Rentner-Ehepaar in Oyten seit Ostern ohne warmes Wasser
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Rentner-Ehepaar in Oyten seit Ostern ohne warmes Wasser

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Seit mehr als sechs Wochen leben die Mieter in einem Mehrparteienhaus in Oyten ohne warmes Wasser, weil der Vermieter kein Heizöl nachbestellt.

Oyten – „Wir wissen uns nicht mehr zu helfen“, sagen Edwin Tholen und seine Frau. Seit Ostermontag, also seit mehr als sechs Wochen, lebt das Rentner-Ehepaar ohne Heizung und ohne Warmwasser in seiner Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung in einem Mehrparteienhaus an der Augsburger Straße in Oyten. Der Vermieter weigert sich nach Tholens Worten, Heizöl nachzubestellen, weil er im Clinch mit einer anderen Mietpartei in dem Haus liegt.

Im April fror das Paar bei zwölf bis vierzehn Grad in der Wohnung – gesundheitsgefährdend, sagen sie. Dank des warmen Wetters gehe es inzwischen ohne Heizung, so Tholen, aber wie lange sie es ohne warme Dusche noch aushalten, wisse er nicht. Seit Ostern „waschen wir uns mit Wasser aus dem Wasserkocher“. Obwohl sich ihr Vermieter mit der Einstellung der Warmwasserversorgung nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch strafbar mache, könne den Mietern anscheinend niemand helfen, schildert der Rentner.

Seit Ostern gibt es in dem Mehrparteienhaus an der Augsburger Straße in Oyten kein warmes Wasser mehr, weil der Vermieter kein Heizöl nachbestellt
Seit Ostern gibt es in dem Mehrparteienhaus an der Augsburger Straße in Oyten kein warmes Wasser mehr, weil der Vermieter kein Heizöl nachbestellt. © Holthusen

Fünf der sechs Wohnungen in dem ungepflegt wirkenden Haus seien bewohnt. Alle dort seien vom Ausfall der Heizungsanlage betroffen, darunter alte Menschen mit Pflegestufe. Tholen hat den Vermieter mehrfach angeschrieben und angerufen, ihn zur Beseitigung des Mangels aufgefordert und schließlich „eine befreundete Anwältin eingeschaltet, die versucht hat, ihn telefonisch zu erreichen – alles fruchtlos“. Er war bei der Polizei, um Anzeige wegen Körperverletzung zu erstatten, „aber die Bearbeitung dauert circa ein halbes Jahr“, sei ihm dort gesagt worden. Ein Mieter habe den Mieterschutzbund eingeschaltet, „andere Nachbarn waren in Verden beim Amt, um ein Eilverfahren einzuleiten“, aber auch das dauere ein halbes Jahr.

„Unser Vermieter entschuldigt sich bei uns für die Unannehmlichkeiten, bleibt aber bei seiner Aussage: Solange ,die da vorne’ ihre Abrechnung nicht bezahlen, wird kein Öl bestellt“, schildert Tholen. Besagte vordere Mietpartei verweigert nach seiner Einschätzung jedoch „aus gutem Grund“ die geforderte Nachzahlung auf Grundlage der jüngsten Nebenkostenabrechnung. Denn diese sei pauschalisiert und – jenseits gesetzlicher Vorgaben – nicht nachvollziehbar: „Das geht über den Daumen.“ Ein Problem sei, dass es nur eine Wasseruhr für das ganze Haus gebe.

Vermieter will sich nicht äußern: „Kein Interesse, da sage ich nichts zu“

Der Vermieter aus Bremen-Osterholz will sich auf Nachfrage unserer Zeitung nicht zu der Angelegenheit äußern: „Kein Interesse, da sage ich nichts zu“, erklärt er aufgebracht am Telefon. Nur soviel: Wenn die Mieter in Oyten glaubten, er bezahle ihr Öl, hätten sie sich getäuscht.

In seiner Verzweiflung hat sich Tholen auch an die Gemeinde Oyten gewandt: „Die waren sehr freundlich, sind aber bei solchen Sachen auch nicht zuständig.“ Darauf hatte er gehofft, nachdem Ende April in Bremen die Stadt eingeschritten war, als den Mietern in zwei heruntergekommenen Wohnblocks in Huchting das Gas abgestellt worden war, weil der Hauseigentümer die Rechnungen des Versorgers nicht bezahlt hatte. Entsprechende gesetzliche Möglichkeiten haben die Behörden in Niedersachsen so nicht. „Grundsätzlich bietet in Niedersachsen das Gesetz über den Schutz von Wohnraum und von Unterkünften für Beschäftigte (NWoSchG) Gemeinden wie Oyten begrenzte Befugnisse, sich in einen solchen Konflikt einzuschalten“, bestätigt Sebastian Oetting, der im Rathaus den Fachbereich Bürgerservice leitet. Der Gemeindeverwaltung sei bekannt, dass die Bewohner des Mehrparteienhauses an der Augsburger Straße in Konfliktgesprächen mit ihrem Vermieter seien: „Allerdings sind wir nicht Teil des Konflikts, weil dies zunächst Sache zwischen Vermieter und Mieter ist“. Die Gemeinde Oyten stehe den Betroffenen sowie dem Vermieter natürlich für ein Gespräch zur Verfügung.

Das Ehepaar Tholen ist vor knapp zwei Jahren von Bremen nach Oyten in die Nähe der pflegebedürftigen Mutter gezogen. „Es musste schnell gehen“, und da habe man nicht so genau hingeguckt. Die Wohnung, die lange leer gestanden hatte, war günstig, die Lage gut. Die nicht vorhandenen Steckdosen kaufte Tholen dann selbst, den Müll aus Garten und Keller entsorgte er auf eigene Kosten. Wohnung und Garten brachte er auf Vordermann. Rund 7000 Euro habe er investiert, um das Objekt „wohnfähig“ zu machen: „Das haben wir für uns gemacht, damit wir uns wohl fühlen.“ Dennoch profitierte auch der Vermieter von dem verbesserten Erscheinungsbild seiner Immobilie. „Und jetzt geht er so mit uns um. Wahnsinn“, sagt Tholen. Sollte sich eine andere bezahlbare kleine Erdgeschosswohnung finden, „ziehen wir hier sofort aus“.

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