American Outlaws | Film über die Dougherty-Gang | Actionfreunde
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American Outlaws

Originaltitel: American Outlaws__ Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2023__ Regie: Sean McEwen__ Darsteller: India Eisley, Emory Cohen, Sam Strike, Treat Williams, Cory Hardrict, Tess Harper, Mackenzie Graham, Vanessa Giselle, Lance E. Nichols, …

American Outlaws

Zum Trailer (engl. OV) geht´s hier!

Verfasst und in Szene gesetzt von Sean McEwen (“Braking for Whales”) sowie gewichtig auf Kathy Dobie´s 2012er “GQ”-Artikel “the Whole True Story of the Dougherty Gang” basierend, erzählt das 2023er Crime-Drama “American Outlaws” die wahre Geschichte der Geschwister Dylan, Ryan und Lee-Grace, welche im August 2011 (damals im Alter von 26, 21 und 29) etwas über eine Woche lang die Öffentlichkeit und Behörden in mehreren US-Bundesstaaten auf Trab hielten. Von Emory Cohen, Sam Strike und India Eisley gespielt, bewegen sich die Doughertys in dem kleinen, ärmlichen, im Hinterland Floridas gelegenen Städtchen Lacoochee mehr schlecht als recht durch ihre jeweiligen Leben: Lee-Grace ist Stripperin – Drogen-Konsum inklusive – Dylan arbeitet gelegentlich als Schreiner und der sich seit einiger Zeit auf Bewährung befindende Ryan steht vor der großen persönlichen Herausforderung, in rund einem Monat Vater eines Sohnes zu werden. Plötzlich gerät jedoch zutage, dass letzterer eine der ihm gerichtlich verordneten Auflagen nicht eingehalten hat – weswegen ihm aktuell nun eine Inhaftnahme droht; gekoppelt mit bis zu 15 Jahren Gefängnis. Im Angesicht dieser Bredouille äußert Dylan prompt den Vorschlag, gemeinsam nach Costa Rica abzuhauen, dort einen Neustart zu wagen sowie Amber (Mackenzie Graham) und das Baby später dann nachkommen zu lassen…

Nach ein paar Überzeugungs-Bemühungen – primär ein Verweisen auf ihre gegenwärtige nicht gerade erfüllende Situation, ihren Zusammenhalt als Familie sowie ihre mangelnden Zukunfts-Perspektiven – ist die Sache beschlossen: Mit der mexikanischen Grenze ihr kritischstes Zwischenziel markierend, bepacken sie ihren Subaru nur mit dem Nötigsten – wobei Dylan aber auch eine Auswahl an Waffen mitnimmt, die man unterwegs ggf. verkaufen könnte. Früh morgens verabschiedet sich Ryan von Amber und nach einigen Meilen landet seine “elektronische Fußfessel” (abgeschnitten) am Straßenrand. Die Laune ist beschwingt – was wiederum dazu beiträgt, dass Ryan auf dem Highway das Tempo-Limit überschreitet, ein Streifenwagen stracks auf sie aufmerksam wird und sie zum Anhalten aufgefordert werden. Statt das zu tun und sich den Konsequenzen zu stellen, rasen sie jedoch weiter und können bloß dadurch entwischen, indem Dylan eine Reihe von Schüssen auf das Verfolger-Fahrzeug abgibt, welches daraufhin von ihnen ablässt. Mit insgesamt nur weniger als 600 Dollar in Cash dabei sowie dem Wissen im Kopf präsent, was man ihnen nun alles zur Last legen wird, bekräftigt Dylan eine Art kein-Weg-zurück-Mentalität bei ihnen und betont im Rahmen dessen, dass sie für ihre Freiheit vor dem Eingehen gewisser Wagnisse und Risiken nicht zurückschrecken dürfen…

Direkt zu Beginn hat einem “American Outlaws” bereits einen knapp 30-sekündigen Ausblick auf das offeriert, was jetzt als Nächstes geschieht: Im Süden Georgias rauben sie eine Bank aus. Vermummt, mit Pistole, Schrotflinte und AK-47 in Händen sowie sich an eine klare Zeitvorgabe haltend, wird niemand bei der Aktion verletzt und können sie noch vorm Eintreffen der Cops mit $5200 an Bargeld fliehen. Was sie nicht wissen: Wegen der aktenkundigen Vergangenheit des Trios sowie Dylan´s Faible für Waffen hatte sich das FBI schon vor dem Überfall in die Fahndung eingeschaltet – weshalb neben der Polizei in den einzelnen Countys nun auch die beiden Agents Donovan (Treat Williams) und Morely (Cory Hardrict) emsig hinter ihnen her sind. Ein Versuch der Geschwister, einen neuen Wagen zu kaufen, misslingt aufgrund einer Tätlichkeit zwischen Lee-Grace und einem der Verkäufer, die Medien berichten über sie und es werden Fotos von ihnen gezeigt – kurzum: Der Druck erhöht sich zunehmend. Fortan Orte wie Restaurants und Hotels meiden müssend, geraten sie u.a. in angespannte Begegnungen mit einem freundlichen älteren Ehepaar und einer campenden Familie – worüber hinaus es zugleich immer unwahrscheinlicher wird, dass sie es nach Mexiko schaffen, da die Cops genau diese Absicht erahnen und die Grenze entsprechend verstärkt im Auge halten…

McEwan war merklich darum bemüht, eine Balance hinzubekommen, die Doughertys weder zu sympathisch noch zu verwerflich zu portraitieren. Dass die vermittelte Impression ein Stück weit in die positivere Richtung tendiert, hängt definitiv damit zusammen, dass es ihm recht gut gelungen ist, ihr dysfunktionales Aufwachsen sowie die daraus resultierten psychischen Auswirkungen auf ihre Persönlichkeiten zu veranschaulichen. Nach dem Tod ihres Vaters bot ihnen ihre Familie in ihrer Kindheit keinen Schutz und keine Geborgenheit – im Gegenteil: Lee-Grace z.B. wurde in ihrer Jugend von dem neuen Partner ihrer Mutter über Jahre hinweg sexuell missbraucht und Dylan war mit 16 von zuhause abgehauen, da er es dort einfach nicht mehr ertragen konnte. Anders als sonst (bzw. bisher) reden sie eines Abends am Lagerfeuer mal offen über solche Dinge – welche sie innerlich nie zu belasten aufgehört hatten: Dylan etwa kann es sich nicht verzeihen, seine Schwester und seinen Bruder damals im Stich gelassen zu haben – und Lee-Grace erinnert sich noch deutlich daran, dass sie sich im Prinzip so fühlte, als hätte ihr Vergewaltiger ihr obendrein das Herz gebrochen, als er schließlich von ihr abließ, als sie ihm zu alt geworden war. Fraglos hätten sie therapeutische Hilfe benötigt, um das alles zu verarbeiten, und sind Schicksale wie ihre bekanntlich ja leider keine Einzelfälle…

Das soziale Milieu, dem sie entstammen, spielte ebenfalls eine Rolle: Von manchen sicherlich als Rednecks bezeichnet, wohnten sie in Trailer, waren Waffen, Kriminalität, Armut, Alkohol und Drogen in ihrem Umfeld weit verbreitet sowie ihre “Aufstiegs-Chancen” per se nicht gerade hoch. Selbstverständlich entschuldigt all das nichts des Getanen – unterfüttert es wohl allerdings mit Kontext. Dylan war schonmal wegen Marihuana-Besitz sowie der Nutzung eines Pkws während eines ihm auferlegten Fahrverbots verhaftet worden, Lee-Grace u.a. fünfmal wegen Unfallflucht und Ryan insgesamt sogar vierzehnmal – und zwar wegen Delikten wie Diebstahl, obszönem Verhalten sowie dem Zerstören von Beweisen. Was im Film bloß beiläufig (in einem Nebensatz) erwähnt wird, ist der Grund für Ryan´s Bewährungsstrafe – nämlich dass er einer Elfjährigen explizite Text-Nachrichten geschrieben hatte, nachdem sie sich bei “MySpace” kennenlernten: Ein Missverständnis, seiner Aussage nach. Das konkrete Inhaftiertwerden drohte ihm indes dafür, weil er es nicht fristgemäß hinbekommen hatte, sich offiziell als Sex Offender zu registrieren – was jedoch daran lag, dass er für diesen Vorgang zwei an ihn verschickte Schreiben der Behörden benötigte; es in seiner Ecke von Lacoochee aber keine Post-Zustellung gab. Überdies war ihm der zugeteilte Beamte nicht sonderlich wohlgesonnen…

“American Outlaws” präsentiert die Doughertys als junge Leute, die nicht die besten Entscheidungen treffen sowie mitunter impulsiv und irrational reagieren. In gewissen Situationen sprechen sie aus, was ihnen in just dem Moment (durch Empfindungen heraufbeschworen) in den Sinn kommt, ohne weiter drüber nachzudenken: So erzählt Ryan bei einem Tankstopp bspw. dem Kassierer nach dem Erblicken eines Spielzeugs spontan freudig davon, dass er bald Vater werden wird, willigt Lee-Grace beim Autokauf ein, für den Erhalt einiger Rauschmittel Sex mit dem Händler zu haben – nur um ihn im Zuge des Akts ungewollt in eine (ihn abtörnende) Konversation über ihre Wünsche und Pläne für die Zukunft zu verwickeln – und sie ist es dann auch, die bei einem Essen mit einem Ehepaar, welches das Trio zuvor gastfreundschaftlich zu sich eingeladen hatte, Dylan´s Auffassung nach zu viel über sich preisgibt. Es war nicht ihr Bestreben, Überfälle zu begehen und Menschen zu bedrohen und zu verängstigen. Sie sind keine “hartgesottenen Gewalttäter” und wollen nicht, dass jemand bei all dem zu Schaden kommt. Dramatik entsteht u.a. aus ihrem Umgang mit akuten Entwicklungen, da sie nicht stets derselben Meinung sind, wie die richtige Reaktion aussehen soll – á la wie mit denjenigen zu verfahren ist, durch die ihre Verfolger nach ihrem Weiterziehen unweigerlich ja eine heiße Spur verraten bekommen würden…

Parallel dazu, dass sie Ryan vorm Gefängnis bewahren wollen, erhoffen sich die Geschwister von ihrem Vorhaben eine bessere Zukunft. Sich aufeinander verlassend, ist ihr Zusammenhalt stark – was oft thematisiert wird; zum Glück dabei aber kein “the Fast and the Furious”-Ausmaß annimmt. Wegen bestimmter vergangener Ereignisse sind einzelne Facetten ihrer Beziehung dennoch kompliziert – eben weil bei ihnen individuell noch immer eine Menge psychisch Unbewältigtes unter der Oberfläche brodelt. Leider beschäftigt sich der Streifen nicht tiefschürfend genug mit ihnen über einige (an sich löbliche) Ansätze hinaus. Zwecks Unterfütterung ihrer Dynamiken und Motivation, das Ganze in dieser Form durchzuziehen, hätten mich mehr Infos zu ihren Leben in den ein bis zwei Jahren vorm Einstieg in die Handlung interessiert – und das gekoppelt mit bzw. zugunsten nuancierterer Charakter-Zeichnungen. Der von Emory Cohen (TV´s “the OA“) verkörperte Dylan ist die treibende Kraft hinter den Entschlüssen und Voranschreitungen, Sam Strike´s (“Leatherface”) Ryan ist eher mitläuferisch-passiv und Lee-Grace (Olivia Hussey´s hübsches, u.a. aus “Kite” bekanntes Töchterchen India Eisley) merkt man zunehmend an, was sie so alles durchmachen musste, wie sich das auf ihren Werdegang ausgewirkt hat und wie einträglich-wichtig ihr dieser Ausbruch aus dem sie zerfressenden Einerlei rasch wird…

Die drei Leads liefern brauchbar-solide Performances ab – was ex aequo für Treat Williams (“In the Blood“) und Cory Hardrict (“City of Lies“) in den beiden prominentesten Nebenparts gilt: Ihre FBI-Agenten sind jedoch reine “Standard-Rollen”, wie man sie schon in zig anderen Werken zu sehen bekommen hat – weisen aber zumindest eine nette Mentor-Protegé-Konstellation auf. Traurigerweise war dies der letzte Film, den Williams vor seinem tödlichen Motorrad-Unfall im Juni 2023 drehte. Die Kombination aus McEwen´s Regie, Michael Lira´s (“Interceptor“) Score und Justin Henning´s (“Your lucky Day”) Kamera-Arbeit verleiht dem Gebotenen einen klassischen Indie-Look&Feel, die Ausstattung überzeugt und die Integration alter Camcorder- sowie echter Streifenwagen-Dashcam-, Überwachungs- und TV-Nachrichten-Aufnahmen von damals ist als eine dienlich-ergiebige Ergänzung zu werten. Zudem wusste mir die deprimierende Atmosphäre einiger ärmerer ländlicher Gegenden zu gefallen, in denen der amerikanische Traum bereits des längeren tot ist. An einer Stelle meint die selbst ja nicht gerade aus wohlhabenden Verhältnissen stammende Lee-Grace in Anbetracht der alten, kaputten Häuser, der ungepflegten Grundstücke, auf denen nicht selten vor sich hin rostende Autos stehen, sowie der Anwohner, sie komme sich so vor, als wären sie dort in einem anderen Land

“American Outlaws” hat das Problem, dass es eine Vielzahl ähnlicher Geschichten Schrägstrich Genre-Produktionen gibt, von denen sich McEwen in Gestalt des von ihm Geschaffenen einfach in keinem markanten Maße abzuheben in der Lage war. Bei einer Story wie der Vorliegenden ist mir klar, dass Klischees niemals völlig vermeidbar gewesen wären – bloß hätte man bspw. ruhig auf das Imitieren von Krähen-Gekrächze als Symbol der Verbundenheit unter den Geschwistern verzichten können; zumal in einer speziellen Szene die evident beabsichtigte Wirkung nicht wirklich erzielt zu werden vermag. Obgleich ein wenig Action sowie ein paar Suspense-haltige Passagen vorhanden sind, entpuppt sich so manches Zwischenmenschliches jedoch als das, was einem im Nachhinein positiv im Gedächtnis bleibt – wie etwa Lee-Grace´s Feststellung, dass sie sich auf diesem sie u.a. erstmals in die Berge Colorados führenden Trip (trotz allem) so glücklich wie schon ewig nicht mehr fühlt; im Beisein ihrer Liebsten, weit entfernt von ihrem betrüblichen Alltag; selbst wenn diese Zeit absehbar begrenzt ist. Tja, am Ende wurden sie (leichte Spoiler) gefasst sowie zu insgesamt (zusammengerechnet) 179 Jahren Haft verurteilt. Während einer der Gerichtsprozesse gab der zuständige Richter an, dass er es als ein Wunder erachten würde, dass niemand im Laufe der sich entfaltenden Geschehnisse getötet worden sei…

7 von 10

Während “American Outlaws” in Australien bereits auf DVD erhältlich ist, sind mir bis heute (05/2024) indes noch keine Veröffentlichungspläne für Deutschland bekannt…

Stefan SeidlAmerican Outlaws

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American Outlaws

Copyright des “American Outlaws” Covermotivs und der Pics: Big Cat Prod. / Charlie Baby Prod. / Millennium Studios / Narrator Ent. / The Steve Jaggi Company / Eagle Ent. & SC Movies (AU) __ Freigabe der australischen VÖ: MA 15+__ DVD/BluRay: ja/nein

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Categorised in: Der Actionfilm, Sonstige Highlights

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