Die 25. Stunde | Film-Rezensionen.de
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„Die 25. Stunde“ // Deutschland-Start: 27. Oktober 1967 (Kino)

Inhalt / Kritik

Rumänien, 1941. Bislang führte der Landwirt Johann Moritz (Anthony Quinn) ein ruhiges, einfaches Leben in einem kleinen Dorf. Das ändert sich schlagartig, als ein missgünstiger Polizist ihn fälschlicherweise als Juden denunziert, um an Johanns Frau Suzanna (Virna Lisi) heranzukommen, die er schon länger begehrt. Dass dies völliger Unsinn ist, scheint niemanden zu stören. Sämtliche Proteste des Ehepaares werden ignoriert. Auch als Johann in einem Gefangenenlager landet, versucht Familie Moritz alles, um den Irrtum aufzuklären, nimmt auch die Hilfe der Kirche in Anspruch. Dabei ist der Aufenthalt nur die erste Station einer Odyssee, die ihn durch Europa führt und noch weitere Missverständnisse beinhalten wird …

Eine Falschbehauptung mit Folgen

Filme rund um den Holocaust und das Schicksal jüdischer Menschen seinerzeit gibt es natürlich nicht zu knapp. Dieses Jahr kamen etwa White Bird und One Life in die Kinos, bei denen wir von Kindern erfuhren, die sich entweder vor den Nationalsozialisten versteckten oder das Land verließen, um der Verfolgung zu entkommen. Ein recht ungewöhnlicher Beitrag zu diesem Thema ist Die 25. Stunde aus dem Jahr 1967. Auch dort muss die jüdische Bevölkerung Unterdrückung und Misshandlung über sich ergehen lassen, der Einfluss der Deutschen reicht bis weit über die Landesgrenzen hinaus. Wobei hier „nur“ Zwangsarbeit und Enteignung auf dem Programm stehen. Der Massenmord ist da noch nicht so weit.

Die Besonderheit bei dem Film ist aber natürlich, dass der Protagonist überhaupt kein Jude ist und einfach nur zu einem erklärt wird. Man sollte eigentlich meinen, dass sich eine solche Falschbehauptung leicht aufklären lässt. Das setzt aber voraus, dass die entsprechenden Behörden überhaupt ein Interesse an der Wahrheit haben. Und das ist offensichtlich nicht der Fall. Einer der bittersten Momente ist, wenn Suzanne um das Leben ihres Mannes fleht, der Ansprechpartner aber lieber Blümchen malt, anstatt sich der Sache anzunehmen. Solche Szenen gibt es in Die 25. Stunde zuhauf. Der Film erzählt eine im Grunde sehr bittere Geschichte, wie jemand nur aufgrund einer Falschaussage weggesperrt werden kann und keine Chance auf Rehabilitierung bekommt.

Groteske Odyssee

Etwas irritierend ist dabei, wie Henri Verneuil (Der Clan der Sizilianer, Tausend Milliarden Dollar) dabei die Absurdität betont. Viele Szenen sind so, dass sie eigentlich bei einer Komödie passen würden. Manches ist eher albern, anderes satirisch. Wenn beispielsweise Johann bei den Nationalsozialisten landet und diese in ihm wieder etwas anderes sehen, dann macht sich der Film schon kräftig über sie lustig. Offiziell handelt es sich bei Die 25. Stunde jedoch um ein Drama, was dann zu einer etwas eigenartigen Tonalität führt. Nicht wenige werden sich daran stören, dass der Film dieses ernste Thema auf eine derart alberne Weise behandelt, ohne dabei jedoch eine wirkliche Komödie zu werden. Dabei wäre Letzteres durchaus möglich gewesen, gerade die überzeichneten Figuren und die Behördengänge hätten sich dafür angeboten.

Sofern man keinen „normalen“ Holocaust-Film erwartet, kann man hiermit aber schon seinen Spaß haben. Immer wenn man glaubt, man wüsste, wie die Geschichte ausgeht, kommt es wieder zu einer Wendung. Schließlich erstreckt sich die Handlung über mehrere Jahre, die Reise wird zu einer irrsinnigen Odyssey, an deren Ende der Protagonist selbst schon nicht mehr sagen kann, wer er ist und wohin er gehört. Daraus hätte man ein sehr nachdenkliches Werk machen können, das sich mit dem Konstrukt von Identität beschäftigt. Allzu viel sollte man davon aber nicht erwarten, die Adaption eines Romans von Constantin Virgil Gheorghiu setzt mehr auf Unterhaltung und gelegentliche Emotionalität. Als Groteske ist Die 25. Stunde sehenswert, als wirkliche Auseinandersetzung mit dem Thema weniger.

Credits

OT: „La Vingt-cinquième heure“
Land: Frankreich, Italien
Jahr: 1967
Regie: Henri Verneuil
Drehbuch: Henri Verneuil, François Boyer
Vorlage: Constantin Virgil Gheorghiu
Musik: Georges Delerue, Maurice Jarre
Kamera: Andreas Winding
Besetzung: Anthony Quinn, Virna Lisi, Serge Reggiani, Grégoire Aslan, Marius Goring

Bilder

Trailer

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Die 25. Stunde
fazit
Ein Landwirt wird 1941 fälschlicherweise als Jude denunziert, was den Behörden und dem Militär aber ziemlich egal ist. „Die 25. Stunde“ geht bei den spannenden Themen nicht wirklich in die Tiefe. Die Romanadaption hat aber Unterhaltungswert, wenn das Szenario zu vielen absurden bis bitteren Momenten führt.
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