Abstieg des 1. FC Köln: "Da laachste dech kapott" - ZDFheute

    Abstieg des 1. FC Köln: "Da laachste dech kapott"

    Abstieg des 1. FC Köln:"Da laachste dech kapott"

    von Ralph Goldmann
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    Der erste Bundesliga-Meister steigt zum siebten Mal aus der Bundesliga ab und wird in der Ewigen Tabelle durchgereicht. Zeit für den subjektiven Gefühlsausbruch eines Effzeh-Fans.

    Fans des 1. FC Köln
    Mit fliegenden Fahnen: Fans des 1. FC Köln
    Quelle: imago

    Es soll Fans des 1. FC Köln geben, die lassen sich durch nichts und niemanden erschüttern, ganz nach den Artikeln des kölschen Grundgesetzes, zum Beispiel Artikel 3 ("Et hätt noch immer jot jejange"). Diese Fans blicken auch nach dem siebten Abstieg der Vereinsgeschichte mit grenzenlosem Optimismus in die Zukunft.
    BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken hatte die Losung auf einer eigens gestalteten Fahne vorgegeben: "FC - jeff Jas. He weed net resigniert!" Im Internet kursiert ein lustiges Meme der Pessimisten dazu: Wolfgang Niedecken hält die Fahne, darauf der Spruch: "Sach ma - häst de Lack jesoffe?"
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    So langsam geht der Glaube flöten

    Ich tendiere zu Letzteren und denen, die langsam, aber sicher die Lust und den Glauben an diesen Verein verlieren. Die Gefühlslage schwankt irgendwo zwischen Verzweiflung, Frust, Gleichgültigkeit und Galgenhumor. Ich spüre eine gewisse Entfemdung und kann nichts dagegen machen, auch wenn ich mich innerlich dagegen wehre.
    Leidensgenossen sprechen mir sogar das echte "Fan-Sein" ab. Ich will mich aber nicht mehr aufregen. Für mich gilt inzwischen Artikel 11 des kölschen Grundgesetzes: "Da laachste dech kapott".

    Die guten alten Zeiten

    Ich bin zum ersten Mal Anfang der 80er Jahre mit FC-Kutte ins alte Müngersdorfer Stadion gepilgert. Ein alter Schulfreund hatte mich mit dem FC-Virus infiziert. Wir besuchten fast alle Heimspiele und viele Auswärtsspiele. Unser Effzeh war fast immer oben mit dabei, jedenfalls nie (oder einmal?) in der unteren Tabellenhälfte. Ja, und wir standen 1986 sogar im UEFA-Pokalfinale gegen Real Madrid.
    Dann kam das Abi und der Sommer 1990. Wir waren auf einer Inter-Rail-Tour gerade in Portugal angekommen, als wir die Nachricht auf dem Cover einer Boulevard-Zeitung entdeckten: der 1. FC Köln entlässt Trainer Christoph Daum. Einige von uns ahnten damals schon, dass die beste Zeit des ersten Bundesliga-Meisters nun endgültig vorbei sein würde. Genau so kam es.

    In der Ewigen Tabelle geht es abwärts

    Der aktuelle Abstieg ist der vorläufig letzte Tiefpunkt in mehr als 30 Jahren Leidenszeit, die mit dem Einzug in die Europa- und später in die Conference League nur wenige Highlights bot. Den Anspruch, sich dauerhaft im oberen Tabellendrittel zu positionieren und ebenso dauerhaft international zu spielen, konnte seitdem keine einzige Geschäftsführung oder Mannschaft mehr erfüllen. In der Ewigen Tabelle wurden die Geißböcke mittlerweile schon von Eintracht Frankfurt überholt! Bayer 04 Leverkusen wird als nächstes vorbeiziehen. Ausgerechnet Leverkusen!
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    Dieses Mal sind die Gründe für den Niedergang vor allem in einer verfehlten Transferpolitik zu finden. Den Verantwortlichen ist es vor der Saison nicht gelungen, ein Team zusammenzustellen, das vor allem offensiv begeistern kann. "Wer keine Tore schießt, steigt ab", sagt eine alte Fußballweisheit.
    Dazu kommt ein selbst verschuldetes Transferverbot, weil die Geschäftsführung völlig naiv in einen Streit mit einem slowenischen Club gegangen ist. Der Effzeh soll einen damals 16-Jährigen zum Vertragsbruch angestiftet haben und hatte die Chance zu einer außergerichtlichen Einigung verstreichen lassen.

    Erstligataugliches Maskottchen

    "Hier ist vieles erstligareif, nur eben die Mannschaft nicht", sagte Kölns Ex-Stürmer Patrick Helmes zuletzt. Das ist leider nicht ganz korrekt, denn die Geschäftsführung und kleine Teile der Fanszene kann er nicht meinen. Wegen eines beleidigenden Spruchbandes gegen die Kölner Oberbürgermeisterin ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft.
    Und dann streitet der Verein noch mit der Stadt um den Ausbau des Sportparks rund um das Geißbockheim. Patrick Helmes meinte wohl die mehr als 130.000 (!) Mitglieder, das Stadion und die Stimmung dort. Und natürlich Hennes, den Geißbock.

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