Erding: Eine Handschrift aus Beton, Glas und Stahl
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Erding: Eine Handschrift aus Beton, Glas und Stahl

Ein Rückblick auf „seine“ Stadt: Sebastian Henrich war 22 Jahre lang Stadtbaumeister in Erding. Nun ist der 66-Jährige in den Ruhestand gegangen.
Ein Rückblick auf „seine“ Stadt: Sebastian Henrich war 22 Jahre lang Stadtbaumeister in Erding. Nun ist der 66-Jährige in den Ruhestand gegangen. © Hans Moritz

22 Jahre lang hat Stadtbaumeister Sebastian Henrich das Erscheinungsbild Erdings geprägt. Jetzt geht er in Ruhestand und blickt zurück.

Erding – Wenn ein Mensch aus dem aktiven Arbeitsleben ausscheidet, stellt sich die Frage: Was bleibt von ihm, was wird ihn überdauern? Wer Sebastian Henrich diese Frage stellt, sollte für die Antwort ein wenig Zeit mitbringen. Denn als Stadtbaumeister war Henrich die vergangenen 22 Jahre Maskenbildner des Erdinger Stadtbildes. Ende Mai geht der 66-Jährige in den Ruhestand.

Hochbau, Tiefbau, Gebäudebewirtschaftung, Landschaftsbau, Bauhof und viele Jahre auch Stadtplanung: Es war ein großes Reich, das Henrich als Leiter der Bauverwaltung pflegen und voranbringen musste. Die Stadtplanung konnte er zuletzt abgeben, sie ist mit der Stadtentwicklung von Christian Famira-Parcsetich fusioniert. Und seit Erding Große Kreisstadt ist, seit 2013, gibt es mit Andreas Erhard einen eigenen Juristen, der sich um Baugenehmigungen & Co. kümmert.

Doch wo ist sie nun zu finden, Henrichs Handschrift? Eigentlich überall. Stolz ist Henrich, „dass es uns seit der Amtsübernahme von Max Gotz gelungen ist, alle sechs städtischen Grund- und die beiden Mittelschulen entweder zu sanieren oder neu zu bauen“. Da sei Erding sehr gut aufgestellt, „es gibt keinen Sanierungsstau mehr“. In seiner letzten Planungs- und Bauausschusssitzung erhielt er dafür auch ein Lob vom OB: „Sie haben alles im Zeit- und Kostenrahmen hinbekommen.“ Das Lob revidiert Henrich im Gespräch mit unserer Zeitung ein wenig: „im genehmigten Kostenrahmen“, dieser Zusatz ist ihm wichtig. „Es gab schon Preissteigerungen, aber es ist uns nie passiert, dass uns ein Vorhaben aus dem Ruder gelaufen ist.“

Neu gebaut wurden in seiner Amtszeit unter anderem die Grundschule am Ludwig-Simmet-Anger, die Kinderhäuser dort und in Langengeisling, der Gerd-Vogt-Sportpark, aktuell die Dreifachhalle am Lodererplatz und die Mensa mit Stadtkapellen-Probenraum im Altenerding.

Auch das Landschaftsbild der Stadt hat er mit geprägt: Die beiden großen Sanierungen des Stadtparks sowie die Umgestaltung des Erholungsgebiets Kronthaler Weiher fanden in seiner Ära statt – mit einer wieder erkennbaren Handschrift bei Sitzmöbeln und Ufergestaltung.

Henrichs Idee ist nicht zuletzt auch die bunte Häuserschlange in der Poststadl-Siedlung an der B388. „Mein Gedanke war damals, die Fassaden-Farben der Bürgerhäuser in ein Neubaugebiet zu übertragen“, erzählt er.

Als „heute so nicht mehr machbar“ bezeichnet Henrich den modernen Glas-/Stahlanbau des Gewandhauses Gruber. „Das würde der Denkmalschutz heute nicht mehr erlauben. Wir waren hier aber in der zweiten Reihe und konnten deshalb einmal etwas ausprobieren“, erinnert sich Henrich.

Glas spielte auch beim neuen Rathaus eine Rolle. „Wir standen vor dem Problem, dass wir wegen der Nachbarbebauung recht wenig Licht über die Seiten hereinbekommen. Also kommt das Licht jetzt durchs Dach.“ Henrich erinnert sich, „dass es damals auch Stimmen gab, die Landshuter Straße 4 wieder so aufzubauen wie der Altbau. Aber das schied für mich aus. Zudem meine ich, dass jede Zeit ihre Formensprache hat und sich diese in der Architektur widerspiegeln soll“.

Architektur hat Henrich, der in Freiburg zur Schule gegangen ist und in Ulm sein Abitur abgelegt hat, auch studiert – in Stuttgart. In dem dortigen renommierten Büro Auer-Weber hat sich Henrich auch die ersten beruflichen Sporen verdient, eher er zehn Jahre lang in Ulm freischaffender Architekt war.

Als 2002 sein erster Sohn zur Welt kam, entschied sich Gattin Nicole, zunächst einmal für die Familie da zu sein. Er suchte daraufhin wieder eine feste Anstellung – und stieß auf die Stellenanzeige der Stadt Erding, die einen Stadtbaumeister suchte. „Ich wurde genommen, wir sind nach Erding umgezogen.“ 2005 und 2007 kamen zwei weitere Kinder dazu. Stadtbaumeister war er vom 1. Juli 2002 an.

Und wie geht es im Ruhestand weiter? „Gute Frage, ich bereite mich gerade darauf vor“, sagt er schmunzelnd. In Erding will er wohnen bleiben, „schon wegen der Familie“. Und er freut sich drauf, endlich einmal die Seiten wechseln zu können: „Das Haus der Großeltern der Gattin in der Nähe von Ulm muss umgebaut beziehungsweise saniert werden. Ich werde jetzt das Bauen anfangen“, sagt er grinsend.

Derweil hat Erding schon eine neue Stadtbaumeisterin: Elke Fischer. Sie arbeitet bereits seit 13 Jahren im Stadtbauamt und kennt alle großen Projekte.

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