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Borussia Dortmund verarscht die Bundesliga mit Niederlage in Mainz - findet der LIGAstheniker in seiner Kolumne

Thilo Komma-Pöllath

Publiziert 13/05/2024 um 10:41 GMT+2 Uhr

Borussia Dortmund steht im Champions-League-Finale, verliert in der Bundesliga aber sang- und klanglos 0:3 beim 1. FSV Mainz 05. Das ist Wettbewerbsverzerrung, findet der LIGAstheniker in seiner Kolumne. Gegen einen Abstiegskandidaten mit der Einstellung der Clownstruppe von Circus Roncalli zu agieren, grenze an skandalöse Arroganz. Ein Beispiel könnte sich der BVB an ein paar Altrockern nehmen.

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In der letzten Woche mit den dramatischen Champions League-Halbfinals habe ich ein Auswärtsspiel meiner persönlichen Lieblingsmannschaft besucht: die E-Street-Band mit ihrem "Boss" Bruce Springsteen in Belfast.
Im Rahmen Ihrer aktuellen Europatournee spielt E-Street unter anderem noch in Deutschland, England, Italien, Spanien. Nordirland hat sicher die kleinste Bedeutung aller besuchten Länder, dennoch zupfte Springsteen persönlich an seiner Gitarre und auch die legendäre E-Street-Band trat in Bestbesetzung an: Little Steven, Nils Lofgren oder Max Weinberg.
18 Mann auf der Bühne, drei Stunden die größte Rock'n'Roll-Show der Welt, dabei ist Springsteen 74 Jahre alt. Und damit ist der fundamentale Unterschied zur ersten Fußballmannschaft von Borussia Dortmund schon recht plastisch skizziert. Dortmund trat am Wochenende beim abstiegsgefährdeten 1. FSV Mainz 05 an, ohne zehn Stammspieler, mit einer B-Elf, die wie eine Amateurmannschaft kickte.
Das folgerichtige 0:3 ist, nennen wir es beim Namen, Wettbewerbsverzerrung im Abstiegskampf und grenzt an skandalöse Arroganz.
Oder, zurück zum Bild: Hätte Springsteen zehn Mann seiner E-Street-Band in Belfast ersetzt, die 40.000 Zuschauer hätten die Bühne in alle Einzelteile zerlegt.
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Mainz 05 jubelt gegen Borussia Dortmund

Fotocredit: Getty Images

Der Fall BVB: Das gibts nur im Fußball

Musik und Sport, kann man doch alles gar nicht vergleichen, werden jetzt einige sagen. Aber warum eigentlich?
Wenn man sieht, welche Energie diese älteren Herrschaften Ende Sechzig, Anfang Siebzig auf die Bühne bringen, um ihren Fans alles das zu geben, was eben noch da ist, und viel jüngere Herrschaften Mitte, Ende Zwanzig "geschont" werden müssen nach einem anstrengenden Spiel, dann wirkt das vor allem auch deshalb lächerlich, weil es das in anderen Sportarten auch gar nicht gibt.
Der Fußball, wieder einmal, glaubt, er könne seine eigenen Gesetze schreiben. Das ist peinlich und ärgerlich und arrogant, aber das habe ich ja schon erwähnt.

Dortmund mit Roncalli-Mindset

Dabei ist es gar nicht in erster Linie nur der Wechsel des Personals, schließlich sollte auch die zweite Dortmunder Garnitur für einen Gegner wie Mainz locker reichen. Der BVB, zur Erinnerung, ist aktueller Champion League-Finalist. Die Einstellung dagegen erinnerte eher an die Clownstruppe bei Circus Roncalli.
Die Dortmunder No-Show würde nicht so unangenehm ins Auge stechen, hätten Leverkusen und Bayern, unter der Woche ebenfalls international unterwegs, nicht gleichzeitig gezeigt wie es geht: Zwei souveräne Siege in Bochum und gegen Wolfsburg mit eben auch einer bessern B-Elf, aber einem ganz anderen Mindset.
Anders als der BVB wollten die gewinnen, und sei es, wie Leverkusen, um ihre Makellosbilanz von 50 Spielen ohne Niederlage auszubauen. Sportlich hatte das Spiel für Bayer ansonsten Nullwert. Der BVB hat am Samstag einiges kaputt gemacht.

Union und Köln werden verarscht

Völlig unverständlich wird das Dortmunder Verhalten, wenn man sich kurz noch mal vor Augen führt, welche Saison der BVB bis dato eigentlich gespielt hat.
Platz fünf, noch hinter Leipzig und Stuttgart, ist für die ehemalige Nummer zwei im Bundesligaland weniger als Mittelmaß und eigentlich inakzeptabel (Tabelle).
Kaum aber erreicht man mit Glück und Geschick das Champions-League-Finale, macht man auf dicke Hose. Die kennt man sonst nur von den Bayern, die sie sich allerdings über Jahre erarbeitet haben. Statt Demut und dem Wissen darum, dass man gegen Paris auch sehr viel Glück gehabt hat, gleich mal den Hybrisschalter bis zum Anschlag hochgedreht.
Die Verarschten sind Klubs wie Union Berlin und der 1. FC Köln. Und die DFL schaut machtlos zu, weil es für derartige Wettbewerbsverzerrung kein Regularium gibt.
Am Donnerstag in Belfast haben Springsteen und die E-Street-Band auch "My City of Ruins" gespielt, ein Klassiker im Repertoire. Die haben doch nicht Dortmund gemeint?

Kommentare bei Eurosport.de geben stets ausschließlich die Meinung des/der jeweiligen Autors/Autorin wieder, nicht die der gesamten Redaktion.

ZUR PERSON: THILO KOMMA-PÖLLATH
Der Sportjournalist und Buchautor ("Die Akte Hoeneß") beleuchtet in seinem wöchentlichen Blog als das Geschehen in der Fußball-Bundesliga für Eurosport.de. Oft skeptisch, ironisch, kritisch - aber einer muss schließlich den Ball flach halten.
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