sie, ohne ihre Empathie, ihr Verständnis für meine Arbeit“, hätte ich diese Arbeit nicht machen können.
Alle Details, seine Erfahrungen in den Leitungsverantwortlichkeiten, seine Aktivitäten hinsichtlich der Ausbildung junger angehender Fotografen und Vieles mehr  können hier nicht wiedergegeben werden. Interessant ist es aber noch zu erwähnen, dass ein Weg in die Selbständigkeit für ihn nicht in Frage gekommen wäre. Er könne keine Rechnungen schreiben, Geld und und Karriere sei ihm nicht wichtig gewesen.

Zur Abrundung dieser „Nachlese“ gehört auch, dass Heinrich Mehring auch heute noch aktiv ist, hauptsächlich ehrenamtlich und hierfür auch vom Stadtverband Kultur ausgezeichnet wurde. Neben seiner angenehm ruhigen, unaufgeregten und eher bescheidenen Art und Ausstrahlung klingen so einige seiner Statements  noch nach: „Fotografieren ist in erster Linie Handwerk, das zu beherrschen gilt. Die Kamera ist „eins mit dem Fotografen (der Fotografin)“, d.h. er muss nicht mehr darüber nachdenken, wie die Technik funktioniert, sondern sollte sich voll und ganz auf sein Motiv konzentrieren“.
Das passt zu dem, wie Heinrich Mehring anlässlich einer Ausstellung  (2018) beschrieben wurde: „Heinrich Mehring hat die Gabe warten zu können, warten auf einen Moment, auf das richtige Zusammengehen von Licht, Schatten und Motiv.“

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